Titel: | Ueber eine Ventilationsvorrichtung zum Gebrauche in chemischen Laboratorien; von Dr. August Vogel. |
Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LXXXVI., S. 371 |
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LXXXVI.
Ueber eine Ventilationsvorrichtung zum Gebrauche
in chemischen Laboratorien; von Dr. August Vogel.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Vogel's Ventilationsvorrichtung für chemische
Laboratorien.
Bekanntlich ist es ein wesentliches Bedürfniß, die in chemischen Laboratorien,
namentlich in Unterrichtslaboratorien, unvermeidlich sich entwickelnden Dämpfe
abzuleiten, welche ihrer Natur nach einestheils nicht nur belästigend für die im
Laboratorium Anwesenden sind, sondern andererseits auch, wenn sie wie sehr häufig
von verflüchtigten Mineralsäuren herrühren, außerordentlich oxydirend auf die im
Locale befindlichen Gegenstände von Stahl, Eisen und anderen Metallen einwirken.
Erscheint nun die gehörige Ventilirung der chemischen Arbeitsräume wohl kaum als
eine sehr schwierige Aufgabe bei der Anlage eines neuen chemischen Laboratoriums,
wobei schon von vornherein im Baue diesen Verhältnissen gehörig Rechnung getragen
werden kann, soo ist dagegen diese Aufgabe oft eine nicht ganz leicht zu lösende, wenn es
sich darum handelt, ein gegebenes Local, welches vielleicht ursprünglich gar nicht
für chemische Zwecke bestimmt war, zu ventiliren. Es ist auch dann noch ohne
besondere Schwierigkeit, wenn stets ein geheizter Ofen und damit ein erwärmter Kamin
in dem Local vorhanden ist. Da aber dieß nicht überall und namentlich nicht im
Sommer leicht hergestellt werden kann, so bleibt häufig nichts anderes übrig, als
Thür und Fenster zu öffnen, um sich nur einigermaßen gegen die Einwirkung der im
Laboratorium sich entwickelnden Dämpfe zu schützen.
Im Folgenden beschreibe ich einen Ventilator, wie er speciell den gegenwärtigen
Bedürfnissen des chemischen Laboratoriums der kgl. Universität München angepaßt,
seit einiger Zeit im Gebrauche steht. Es tritt nämlich hier der oben erwähnte Fall
ein, daß ohne durchgreifende, sehr kostspielige Reform eine wirksame Ventilirung des
ganzen Raumes nicht wohl möglich gewesen wäre. Demnach bedarf es kaum der Erwähnung,
daß die hier zu beschreibende Ventilationsvorrichtung nicht im Allgemeinen unter
allen beliebigen Verhältnissen angemessen erscheinen dürfte, in dem gegebenen Falle
aber oder in jedem demselben ähnlichen Empfehlung verdienen mag.
A, A, Fig. 11, ist ein
Glaskasten mit Holzfassung, 2 1/2' lang, 1' 2'' breit und 1 1/2' hoch. Die obere
Fläche des Kastens (B) ist nicht mit Glas, sondern mit
einer dünnen Zinkplatte gedeckt, welche in den oberen Holzrahmen eingekittet ist. Eine Glasbedachung
wäre an dieser oberen Seite deßhalb unzweckmäßig, da hier durch die zum Abdampfen
oder Einäschern gebrauchten Heizvorrichtungen die Temperatur zu hoch würde, als daß
eine Glasplatte von solcher Größe dieselbe aushalten könnte, ohne zu zerspringen.
Der hölzerne Boden des Glaskastens (C), welcher auf
einer Unterlage von vier Mauersteinen ruht, ist an einer Stelle durchbohrt. In diese
Oeffnung mündet das Abzugsrohr e von Zinkblech, 2 1/2''
im Durchmesser, bei f in einem rechten Winkel aufwärts
gebogen. Die vordere Wandung des Glaskastens (D) läuft
beweglich in Coulissen, so daß sie auf- und abwärts verschiebbar ist und
durch eine bei n angebrachte Feder in jeder Stellung
fixirt werden kann.
Das Abzugsrohr e endigt in einen Zinkkasten N, auf welchem der Deckel M
durch Schrauben befestigt ist. In diesem Zinkbehälter, dem Exhaustor, befindet sich
ein Flügelrad von Zinkblech (Fig. 12 zeigt den
Längendurchschnitt und Fig. 13 den
Querdurchschnitt durch den Exhaustor), welches durch eine einfache Rädervorrichtung
P mittelst des über die Rollen x, y, z laufenden Gewichtes O in Bewegung gesetzt wird. Nach dem Ablaufen des Räderwerkes wird
dasselbe mittelst eines dazu gehörenden Schlüssels bei r
wieder aufgezogen. Das Räderwerk läuft ungefähr 1/2 Stunde; durch Verminderung des
angehängten Gewichtes kann natürlich die Dauer der Wirkung nach Umständen um das
Doppelte vermehrt werden.
Durch das auf den Exhaustor aufgesetzte Zinkrohr R werden
die im Glaskasten sich entwickelnden Dämpfe in einen Kamin oder ins Freie geleitet.
Um den Exhaustor, die Abzugsrohre, sowie das Flügelrad vor zu schnellem Angreifen
durch saure Dämpfe zu schützen, ist es nothwendig, diese Theile des Apparates an der
inneren Fläche mit einer dicken Schichte eines Lackes, wozu vortheilhaft der
sogenannte Gas- oder Eisenlack angewendet werden kann, zu überstreichen.
Die Abdampfschale oder den Einäscherungstiegel stellt man am besten in die Nähe der
Abzugsöffnung und heizt mit einer Weingeist- oder Gaslampe. Dabei ist es
natürlich zur Herstellung des Luftstromes erforderlich, die vordere Wandung des
Glaskastens 1/2'' weit zu öffnen.
Die Versuche, welche bisher mit dem beschriebenen Apparate ausgeführt worden sind,
haben dessen Zweckmäßigkeit für die betreffenden Fälle erwiesen. Namentlich hat sich
die Vorrichtung bei Einäscherungen größerer Stücke Torfes, wodurch früher ohne
Benützung dieser Vorrichtung der Aufenthalt im Laboratorium für einige Zeit
wenigstens nahezu unmöglich gemacht wurde, als sehr geeignet gezeigt, indem hierbei
durchaus keine Belästigung durch die penetranten Dämpfe mehr stattfand. Ebenso wurde
concentrirte
Schwefelsäure in einer Platinschale verdampft, ohne daß bei einer verhältnißmäßig
bedeutenden Menge Schwefelsäure und einer sehr raschen Erhitzung ein Austritt der
Dämpfe aus dem Apparate bemerkt werden konnte.