Titel: | Ueber Schmelzpunkt und Schmelzdauer in Bezug auf Glasschmelzöfen; von C. Schinz. |
Autor: | Conrad Schinz |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XCVII., S. 348 |
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XCVII.
Ueber Schmelzpunkt und Schmelzdauer in Bezug auf
Glasschmelzöfen; von C.
Schinz.
Schinz, über Schmelzpunkt und Schmelzdauer in Bezug auf
Glasschmelzöfen.
Unter Schmelzpunkt versteht man gewöhnlich die Temperatur, bei welcher der feste
Aggregatzustand eines Körpers aufgehoben und derselbe flüssig wird. Bei sehr vielen
Körpern tritt aber dieser Zustand nur nach und nach ein, indem solche sich
allmählich erweichen. Wir können entweder annehmen, daß bei diesem Zustand der
Weichheit die Cohäsion nur geschwächt ist, ohne ganz aufgehoben zu seyn; oder daß
einzelne Molecule flüssig, andere fest sind, und die Mischung dieser beiden
Aggregatzustände die Weichheit bildet. Wahrscheinlich entsprechen beide Anschauungen
dem Thatbestand. Ist nämlich der Körper breiartig, so findet Einmengung von noch
festen Moleculen in weichen oder flüssigen statt; ist hingegen der durch Wärme weich
gemachte Körper zähe, in Fäden ausziehbar, so ist wohl die Cohäsion vorherrschend nur theilweise
aufgehoben. Eine solche theilweise Aufhebung der Cohäsion zeigen z.B. der Schwefel,
Zucker, das Schmiedeeisen, mehrere Roheisensorten, schmelzender Schnee etc.
Ohne diese theoretischen Betrachtungen weiter zu verfolgen, gehen wir auf die
Folgerungen über, welche sich daraus für die Anwendung, und zwar auf den
Schmelzproceß des Glases, ziehen lassen.
Bei diesem Schmelzproceß haben wir es mit zweierlei Verbindungen zu thun, welche
offenbar den beiden Arten des Aggregatzustandes, der Weichheit und dem teigigen
Zustande, angehören; in den ersteren Zustand gehen die alkalischen Silicate über, in
den letzteren die erdigen Silicate. Ueberhaupt sind bei den in die Häfen gebrachten
Glassätzen vier verschiedene Zustände zu unterscheiden: in der ersten Periode sind
nämlich die sämmtlichen Ingredienzien pulverförmig, in der zweiten zusammengesintert
und schwach breiförmig, in der dritten weich und breiförmig zugleich, und in der
vierten endlich vollkommen flüssig.
Sowohl um eine vollständige Mischung, als auch um eine vollkommene chemische
Verbindung und das Emporsteigen aller durch die freigewordene Kohlensäure gebildeten
Blasen zu bewirken, ist es stets nöthig, daß das Glas in den vollständig flüssigen
Zustand gebracht werde.
Dieser Zustand wird bei vorherrschenden Kalksilicaten bei geringerer Temperatur, aber
erst nach einer längeren Zeit erzielt; bei vorherrschenden alkalischen Silicaten nur
bei hoher Temperatur, aber in kürzerer Zeit. Dennoch ist es möglich, beide Arten von
Glas in gleicher Zeit in den vollständig flüssigen Zustand überzuführen, aber unter
der Bedingung, daß die Temperaturen verschieden sind.
Bei allen Uebergängen des Glassatzes von einem Zustand in den anderen kommt es darauf
an, mit welcher Leichtigkeit die Wärme die Masse in den Tiegeln durchdringt, d.h.
wie groß die Leitungsfähigkeit der Masse ist.
Auch in dieser Beziehung findet in den verschiedenen Perioden eine bedeutende
Verschiedenheit statt.
Körper, welche eine sogar sehr große Leitungsfähigkeit besitzen, verlieren dieselbe
durch die mechanische Vertheilung, weil die dann zwischen den Theilchen befindlichen
kleinen Luftschichten sehr schlechte Wärmeleiter sind; es werden daher alle
Glassätze, so lange sie im pulverigen Zustande sind, sich annähernd gleich
verhalten.
So hat z.B.
Quarzsand die Leitungsfähigkeit
0,162
Pulver von gebranntem Thon
0,099
gepulverte Kreide
0,060
Eisenfeilspäne
0,095,
während dieselben Substanzen im zusammenhängenden Zustande die
Leitungsfähigkeit von 0,5; 0,5; 1,7 und 17,4 haben.
Sobald jedoch einer der Bestandtheile des Glassatzes geschmolzen ist, was bei den
alkalischen schon bei verhältnißmäßig niedriger Temperatur erfolgt, so wird die
Leitungsfähigkeit der Mischung größer, weil die einzelnen Theile dadurch
zusammensintern und die vorher zwischengelagerte Luft verdrängen. Am größten wird
endlich die Leitungsfähigkeit, nachdem alle Bestandtheile sich vereinigt haben, und
somit eine homogene Masse bilden.
Um nun bestimmte Werthe für dieses Verhalten der Körper zu
erhalten, wollen wir sofort die Formeln aufführen, mittelst deren solche nach den
Gesetzen der Leitungsfähigkeit berechnet werden:
t' = t (1
– A)
und
Textabbildung Bd. 164, S. 349
in denen t' die Temperatur
bezeichnet, welche ein Körper auf die Entfernung von e
Fußen nach der Zeit z in Stunden annimmt, wenn derselbe
von der einen Seite auf der constanten Temperatur t
erhalten wird.
Textabbildung Bd. 164, S. 349
in welchen Formeln e, k und 2 die
gleiche Bedeutung wie oben haben, und C = der
Leitungsfähigkeit, s = der specifischen Wärme und d = der Dichte der in Betracht kommenden Körper ist.
