Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. , S. 75 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Ein neuer Dampfkessel.
Gegenüber den schrecklichen Explosionen, die bei der Anwendung der jetzigen Art
Dampfkessel von Zeit zu Zeit entstehen, ist man in neuerer Zeit bemüht gewesen,
unexplodirbare Dampfentwickler zu construiren. Bei den gewöhnlichen großen
Dampfkesseln muß eine sehr große Menge Wasser auf einmal erhitzt werden, es ist eine
Masse Wärme darin aufgespeichert, es ist ein sehr großes Volumen hochgespannten
Dampfs vorhanden, dessen Kraft bei weiten Kesseln an einem sehr großen Hebelarme
wirkt und der, sobald irgendwo die Wand des Kessels diesem Drucke nicht mehr zu
widerstehen vermag, ein Zerreißen des Kessels mit furchtbarer Gewalt, das
Fortschleudern desselben durch den Rückstoß, das Umwerfen von Gebäulichkeiten,
Schornsteinen u.s.w., das Verbrühen der Umstehenden durch das Wasser und den Dampf
zur Folge hat.
Ein solcher Dampfkessel ist mit einem gefüllten Pulvermagazin zu vergleichen, aus dem
man das Gewehr (d. i. den Dampfcylinder) unmittelbar ladet, statt abgesonderte
Patronen zum Laden anzuwenden, d.h. die Menge Dampf, welche man zum Füllen des
Cylinders braucht, für jede Füllung besonders zu entwickeln. Brauche ich z.B. zu
jeder Cylinder-Füllung 1 Kub. Fuß Dampf von 3 Atmosphären, so werden diese
geliefert von 3 Kub. Zoll Wasser. Wozu ist es nun nöthig, vielleicht 100 Kub. Fuß
Wasser bis auf diesen Dampfbildungspunkt zu erhitzen und damit die große Gefahr
hervorzurufen? Um genügende Dampfbildung zu erhalten, muß ich nur dem Dampfgenerator
genügende Heizfläche geben, um obige 3 Kub. Zoll Wasser in dem Zeitabschnitte zu
verdampfen, der zur einmaligen Füllung des Dampfcylinders durch den Gang der
Maschine nöthig gemacht wird, und ferner durch eine Speisepumpe in derselben Zeit
jene obigen 3 Kub. Zoll Wasser zuführen. Der Druck auf den Generator ist dann
identisch mit dem auf den Kolben und kann diese Größe nicht überschreiten. Würde der
Generator stärker erhitzt, so würde nur trockener Dampf überhitzt, dessen Ausdehnung
(für je 100° C. etwa 1/3) nicht stärker ist als die der Luft, während bei
Gegenwart von Wasser der Druck in einem ganz anderen Verhältnisse steigt. Construire
ich den Generator aus engen gezogenen eisernen Röhren, so ist es kaum möglich,
dieselben durch Dampfdruck zu sprengen, da die Kraft hier an einem so gar kurzen
Hebel wirkt. Freilich für reines Wasser muß Sorge getragen werden, damit diese engen
Röhren sich nicht durch Kesselstein verstopfen.
Platzt dann wirklich einmal etwas an dem Apparate, so bemerkt man diesen Zufall kaum,
indem die vorhandene kleine Menge Dampf bei der geringsten Oeffnung sofort
entweicht, ihre Spannung sogleich nachläßt und kein Wasser vorhanden ist, dessen
gebundene Wärme neue Dampfmengen liefert, sobald der Druck sich vermindert. In der
That ist dieser Zufall
bei dem unten erwähnten Generator schon einmal eingetreten, ohne die mindesten üblen
Folgen herbeigeführt zu haben. Die Maschine blieb einfach stehen, weil der Dampf
einen andern Ausweg gefunden.
Ein fernerer wesentlicher Vortheil liegt darin, daß der Dampf in diesen
Röhrengeneratoren vollständig trocken erhalten wird, kein Wasser nutzlos mit
fortgerissen wird, in den Cylinder gelangt und dort Brüche herbeiführt.
