Titel: | Verbesserungen im Ausbringen des Kupfers und Silbers aus den Erzen; von Gustav Bischof jun. in Swansea. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XI., S. 32 |
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XI.
Verbesserungen im Ausbringen des Kupfers und
Silbers aus den Erzen; von Gustav Bischof
jun. in Swansea.
Aus dem London Journal of
arts, Mai 1862, S. 277.
Bischof's Verbesserungen im Ausbringen des Kupfers und Silbers aus
den Erzen.
Wenn arme Kupfererze zu behandeln sind, welche Kalkstein und Dolomit als Gangart
enthalten, so calcinirt sie der Patentträger zuerst in einem gewöhnlichen Kalkofen
bei so niedriger Temperatur, daß das Kupfer und Silber nicht in Silicate verwandelt
werden können. Hernach wascht er das Product, um die feinen Theilchen von
Kalk- und Bittererdehydrat zu entfernen, während die Theilchen von Kupfer und Silber
unverändert zurückbleiben. Das gewaschene und calcinirte Erz behandelt er dann nach
einer der im Folgenden beschriebenen Verfahrungsarten.
Ist das Erz von solcher Beschaffenheit, daß es dem Glüh- und Waschproceß nicht
unterzogen zu werden braucht, so kann es sogleich mit beiläufig fünf Theilen
Eisenkies für jeden Theil Kupfer gemischt werden, wobei von den fünf Theilen
Eisenkies der schon im Erz enthaltene Eisenkies, sowie die entsprechenden
Schwefeltheile der anderen darin vorkommenden Schwefelmetalle in Abzug zu bringen
sind. Die Menge des Eisenkieses läßt sich in den meisten Fällen dadurch adjustiren,
daß man Erze, welche denselben im Ueberschuß enthalten, mit solchen mischt, worin er
nicht in hinreichender Menge vorkommt. Das Erz muß dann geschmolzen werden, um
Kupferstein zu erhalten, und dieses Product wird hernach fein pulverisirt und
beiläufig fünf Stunden lang bei niedriger Rothglühhitze geröstet; dazu benutzt man
eine Muffel, welche von außen erhitzt wird, auch muß Vorsorge getroffen seyn, daß
die Gase und Dämpfe aus ihr abziehen können, und daß dem darin zu röstenden Material
fortwährend atmosphärische Luft zuströmt. Da die anzuwendende Hitze eine sehr
niedrige ist, so kann der Körper des Röstofens oder der Muffel aus Platten von Thon
oder Eisen hergestellt werden. Der unter der Muffel befindliche Theil des Ofens kann
zum Abdampfen der Lösungen benutzt werden und zum Rösten des auf unten angegebene
Weise gefällten Kupfers. Auf diese Weise wird das Einfach-Schwefelkupfer
größtentheils in schwefelsaures Kupferoxyd verwandelt, welches man mittelst Wasser
auslaugt. Den nach dem Auflösen des schwefelsauren Kupfers bleibenden Rückstand
behandelt man mit verdünnter Schwefelsäure, wodurch das darin enthaltene Kupferoxyd
aufgelöst wird. Zur Gewinnung von Schwefelsäure leitet man die Gase aus dem Röstofen
in Bleikammern, und zum Auflösen des Kupferoxyds benutzt man die Kammersäure, ohne
sie vorher zu concentriren.
Wenn das Erz nur wenig Antimon, Arsenik oder Chloride enthält, wird das darin
vorhandene Silber ebenfalls in Lösung erhalten.
Enthalten die Erze viel Antimon und Arsenik, so muß das auf angegebene Weise
erhaltene rückständige Product nochmals bei höherer Temperatur geröstet werden,
nachdem man es zuerst mit pulverisirter bituminöser Kohle und hernach mit Eisenkies
oder Kupferstein, schwefelsaurem Kupferoxyd oder Zinkblende gemischt hat. Das durch
dieses Rösten erhaltene Product wird mit den Waschwassern vom oben erwähnten ersten
Auslaugeproceß ausgelaugt, wodurch man den Rest des Silbers in Lösung erhält. In dem
Falle wo Silber auszubringen ist, muß man die zur erwähnten Lösung dienende
Schwefelsäure von den darin enthaltenen Chloriden reinigen, indem man sie vor ihrer
Anwendung mit hierzu vorräthigem schwefelsaurem Silberoxyd versetzt. Kleine Mengen
im Erze enthaltener Chloride werden als Eisen- und Kupferchlorid
verflüchtigt. Wenn das Erz kein Silber enthält, so fällt der zweite Röstproceß und
die Reinigung der Schwefelsäure von Chloriden weg.
Anstatt Eisen zur Fällung des Kupfers aus den Lösungen anzuwenden, kann man geglühte
kohlensaure Bittererde (Magnesit) benutzen, wo man dann Kupferoxyd und Bittersalz
als Producte erhält; ersteres reducirt man und letzteres bildet einen gesuchten
Handelsartikel. Das erhaltene Bittersalz kann man aber auch mit Kohle behandeln, um
es in Bittererde und schweflige Säure zu zersetzen; letztere leitet man in
Bleikammern, und die Bittererde benutzt man wieder zum Fällen von Kupfer.
Das aus der Lösung mittelst Eisen gefällte Kupfer wird mit einer verdünnten Auflösung
von schwefelsaurem Kupfer (dem letzten Waschwasser vom Auslaugeproceß) gewaschen, um
das etwa beigemengte metallische Eisen zu entfernen, hernach wascht man es mit
Wasser, und dann, je nach der verlangten Qualität des Kupfers, mit einer Auflösung
von Holzasche, um Spuren von basisch-schwefelsaurem Eisenoxyd zu entfernen.
Das Kupfer wird hierauf geröstet, um metallisches Antimon und Arsenik durch
Verflüchtigung abzuscheiden, und endlich geschmolzen.
Das beschriebene Verfahren zum Ausbringen des Kupfers (patentirt in England als
theilweise Mittheilung am 3. September 1861) eignet sich besonders für Erze welche
viel Antimon und Arsenik enthalten, weil beide in dem Grade abgeschieden werden, daß
man ein Kupfer von vorzüglicher Güte erhält. Andere Vortheile dieses Verfahrens sind
das größere Ausbringen von Kupfer, der Umstand daß keine beträchtliche Menge von
Kupferrauch entsteht, und die Ersparniß an Steinkohlen. Die beiden letzteren
Vortheile machen es möglich, an vielen Orten Kupferhütten zu errichten, wo solche
nach dem gewöhnlichen Betrieb nicht herzustellen wären, daher sich in vielen Fällen
an den Transportkosten des Erzes ersparen läßt.