Nehmen wir nun z.B. einen Glassatz von:
100
Theilen
Quarzsand,
25
„
Kalksteinpulver und
25
„
Sodasalz,
so ist die mittlere Leitungsfähigkeit dieser Mischung ungefähr
=
Textabbildung Bd. 164, S. 349
das mittlere specifische Gewicht =
Textabbildung Bd. 164, S. 349
und die mittlere specifische Wärme =
Textabbildung Bd. 164, S. 349
und daher der Werth von k = C/(d . s) = 0,1447/(1,3 . 02067) = 0,5385 = k.
Nehmen wir den mittleren Glashafen-Durchmesser = 2' an, so daßdie Entfernung von der Hafenwand
bis in die Mitte 1' beträgt, so ist der Werth von e =
1'. Ferner sey die Dauer der Wirkung von t = 1 Stunde,
und daraus
Textabbildung Bd. 164, S. 350
daraus
Textabbildung Bd. 164, S. 350
Somit würde die Temperatur in der Mitte des Hafens nach einer Stunde
für t
=
1600°;
1700°;
1800°;
1900°
t'
=
1319°;
1402°;
1485°;
1567°,
und da die alkalischen Salze in der Mischung schon bei
1100° bis 1200° zum Schmelzen kommen, so wird also diese erste Periode
innerhalb einer Stunde vollendet seyn.
Berechnen wir nun den Werth von k für dieselbe Mischung,
indem wir für den Kalkstein d = 1,54 und für die Soda
C = 0,7 annehmen, so wird k = 0,59816. Der Werth von A wird, für e ebenfalls = l' und für z = 10 Stunden, A = 0,05356
und 1 – A = 0,94644, daher, die Temperatur in der
Mitte des Hafens nach 10 Stunden
bei t
=
1600°;
1700°;
1800°;
1900°;
t'
=
1514°;
1609°;
1704°;
1798°.
Wäre aber das durch den Schmelzproceß gebildete Glas von Anfang an fertig und eine
homogene Masse gewesen, so wäre der Werth von k = C/(s . d) = 0,45/(0,17777 .
2,448) = 1,034; der Werth von A für 10 Stunden und
gleiche Dicke 1 – A = 0,95923, und folglich die
Temperatur in der Mitte des Hafens
für
t
=
1600°;
1700°;
1800°;
1900°;
nach 10 Stunden t'
=
1535°;
1631°;
1727°;
1822°.
Da aber diese letztere Leitungsfähigkeit eigentlich erst dann eintritt, wenn das Glas
geläutert ist, d.h. wenn alle entwickelten Glasbläschen aus der Masse entfernt sind,
so werden wir für die Praxis hinlänglich genaue Resultate erhalten, wenn wir den
mittleren Werth von k, also 0,59816, als den der
angegebenen Mischung zukommenden betrachten.
Aus dem Vorhergehenden ist ersichtlich, daß die relative Menge der leichtschmelzbaren
alkalischen Salze am meisten zur Beförderung des Schmelzens beiträgt. Darauf beruht
auch die Praxis mancher mit Holz arbeitenden Glashütten, dem Glassatze bedeutende Mengen
von Steinsalz zuzusetzen. Obgleich von diesem Steinsalze kaum eine Spur in das Glas
übergeht, sondern dasselbe einfach verflüchtigt wird, so dient dessen Anwesenheit
doch bis zum Eintritt der Temperatur, worin es verflüchtigt wird, dazu, der Masse
mehr Wärmeleitungsfähigkeit zu ertheilen und dadurch die Schmelzzeit abzukürzen,
welche sonst bei der durch Holz hervorgebrachten verhältnißmäßig geringen Temperatur
der Oefen, von allzulanger Dauer seyn würde.
Es sind also solche Glassätze, welche viel Alkali enthalten, leichter schmelzbar;
dagegen sind allerdings sehr kalkhaltige Glassätze weit leichter zu verflüssigen,
d.h. sie werden schon bei geringeren Temperaturen leichtflüssig, während alkalische
Sätze erst bei höherer Temperatur diesen Zustand annehmen und also nur bei solcher
vollständig geläutert werden können.
Nach bisher gemachten Beobachtungen würde grünes Flaschenglas eine Temperatur von
1650° C. erfordern, während Fensterglas auf circa
1700 bis 1800° zu erwärmen wäre.
Wir wollen nun den Einfluß der verschiedenen Factoren auf die Temperatur und die
Schmelzdauer des Glases untersuchen. Dabei spielt die Temperatur im Ofen selbst die
größte Rolle. In folgender Tabelle I sind für die Ofentemperaturen t von 1500° bis 1900° C. die Temperaturen
t' angegeben, welche das Glas bei 7- bis
48stündiger Schmelzzeit erlangen kann, indem wir constant k = 0,38 und e = 1' angenommen haben.
Tabelle I.