Der Generator kann sehr rasch angeheizt werden, indem nur seine Wände auf die
genügend hohe Temperatur gebracht, nicht die ganze Wassermasse zum Sieden erhitzt
werden muß. Die dazu nöthige Wärmemenge geht beim Stillstande der bisherigen großen
Kessel zum großen Theil verloren; eine Masse Wärme absorbirt ferner das Mauerwerk,
eine weitere Menge entweicht mit dem aus den Sicherheitsventilen abblasenden Dampf.
Beim Röhrengenerator braucht man keinen theuren Kessel, kein schweres kostbares
Mauerwerk, keinen immensen Schornstein; kurz, alle Umstände sprechen zu seinen
Gunsten.
In der Elswicker Waffenfabrik bei London ist in neuerer Zeit ein solcher Generator
für eine Maschine von 3–4 Pferdekräften in Betrieb, der nöthigenfalls auch
für eine solche von 10 Pferdekräften ausreichen würde. Herr Charl. F. Hayes, Inspector in dieser Fabrik, spricht sich im Mechanics' Mag. sehr rühmend darüber aus und gibt davon
folgende kurze Beschreibung. In einem Ofen liegt unmittelbar über dem Feuer eine
enge schlangenförmig gewundene Röhre, die in einen kleinen starken gußeisernen
Heizkessel von nur 3900 Kub. Zoll Inhalt eintritt und dort in eine zweite Schlange
übergeht, die endlich mit einer Brause endigt. Der Heizkessel ist von allen Seiten
der Hitze der Flammen ausgesetzt. Es befindet sich kein Wasser, sondern nur Dampf
darin, der überhitzt und in seiner Spannung gesteigert wird. In die erste Schlange
wird mit jedem Spiel der Maschine durch eine kleine Druckpumpe ein wenig Wasser,
hier nicht mehr als 1/4 Kub. Zoll hineingepreßt, das sich beim Durchpassiren durch
die erhitzte Schlange sofort in Dampf von hoher Spannung verwandelt. Unsere Quelle
meint, es sey die Spannung nötigenfalls ohne irgend eine Gefahr auf 500 Atmosphären
zu steigern. Die Ueberhitzung wird im Heizkessel nicht so weit getrieben, daß die
Packung und Schmierung des Kolbens dadurch irgendwie leidet. Aus dem Heizkessel wird
der Dampf für die Maschine entnommen. Das Anheizen erfolgt rasch und mit der ersten
Drehung der Maschine oder der ersten Bewegung der Druckpumpe beginnt der Generator
den nöthigen Dampf zu entwickeln. Verbindet man hiemit noch eine
Oberflächen-Condensation, so daß nur destillirtes Wasser zur Speisung
genommen wird, oder wärmt man wenigstens das Speisewasser durch den abströmenden
Dampf hinreichend an, so ist die Ersparniß an Brennmaterial noch bedeutender. Gegen
die alten Dampfkessel soll dieser Apparat 60–70 Procent Heizmaterial sparen
(?!). Hr. Hayes ist gerne bereit, diesen Generator in
allen seinen Theilen besichtigen zu lassen.
Wenn dem Bedürfnisse des Handwerks nach kleinen einfachen Kraftmaschinen wirklich
einmal abgeholfen werden sollte, was unserer Ansicht nach durch die neumodischen
calorischen und Gasmaschinen bis jetzt noch nicht
geschehen ist, so wird jedenfalls eine solche Construction des Dampfentwicklers der
erste Schritt dazu seyn müssen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 12.)
Dampfheizungen von verzinntem Eisenblech.
Die Anlagekosten der Dampfheizungen kann man dadurch sehr vermindern, daß man zu den
Rohrleitungen verzinntes Eisenblech statt des bisher durchgängig üblichen
Kupferbleches verwendet. Man nimmt starke Tafeln von verzinntem Eisenblech, welche
eine solche Größe haben, daß sie ohne Beschneidung sofort Stöße von 4 1/2'' württ.
