Titel: | Vorschlag zur Haltbarmachung der Eisenbahnschwellen. |
Autor: | Johann Carl Leuchs, Georg Leuchs |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. CIX., S. 392 |
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CIX.
Vorschlag zur Haltbarmachung der
Eisenbahnschwellen.
Vorschlag zur Haltbarmachung der Eisenbahnschwellen.
Die bisherigen Mittel zur Haltbarmachung des Holzes haben bei Eisenbahnschwellen
wenig genügt, da die abwechselnde Einwirkung von Luft, Sonnenhitze, Thau, Regen,
Staub, welchen diese ausgesetzt sind, die erhaltenden Mittel, theils durch Auflösung, theils
durch Transmission, theils durch Verflüchtigung bald entfernt oder zerstört. Hiezu
kommt noch die Schwierigkeit alle Theile des Holzes
gleichförmig mit der erhaltenden Flüssigkeit zu tränken, und der Umstand, daß eine
einzige Stelle, welche den schützenden Körper nicht gehörig aufgenommen hat, zum
Beginn der Fäulniß genügt, die dann ungestört im Innern des Holzes fortschreitet da
die schützenden Mittel nicht tief in dasselbe eindringen.
Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß die wirksamsten Mittel, die man bis jetzt
kennt (Quecksilbersalze, Kupfersalze, Kreosot), nur wirken, weil sie den Eiweißstoff
des Holzes gerinnen machen, gerade aber dadurch ihrem tieferen Eindringen in das
Holz sogleich selbst eine Grenze setzen. Zwei Thatsachen geben indessen vielleicht
neue und bessere Erhaltungsmittel an die Hand.
Die Eine ist die Unveränderlichkeit der Birkenrinde, mit
der man in Norwegen Pfosten, die in der Erde stehen, einige Zoll über und unter der
Erde umgibt, und sie dadurch lange Zeit vor dem Verfaulen schützt. Die Birkenrinde
enthält bekanntlich einen dem Kautschuk oder der Guttapercha ähnlichen Stoff, der durch trockene Destillation das
sogenannte Juchtenöl gibt. Es ist daher der Schluß natürlich, daß mit jenen beiden
Körpern getränktes, oder auch nur damit überzogenes Holz lange Zeit der Fäulniß
widerstehen wird.
Die andere Thatsache ist die Unveränderlichkeit des Paraffins gegen die Einwirkung des Wassers, der Säuren, der Alkalien und
der Hitze. Schon dadurch übertrifft es alle bis jetzt zur Haltbarmachung angewandten
Körper in hohem Grade; noch mehr aber durch den Umstand, daß es den Eiweißstoff
nicht gerinnen macht, und daher mit Leichtigkeit bis ins Innerste des Holzes dringt.
Holz mit Paraffin gekocht wurde vollkommen mit demselben getränkt, und verlor
zugleich seinen ganzen Wassergehalt. (Bekanntlich läßt sich das Paraffin ohne
zersetzt zu werden, bis auf 300° C. erhitzen.)
Wir schlagen daher die Anwendung des Paraffins zur Haltbarmachung der
Eisenbahnschwellen vor, und laden die Eisenbahnverwaltungen ein, deßhalb Versuche zu
machen. Selbstverständlich bedürfte man dazu nicht des gereinigten Paraffins, da
schon das rohe genügen würde, welches billig aus Steinkohlen und Schiefer
dargestellt werden kann. Neben dem Durchdringen des Holzes mit demselben wäre
vergleichungsweise zu untersuchen, inwieweit ausreichen:
1) bloße Anstriche von Paraffin, oder Gutta-percha, oder
Kautschuk;
2) oberflächliches Verkohlen des Holzes und nachheriges Tränken
mit einem obiger Körper;
3) Ueberziehen mit Pergamentpapier, oder Umänderung der äußeren
Lagen des Holzfaserstoffs in einen diesem ähnlichen Körper durch die Einwirkung
von Schwefelsäure.
Sollte das eine oder andere dieser Mittel den Eisenbahnverwaltungen besondere
Vortheile gewähren, so erwarten wir von denselben eine angemessene Anerkennung.
Nürnberg, im Mai 1862.
Johann Carl
Leuchs, Georg
Leuchs (Sohn).