Titel: | Ueber die Aufbewahrung des Getreides in Silos; von Doyère. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LXXIX., S. 312 |
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LXXIX.
Ueber die Aufbewahrung des Getreides in Silos;
von Doyère.
Aus Armengaud's
Génie industriel, Juni 1862, S. 304.
Doyère, über Aufbewahrung des Getreides in
Silos.
Hr. Doyère hat der Société des Ingénieurs civils ein Werk über die
Aufbewahrung des Getreides übergeben, worin er über die beiden bis jetzt hierbei in
Anwendung gekommenen Systeme sich verbreitet.
Das erste, jetzt am meisten verbreitete, besteht in der Benützung von Speichern und
großen Räumen, in welchen das Getreide wiederholt gelüftet und bewegt wird, und zwar
entweder durch Umschaufeln oder unter Anwendung mechanischer Mittel. Die
gewöhnlichen Speicher, so wie die verschiedenen mehr oder weniger mechanischen
Constructionen zum Zweck der Getreide-Aufbewahrung, gehören dieser Kategorie
an.
Nach dem zweiten Princip dagegen wird das Getreide in geschlossenen Räumen unter oder
über der Erde, ohne Bewegung und ohne Lufterneuerung, aufbewahrt. Dieß ist die
Aufbewahrung in Silos. Es scheint a priori nicht zu
bezweifeln, daß dieser Methode vor der ersteren der Vorzug gebührt, wenn das
Getreide hinreichend trocken ist, die Silos unter der Erde liegen, und vollkommen
geschlossen und dicht sind; in diesem Falle sind alle Ursachen zu einer Verminderung
der Körner oder zu einer Verderbniß ausgeschlossen, welche namentlich in der
Erneuerung der Luft und in dem Wechsel der Temperatur und der Feuchtigkeit
liegen.
Bei einer speciellen Untersuchung über die Ausführung der Getreideaufbewahrung in
Silos hat der Verf. sich überzeugt, daß dieselbe in ganz falscher Weise versucht
worden war, indem man den Zutritt der Luft und der Feuchtigkeit in die Silos
keineswegs zu hindern versuchte. Die Folge dieser mangelhaften Praxis war die
Gährung und das Verderben des so aufbewahrten Getreides nach Verlauf einer gewissen
Zeit.
Bei einer Reise nach Spanien und Algier hat der Verf. ferner folgende Thatsachen
beobachtet:
1) Das Aufbewahren des Getreides in Silos geschieht jetzt in diesen Ländern nur noch
in seltenen Fällen und in unvollkommener Weise; die Silos, welche nur einfache
Erdlöcher sind, verdanken ihre conservirende Eigenschaft bloß der Art des gewählten Bodens und gewissen
Manipulationen, welche man bei den fehlgeschlagenen Versuchen außer Acht gelassen
hatte; auch würden unter diesen Bedingungen und bei Getreide, welches um die Hälfte
trockener als das französische wäre, die in solchen Silos erzielten Resultate für
ein Land wie Frankreich ohne jeden Vortheil bleiben.
2) Das Aufbewahren des Getreides in Silos war bei den Römern und vielleicht noch
früher bei den Mauren in Spanien mit vortrefflichem Erfolge in Gebrauch. Die
letzteren sorgten für den Bedarf der großen Städte mit Hülfe großer, in harte,
undurchdringliche und dichte Felsen gehauenen Räume. Der Verf. hat einige solcher
Silos besucht, die jetzt zum Theil verschüttet sind, früher aber bis zu 3000 oder
3500 Hektoliter Getreide fassen konnten. Für dasselbe waren darin alle drei oben
genannten Bedingungen erfüllt, die Beständigkeit der Temperatur in Folge der
unterirdischen Lage, die Undurchdringlichkeit der Wandungen und die Dichtigkeit des
Verschlusses.
Solche Räume konnten aber nur in ganz besonders gewählten Felsen ausgehölt werden,
und diese Art der Aufbewahrung müßte also auf gerade begünstigte Gegenden beschränkt
bleiben. Es fragte sich folglich, wie man diese Methode verallgemeinern und ihre
Vortheile allen Ländern zugänglich machen könne?
Der Verf. hat sich überzeugt, daß Mauerwerk nicht zur Umgebung des aufzubewahrenden
Getreides sich eignet. Nur die Metalle, namentlich Eisenblech, lieferten
undurchdringliche Wandungen. Namentlich muß bei unserem feuchten Getreide die
Undurchdringlichkeit ganz vollkommen seyn. Eine lange Dauer wird für diese
blechernen Hüllen dadurch erzielt, daß man sie galvanisirt (verzinkt) und an der
äußeren Fläche noch mit einem harzigen Ueberzug von 3–4 Millim. Dicke
versieht. Das Blech selbst kann dann sehr dünn seyn. Die beiden großen, in Algier
construirten Silos sind durch einen inneren Zinküberzug von 3/4 Millim. Dicke
gedichtet.Man sehe die Beschreibung der Einrichtung und Behandlung der Silos, welche
sich Doyère im J. 1856 patentiren ließ, im
polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 346.
Der Verf. berichtet dann kurz über die sieben großen, in den Jahren 1854–61 in
verschiedenen Städten Frankreichs angestellten Aufbewahrungsversuche nach dieser
Methode. Sie haben sämmtlich guten Erfolg gehabt, und in dem Werke des Verfs. sind
die bezüglichen Commissionsberichte mitgetheilt; dieselben beweisen, wie wichtig die
gefundene Lösung des interessanten Problems zu werden verspricht.
Als Schlußsatz ergibt sich, daß das nach dem Verfahren des Verfs. conservirte
Getreide genau und vollständig nach Quantität und Qualität wieder erhalten wurde,
daß also die Aufbewahrung ohne jeden Verlust, ohne Wertherniedrigung und ohne
besondere Kosten geschieht. Die Silos kosten für gleichen Fassungsraum und unter
fast gleichen Umständen nur halb oder 3/5 so viel wie die gewöhnlichen Speicher.