(13 Centimeter) Durchmesser geben und löthet eine angemessene Anzahl derartiger
Stöße zu einem Rohre von 12–14' Länge zusammen. Der beim Aufstellen der
Rohrleitung nach Oben zu legende Ueberfall muß ziemlich stark genommen und nicht
gefalzt, sondern gut gelöthet werden. Um etwaige Beschädigungen einzelner Röhren
schnell beseitigen zu können, ist es vortheilhaft, dieselben durchgängig in gleicher
Länge anzufertigen und dann durch geschmiedete Flantschen mit Packung und Schrauben
zu verbinden. Die dadurch entstehenden Mehrkosten sind sehr unbedeutend im Vergleich
zu dem großen Vortheil, daß man stets ein Rohr von derselben Länge vorräthig halten und dasselbe schnell
einsetzen kann, im Fall an einer Stelle eine Reparatur nöthig werden sollte. Um den
Rohren eine größere Dauer zu geben, werden sie vor der Zusammensetzung mit einer
Mischung aus Mennige und Leinölfirniß inwendig gut ausgestrichen und äußerlich mit
einer dünnen Lage schwarzen Lacks oder schwarzer Oelfarbe versehen.
Der laufende Fuß einer derartigen Rohrleitung wird in Leipzig einschließlich
Aufstellung, aber ohne die Hähne, Einströmungsrohre, Flantschen u.s.w. für 45 kr.
angefertigt, während eine Kupferrohrleitung von demselben Durchmesser über 2 fl. per laufenden Fuß, mithin fast dreimal theurer zu stehen
käme.
Ueber die Haltbarkeit und Dauer des Materials liegen befriedigende Zeugnisse aus
einer Buchdruckerei in Leipzig vor, wo solche Rohre seit acht Jahren in Gebrauch
sind und sich während dieser Zeit vollkommen gut erhalten haben. Als weiterer Beweis
für die Dauer des verzinnten Eisenbleches dürfte noch anzuführen seyn, daß man seit
mehreren Jahren die Cylinder der Dampftrockenmaschinen ebenfalls aus diesem Material
und nicht mehr, wie früher, aus Kupferblech anfertigt. Diese Cylinder haben viel
mehr auszuhalten, als die Röhren einer Dampfheizung, sie können nicht mit dem gegen
äußere Einflüsse schützenden Ueberzug versehen werden und halten sich doch ebenso
gut wie die Kupferblechcylinder. (Nach der deutschen Gewerbezeitung, 1862, Nr.
10.)
Eisenplatten zu Befestigungen verwendet.
In Verbindung mit dem jetzigen Gebrauch, die Kriegsschiffe mit dicken Eisenplatten zu
bekleiden, um sie gegen die Wirkung der mächtigen Geschosse der Neuzeit zu schützen,
stehen die mannichfachen Projecte, auch stabile Forts an den englischen
Flußmündungen zu errichten und durch Eisenplatten schußfest zu machen. Bei solchen
stabilen Befestigungen ist der Dicke der anzuwendenden Platten nur durch die Kosten
eine Grenze gesteckt, während bei den Schiffen noch die Möglichkeit des Schwimmens
und der Fortbewegung in Betracht gezogen werden muß. Wenigstens zur Verkleidung der
Schießscharten, wo das Mauerwerk nicht mehr genügt, will man jetzt vielfältig solche
Eisenplatten anwenden, was dann ohne allzubedeutende Steigerung der Kosten geschehen
kann.
Verfahren, um auf Schiffen Kanonen unter Wasser abfeuern zu
können.
Um auf Schiffen Kanonen unter Wasser abfeuern zu können, die natürlich bei einem
Schiffskampfe das Schiff des Gegners unter der Wasserlinie treffen und ihm so einen
gefährlichen Leck beibringen würden, hat man in England neuerdings vorgeschlagen,
einzelne Kanonen in luftdicht verschlossenen, aus Eisenblech construirten, mit
comprimirter Luft gefüllten Kammern aufzustellen, beim Abfeuern aber mittelst eines
Hebels die unter Wasser befindliche wasserdichte Stückpforte einen Moment zu öffnen
und sodann abzufeuern, um dann die Stückpforte sogleich wieder zu schließen. Die
comprimirte Luft in der Kammer würde aus der Stückpforte entweichen, das Eindringen
von Wasser aber gänzlich verhindern.
Ueber den Mangangehalt des Roheisens.
