Titel: | Der Torfdörrapparat von Carl Welkner, Hüttendirector in Wietmarschen bei Lingen (Hannover). |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LI., S. 184 |
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LI.
Der Torfdörrapparat von Carl Welkner, Hüttendirector in Wietmarschen bei Lingen
(Hannover).
Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung,
1862, Nr. 25.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Welkner's Torfdörrapparat.
Die gegenwärtige Schöpfungsperiode hat unserem Vaterlande einen Reichthum an Torf
verliehen, der von keinem anderen Lande übertroffen wird und der den
Brennstoffinhalt der bis jetzt bekannten Steinkohlenlager bei weitem überragt.
Unbestritten knüpft sich daher an den Torf und seine Verwendung als Brennmaterial
für Deutschland ein so großes nationales Interesse, daß es gerechtfertigt erscheint,
wenn jeder Techniker, der durch die Umstände auf dieses Brennmaterial hingewiesen
ist, seine deßfallsigen Erfahrungen und Verbesserungen der Oeffentlichkeit nicht
vorenthält.
Auch lassen, so umfänglich die Literatur des Torfes bereits ist, doch die
verhältnißmäßig geringen Fortschritte, die in seiner Verwendung gemacht wurden,
nicht verkennen, daß die ganze Torffrage mehr oder weniger noch in ihrer ersten
Entwickelung begriffen ist, und daß es, abgesehen von den verschiedenen
Gewinnungsmethoden, die stets den localen Verhältnissen anzupassen sind, besonders
Sache der Technik ist, die gebräuchlichen Methoden der Verdichtung, Darrung und
Verkohlung des Torfes auf eine rationelle Weise so zu verbessern und zu
vereinfachen, daß eine Massenproduction, wie sie die industrielle Verwendbarkeit
dieses Brennmaterials in den meisten Fällen erheischt, damit erreicht werden
kann.
Die Nothwendigkeit, dieses Ziel zu erreichen, tritt immer dringender an uns heran.
Abgesehen von einer Menge kleinerer Industriezweige, sind nicht wenige unserer
Eisenbahnen, wenn sie nicht mit bedeutenden Kosten fremde Steinkohlen beziehen
wollen, auf dieses Brennmaterial angewiesen; die Stabeisenfabrication mit
Torffeuerung hat in den Torfgegenden bereits bedeutende Fortschritte gemacht, und
die Natur hat selbst die großartigsten Eisenerzablagerungen in so unmittelbare Nähe
der vorzüglichsten Torfmoore gelegt, daß die Verhüttung derselben mit Torf oder
Torfkohle, ohne anderen Zusatz, immer mehr in ernsthafte Aussicht genommen werden
muß.
Es läßt sich zwar nicht verkennen, daß die physikalische Beschaffenheit der rohen,
mit Wasser geschwängerten Torfmasse die allgemeine Nutzbarmachung derselben als Brennmaterial,
wozu sie ihrer chemischen Beschaffenheit nach in den meisten Fällen sehr geeignet,
in vielen Fällen der Steinkohle sogar vorzuziehen, ja wegen ihres geringen Gehalts
an unverbrennbaren Rückständen und schädlichen Bestandtheilen in einzelnen Fällen
dem Holze fast gleichzustellen ist, sehr erschwert. Die Gewinnung des Torfes kann
nur während eines verhältnißmäßig kurzen Zeitraumes des Jahres vorgenommen werden,
und erfordert dann ein bedeutendes Arbeitspersonal, für welches später keine
Verwendung vorhanden ist, – und auch dann bleibt die Erzielung eines
vollständig lufttrockenen Materials immerhin unsicher. Hier ist es die
wissenschaftliche Technik, die die Natur unterstützen soll, und je mehr es uns
gelingt, der letzteren mit ihren Gesetzen Verständniß abzugewinnen, ihr ihre
Geheimnisse abzulauschen und unsere Kombinationen darauf zu gründen, desto sicherer
und desto rationeller werden wir uns dem vorgesteckten Ziele nähern.
