Titel: | Das gepanzerte Kriegsschiff des Marinecapitäns C. P. Coles in London. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. IV., S. 14 |
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IV.
Das gepanzerte Kriegsschiff des Marinecapitäns C.
P. Coles in London.
Aus dem London Journal of
arts, Mai 1862, S. 265.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Coles' gepanzertes Kriegsschiff.
Diese Erfindung (patentirt in England am 15. Juni 1860) besteht in der Herstellung
gepanzerter Kriegsschiffe mit zwei Seiten oder einer Doppelseite an demjenigen Theil
des Schiffes, welcher durch die Panzerplatten geschützt ist; die innere Seite ist
nämlich unter einem beträchtlichen Winkel einwärts geneigt und mit dicken
Eisenplatten gepanzert, während die äußere Seite den Zweck hat, die äußere Form des
Schiffes zu vervollständigen und das erforderliche Deck zwischen der inneren Seite
und dem oberen Theil der vertheidigten Seite zu liefern. Schiffe mit derartigen
Seiten eignen sich besonders zur Aufnahme von Kanonen, welche durch einen
Schutzschild gedeckt sind.
Fig. 15 ist
ein Querdurchschnitt eines nach dieser Erfindung construirten Schiffes, welches mit
den Schutzschilden für die Kanonen versehen ist, die dem Erfinder am 30. März 1859
patentirt wurden; diese Schilde sind jedoch kein nothwendiger Theil, da die Kanonen
auf eigenthümlichen Laffeten angebracht und in gewöhnlicher Weise durch Eisenplatten
geschützt werden können. (Die punktirten Linien am oberen Theil der Figur stellen
die Seiten eines gleichgroßen Schiffes dar, welches mit gewöhnlichen aufrechten
gepanzerten Seiten construirt ist.)
d, d sind die geneigten Seiten, aus dicken Eisenplatten
hergestellt, welche auf einem hölzernen oder eisernen Gespärre angebracht sind, und
durch Winkeleisen getragen werden, die sich von dem zellenförmigen Boden des
Schiffes hinauf erstrecken. Eine Reihe von Balken e
erstreckt sich von der einen geneigten Seite bis zur anderen, um dieselben zu
stützen und zu verstärken. f ist ein Deck, welches sich
vorn und hinten durch das Schiff erstreckt. g, g sind
die dünnen aufrechten eisernen Seiten, welche bis zur Höhe der unteren Deckpforten eines Linienschiffes
hinaufreichen, oder so hoch als sich die Kanonen über dem Wasser befinden sollen.
Ueber den Seiten g, g ist eine fliegende Schutzwehr h angebracht, welche einwärts oder auswärts
zurückgeschlagen werden kann, um die Kanone darüber hin unter dem Schild b, c abzufeuern. Diese fliegende Schutzwehr dient auch
bis zum Beginn des Gefechtes um das Schiffsvolk bei schlechtem Wetter gegen Wind und
Wogen zu schützen. a ist ein röhrenförmiger Canal, durch
welchen die Munition zu den Kanonen hinauf geschafft wird und durch den man auch
während des Gefechtes einen Luftstrom treiben kann, um den beim Abfeuern der Kanonen
entstehenden Rauch aus dem Schild zu verjagen. i, i sind
Ventilatoren für das untere Deck. D ist das obere
Deck.
Fig. 16 ist
ein theilweiser Querdurchschnitt eines Schiffes, welches innerhalb der äußeren Seite
mit zwei geneigten Seiten versehen ist, um das Geschoß allmählich von seinem
ursprünglichen Wege abzulenken, so daß es endlich von dem Schiffe abrollt, ohne
durch die innere geneigte Seite zu dringen. a ist die
äußere, b die innere Seite, beide von dünnen
Eisenplatten; c ist eine zweite innere Seite von dicken
Eisenplatten, unter verschiedenem Winkel geneigt; d ist
das obere Deck.