t
Std. 7t'
8
9
10
11
12
13
14
18
24
48
1500
1380
1387
1394
1399
1404
1408
1412
1415
1427
1435
1454
1510
1389
1397
1403
1408
1413
1417
1421
1424
1436
1444
1464
1520
1398
1406
1412
1418
1423
1427
1430
1434
1446
1454
1473
1530
1407
1415
1422
1427
1432
1436
1440
1443
1455
1464
1483
1540
1416
1424
1431
1436
1442
1446
1449
1453
1465
1473
1493
1550
1426
1434
1440
1446
1451
1455
1459
1462
1474
1483
1502
1560
1435
1443
1450
1455
1460
1464
1468
1471
1484
1492
1512
1570
1444
1452
1459
1464
1470
1474
1477
1481
1494
1502
1522
1580
1453
1461
1468
1474
1479
1483
1487
1490
1503
1511
1532
1590
1462
1471
1477
1483
1488
1492
1496
1500
1513
1521
1541
1600
1472
1480
1487
1492
1498
1502
1506
1509
1522
1531
1551
t
Std. 7t'
8
9
10
1
12
13
14
18
24
48
1610
1481
1489
1496
1502
1507
1511
1515
1519
1532
1540
1561
1620
1490
1498
1505
1511
1516
1521
1525
1528
1541
1550
1570
1630
1499
1508
1515
1520
1526
1530
1534
1537
1551
1559
1580
1640
1508
1517
1524
1530
1535
1539
1543
1547
1560
1569
1590
1650
1518
1526
1533
1539
1545
1549
1553
1556
1570
1578
1599
1660
1527
1535
1542
1548
1554
1558
1562
1566
1580
1588
1609
1670
1536
1545
1552
1558
1563
1568
1572
1575
1589
1598
1619
1680
1545
1554
1561
1567
1573
1577
1581
1585
1598
1607
1628
1690
1554
1563
1570
1576
1582
1586
1590
1594
1608
1617
1638
1700
1564
1572
1580
1586
1591
1596
1600
1603
1617
1626
1648
1710
1573
1582
1589
1595
1601
1605
1609
1613
1627
1636
1658
1720
1582
1591
1598
1604
1610
1615
1619
1622
1636
1645
1667
1730
1591
1600
1608
1614
1619
1624
1628
1632
1646
1655
1677
1740
1600
1609
1617
1623
1629
1633
1637
1641
1655
1664
1687
1750
1610
1619
1626
1632
1638
1643
1647
1651
1665
1674
1696
1760
1619
1628
1635
1641
1647
1652
1656
1660
1674
1684
1706
1770
1628
1637
1645
1651
1657
1661
1666
1669
1684
1693
1716
1780
1637
1646
1654
1660
1666
1671
1675
1679
1693
1703
1725
1790
1646
1656
1663
1669
1676
1680
1684
1688
1703
1712
1735
1800
1656
1665
1673
1679
1685
1690
1694
1698
1712
1722
1745
1810
1665
1674
1682
1688
1694
1699
1703
1707
1722
1731
1754
1820
1674
1683
1691
1697
1704
1708
1713
1717
1731
1741
1764
1830
1683
1693
1700
1707
1713
1718
1722
1726
1741
1751
1774
1840
1692
1702
1710
1716
1722
1727
1732
1736
1750
1760
1784
1850
1702
1711
1719
1725
1732
1737
1741
1745
1770
1760
1793
1860
1711
1720
1728
1735
1741
1746
1750
1754
1769
1779
1803
1870
1720
1730
1738
1744
1750
1755
1760
1764
1779
1789
1813
1880
1729
1739
1747
1753
1760
1765
1769
1773
1788
1798
1822
1890
1738
1748
1756
1763
1769
1774
1779
1783
1798
1808
1832
1900
1747
1757
1765
1772
1779
1783
1788
1792
1807
1818
1842
Um also z.B. Flaschenglas auf 1650° zu bringen, wären nach dieser Tabelle 48
Stunden Schmelzzeit erforderlich, wenn die Ofentemperatur nur 1700 betrüge, hingegen
bloß 14 Stunden, wenn die Ofentemperatur 1750° wäre.
Um dasselbe Glas auf circa 1700° zu erwärmen, sind
erforderlich:
48
Stunden
und
1750°
Ofentemperatur
oder
24
„
„
1770°
„
18
„
„
1780°
„
14
„
„
1800°
„
12
„
„
1810°
„
10
„
„
1820°
„
9
„
„
1830°
„
8
„
„
1840°
„
7
„
„
1850°
„
Um das Glas auf 1800° zu erwärmen, würden hingegen erfordert:
48
Stunden
und
18600
Ofentemperatur
oder
24
„
„
1890°
„
18
„
„
1900°
„
Wie man aus obigen Zahlen, leicht ersieht, ist auch hier wie in allen anderen Fällen
des Ueberganges der Wärme von einem Medium zu einem anderen, die Differenz der
Temperaturen zwischen beiden bestimmend, was aus folgender Zusammenstellung noch
deutlicher wird.
Nehmen wir t constant
=
1850°,
k =
0,38,
und e =
1',
so wird in Minuten
10
20
30
40
u. 50
die Temperatur der Masse = t' =
958°;
1193°;
1307°;
1377°;
1425°
die Differenz t –
t' =
892°;
657°;
543°;
473°;
425°
nach Stunden
1
2
3
4
5
6
7
t' =
1461°;
1574°;
1624°;
1654°;
1674°;
1690°;
1702°
t – t' =
389°;
276°;
226°;
196°;
176°;
160°;
148°
nach Stunden
8
9
10
11
12
13
t' =
1711°;
1719°;
1726°;
1731°;
1737°;
1741°;
t – t' =
139°;
131°;
124°;
119°;
113°;
109°
nach Stunden
14
15
16
17
18
19
20
t' =
1745°;
1748°;
1752°;
1755°;
1757°;
1760°;
1762°
t – t' =
105°;
102°;
98°;
95°;
93°;
90°;
88°.
Sobald aber der Werth von k, d.h. der zu schmelzende
Glassatz sich ändert, so wird bei constanter Ofentemperatur = t, die Temperatur des Glases nach z Stunden
eine andere. Setzen wir t wie oben constant =
1850°, k successive 0,38 bis 0,70, z = 10 Stunden, so entsteht folgende übersichtliche
Tabelle II.
Werthe von k
Werthe von t'.
Werthe vont –
t'
Werthe von1 – A.
0,38
1726°
124°
0,93513
0,42
1732°
118°
0,93623
0,46
1736°
114°
0,93840
0,50
1742°
108°
0,94136
0,54
1746°
104°
0,94378
0,58
1749°
101°
0,94541
0,62
1753°
97°
0,94757
0,66
1756°
94°
0,94941
0,70
1758°
92°
0,95028
Zur Vergleichung dieser Tabelle mit den wirklich vorkommenden Glassätzen, theile ich
die Werthe von k für verschiedene Sätze mit:
k
=
0,39 für grünes Flaschenglas,
=
0,67 für ebensolches mit Steinsalz-Zusatz,
=
0,565 für Fensterglas,
=
0,598 für weißes Hohlglas.
Bemerken will ich noch, daß für reines einfach-kieselsaures Natron der Werth
von k = 1,10 seyn würde, und für
einfach-kieselsauren Kalk = 0,34.
Ebenso werden die Werthe von 1 – A. für
verschiedene Werthe von k verschiedene Schmelzzeiten
ergeben, wenn das Glas auf eine bestimmte Temperatur t'
zu bringen ist, wie folgende übersichtliche Tabelle III zeigt.