So ist es eine herrliche Eigenschaft des rohen Torfs, daß er eine bedeutende
Dichtigkeit anzunehmen im Stande ist, sobald man mittelst Bearbeiten mit
überschüssigem Wasser seine ursprüngliche, durch seine Entstehung bedingte Structur
vollständig zerstört, und, obschon es selbstverständlich ist, daß die Ausnutzung
dieser Eigenschaft unter allen Verhältnissen nicht mit derselben Leichtigkeit
durchzuführen ist, so liefert sie uns doch einen Fingerzeig, der nicht hoch genug
angeschlagen werden kann, und der auch bereits vermöge seiner Annahme durch die
Technik zu den schönsten Erfolgen geführt hat.
Auch wird beim Trocknungsverfahren es immer eine Hauptaufgabe bleiben, den warmen
Sommermonaten so viel als möglich von ihrer Trockenkraft abzugewinnen und die
Trocknung in der freien Luft nach Kräften zu unterstützen. Mit den eigentlichen
Gewinnungsarbeiten in Verbindung gebrachte bedeckte Räume oder transportable
Stellagen haben sich hier praktisch bewährt; sie sind besonders bei denjenigen
Torfsorten, die, so lange sie weich sind, durch starke Regengüsse sehr leiden, also
bei den schweren Stichtorfsorten, so wie bei dem mittelst Hand- oder
Maschinenarbeit gedichteten Torfe immer empfehlenswerth, da die daraus erwachsenden
Mehrkosten durch das stärkere Ausbringen und bessere Qualität reichlich gedeckt
werden. Eben so empfehlenswerth ist eine zweckmäßige Magazinirung auf den
Verbrauchspunkten, obschon dieselbe ihre Grenzen hat, und, abgesehen davon, daß sehr
naß eingebrachter Torf auch durch mehrjähriges Lagern in Schuppen niemals eine
gewöhnliche Lufttrockenheit erlangen wird, für viele Verhältnisse wegen der
bedeutenden Anlagekosten und Beanspruchung von Raum gar nicht in genügendem Maaße
durchzuführen seyn dürfte.
Wäre mit der künstlichen Darrung des Torfes weiter nichts zu erzielen, als eine
Verbesserung des absoluten Wärmeeffects, dann möchte man
versucht werden, von derselben abzustehen, obschon die äußeren Umstände um so
deprimirender auch auf den absoluten Wärmeeffect wirken, je mehr Feuchtigkeit der
Torf enthält, je weniger derselbe zur vollständigen Verbrennung gebracht werden kann
und je ungleichmäßiger die entwickelten Wärmemengen zu Anfang und zu Ende der
Verbrennung sich gestalten. Da nämlich der Wassergehalt des Torfes als solcher gar
nicht in Rechnung gestellt werden kann, seine Wirkung also in vielen Fällen schon
nach seinem Gehalte an absolut trockener Torfmasse bemessen wird, so geht nur
diejenige Wärmemenge verloren, die durch Verwandlung des Wassergehalts in
Wasserdampf bei directer Verbrennung latent gemacht wird, ein Quantum, welches so
gering ist, daß auch bei der sorgfältigsten Abnutzung sonst verloren gehender
Wärmequellen damit eine vollständige Darrung nur in ausnahmsweisen Fällen zu
erreichen seyn möchte. Der Nachtheil des nassen Torfes gestaltet sich aber in der
Praxis ganz anders, und es liegt auf der Hand, daß ein physikalischer Apparat zur
Messung entwickelter Wärmemengen ein verhältnißmäßig günstigeres Resultat ergeben
muß, als ein Dampfkessel oder ein Puddlingsofen.
Der unter allen Verhältnissen größte Nachtheil der Verwendung des Torfes im nassen
Zustande liegt aber in seiner geringeren specifischen und
ganz besonders pyrometrischen Wärmecapacität.