Im polytechn. Journal Bd. CLV S. 119 hat Dr. List aus Hagen über ein aus braunsteinhaltigem
Spatheisenstein und Brauneisenstein erzeugtes Roheisen referirt und an die im
Roheisen enthaltene Menge Mangan die Bemerkung geknüpft,
daß dieß wohl das Maximum sey, welches von Roheisen aufgenommen werden könne. Er
fand in diesem Eisen 1,46 Silicium und 3,80 Mangan. Obwohl frühere Untersuchungen
höhere Mangangehalte ergaben, so war es doch wünschenswerth, andere Roheisen zu
untersuchen, welche ebenfalls aus stark manganhaltigen Erzen erblasen worden waren,
und hat sich dieser Aufgabe der k. k. Professor in Leoben, Hr. Rob. Richter, unterzogen. Das Ergebniß ist in
dem pro 1861 herausgegebenen Jahrbuch der Bergakademien
Schemnitz und Leoben und der Montan-Lehranstalt Przibram niedergelegt.
– Prof. Richter hat ein Spiegeleisen von Jauerburg
in Krain aus Frischschlacken erblasen, und ein Spiegeleisen von Theresienthal in
Böhmen untersucht; er fand:
Jauerburg
Theresienthal
Schwefel
0,073
–
Silicium
1,902
2,732
Mangan
7,578
22,183
Kohlenstoff
–
2,311
Der Mangangehalt in dem Theresienthaler Roheisen von 22,183 Proc. dürfte wohl der
höchste bis jetzt aufgefundene seyn. Durch den hohen Mangangehalt hat das
Spiegeleisen seine ganze magnetische Kraft verloren, schlägt auch aus neutralen
Kupferchloridlösungen kein metallisches Kupfer nieder, sondern reducirt dasselbe
bloß zu Kupferchlorür, welches sich abscheidet. Es ist nun sehr auffallend, daß beim
Verschmelzen stark manganhaltiger Eisensteine unter verschiedenen Verhältnissen an
dem einen Orte mehr, an dem andern Orte weniger Mangan reducirt und in das Roheisen übergeführt
wird. Die Zustellung des Ofens, die Temperatur in demselben, ferner das
Reductionsmittel werden von großem Einfluß seyn, gewiß ist aber auch die reducirte
Menge Mangan von der Zusammensetzung der Schlacke, nach deren erfolgter Bildung,
abhängig. Je höher die Temperatur im Ofen ist, desto leichter und in desto größerer
Menge wird das Mangan reducirt werden und diese Menge wird auch steigen, wenn der
Kohlensatz gegen den Ersatz vermehrt wird, weil, wenn eine vollständige Reduction
des Manganoxyduls erfolgen soll, eine größere Menge von Kohlenstoff vorhanden seyn
muß, als eigentlich zur Reduc- und Wärmeerzeugung nöthig ist. Es kann ferner
die Anwesenheit von Cyankalium im Hohofen günstiger auf die Reduction des
Manganoxyduls wirken, als die Kohle, und die Wirkung noch dadurch gesteigert werden,
daß die Spannung der Gase eine bedeutende ist, weil die Reduction der Oxyde durch
gespannte Gase, hier des Cyankaliumdampfes leichter erfolgt, als wenn die Gase unter
gewöhnlichem Drucke sich befinden. Die Zusammensetzung der Schlacke nach ihrer
unmittelbaren Bildung wird ebenfalls von großem Einflusse seyn, indem aus einer
sauren Schlacke das darin befindliche Mangan viel schwieriger reducirt werden wird,
weil die damit verbundene Kieselsäure sich der Reduction des Manganoxyduls
widersetzen wird. Anders verhält es sich bei Schlacken basischer Natur, weil hier
die Kieselsäure eine hinlängliche Menge von Basen gebunden hält, und der Reduction
einiger kein Hinderniß entgegensetzen wird. Sehr wahrscheinlich ist ferner, daß der
Mangangehalt in ein und demselben Stücke Roheisen verschieden ist, und zwar werden
die oberen Schichten einen größeren Mangangehalt zeigen, als die unteren. Der Grund
liegt in dem eigenen Verhalten des Mangans, sich gern aus der geschmolzenen Masse
theilweise auszuscheiden, was ein Aufsteigen desselben nach oben zur Folge hat.
Tritt nun die Erstarrung des Eisens vor der Ausscheidung des Mangans ein, so müssen
dann die oberen Schichten des Roheisens einen größeren Mangangehalt zeigen, als die
unteren. (Berggeist, 1862, Nr. 47.)