Nehmen wir t' = 1700°, so wird 1 – A
fürStunden
k =0,38
k =0,42
k =0,46
k =0,50
k =0,54
k =0,58
k =0,62
k =0,66
k =0,70
10
0,9327
0,9362
0,9384
0,9416
0,9438
0,9454
0,9476
0,9494
0,9503
11
0,9361
0,9418
0,9463
0,9499
0,9514
12
0,9387
0,9442
0,9485
0,9520
0,9534
13
0,9411
0,9464
0,9505
0,9539
0,9553
14
0,9432
0,9484
0,9524
0,9555
0,9569
15
0,9451
0,9501
0,9540
0,9570
0,9583
16
0,9469
0,9517
0,9554
0,9584
0,9597
17
0,9485
0,9532
0,9568
0,9596
0,9609
0,9513
0,9544
0,9580
0,9608
0,9620
und da t gleich ist t'/(1 – A), so lassen
sich die Ofentemperaturen = t berechnen, welche
erforderlich sind um diese verschiedenen Glassätze auf t' = 1700° zu bringen. Wir erhalten nach der folgenden Tabelle IV
bei:
Schmelzdauer.Stunden.
k =0,38
0,42
0,46
0,50
0,54
0,58
0,62
0,66
0,70
t =
10
1818°
1816°
1808°
1805°
1801°
1798°
1794°
1791°
1789°
11
1816°
1805°
1797°
1790°
1787°
12
1811°
1800°
1792°
1786°
1783°
13
1806°
1796°
1788°
1782°
1780°
14
1802°
1793°
1785°
1779°
1777°
15
1799°
1789°
1782°
1776°
1774°
16
1795°
1786°
1779°
1774°
1771°
17
1792°
1784°
1777°
1771°
1769°
18
1787°
1781°
1775°
1769°
1767°
Dadurch erfahren wir also, daß die Sätze von k = 0,38 und
0,62 bei gleichen Ofentemperaturen in 16 und 10 Stunden geschmolzen werden, oder k = 0,38 und 0,66 in 18 und 11 Stunden. Ferner, daß für
k = 0,38 und 0,66 die Schmelzung in 10 Stunden
stattfindet bei t = 1818° und 1791°,
hingegen in 18 Stunden bei t = 1787° und
1767°.
So klein die Differenzen dieser Werthe bei oberflächlicher Betrachtung erscheinen
mögen, sind dieselben dennoch von bedeutendem Einflusse, und veranlassen daher auch
sehr verschiedenen Aufwand an Brennstoff je nach der Schmelzdauer. Wir werden
übrigens auf diese Verhältnisse bei der Betrachtung der verschiedenen Factoren in
ihrer Gesammtwirkung zurückkommen.
Wir haben nun noch den Einfluß der Größe des Hafens zu erörtern. Nehmen wir t' abermals constant = 1700° an, und k = 0,38, so sind die erforderlichen Temperaturen und
Schmelzzeiten für die von der Wärme zu durchdringenden Schichten von e = 1' bis 0,5' die in folgender Tabelle V zusammengestellten:
Stunden.
e =
1'
0,9'
0,8'
0,7,
0,6'
0,5'
10
t =
1822°
1809°
1797°
1784°
1771°
1759°
11
1816°
1804°
1792°
1780°
1768°
1756°
12
1811°
1799°
1788°
1776°
1765°
1754°
13
1806°
1795°
1784°
1773°
1762°
1752°
14
1802°
1792°
1781°
1770°
1760°
1750°
15
1799°
1788°
1778°
1768°
1758°
1748°
16
1795°
1785°
1775°
1766°
1756°
1746°
Somit ist der Einfluß der Dicke der zu durchdringenden Schicht größer als derjenige
des Glassatzes.
Dieß erklärt auch, daß die Häfen in denjenigen Hütten, welche mit Steinkohlen
schmelzen, stets größer sind als in den Hütten wo als Brennmaterial Holz verwendet
wird, welches selbst bei bedeutendem Aufwande im Maximum nur eine Ofentemperatur von
1732° zu geben vermag, während dieselbe bei Anwendung von Steinkohle im
Maximum auf 2276° gesteigert werden könnte.
Um nun sämmtliche Factoren: t, t', e, k und z in Rechnung zu bringen, dient dieselbe Formel welche
wir oben mitgetheilt haben, und damit lassen sich folgende Aufgaben lösen:
1) Welche Temperatur = t' wird das Glas erlangen, wenn
e = l', t =
1900°, k = 0,66 und z
= 16 Stunden ist?
2) Welche Ofentemperatur ist nöthig, um das Glas auf t' =
1700° zu bringen, wenn k = 0,66, e = 0,7' und z = 15 Stunden
ist?
3) Welchen Durchmesser müssen die Häfen haben, um das Glas in z = 15 Stunden auf die Temperatur t' =
1700° zu bringen, wenn k = 0,66 und t = 1800° Ofentemperatur ist?
4) Welchen Werth darf k haben, wenn t = 1800°, t' =
1700°, e = 0,8' und z
= 14 Stunden ist?
5) Welche Schmelzzeit wird erfordert, wenn t =
1800°, t' = 1700°, e = 0,8 und k = 0,38 ist?
Auflösung von Aufgabe 1.
Dazu haben wir einfach die Werthe von k = 0,66, e = 1, z = 16 und t = 1900° in den Formeln einzuführen.
Wir erhalten A = 0,040328 und 1 – A = 0,95967, daher t' = t . (1 – A) = 1900 .
0,95967 – 1823° C.
Auflösung von Aufgabe 2.
Hierzu berechnet man abermals den Werth von A mittelst
k = 0,66, e = 0,7 und
z = 15. Man erhält A =
0,02916 und 1 – A = 0,97084, dann t'/(1 – A) = t = 1700/0,97084 = 1751° C.
Auflösung von Aufgabe 3.