Der im Verhältniß zu anderen Brennmaterialien und zu seinem Brennwerthe
außerordentlich große Rauminhalt des Torfes erschwert seine Verwendung ungemein, und
es wird dieselbe stets erleichtert werden, wenn aus einem bestimmten Volum die
möglichst große Wärmemenge gezogen werden kann. Von besonderer Wichtigkeit ist dieß
beim Eisenbahnbetriebe, wo der Wassergehalt als Ballast mit auf den Tender genommen
und wo gerade deßhalb häufig von der Verwendung des Torfes Abstand genommen werden
muß, weil der geringe zu Gebote stehende Vorrathsraum längere Fahrten mit Torf ganz
unmöglich macht. Dazu kommt, daß in vielen Fällen durch geringere Frachten eine
directe Kostenermäßigung des Torfes erreicht wird, während unter allen Umständen der
entwässerte und effectreichere Torf bei seiner Verarbeitung weniger Arbeitskräfte in
Anspruch nimmt.
Bringt solcher Weise die Verbesserung des specifischen
Wärmeeffects schon indirecte Vortheile mit sich, so bedingt der größere pyrometrische Effect des gedarrten Torfes directe um so
größere Vortheile. Es würde uns zu weit führen, wenn wir die vielen veröffentlichten
amtlichen Nachweise, besonders der bayerischen Staats-Eisenbahnen über die Feuerungsresultate mit
nassem und mit trockenem Torfe hier wiederholen wollten. Genug, daß die
außerordentlich günstigen Erfolge mit letzterem ihre Begründung in der erzielten
größeren Intensität der Flamme finden, mit der sich jeder Apparat rascher anheizen
und leichter in der erforderlichen Temperatur erhalten läßt, und mit der sich bei
einzelnen Betriebszweigen allein nur die erforderlichen Wärmegrade erreichen
lassen.
Anders ist es bei den Reductionsöfen oder speciell beim Eisenhohofenbetriebe. Hier
wirkt der Wassergehalt des Torfes deßhalb im höchsten Grade nachtheilig, weil
derselbe erst in einer Zone des Hohofens zur vollständigen Verdampfung kommt, wo die
dadurch bedingte Wärmebindung von einer Abkühlung der Schmelzzone unzertrennlich
ist, – weil auch durch die Heftigkeit der Verdampfung die Structur des Torfes
mehr oder weniger vernichtet wird, so daß die gebildete Torfkohle statt in klaren
Stücken, als Staub ins Gestell kommt und den Ofen versetzt und erkaltet, –
und endlich, weil die dem Hohofen behufs der Kessel- und Windheizung
entzogenen Gase ihre Brennkraft mehr oder weniger verlieren.
Nach dem Vorangeschickten ist es wohl zweifellos, daß eine rationell ausgeführte
Darrung, bei der das entwickelte Wärmequantum zur annähernd vollständigen Ausnutzung
gebracht wird, bei jeder größeren Verwendung des Torfes nothwendig erscheint, daß
sie für einzelne Betriebe nach Vorzugsweise trockenen Jahren, wie sie indessen nur
selten vorkommen, wohl außer Thätigkeit gesetzt werden kann, aber immer zur Hand
seyn muß, wenn man sich unabhängig von den atmosphärischen Einflüssen erhalten will.
Die Nothwendigkeit des Darrens ist unbedingt vorhanden, wenn sich der zu erzielende
pyrometrische Wärmeeffect ohne Entziehung des gesammten hygroskopischen
Wassergehalts des luftrockenen Torfes nicht erreichen läßt, und sie erscheint selbst
in den Fällen noch zweckmäßig, wo der alleinige Zweck der Dampferzeugung vorliegt
und wo die Mittel es gestatten, durch großartige Aufspeicherungen und langes
Ueberliegen an der Luft den nassen Torf zu verbessern.
Wenden wir uns der nächsten Aufgabe, der Darrung des
Torfes zu, indem wir die Verkohlung desselben einer späteren Besprechung
vorbehalten.
Die in Anwendung stehenden verschiedenen Dörrvorrichtungen
lassen sich eintheilen in solche, wo die Dörrung
1) durch strahlende Wärme mittelst Oefen oder Röhren im Dörrraume, oder
2) durch besonders erzeugte oder von einer anderen Feuerung entnommene und direct
durch den Torf geleitete Feuerluft, oder
3) durch künstlich erwärmte und durch die zu dörrende Masse geleitete atmosphärische
Luft bewirkt wird.