Vorkommen von krystallisirtem Silicium in einem
Roheisen.
In der hüttenmännischen Productensammlung der k. k. Montan-Lehranstalt zu
Leoben befindet sich ein interessantes Stück von in Octaedern krystallisirtem
Roheisen. Dasselbe sollte anfangs als Material dienen, um das Achtelcarburet Gurlt's nachzuweisen, eignete sich aber weniger hierzu,
indem es eine große Menge fremder Substanzen enthielt. Von diesen fremden
Beimengungen war der interessanteste Körper das krystallisirte Silicium, welches auf
chemischem Wege als graphitähnliche Blättchen abgeschieden wurde. Die Kenntniß des
Vorkommens von krystallisirtem Silicium im Roheisen, von Deville zuerst entdeckt, ist nicht unwichtig für den praktischen
Eisenhüttenmann, denn es kann oft Ursache der schweren Schweißbarkeit und anderer
Unarten des Eisens seyn. Auf gewöhnliche Weise wird es beim Puddlingsproceß nicht
entfernt, da es bei hoher Temperatur selbst im Sauerstoffgas eine Veränderung nicht
erleidet und ebensowenig auf die Oxyde des Eisens von Einwirkung ist. Sollte man
solches krystallisirte Silicium in einem Eisen vermuthen, so würde ein Zusatz von
Soda und möglicher Weise auch von Bleiglätte zur vollständigen Entfernung desselben nöthig
seyn. (Berggeist, 1862, Nr. 48.)
Verwendung von Amianth zur Papierfabrication.
In den Vereinigten Staaten Nordamerikas wurde ein ergiebiges Vorkommen von vollkommen
weißem Amianth in langen, seidenglänzenden, sehr feinen Fasern entdeckt. Der
niedrige Preis dieses Materials (15 Centimes das Kilogr.), seine Fähigkeit, einer
ziemlich starken Hitze zu widerstehen, und seine geringe Leitungsfähigkeit für die
Wärme haben Versuche veranlaßt, dasselbe als Material zum Ausfüllen der Stopfbüchsen
und zur Papierfabrication zu verwenden. Das Amianthpapier enthält ungefähr ein
Drittel seines Gewichts Amianth. Es brennt mit Flamme und hinterläßt dabei einen
weißen Rückstand, welcher, wenn man mit einiger Vorsicht verfahren hat, die Gestalt
des Papierblattes behält. Auf solchem Papier mit gewöhnlicher Tinte geschriebene
Schrift ist nach der Verbrennung der organischen Substanz noch ziemlich leserlich.
(Répertoire de Chimie appliquée, März
1862, S. 84.)
Verfahren bei der Fabrication von Theerpapier, von Gebrüder
Hédon.
Dieses (in Belgien patentirte) Verfahren bezweckt insbesondere die Auflösung des
Theeres und seine Vereinigung mit dem Papierzeug zur Fabrication des Theerpapiers
und der Theerpappe.
Um dieses Resultat zu erreichen, läßt man 50 Liter Theer ungefähr drei Stunden lang
kochen und löst ihn in derselben Quantität vegetabilischen Leimes auf, den man
gewöhnlich in den Papierfabriken anwendet, ein Leim, welcher aus Harz und
kohlensaurem Natron besteht. Nach diesem Aufkochen gießt man 30 Liter kochendes
Wasser auf die Mischung, rührt sorgfältig um und läßt das Ganze noch ungefähr fünf
Minuten lang kochen.
Hierauf schüttet man 50 Liter Kartoffelmehl in einen Bottich von entsprechendem
Umfange, der 600 Liter Wasser enthält, indem man dafür sorgt, es vollständig
einzurühren. Nun gießt man den durch den vegetabilischen Leim aufgelösten Theer mit
150 Litern kochendem Wasser in diesen Bottich und rührt das Ganze sorgfältig um. Der
Theer färbt das Kartoffelmehl und vereinigt sich mit demselben, wodurch eine
theerige Flüssigkeit entsteht, welche man in dem Verhältniß von 120 Litern auf 100
Kilogr. eingestampften Papierzeug verwenden kann.