Die Temperatur-Differenz t – t' = 1800 – 1700 = 100 ist, wie wir oben sahen,
erreichbar zwischen 15 und 16 Stunden, wenn k = 0,38 und
e = 1 ist. Da nun bei k
= 0,66 der Glassatz früher schmilzt, so wird e größer
als 1 werden; um wie viel, ist durch Probiren zu erfahren, indem man successive
verschiedene Werthe für e, die größer als 1 sind,
substituirt.
Nehmen wir e = 1,1, so wird t. (1 – A) = 1696°, also nur um
4° zu klein; machen wir e = 1,15, so wird t. (1 – A) =
1714°, also ist e sehr nahe = 1,1' und daher der
Hafendurchmesser = 2 . 1,1 = 2, 2'.
Auflösung von Aufgabe 4.
In Tabelle IV finden wir für z = 14, t = 1802°, wenn t' =
1700, k = 0,38 und e = 1
ist. Nun haben wir aber e = 0,8, und da durch diesen
Werth t herabgedrückt wird, so würde der Werth von k kleiner als 0,38.
Nehmen wir k = 0,30, so wird t' = 1708°, also noch um 8° zu groß; nehmen wir k = 0,25, so wird t' =
1699°, was entspricht.
Auflösung von Aufgabe 5.
Hier ist die Differenz t – t' abermals = 100°; in Tabelle V haben
wir für e = 0,8 und 10 Stunden Schmelzdauer t = 1797°, also nur 3° weniger als
gefordert wird, daher werden 9 Stunden, welche t' =
1698° machen, die annähernd richtige Auflösung seyn.
Von manchem Leser wird ohne Zweifel die Frage aufgeworfen werden, mit welchem
Vertrauen die Formel angewandt werden kann, welche zur Lösung dieser Aufgaben dient;
man wird einwenden, daß schon die Form der Häfen einen so bedeutenden Einfluß
ausüben müsse, daß das Resultat der Berechnung werthlos wird. Allerdings wird auch
die Form der Häfen von Einfluß seyn, da z.B. kreisrunde Häfen der eindringenden
Wärme nicht gleichförmige Schichten darbieten, sondern dieselben von außen nach
innen immer kleiner werden; allein ovale und viereckige Häfen, welche allerdings in
dieser Beziehung im Vortheil seyn würden, haben auf der anderen Seite einen
Nachtheil, welcher das Gleichgewicht völlig herstellt, solche Häfen werden nämlich
von den Flammen nie vollständig und gleichförmig umgeben seyn, daher auch die
Transmission eine ungleichförmige ist.
Man wird ferner einwenden, daß die Hafenwand selbst eine andere Leitungsfähigkeit
habe als die Mischung. Ich habe dieselbe für eine Hafenwand gemessen und = 0,4022
gefunden, woraus sich der Werth k für dieselbe zu
0,4022/(1,858 . 0,2) = 1,0823 berechnet. Es wird folglich durch die Hafenwand das
Rechnungsresultat nicht beeinträchtigt, sondern dasselbe würde eher zu hoch als zu
niedrig werden.
Alle diese Einwendungen treten vollständig in den Hintergrund neben der Betrachtung,
daß, wie aus Tabelle I und dem bezüglich derselben oben
Mitgetheilten hervorgeht, 90 Procent der vom Glase aufgenommenen Wärme schon in den
ersten drei Stunden transmittirt werden, und von da an die stündliche Transmission
sehr rasch auf 9° sogar bis 2° abnimmt.
Wenn daher 4 und 8 Stunden erforderlich sind, um dem Glase eine 30° bis
50° höhere Temperatur zu ertheilen, so möchte man allerdings zweifeln ob die
Schmelzdauer sich auch nur auf einige Stunden annähernd berechnen lasse.
Gegen diesen Schluß ist wohl nichts einzuwenden, dafür aber läßt sich mit um so
größerer Sicherheit nachweisen, daß die Formeln Resultate geben, welche der
Wirklichkeit sehr nahe kommen.
Die bisher übliche Ofenconstruction ist einmal der Art, daß selbst bei Anwendung der
intensivsten Brennstoffe die Temperaturdifferenz zwischen dem Ofen und dem darin
befindlichen Glase am Ende des Schmelzprocesses verhältnißmäßig klein wird, und dieß ist
der Grund der kleinen Transmissionen. Daraus erklärt sich auch, daß in Böhmen, wo
nur Holz zum Glasschmelzen verwendet wird, dasselbe 48 Stunden beansprucht, obgleich
die Glassätze für k sehr hohe Werthe haben, und daß
selbst in den best construirten Holzöfen die Schmelzdauer im Vergleich mit den
Steinkohlenöfen eine sehr lange ist.
Je höher die Temperatur des Ofens ist, desto schneller geht der Schmelzproceß vor
sich, desto größer bleibt die stündliche Transmission bis zum Ende, und mit desto
größerer Sicherheit läßt sich die Schmelzdauer durch Rechnung bestimmen.
Da die Schmelzdauer wegen Rücksicht auf die Eintheilung der Arbeit nicht willkürlich
angenommen werden kann, so wird unter den Factoren k, e, t,
t' und 2 hauptsächlich t zu bestimmen seyn; ist
hingegen t ein nicht zu überschreitendes Maximum, so
sind k und e zu bestimmen um
der Anforderung zu genügen.
Da es aber durch verbesserte Ofenconstruction und einen geeigneteren
Verbrennungsproceß möglich ist t in ziemlich weiten
Grenzen variiren zu lassen, so haben wir zunächst die Factoren in Betracht zu
ziehen, welche auf den Werth von t einwirken.
Die durch den Verbrennungsproceß entwickelte Wärme, welche wir mit W bezeichnen, vertheilt sich auf drei Quantitäten,
nämlich:
N die an den zu erwärmenden oder zu schmelzenden Körper
übergehende Wärme, welche den Nutzeffect repräsentirt,
T die durch die Ofenwandungen hindurchgehende
Wärmemenge, welche an die den Ofen umgebende Luft transmittirt wird, und
E die aus dem Ofen durch den Kamin austretende Wärme,
die Evacuation.