Fig. 17 zeigt
im theilweisen Querdurchschnitt ein anderes Schiff, das mit zwei geneigten Seiten
versehen ist, in welchem Falle die beiden inneren Seiten einander parallel
angebracht sind. a ist die äußere Seite; b ist eine innere Seite von dünnen Eisenplatten und c eine zweite innere Seite von dicken Eisenplatten; d ist das obere Deck; e, e
sind zahlreiche wasserdichte Abtheilungen, aus dünnem Eisenblech hergestellt.
Nachschrift: über den „Monitor“ und
„Merrimac.“
Der vorstehenden Beschreibung des Panzerschiffes (cupola
vessel) von Capitän C. P. Coles, nach dessen
neuesten Verbesserungen, wornach die brittische Admiralität Kriegsschiffe bauen
läßt, geben wir in Fig. 18 eine Ansicht des „Merrimac“ und in Fig. 19 eine
Ansicht des „Monitor“ nach dem Scientific American bei.
1) Der gepanzerte Kriegsdampfer „Monitor“ wurde nach dem Plane von Ericsson in New-York auf dem Brooklyn Werft gebaut. Der obere Theil
dieses Schiffes hat die Form einer Fähre mit plattem Boden, scharfen Enden und
verticalen Seiten; er ist 5 Fuß tief, 174 Fuß lang und 41 Fuß 4 Zoll breit. In der
Mitte ist diese Fähre auf eine Länge von 124 Fuß und eine Breite von 34 Fuß
ausgeschnitten, um die Verbindung mit dem unteren Theil des Schiffes herzustellen,
welcher an dem Boden der Fähre befestigt ist und sich mit geneigten Seiten bis auf eine Tiefe von 7
Fuß 6 Zoll hinab erstreckt. Der untere Theil des Schiffes ist aus Eisen gebaut, die
Platten sind ½ Zoll dick. Der obere Theil hingegen ist sehr stark aus Holz
und Eisen gebaut, indem die verticalen Seiten aus 30 Zoll dickem Eichenholz
bestehen, welches mit einzölligem gewalztem Eisenblech bis zu einer Dicke von 6 Zoll
überzogen ist. Da sich die Schraube und das Ruder unter dem vorspringenden Ende des
oberen Schiffstheiles befinden, so sind sie gegen die feindlichen Geschosse
vollkommen geschützt.
Das wesentlich Neue an diesem Schiff ist der drehbare cylindrische Thurm, worin die
Kanonen angebracht sind. Derselbe ist aus einzölligen gewalzten Eisenplatten
hergestellt, welche bis zur Dicke von 8 Zoll zusammengebolzt sind; sein innerer
Durchmesser ist 20 Fuß und er ist 9 Fuß hoch. Mit seinem unteren Rande ruht er auf
einem glatten, flachen Ring von Bronze, wenn er sich aber im Gefecht befindet, so
wird sein Gewicht größtentheils von einer in seiner Mitte stehenden Welle getragen,
um welche er sich dreht; man treibt nämlich einen massiven Keil unter die Pfanne
dieser Welle, um sie zu heben, wodurch sie veranlaßt wird den Thurm zu tragen. Ein
großes Stirnrad auf der Welle ist durch ein Triebwerk mit einer kleinen
Dampfmaschine verbunden, welche die Kraft zum Drehen des Thurmes liefert.
2) Die Dampffregatte „Merrimac“ war
ein Kriegsschiff erster Classe von der Marine der Vereinigten Staaten. Bald nach dem
Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges wurde sie theilweise verbrannt, und dann
im Gosport Navy-Yard versenkt, um zu verhüten daß sie in die Hände der
Conföderirten falle. Diesen gelang es aber sie zu heben, und mit Eisenbahnschienen, welche unter sehr spitzem Winkel
geneigt waren, zu panzern. In dem denkwürdigen Kampfe beim Fort Monroe scheint der
„Merrimac,“ welcher zuletzt mit dem
„Monitor“ ins Gefecht kam, den schwersten Geschossen auf
sehr kurze Schußweite genügend widerstanden zu haben. Seitdem kam der
„Merrimac“ nicht mehr zum Kampfe, sondern dieses bei
Sewalls Point (Fort Monroe gegenüber) ankernde riesige Schiff wurde von den
Conföderirten selbst in die Luft gesprengt, weil sie befürchteten es würde den
Unionisten in die Hände fallen.