Diese beiden Quantitäten gießt man in den Stampftrog des Papiercylinders und erhält
dadurch einen Zeug, welcher schon von selbst in ganz vorzüglicher Weise theerig und
mehr oder weniger gefärbt ist, je nachdem man den Zeug braucht.
Man kann diesem Theerpapiere verschiedene Farben und Nuancen geben, sowie es der
Handel bedarf; es kann auch sogar nach Befinden schwarz angestrichen und gefirnißt
werden, um es wasserdicht zu machen.
Es ist aus dem eben Gesagten ersichtlich, daß der durch vegetabilischen Leim
aufgelöste Theer auch dazu angewendet werden kann, verschiedene Stoffe und
Substanzen zu theeren und zu präpariren, um sie zu conserviren und deren Haltbarkeit
zu vermehren, wie z.B. Tauwerk, Segeltuch, Hölzer, welche der Luft oder dem
Einflusse des Seewassers ausgesetzt seyn müssen. Man kann den Theer durch ein
kürzeres oder längeres Eintauchen, er sey nun warm oder kalt, oder wenn es nöthig
ist, mittelst eines starken Druckes in die Poren dieser Stoffe eindringen lassen.
(Durch deutsche illustr. Gewerbezeitung.)
Vorzügliche Copirtinte, nach A. Ott.
Bei der Untersuchung der sogenannten Stark'schen
Copirtinte fand der Verf. in derselben Alaunerde, Kupfer, Eisen und Chrom; als er
nun versuchte, die Copirtinte nachzuahmen, fand er, daß folgendes Verfahren das
beste sey: 1/2 Pfund Blauholzextract wird mit 2 Loth Alaun, je 1/4 Loth Eisenvitriol
und Kupfervitriol, 1 Loth Zucker und einem Maaß Wasser gekocht. Zu dem colorirten
Decoct wird eine Auflösung von 1/4 Loth einfach-chromsaurem Kali in 4 Loth
Wasser gegeben. Zuletzt setzt man noch 2 Loth Indigschwefelsäure und 2 Loth Glycerin
zu. Die Indigschwefelsäure wird dargestellt, indem man 1/4 Loth fein gepulverten
Indigo mit 5 Loth Nordhäuseröl und einem Maaß Wasser digerirt. (Deutsche illustr.
Gewerbezeitung, 1862, Nr. 18.)
Ueber Conservirung der Oelgemälde.
Werthvolle Oelgemälde leiden durch mannichfache Uebelstände allmählich Schaden. Das
belgische Ministerium des Innern hat über die Vermeidung derselben einige einfache,
praktische Vorschriften veröffentlicht. Die Feuchtigkeit ist der größte Feind der
Oelgemälde, und man soll daher hinter der Leinwand immer ein leichtes Gitterwerk von
Holz anbringen, zwischen dessen Spalten die Luft circuliren kann. Auch das directe
Sonnenlicht erweist sich sehr rasch verderblich. Dadurch, daß man matte,
geschliffene oder mit weißer Farbe angestrichene Glasfenster anwendet, kann man die
schädlichen Einwirkungen der Sonne abhalten. Brennende Lichter oder Lampen soll man
nicht in die Nähe der Oelgemälde bringen. Die Spuren von fettigen Substanzen, welche
der Verbrennung entgehen, setzen sich auf der Oberfläche der Gemälde an, verbinden
sich mit dem aufliegenden Staube und bilden so rasch eine Schmutzkruste. Ueberhaupt
soll man mittelst eines weichen seidenen Tuches von Zeit
zu Zeit allen Staub und Feuchtigkeit vorsichtig beseitigen. Der allerverwerflichste
Gebrauch besteht darin, die Gemälde, um ein momentanes Hervortreten ihres
Farben-Glanzes zu erzielen, mit Oel zu bestreichen, da dieß schnell eindringt
und ein rasches Nachdunkeln hervorbringt, so daß zuletzt alle Unterschiede
verschwinden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 11.)
Speier's elastische
Gesundheits-Matratzen.
Als eine für die Krankenpflege höchst wichtige und förderliche Erfindung, welche aber
bisher noch nicht genügend zur Kenntniß des Publicums gekommen, bezeichnet Hr.
