Titel: | Zur Nachweisung des Natrons bei qualitativen Untersuchungen; von Dr. August Vogel. |
Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. CXXIV., S. 453 |
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CXXIV.
Zur Nachweisung des Natrons bei qualitativen
Untersuchungen; von Dr. August
Vogel.
[Vogel, zur Nachweisung des Natrons bei qualitativen
Untersuchungen.]
Läßt man in einer Schale über Kochsalz Weingeist abbrennen, so entsteht bekanntlich
eine gelb gefärbte Flamme, durch welche, an einem dunkeln Orte betrachtet, alle
rothen Farben gelblich oder weiß erscheinen. Eine Auflösung von
doppelt-chromsaurem Kali, mit dieser Beleuchtung betrachtet, ist vollkommen
wasserhell, so wie auch Mennige, Zinnober, Quecksilberjodid, Eisenoxyd und andere
roth gefärbte Substanzen gänzlich farblos wie Gypspulver erscheinen. Das
Verschwinden der rothen Farbe kann daher natürlich auch benützt werden zur
Nachweisung von geringen Spuren eines Natronsalzes. Die Vorrichtung, welche ich
hiezu anwende, ist eine sehr einfache. Man vermischt feingepulverten Zinnober mit
Gummischleim und trägt dieses Gemenge mit einem Haarpinsel auf eine Glasplatte auf. Die Glasplatte
bedeckt man, so lange der Gummischleim noch feucht ist, mit einer anderen von
gleicher Größe, und befestigt beide durch leichtes Andrücken auf einander, so daß
man also eine dünne Schichte Zinnober zwischen zwei Glasplatten eingeschlossen
erhält. Statt des Zinnobers können begreiflicher Weise auch andere rothgefärbte
Substanzen, wie Mennige, Quecksilberjodid u.a. angewendet werden.
Bringt man nun einen mit Natron befeuchteten Platindraht in den Gasbrenner und
betrachtet die zwischen den beiden Glasplatten befindlichen Zinnoberschichte, in die
Nähe dieser Flamme gehalten, so ist die rothe Farbe des Zinnobers verschwunden und
die Schichte erscheint gelblichweiß oder auch ganz weiß. Die Reaction ist so
empfindlich, daß es genügt, den Platindraht zwischen den schweißfeuchten Händen zu
reiben, wodurch er schon mit einer hinreichenden Menge Kochsalz versehen wird, um
beim Erhitzen in der Gasflamme eine theilweise vorübergehende Entfärbung der rothen
Schichte zu bewirken.
Offenbar ist diese Art der Nachweisung des Natrons bequemer und auch billiger als das
bei praktischen Uebungen gewöhnliche Uebergießen der auf Natron zu prüfenden
Substanz in einer Schale mit Weingeist, um die gelbe Natronflamme beim Brennen des
Weingeistes an einem dunkeln Orte zu beobachten.Einer meiner Praktikanten, Hr. Dr. E. Muth aus Carlsruhe, hatte die Güte mich darauf
aufmerksam zu machen, daß im Bunsen'schen
Laboratorium Jodquecksilberpapier zur Entdeckung des Natrons schon seit
einiger Zeit im Gebrauche ist.
Hieran anschließend will ich noch erwähnen, daß das Münchener Leuchtgas gewöhnlich
Spuren von Natrium mit sich führt, welches mit dem Apparat zur Spectralanalyse
leicht nachweisbar ist. Bei meinen Versuchen mit einem Steinheil'schen Instrumente war nämlich die Natronlinie immer bemerkbar,
wenn auch ein vollkommen gereinigter Platindraht in die Gasflamme gehalten wurde.
Die Natronlinie verschwand aber sogleich aus dem Spectrum, wenn durch Waschen
gereinigtes Leuchtgas in den Brenner geleitet worden war, und trat, sobald die
Waschvorrichtung entfernt worden, unmittelbar wieder ein. Es ergibt sich hieraus,
daß das Auftreten der Natronlinie im Spectrum durch das Leuchtgas bedingt seyn
dürfte, dessen Gehalt an Natron wahrscheinlich durch die Art der fabricationsmäßigen
Reinigung veranlaßt ist.