Titel: | Das Universal-Eisenwalzwerk; von R. Daelen, Ober-Ingenieur des Hörder Bergwerks- und Hütten-Vereins. |
Autor: | R. Daelen |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. CX., S. 401 |
Download: | XML |
CX.
Das Universal-Eisenwalzwerk; von R. Daelen, Ober-Ingenieur
des Hörder Bergwerks- und Hütten-Vereins.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Daelen's Universal-Eisenwalzwerk.
Im polytechn. Journal Bd. CLXII S. 414 wurde
die Beschreibung eines Eisenwalzwerks mit zwei Walzenpaaren von Jacob Dreifus in Paris mitgetheilt, welche dem Juliheft von
1861 des London Journal of arts entnommen ist. Hr.
Dreifus hat sich dieses
Walzwerk in Frankreich und England patentiren lassen. Jetzt kommt auch noch Hr.
Joh. Bazart,
Hütteningenieur zu Reschitza, und beschreibt dasselbe Walzwerk in den
„Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Maschinen-,
Bau- und Aufbereitungswesen, Wien 1860 S. 39“ (daraus im
polytechnischen Centralblatt, 1861 S. 1601), als wenn es seine Erfindung wäre, und
doch haben beide Herren bloß meine Zeichnung copirt, ohne etwas an der Construction
zu verbessern oder auch nur zu ändern.
Der Verlauf der Sache ist in Kürze folgender:
Im Jahre 1848 habe ich ein solches Walzwerk auf der damals der Firma Piepenstock und Comp., jetzt
dem Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein gehörenden Hermannshütte
dahier ausgeführt und in Betrieb genommen, wo es bis heute mit dem besten Erfolge
fortarbeitet. Dieses Walzwerk wurde hernach auf verschiedenen Werken, z.B.
Eschweiler Aue von Phönix, Walzwerk Oberhausen von Jacobi,
Haniel und Huyßen, Paulinenhütte (jetzt Rothe
Erde) bei Dortmund, unverändert nachgemacht.
Bei diesem Walzwerk werden die vertical stehenden Walzen durch unterirdische Getriebe
bewegt. Diese Einrichtung hat jedoch den Nachtheil, daß sie der täglichen Aufsicht
verborgen liegt, daß dadurch die Unterhaltung schlecht besorgt wird, und in Folge
dessen häufige Reparaturen entstehen.
Diese Umstände veranlaßten mich im Jahre 1856 die Zeichnung umzuarbeiten, und die
Getriebe der vertical stehenden Walzen von unten nach oben zu verlegen. Der
Uebelstand war indessen nicht so groß, um den Umbau gleich zu veranlassen, um so mehr, da die
Zeitverhältnisse nicht die günstigsten waren.
Die Ingenieure, welche hieher kamen um dieses Walzwerk zu sehen, und beabsichtigten
auf ihren Werken ein solches zu errichten, habe ich auf den Uebelstand aufmerksam
gemacht, und ihnen gerne meine verbesserte Zeichnung zur Benutzung überlassen.
Auf diese Weise erhielten die verbesserte Zeichnung von mir die Herren A. Hatzfeld, damals Director der Forges d'Ars sur Moselle der Herren Dupont und
Dreifus, im Jahre 1857; Carl Völckner, damals Director der Eisenwerke der Gebrüder Klein zu Stefanau in Oesterreich;
Fromm, Director der Maximilianshütte in Bayern; Hohenegger, Director der Eisenwerke des Erzherzog Rainer zu Teschen in Oesterreich. Auf diesen sämmtlichen
Werken sind auch die Walzwerke darnach ausgeführt worden, und haben sich von dort
aus wieder auf Nachbarwerke verbreitet, z.B. auf die Walzwerke der Gebrüder
Rumm in Neunkirchen bei
Saarbrücken.
Während nun Hr. Dreifus meine
Zeichnung unmittelbar durch seinen Director erhalten hat, wird Hr. Bazart irgendwo eine Copie von einem
der anderen Werke erlangt haben.
Da das Walzwerk im Allgemeinen durch die frühere Beschreibung bekannt ist, so wird es
hinreichen, auf die früheren Mängel desselben und auf die jetzigen Verbesserungen
mit Bezug auf Fig.
30 und 31 aufmerksam zu machen.
Bei der früheren Anordnung lagen die vertical stehenden hinter den liegenden Walzen.
Dieß hatte den Nachtheil, daß das gewalzte Flacheisen stellenweise, je nachdem
solches sich mehr nach der einen oder anderen Seite drängt, auf der hohen Kante
aufgestaucht und dadurch für manche Zwecke unbrauchbar wird.
Um dieses zu vermeiden, sind jetzt die stehenden Walzen vor die liegenden gestellt,
und um die Eisenstäbe besser in gerader Richtung zu halten, sind die seitlichen
Leitungen in der Art eines Drehbankschlittens mittelst der Schrauben a verstellbar.
Weil bei dieser Anordnung die Umfangsgeschwindigkeit der beiden Walzenpaare sich
ändern muß, je nachdem man mehr oder weniger Druck auf den Eisenstab gibt, so ist
das Getriebe G, welches die stehenden Walzen treibt, nur
durch zwei Frictionsscheiben auf der Spindel gehalten, und es können daher diese
Walzen gegen die liegenden, je nachdem der Druck mehr oder weniger stark ist, durch
das Gleiten des genannten Getriebes mehr oder weniger zurückbleiben.
Hörde, den 8. Mai
1862.