Die Apparate der ersten Art leisten verhältnißmäßig sehr wenig und liefern ein höchst
ungleichmäßiges Material. Die Hitze steigt stets nach oben, dörrt den hier lagernden
Torf rasch aus und, wenn die Temperatur nicht mit größter Vorsicht regulirt wird, so
findet sofort eine Zersetzung und Entzündung statt, während das unten liegende
Material noch vollständig naß bleibt. Diese Oefen erfordern außerdem ein großes
Anlagecapital und übermäßige Betriebskosten, und sollen sie mit continuirlichem
Betriebe eingerichtet werden, so ist wiederum ein großes, dem Verschleiß
vorzugsweise unterworfenes Inventar nöthig. Sie haben sich in der Praxis nicht
bewährt.
Aber auch die directe Verwendung der Verbrennungsgase hat ihre großen Uebelstände.
Zunächst ist es der Gehalt an Wasserdampf, den sie dem Dörrraume, da sie meist aus
nassem Brennmaterial erzeugt werden müssen, zuführen. Sodann erfordern sie einen
bedeutenden Aufwand von Brennmaterial, dadurch herbeigeführt, daß die Gase, bevor
sie in den Trockenraum einmünden, den größten Theil ihrer Wärme abgeben müssen.
Endlich ist die Entzündungsgefahr dennoch niemals ganz zu vermeiden. Werden dagegen
die Gase einer anderen Feuerung übernommen, und zwar, nachdem sie vollständig
ausgenutzt waren, dann tritt der erwähnte zweite Uebelstand allerdings nicht ein,
und die Unkosten einer solchen Darrung würden sich selbst auf ein Minimum reduciren;
aber es erwachsen wegen der Regulirung der Züge der combinirten Apparate in der
Praxis unübersteigliche Schwierigkeiten, so daß kaum ein Fall denkbar ist, wo dieß
System zur Ausführung gebracht werden könnte. Bereits ausgenutzte Feuerluft scheint
demnach nur bei den Dörrvorrichtungen der dritten Art zu praktischem Werthe gelangen
zu können.
Weitere Nachtheile dieser beiden Methoden, als Zerklüftung und Zerbröckelung des
Torfes etc., verdienen den erwähnten Hauptsachen gegenüber kaum Erwähnung.
Wir sehen, und die Erfahrungen hierüber liegen auch bereits vor, daß die
atmosphärische Luft wiederum das natürliche Agens ist, mittelst dessen die Dörrung
des Torfes oder ähnlicher hygroskopischer Körper, nachdem die Natur schon damit
begonnen, auch am besten und vortheilhaftesten zu Ende geführt oder bis zu einem
bestimmten Grade fortgesetzt werden kann. Das größte Verdienst um diese dritte Art
der Darrvorrichtungen hat jedenfalls Weber, obschon bei
dem von ihm construirten Trockenhause hauptsächlich die Ausnutzung der erzeugten Wärme für die
Lufterwärmung und die Vertheilung derselben Anerkennung verdient, während das ganze
System ein viel zu großes Anlagecapital und zu viel Arbeitslöhne erfordert, als daß
es nicht noch immer von Massenproductionen zurückschrecken sollte, und auch bei
weitem nicht alle die gerechten Ansprüche, die wir nach dem heutigen Stundpunkte der
Wissenschaft an eine vortheilhafte Darrung stellen dürfen, erfüllt.
Die reine und erwärmte atmosphärische Luft besitzt in hohem Grade die Fähigkeit,
Wasserdunst zu absorbiren, resp. nach Verhältniß ihrer Temperatur und der ihr
gebotenen Gelegenheit sich mit demselben zu sättigen. Mit der reinen Luftdarrung
sind wir allein im Stande, ohne jede Entzündungsgefahr ein nahezu wasserfreies
Material herzustellen; die Lufterzeugung mittelst Ventilatoren nimmt, da es
lediglich auf Luftwechsel ohne alle Pressung ankommt, nur sehr geringe
Betriebskosten in Anspruch und die Ausnutzung des entwickelten Wärmequantums für die
Lufterwärmung, resp. für die Verdunstung im Dörrraume, kann jedenfalls in viel
höherem Grade erreicht werden, als bei der Darrung mittelst strahlender Wärme oder
directer Feuerluft, obschon sich nicht läugnen läßt, daß die bei den gebräuchlichen
Winderwärmungsapparaten befolgten Principien durchaus unrationell sind und eine
große Brennmaterialverschwendung zur Folge haben. Aber auch diesen Gegenstand müssen
wir einer späteren Besprechung vorbehalten und uns vorläufig mit der Nachweisung
begnügen, daß der Luftdarrung vor allen anderen der Vorzug gebührt, obschon wir
nicht so starrsinnig seyn wollen, die Mitverwendung von bereits ausgenutzter
Feuerluft, besonders wenn dieselbe von trocknem Material herrührt, ganz von der Hand
zu weisen. Für besondere Fälle kann es sich sogar, sehr empfehlen, den Ventilator
einen kleinen Strom Feuerluft mit aufsaugen zu lassen; es darf nur die
Absorptionsfähigkeit der Luft nicht zu sehr beeinträchtigt und die Entzündungsgefahr
dadurch nicht hervorgerufen werden.