In einem früheren, im Jahrgange 1861 dieses Journals, Bd. CLIX S. 200, veröffentlichten Aussatze,
habe ich diesen Gegenstand bereits ausführlich behandelt und gezeigt, daß das
pyrometrische Aequivalent dem Werthe N + T gleichkommt,
und daß E die Ergänzung zum Werthe W ist.
In einem zweiten Aufsatz in diesem Journal, Bd.
CLXIII S. 321, habe ich genaue Formeln und Werthe zur Berechnung der
Transmission durch die Ofenwände angegeben, auf die ich einfach verweise.
Mit diesen Hülfsmitteln sind wir nun im Stande, sämmtliche in einem Glasschmelzofen
zusammenwirkende Factoren in Berechnung zu ziehen und zu bestimmen.
Fragen wir nun vorerst: wie viel Pfunde Brennstoff erfordert die Schmelzung von 100
Pfd. Glas bei 15 Stunden Schmelzzeit?
In diesem Falle ist z = 15; es soll ferner der Werth von
k = 0,38, von t' =
1650° und von e = 1' seyn.
Nach Tabelle V ist dann 1 – A = 0,9432, woraus
t = t'/(1
– A) = 1650/0,9432 = 1749° C.
Nun ist vor Allem zu untersuchen, wie groß die Ofenwandfläche ist, welche auf 100
Pfd. Glas kommt. Dieses Verhältniß wechselt mit der Ofenconstruction und der Größe
der Häfen. Wir wollen einstweilen dasselbe sehr günstig annehmen, nämlich 2,2
Quadratfuß Ofenwand auf 100 Pfd. Glas.
Ferner ist die Leitungsfähigkeit des Materials der Wände und deren Dicke zu
bestimmen, welche wir ebenfalls günstig, C = 0,3 und e = 0,8' annehmen.
Daraus ist nun die Temperatur der äußeren Fläche = t' zu
bestimmen:
Textabbildung Bd. 164, S. 359
Und daraus die Wärmemenge, welche per 1 Ouadratfuß und
per Stunde transmittirt wird: 208 . 2,568 = 534 W.
E., somit für 2,2 Quadratfuß = 2,2 . 534 = 1175 W. E.; für z = 15 = 15 . 1175 = 17625 W. E., welche per
100 Pfd. Glas transmittirt werden.
Folglich ist der Nutzeffect: 100 Pfd. Glas mal dessen spec. Wärme,
mal dessen Temperatur =
100 . 0,17778 . 1650 =
29333 W. E.
die
Transmission
17625 W. E.
–––––––––––
46958 W. E.
Dividiren wir nun diesen Wärmeconsum im Ofen durch die pyrometrischen Aequivalente
von Holz, Torf und Steinkohle für die Ofentemperatur 1749°, so wird der
Consum per 100 Pfd. Glas:
für Holz 46958/812 = 58 Pfd.
für Torf 46958/1202 = 39 Pfd.
für Steinkohle 46958/2643 = 18 Pfd.
Um den effectiven Nutzeffect zu berechnen, haben wir
im Ofen consumirt
46958 W. E.
bei Holz evacuirt 58 . 3079 =
178582 „
–––––––––––
225540 W. E.
daher der Nutzeffect (100 . 29333)/225540 = 13,0 Proc.
bei Torf: 46958 + (39 . 3372) = 178466 W. E.
daher der Nutzeffect (100 . 29333)/178466 = 16,44 Proc.
bei Steinkohle: 46958 + 18 . 4937 = 135824 W. E.
daher der Nutzeffect (100 . 29333)/135824 = 21,59 Proc.
Nehmen wir aber das in Deutschland gewöhnliche Verhältniß an, wo auf 100 Pfd. Glas 5
bis 6 Quadratfuß Ofenwand kommen, so würden per 100 Pfd.
Glas 5,5 Quadratfuß × 534 W. E. × 15 Stunden = 44055 W. E. transmittirt, woraus
sich der Brennstoffaufwand ergibt für:
Holz (29333 + 44055)/812 = 90 Pfd.
Torf (29333 + 44055)/1202 = 61 Pfd.
Steinkohle (29333 + 44055)/2643 = 28 Pfd.
und der effective Nutzeffect:
für Holz (100 . 29333)/(90 . 3079 + 73388) = 8,18 Proc.
für Torf (100 . 29333)/(61 . 3372 + 73388) = 10,51 Proc.
für Steinkohle (100 . 29333)/(28 . 4937 + 73388) = 13,86
Proc.
Substituiren wir der geringen Leitungsfähigkeit C = 0,3
der Ofenwand C = 0,5, so wird die Transmission per 1 Quadratfuß
Textabbildung Bd. 164, S. 360
Daher die Transmission per 1 Quadratfuß = 262 . 3,5805 =
866 W. E., per 5,5 Quadratfuß = 5,5 . 866 = 9763 W. E.,
per 15 Stunden = 15 . 9763 = 146445 W. E.
Daraus ergibt sich der Brennstoffaufwand per 100 Pfd.
Glas:
für Holz
216 Pfd.
für Torf
146 Pfd.
für Steinkohle
66 1/2 Pfd.
und der effective Nutzeffect:
für Holz
4,40 Proc.
für Torf
5,95 Proc.
für Steinkohle
8,93 Proc.
Bei diesen Beispielen ist die Anwendung der Gasfeuerung
angenommen, denn mit gewöhnlicher Feuerung könnte man weder mittelst Holz noch
mittelst Torf eine mittlere Ofentemperatur von 1750° hervorbringen.
Um für gewöhnliche Feuerung und die bisher üblichen Verhältnisse solche Rechnungen
anzustellen, muß man wenigstens für Holz- und Torffeuerung den Werth von z erhöhen, denjenigen von t,
k und e erniedrigen; um aber die Resultate
vergleichbar zu machen, wollen wir auch für Steinkohle dieselben Werthe gelten
lassen.
Nehmen wir z = 18 Stunden, e
= 0,70, k = 0,66 und t' =
1650°, so wird 1 – A = 0,97307 und daher
t = 1650/0,97307 = 1696°.
