Titel: | Ueber das Vorkommen des Rubidiums in einer Anzahl von Pflanzen (Runkelrübe, Tabak, Kaffee, Thee, Trauben); von L. Grandeau. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XXXVI., S. 134 |
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XXXVI.
Ueber das Vorkommen des Rubidiums in einer Anzahl
von Pflanzen (Runkelrübe, Tabak, Kaffee, Thee, Trauben); von L. Grandeau.
Aus den Comptes
rendus. Mai 1862, t. LIV p. 1057.
Grandeau, über das Vorkommen des Rubidiums in einer Anzahl von
Pflanzen.
Im Februar d. J. habe ich der (französischen) Akademie meine Untersuchungen über das
Vorkommen des Rubidiums in der Salzmasse der Runkelrübe und in der Mutterlauge
welche man bei deren Behandlung zur Gewinnung des Chlorkaliums erhält, mitgetheilt.Polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 50. Seitdem habe ich die bezüglichen Versuche sowohl im Laboratorium der höheren
Normalschule zu Paris, als in der großen Brennerei des Hrn. Lefebvre zu Corbehem (welche Spiritus aus Runkelrübenmelasse erzeugt)
fortgesetzt, und besitze bis jetzt 400 Gramme reines Chlorrubidium.
Ich werde demnächst der Akademie die Beschreibung der von mir zur Gewinnung des
Chlorrubidiums angewandten Verfahrungsarten einreichen und durch Ziffern nachweisen,
daß die jährlich einer Hektare Land durch die Runkelrübe entzogene Rubidiummenge aus
dem landwirthschaftlichen Gesichtspunkt vielleicht nicht zu vernachlässigen ist.
Im Nachfolgenden will ich der Akademie einige neue Resultate mittheilen, woraus die
große Verbreitung des Rubidiums in der Natur ersichtlich ist. Nachdem ich das neue
Metall in der Salzmasse der Runkelrübe aufgefunden hatte, welche bekanntlich viel
Kali enthält, schien es mir interessant darnach auch in anderen Pflanzen zu
forschen, welche dem Boden die Kalisalze mehr oder weniger leicht entziehen. Ich
beschränke mich hier auf die erhaltenen analytischen Resultate und werde die
angewandten Trennungs- und Bestimmungsmethoden in einer besonderen Abhandlung
veröffentlichen.
1) Tabak. – Meine Analysen haben sich bisher nur
auf Blätter von Kentucky und der Havannah erstreckt. Hr. Schlösing ließ für mich in seinem Laboraterium eine Quantität Wasser zur
Trockne verdampfen, welches zum andauernden Waschen von Kentucky-Blättern
gedient hatte. Der geglühte Rückstand lieferte eine ziemlich weiße, schwammige
Salzmasse, welche sehr reich an Kali war. Bei der Spectralanalyse zeigte diese
Salzmasse die charakteristischen Linien des Calciums, Lithiums, Kaliums und
Rubidiums; die Lithiummenge ist sehr gering, hingegen ist das Rubidium in
beträchtlichem Verhältniß vorhanden.
Die Havannah-Blätter erster Auswahl wurden mit Vorsicht eingeäschert; ihre
Asche gab mir bei der Analyse dieselben Resultate wie die
Kentucky-Blätter.
2) Kaffee und Thee. – Der Kaffee und Thee, mit
Vorsicht vollständig eingeäschert, hinterlassen eine an Kali reiche Asche; dieselbe
vorher auf geeignete Weise behandelt, ergab bei jedem dieser Producte beträchtliche
Mengen von Rubidium, aber keine Spur von Lithium. Der Kaffee ist viel reicher an
Rubidium als der Tabak.
3) Trauben (roher Weinstein). – Hr. Kestner in Thann sandte mir Mutterlauge von der
Behandlung des rohen Weinsteins. Nachdem ich dieselbe von den darin enthaltenen
organischen Stoffen und fremden Substanzen befreit hatte, unterzog ich den Rückstand
der Spectralanalyse; ich konnte darin mit Sicherheit Rubidium nachweisen, wovon sie
jedoch nur eine sehr geringe Menge enthielt.
Aus diesen Thatsachen ergibt sich, daß das Rubidium einer der in der Natur
verbreitesten einfachen Körper ist. Die verschiedensten Pflanzen, aus den
entferntesten Gegenden, entziehen dasselbe dem Boden; überdieß geht aus meinen
Untersuchungen hervor, daß das Vorkommen des Rubidiums nicht nothwendig an dasjenige
des Lithiums gebunden ist, wie man nach den Analysen der Mineralien und Wässer
glauben könnte, worin Bunsen das neue Metall entdeckt
hat. Ich muß beifügen, daß eine Anzahl von Pflanzen, deren Asche ich analysirt habe,
kein Rubidium zu enthalten scheint, obgleich mehrere davon reich an Kali sind;
solche sind namentlich Reps, Cacao, Zuckerrohr und einige Meergrasarten.
Ich beschäftige mich jetzt mit der Untersuchung des Bodens, worin die erwähnten
Pflanzen wachsen.