Auch die Ausnutzung sonst verloren gehender Wärmequellen für die Lufterwärmung
verdient in vielen Fällen eine hohe Beachtung, und bei neuen Darranlagen, wo auch
die Dampfmaschinenkraft für die Ventilation erst geschaffen werden muß, ist sogar
regelmäßig darauf Rücksicht zu nehmen.
Sind aber alle einschlagenden Momente bei der Wärmeerzeugung in gehörigem Maaße
berücksichtigt, und ist der Dörrapparat selbst so construirt, daß die ihm zugeführte
Wärmemenge die theoretisch annähernde Ausnutzung erfährt, dann ist auch alles
erreicht, was sich erreichen läßt, und die Unkosten des Dörrens werden der bei
freier Verbrennung des nassen Torfes gebundenen Wärme nahezu das Gleichgewicht halten. Wie viel daher auf
die richtige Construction des Dörrapparats ankommt, liegt auf der Hand.
Betrachten wir nochmals das Weber'sche Trockenhaus, so
fallen uns, so ausgezeichnet die Idee auch ist, doch zwei Punkte auf, die bei
dieser, wie bei allen anderen Dörrvorrichtungen, keine Berücksichtigung gefunden
haben:
1) Beim Beginne des Trockenprocesses, also wenn der Torf noch sehr naß ist, ist die
Dunstentwickelung so stark, daß über den Kaminen eine förmliche Dunstsäule sichtbar
wird, während dieselbe mehr und mehr abnimmt und noch lange vor Beendigung des
Processes kaum bemerklich ist. Die warme Luft ist zu Anfang mehr mit Wasserdunst geschwängert, als zu Ende; wenn sie daher im Anfange das
Maximum ihrer Leistungsfähigkeit bewirkt, so wird die Leistung gegen das Ende nahezu
aufgehoben. Dieß schließt in sich, daß
2) von einer Sättigung der entweichenden Luft mit
Wasserdunst im Verhältniß zu ihrer Temperatur gar keine Rede seyn kann; denn wenn
dieselbe unter gleich bleibenden Verhältnissen und richtiger Ausmündung der
Abzugskamine auch anfänglich nahezu vorhanden war, so muß dieselbe sofort aufhören,
wenn die Dunstentwickelung sich verringert.
Fassen wir nun diese beiden Punkte ins Auge, deren Wichtigkeit Niemand bestreiten
wird, und veranschaulichen uns das eben Gesagte, indem wir mit einem vertical
aufgestellten, unten geschlossenen und oben offenen Blechcylinder von circa 7 Fuß Höhe und drei Fuß Durchmesser manipuliren.
Es ist dieß ein Maaßverhältniß, bei dem sich ein im Boden zugeführter warmer
Luftstrom ziemlich gleichmäßig im Raume von unten nach oben fortbewegen wird. Wir
füllen den Cylinder mit nassem Torf, lassen die warme Luft zuströmen und ermitteln
von zwei zu zwei Stunden den Gewichtsverlust: wir werden finden, daß die
größtmögliche Schwängerung der Luft mit Wasserdunst schon
beim zweiten Wägen stattfindet, daß sie sich eine geraume Zeit erhält, dann aber
eine noch viel längere Zeit hindurch mehr und mehr abnimmt, bis der Gewichtsverlust
nicht mehr zu rechnen ist. Ist der Apparat hingegen so eingerichtet, daß der dem
warmen Luftstrome zunächst ausgesetzte Torf stets unten abgezogen und dafür oben
nasser Torf nachgefüllt wird, dann ist die Schwängerung der Luft mit Wasserdunst
annähernd gleichmäßig.