Für diese Ofentemperatur sind die pyrometrischen Aequivalente:
für gewöhnliche Feuerung
für Gasfeuerung
Aequiv.
Ergänzung.
Aequiv.
Ergänzung.
für Holz
52
2446
907
2984
für Torf
352
2678
1307
3267
für Steinkohle
1333
3895
2796
4784
Nehmen wir nun für die Ofenwand ein mittleres Verhältniß an, nämlich 4 Quadratfuß per 100 Pfd. Glas, ebenso für die Leitungsfähigkeit e/C = 0,8/0,4, so wird
Textabbildung Bd. 164, S. 361
und wir erhalten pro 1 Quadratfuß
per Stunde 233 . 2,8234 = 658 W. E., pro 4 Quadratfuß = 4 . 658 = 2632 W. E., per 18 Stunden = 18 . 2632 = 47376 W. E.
Die von 100 Pfd. Glas aufgenommene Wärme ist
= 100 . 0,17778 . 1650 = 29333 W. E.
Daher haben wir
Consum per 100 Pfd. Glas:
für gewöhnliche Feuerung
für Gasfeuerung
Holz
1475
Pfd.
84 1/2 Pfd.
Torf
217
Pfd.
58 3/4 Pfd.
Steinkohle
57 1/2 Pfd.
27 1/2 Pfd.
und der effective Nutzeffect wäre:
für Holz
0,79 Proc.
8,91 Proc.
für Torf
4,44 Proc.
10,93 Proc.
für Steinkohle
9,75 Proc.
14,10 Proc.
Diese Verhältnisse kommen allerdings in der Praxis nicht vor, da bei Holzöfen die
Schmelzdauer länger, bei Steinkohlenöfen kürzer ist, und überdieß die Werthe von e, k und t' für Holz
gemindert, für Steinkohle erhöht werden, während das Verhältniß der Ofenwandfläche
bei Steinkohlenöfen günstiger wird.
Nehmen wir für Holz z = 24 Stunden, k = 0,7, e = 0,6 und 4
Quadratfuß, t' = 1500°,
für Steinkohle z = 12 Stunden, k = 0,38, e = 1,5 und 3 Qdtf., t' = 1750°,
so werden
die Werthe 1 – A
= 0,98081
und
0,90811
die Werthe t
= 1529°
und
1927°,
welchen Temperaturen entsprechen:
für gewöhnliche Feuerung,
Aequiv.
292 W. E.
u.
801 W. E.
evacuirt
2206 W. E.
u.
4427 W. E.
für Gasfeuerung, Aequiv.
evacuirt
1201 W. E.
u.
2143 W. E.
evacuirt
2690 W. E.
u.
5437 W. E.
ferner die Temperaturen der Ofenwandfläche e/C = 0,8/0,4 = 241°
u. 272°
Transmission per 1
Quadratfuß
=
596 W. E.
u.
767 W. E.
„
für 4 u. 3 Qdtf.
2384 W. E.
u.
2301 W. E.
für 24 und 12 Stunden
57216 W. E.
u.
27599 W. E.
100 Pfd. Glas nehmen Wärme auf
26667 W. E.
u.
31112 W. E.
––––––––––––––––––––––––––––––––
83883 W. E.
u.
58711 W. E.
daher der Consum für gewöhnliche Feuerung 83883/292 = 287 Pfd.
Holz,
= 58711/801 = 73 Pfd. Steinkohle.
Für Gasfeuerung wäre er 83883/1201 = 70 Pfd. Holz,
= 58711/2143 = 27 1/2 Pfd. Steinkohle.
Dieß sind ungefähr die Verhältnisse, wie sie in den mit Holz und Steinkohlen
betriebenen Glashütten vorkommen. Es ist jedoch zu bemerken, daß bei
Steinkohlenfeuerung der Consum meistens höher steigt, weil sehr viel Brennstoff
theils als Ruß, theils als unverbrannte Kohlen, welche mit der Asche durch den Rost
fallen, in Abfall kommt, welche Verluste nicht in Rechnung gezogen sind. Ferner ist
die Temperatur, welche das Glas in 12 Stunden bei Steinkohlenfeuerung anzunehmen
vermag, in den meisten Fällen größer als nothwendig wäre, so daß auf die Schmelzung
gewöhnlich noch eine Periode folgt, die man kalt schüren
nennt und welche den Zweck hat, dem Glase die zu seiner Verarbeitung erforderliche
Consistenz zu ertheilen.
Umgekehrt lassen sich nun auch an einem bestehenden Ofen die Verhältnisse bestimmen,
wenn der Brennstoffverbrauch, die Schmelzdauer, der Glassatz und die
Leitungsfähigkeit des Ofenwand-Materials bekannt sind, indem man neben die
bekannten Werthe von k, z und C verschiedene Werthe von t einsetzt, und
daraus die Transmission und die von dem Glase absorbirte Wärme in eine Säure bringt,
welche durch das pyrometrische Aequivalent dividirt den Consum gibt.
In einem Ofen wurden z.B. in 14 Stunden 18 Ctr. Glas geschmolzen und geläutert, mit
einem Aufwand von 84 Pfd. trockenem Holze per 100 Pfd.
Glas.
Die Werthe für die verschiedenen Factoren waren:
z = 14 Stunden,
k = 0,66678
e für die Häfen = 0,695'
e für Ofenwand = 0,8,
C für Ofenwand = 0,3022,
die Ofenwandfläche per 100 Pfd. Glas = 3,282
Quadratfuß.
Daher e/C = 2,5.
Stellen wir nun die Rechnung für die Ofentemperaturen t =
1790° bis 1850° successive an, so ergeben sich W die 84fachen Aequivalente, welchen gleich seyn müssen N + T.
Der Werth von 1 – A ist für die angegebenen Werthe
von z, k und e = 0,9704 und
daraus ergeben sich die Werthe von t' für die
Temperaturen t, d.h. die Temperaturen welche das Glas
erreicht, und endlich N = t.
