Titel: Sutton's neue augenblickliche und Portrait-Camera.
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XXXI., S. 115
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XXXI. Sutton's neue augenblickliche und Portrait-Camera. Aus dem photographischen Archiv, Januar 1862, S. 11. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Sutton's neue augenblickliche und Portrait-Camera. Hr. Sutton hat sich eine neue Camera obscura patentiren lassen, welche einige entschiedene Vortheile zu gewähren scheint. Wenn man gegenwärtig ein Bild aufnehmen will, wird auf dem matten Glase ein umgekehrtes Bild des Gegenstandes eingestellt, – dann wird das matte Glas entfernt und die Cassette an seine Stelle gesetzt, – darauf wird der Schieber der Cassette aufgezogen und zuletzt der Deckel vom Objectiv genommen. Während aller dieser Operationen kann der Gegenstand, den man aufnehmen will, sich bedeutend bewegt haben, und wo eine augenblickliche Aufnahme erforderlich ist, vergeht gewöhnlich zu viel Zeit zwischen dem Einstellen und dem Belichten. Sutton's neue Camera vereinfacht das Einstellen bedeutend, indem darin ein aufrecht stehendes Bild auf einer horizontalen Visirscheibe eingestellt wird. Fig. 39 wird die Einrichtung verständlich machen. In der Camera befindet sich ein beweglicher Reflector, der mit dem Boden einen Winkel von 45° bildet und vermittelst eines an der Seite befindlichen Knopfes auf- und niedergelassen werden kann. Das matte Glas befindet sich in horizontaler Lage oben auf der Camera, und wenn der Reflector niedergelassen ist, wird das Bild aufrecht auf das matte Glas geworfen; dieses Bild kann auf dem horizontalen Glase durch Drehen der Einstellschraube am Objectiv ganz scharf gestellt werden, und wenn es auf dem matten Glase im Focus ist, wird es auch auf der Collodiumschicht vollkommen im Focus seyn, da diese auf der anderen Seite des Reflectors auf ihrem gewöhnlichem Platze in der Camera ist. Also wird, wenn der Reflector herunter gelassen ist, ein Strahl, der nach dem Punkte P auf der Collodiumschicht gebrochen ist, in seinem Laufe aufgehalten und nach oben auf einen Punkt p im matten Glase reflectirt; die Punkte P und p liegen in Bezug auf den Reflector ganz symmetrisch. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß, um einen richtigen Focus sowohl auf der Visirscheibe, als auf der Collodiumschicht zu haben, die drei Ebenen der Schicht, der Silberseite des Reflectors und der matten Seite der Visirscheibe alle eine gemeinschaftliche Intersectionslinie haben müssen, eine Bedingung, die bei einer gut construirten Camera ohne praktische Schwierigkeit erreicht werden kann, wenn die Visirscheibe in ihrem Rahmen erst befestigt wird, nachdem der Reflector und die Cassette an ihrem Platze sind. Die Cassette wird von der linken Seite in die Camera gesetzt, anstatt von oben, und der Schieber auch zur linken Seite herausgezogen. Die Camera ist auf dem Stativ so befestigt, daß sie leicht gedreht und höher und niedriger gestellt werden kann. Nachdem wir die Construction der Camera beschrieben haben, gehen wir zu ihrer Behandlung über. Erstens setzt man die Cassette mit der empfindlichen Schicht hinein und öffnet den Schieber. Da der Reflector herunter gelassen ist, kann von dem Objectiv kein Licht auf die Platte fallen. Darauf öffnet man die Klappe, welche über dem matten Glase befindlich ist, und zieht das daran befestigte schwarze Tuch über Kopf und Schultern. Das Tuch muß groß genug seyn, um noch die ganze Camera, außer dem Objectiv einhüllen zu können. Man richtet nun die Camera mit der linken Hand auf den Gegenstand, und wenn er sichtbar wird, stellt man auf dem matten Glas mit der rechten Hand ein. Ist Alles zur Belichtung fertig, so dreht man nun mit der rechten Hand den Reflector in die Höhe. Wenn der Kopf und die Schultern mit dem schwarzen Tuch gut bedeckt sind, so fällt kein Licht durch die matte Scheibe auf die empfindliche Platte; um aber jeden Fehler zu vermeiden, kann man ein Stück orangegelbes Glas auf die Visirscheibe legen; dieß schadet beim Einstellen gar nicht. Die Vortheile der neuen Camera gehen aus Obigem klar hervor; um Portraits von Kindern und augenblickliche Ansichten aufzunehmen, ist sie gerade, was man sich wünschen kann. Auch für jedes Portrait ist sie sehr werthvoll. Bei Landschaftsaufnahmen ist es in manchen Fällen sehr vortheilhaft, die Landschaft aufrecht auf dem matten Glase einstellen zu können.

Tafeln

Tafel Tab. II
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