Deßgleichen aber gibt es in der verlängert gedachten Torffäule einen Höhepunkt, wo
die Luft mit Wasserdunst gesättigt ist, und wo dieselbe
darüber hinaus, wegen Abnahme ihrer Temperatur, wieder condensirten Wasserdunst
fallen läßt. Die Höhe eines Dörrapparates also richtig und der Beschaffenheit des zu
trocknenden Materials entsprechend zu wählen ist die weitere Aufgabe.
Dieß bleiben die Hauptgrundsätze, die bei Construction von Dörrapparaten zu
beobachten seyn dürften; ihre richtige Anwendung führt von selbst zur Erfüllung der
ökonomischen weiteren Bedingungen, die in der Verringerung der Anlagekosten und
Arbeitslöhne zu suchen sind, so wie zu dem großen Vortheil, daß der Torf
continuirlich in nicht größeren Quantitäten dem Apparate entnommen zu werden
braucht, als der Verbrauch es erfordert, so daß derselbe, auch wenn er einer
vollständigen Darrung unterworfen wurde, aus der Luft kein Wasser wieder anziehen
kann.
Längere Versuchsreihen haben den Verfasser auf die Construction des in Fig. 7 und 8 dargestellten
Dörrapparates geführt; derselbe dürfte nicht allein für Torf, sondern auch für Holz,
und mit geringen Abänderungen für die verschiedenen Arten der Braunkohle anwendbar
seyn. Die mit dem Apparate in der Praxis erzielten Resultate sind so überraschend
und bedeutend, wie die Vorversuche es nur erwarten ließen.
Der Dörrraum A ist oben cylindrisch, nach unten bis zum
Schieber, der zum Abziehen des trocknen Torfes dient und möglichst luftdicht
schließt, conisch zulaufend. In angemessener Entfernung über dem Schieber befindet
sich die Zuführung der warmen Luft; dieselbe tritt ohne Unterbrechung von B in die Zutrittskammer C,
und von dieser durch die regelmäßig auf der Kreisfläche vertheilten runden
Oeffnungen D, D, D in den Trockenraum A.
Der Apparat gewährt bei dieser Anordnung einen continuirlichen Betrieb; der Torf ist
unten stets am trockensten und wird hier nach Maaßgabe der Consumtion in Partien von
20 bis 40 Kubikfuß abgezogen; in demselben Maaße wird oben nasser Torf nachgegeben
und dadurch erreicht, daß die Schwängerung der Luft mit Wasserdunst eine constante
ist. Die Höhe des cylindrischen Rumpfes, der sowohl dieserhalb, als auch wegen der
Billigkeit aus Holz angefertigt ist, ist variabel und mit Leichtigkeit, je nach der
allgemeinen Beschaffenheit des zu dörrenden Brennmaterials, mittelst eines
Hygrometers, welches die Sättigungszone der Luft mit Wasserdunst bei constantem
Luft- und Wärmequantum anzeigt, zu bestimmen und durch aufgesetzte Holzkränze
zu berichtigen und herzustellen.
Der allgemeinen Solidität wegen, sowie in Rücksicht auf die Aufstellung des
Apparates, deren Zweckmäßigkeit nach der Zeichnung nicht wohl zu verkennen seyn
dürfte, ist der conische Theil aus Gußeisen und Blech construirt.
Die Größe des Darrapparates richtet sich nach dem täglichen Verbrauchsquantum. Der vorliegende Apparat
ist geeignet, einem täglichen Verbrauchsquantum von 20,000 Pfund mittelst 2000
Kubikfuß Luft von atmosphärischer Dichtigkeit per Minute
und von 100° C. Temperatur bei der Einströmung, mindestens 20 Proc. Wasser zu
entziehen.