100 . 0,17778, d.h. die Wärmemenge welche das Glas aufnimmt.
Die entsprechenden Werthe von T finden wir durch die
Formel
t₀ . Q . □' .
z, in welcher
Textabbildung Bd. 164, S. 363
ist.
Wir erhalten:
t
W
t'
N
t₀
Q
T
N + T
W. E.
W. E.
1790°
62244
1737°
30880
216,7°
2,6510
26399
57279
1800
60816
1746
31049
217,2
2,6711
26655
57704
1810
59304
1756
31221
218,4
2,6747
26834
58055
1820
57875
1766
31394
218,9
2,6763
26914
58308
1830
56364
1776
31566
219,3
2,6814
27022
58588
1840
54852
1785
31739
220,5
2,6916
27275
59014
1850
53424
1795
31911
221,0
2,6967
27372
59283
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß die Ofentemperatur = t zwischen 1810° und 1820° liegt, und die
Temperatur, welche das Glas annimmt, zwischen 1756° und 1766°, so daß
W = T + N repräsentirt wird durch
N
= 31307 W. E.
T
= 26874 W. E.
––––––––––––––––
W
= 58181 W. E.
Eigentlich ist aber W = 84 . 3891 = 326844 W. E.,
daher der eigentliche Nutzeffect =
9,58 Proc.
die Transmission beträgt
8,22 Proc.
und evacuirt werden
82,20 Proc.
––––––––––
100,00 Proc.
Wollten wir nun in demselben Ofen die Schmelzdauer auf 18 Stunden bringen, so würde 1
– A = 0,98852; daraus die Temperatur des Ofens,
um dem Glase 1760° zu ertheilen, 1760/(1 – A) = t = 1779°;
dann wird die Ofenwand-Temperatur =
227° und T =
34051
ferner 100 . 0,17778 . 1760° = N =
31289
–––––––––––
65340
und daraus der Consum per 100 Pfd.
Glas für das Aequivalent für t = 1779° =
65300/759 = 86 Pfd. Holz.
Bei diesem Consum werden producirt 86 .
3891 =
334626 W. E.
im Ofen abgesetzt
65340 W. E.
––––––––––––––––
evacuirt
269286 W. E.
Wir haben daher Nutzeffect
9,35 Proc.
Transmission
10,17 Proc.
evacuirt
80,48 Proc.
Wollte man dagegen die Schmelzzeit auf 12 Stunden abkürzen, so wird 1 – A = 0,96780; daraus die Temperatur des Ofens =
1760/0,9678 = 1819°;
daraus die Ofenwand-Temperatur =
239° u. T =
23083 W. E.
ferner 100 . 0,17778 . 1760° = N =
31289 W. E.
–––––––––––––––
54372 W. E.
Das pyrometrische Aequivalent für die Ofentemperatur 1819° ist 689 W. E.,
daher der Consum 54372/689 = 79 Pfd. Holz;
die entwickelte Wärmemenge = 79 . 3891
=
307389 W. E.
im Ofen verbraucht N + T =
54372 W. E.
––––––––––––––––
somit evacuirt
253017 W. E.
Wir haben daher Nutzeffect
10,18 Proc.
Transmission
7,51 Proc.
evacuirt
82,31 Proc.
Mit der Dauer des Schmelzprocesses nimmt also der effective Nutzeffect ab, die
Transmission nimmt zu, die mit den Verbrennungsproducten evacuirte Wärme dagegen
ab.
Dieß ist auch dann der Fall, wenn die Wärmeleitungsfähigkeit der Wände bedeutend
größer ist. Nehmen wir das Verhältniß e/C, welches früher 2,5 war, = 1,6 so werden für die
Schmelzzeiten:
z = 12 Std.
z = 14 Std.
z = 18 Std.
die Ofentemperatur t
=
1819°
1815°
1779°
die Werthe t₀
=
270°
269°
268°
und daraus T
=
34763 W. E.
40244 W. E.
51341 W. E.
der Nutzeffect N
=
31289 W. E.
31289 W. E.
31289 W. E.
––––––––––––––––––––––––––––––––––––
66052 W. E.
71533 W. E.
82630 W. E.
die pyrometrischen Aequivalente
689
697
759
und der Consum
96 Pfd.
103 Pfd.
109 Pfd.
Woraus Nutzeffect
8,37 Proc.
7,81 Proc.
7,38 Proc.
Transmission
9,31 „
10,04 „
12,19 „
Evacuirt
82,32 „
82,15 „
80,52 „
Es ist daher in allen Fällen, vortheilhaft, dem Ofen eine möglichst hohe Temperatur
zu ertheilen. Aus der Vergleichung des Consums aber in den beiden der Rechnung
unterstellten Fällen ergibt sich, daß die Leitungsfähigkeit der Ofenwand C = 0,3 gegen C = 0,5 eine
Brennstoff-Ersparniß von 103 : 19 = 100 : x = 18
Proc. gewährt.
Das Endresultat irgend einer pyrotechnischen Operation wird also, wie wir gesehen
haben, von einer ziemlich großen Anzahl verschiedener Factoren bedingt. Die Werthe
derselben sind ohne Ausnahme nur Annäherungswerthe, und daher auch die Zahlen welche
als Resultat der Berechnung erhalten werden, bloß der Wirklichkeit sich
annähernde.
Solche Berechnungen, mit der erforderlichen Umsicht ausgeführt, haben aber dennoch
einen bedeutenden praktischen Werth, weil wir durch dieselben erfahren, in welchem
Grade die verschiedenen Factoren mitwirken und folglich für die rationelle
Construction pyrotechnischer Apparate maaßgebend sind.
Zur genaueren Ermittelung der in der Praxis erreichbaren pyrotechnischen Resultate
wird die Anwendung des in diesem Journal Bd.
CLXIII S. 321 beschriebenen pyrometrischen Apparates wesentlich beitragen,
da derselbe uns
gestattet diejenigen Factoren, welche den größten Einfluß ausüben, nämlich t' und C, direct zu
bestimmen.
Offenburg, den 9. April 1862.