Eine größere oder geringere Temperatur der zugeführten Luft ist bei diesem System
nahezu gleichgültig; es muß nur das Luftquantum für die Zeiteinheit sowohl zum
Rauminhalte der Darre, wie zur erzielten Temperatur im Verhältniß stehen. Es ist
jedoch, abgesehen von der durch zu hohe Temperatur herbeigeführten
Entzündungsgefahr, immer besser und vortheilhafter, den Ventilator möglichst kräftig
und die Lufttemperatur entsprechend niedriger zu nehmen, da der Torf dann noch
weniger dem Zerklüften ausgesetzt ist und auch die Mehrproduction der Luft
verhältnißmäßig geringere Kosten verursacht, als ihre Erwärmung, es sey denn, daß
letztere durch bereits ausgenutzte Wärmequellen bewirkt würde.
Die durch das neue Darrsystem des Verfassers gewährten Vortheile sind der Hauptsache
nach folgende:
1) Die Anlagekosten sind äußerst gering. Eine Anlage für ein tägliches
Verbrauchsquantum von 20,000 Pfund erfordert im Durchschnitt einschließlich der
Lufterwärmung und des Ventilators mit Betriebskraft 2500 Thaler Capital, also
höchstens 1/4 der durch andere bekannte Systeme verursachten Unkosten. Da, wo
Maschinenkraft zu Gebote steht und wo man es vorzieht, die Luft durch ein von einer
Esse nach dem Ventilator geleitetes Saugrohr zu erwärmen, vermindern sich die
Anlagekosten sogar fast auf die Hälfte des obigen Betrages.
2) Die Betriebskosten sind geringer, als bei allen anderen Darrsystemen; denn, mag
die Darrung durch reine atmosphärische Luft oder durch eine Mischung dieser mit
Feuerluft bewirkt werden, immer wird wegen der continuirlichen Hinwegräumung des
getrockneten Materials eine bedeutende Ersparung an Brennmaterial stattfinden. Dazu
kommt, daß die Bedienung, Beaufsichtigung und Regulirung des Apparates kaum zu
rechnen ist, während andere Apparate meistens ein großes Personal erfordern. Wegen
der Mannichfaltigkeit der bestehenden Dörreinrichtungen lassen sich nur schwer
absolute Vergleiche anstellen; aber immerhin werden wir die Betriebskosten auf die
Hälfte von denjenigen der bekannten besten Systeme veranschlagen dürfen.
3) Da die Temperatur in der Darre von unten nach oben durch Bindung der Wärme an den
Wasserdunst mehr und mehr abnimmt, der Torf aber seinen Weg von oben nach unten
findet, so wird derselbe nur allmählich angewärmt und ist deßhalb dem Zerklüften
weniger ausgesetzt. Der Torf erhält außerdem eine ganz gleichmäßige Trocknung.
4) Der Torf hat, da er continuirlich in geringen Quantitäten ab gezogen und
verbraucht wird, keine Gelegenheit aus der Luft Feuchtigkeit wieder anzuziehen; es
ist dieß besonders ein Nachtheil der großen Trockenhäuser.
5) Die Darrung concentrirt sich auf einen und bei größeren Anlagen immer nur auf
wenige Punkte. Sie nimmt daher verhältnißmäßig nur einen kleinen Raum in Anspruch,
ein Vortheil, der unter den meisten localen Verhältnissen einen sehr hohen Werth
erlangt.Die beschriebene patentirte Welkner'sche
Torfdarrmethode verdient alle Beachtung der Techniker und hat auf der Alexishütte bei Lingen die günstigsten Resultate
ergeben. Die Darrung kostet daselbst nur sehr wenig, da einestheils der
Ventilator an die Betriebsdampfmaschine gehängt ist, deren Kessel durch
Hohofengase geheizt wird, anderntheils aber der Ventilator durch ein
Wärmofensystem arbeitet, welches in den gemeinschaftlichen Ausmündungscanal
der Dampfkessel eingebaut worden. Die Luft erhält hier von selbst den
größten Theil ihrer erforderlichen Wärme und es ist nur noch eine sehr
geringe Nachheizung, die höchstens 5 Procent des gedarrten Torfquantums
entspricht, erforderlich.Anm. d. Red. d. berg- und hüttenm. Ztg.