Sanitätsrath Dr. L. Posner
die elastischen Gesundheits-Matratzen, welche von
Hrn. Speier in der Oberwallstraße 19 in Berlin
angefertigt werden. Diese Matratzen bestehen aus einem Netze waagrecht miteinander
verbundener Drahtspiralen, welche eine Elasticität entwickeln, die der des
vielgerühmten Arnott'schen Wasserbettes vollständig
gleich kommt. Die Weichheit und Schmiegsamkeit eines solchen Lagers kann von den
besten Haarpolstern nicht erreicht werden, während dasselbe andererseits eine kaum
zu alterirende Dauerhaftigkeit besitzt und somit in ökonomischer Beziehung die
wesentlichsten Vortheile bietet. Abgesehen von denselben aber, sind die hygienischen
Vorzüge dieser Matratzen vor allen bekannten Lagerungs-Methoden so wesentlich
und entschieden, daß die Einführung derselben, namentlich für öffentliche
Krankenanstalten, aufs wärmste und aus voller Ueberzeugung empfohlen wird. Die
Permeabilität der Matratzen für die Luft erhält das Lager kühl und schützt vor dem
in Polstern und Strohsäcken bei längerem Gebrauche unvermeidlichen mulstrigen,
dumpfen Geruche; contagiöse Stoffe, für welche sonst die Bettunterlagen so ergiebige
und nachhaltige Träger bilden, haften an diesen Drahtmatratzen nicht, eben so wenig
können sie Brutstätten für Ungeziefer abgeben. Das Lager behält stets eine
unveränderliche Ebenheit, und dieser Umstand, sowie die Kühle und Trockenheit
desselben treten der Bildung von Decubitisstellen (Wundliegen-Stellen)
hemmend entgegen.
Wenn strikteste Reinlichkeit und Ventilation des Lagers eine der nächstliegenden
Aufgaben der Krankenpflege ist, so kann diese durch nichts besser und ausreichender
erfüllt werden, als durch die in Rede stehenden Matratzen, deren allgemeine
Benutzung auch durch ihren civilen Preis keineswegs beeinträchtigt wird. Eine
derartige Lagerstelle, für welche an anderweitigen Fournituren nichts weiter
nothwendig ist als eine Wollendecke oder ein etwa zolldickes Haarpolster, kostet circa 14 Thaler, kommt somit im Preise dem einer
sorgfältig gearbeiteten Roßhaarmatratze ziemlich gleich, während sie in Bezug auf
Weichheit, Comfort und Dauerhaftigkeit die letzteren weit übertrifft. Es könnte also
vielleicht die erste Anschaffung etwas kostspieliger erscheinen, jedoch würde dieß
durch die ungestörte Benutzung, ohne jegliche Reparatur, Wäsche u.s.w. bald mehr als
ausgeglichen seyn. Hr. Dr. Posner empfiehlt schließlich seinen Berufsgenossen, sich der in Rede
stehenden Erfindung aufs Angelegentlichste anzunehmen und durch Autopsie sich von
der Trefflichkeit derselben noch bündiger zu überzeugen als dieß durch eine kurze
Notiz geschehen könnte. (Monatsschrift des Gewerbevereins zu Köln, 1862 S. 94.)
Gehalt des Guanos an salpetersauren Salzen.
Bekanntlich liefern die Guanoablagerungen zwei Sorten Guano: eine weiße (huano blanco) und eine braune von üblem Geruch. Die
weiße besteht aus den während des Lebens der Seevögel abgelagerten Excrementen und
wurde höchst wahrscheinlich einzig von den Ureinwohnern Perus als Düngstoff benutzt.
Die braune Sorte gehört vielleicht zu der älteren Alluvion und ist seit
Jahrhunderten abgelagert, da ihn die alten Peruaner nicht benutzt zu haben
scheinen.
Die außerordentliche Düngkraft, welche der braune Guano besitzt, verdankt er sowohl
seinem Gehalt an Phosphaten, wie auch an assimilirbarem Stickstoff in Gestalt von
Ammoniaksalzen und harnsauren Salzen. Der weiße Guano enthält fast gar keine
organischen Bestandtheile, aber viel Phosphate. Er findet sich reichlich auf der
Küste von Chili, ist eine Zeit lang als peruanischer importirt worden und hat eine
gewisse Verwirrung im Guanohandel hervorgerufen. Man verschmäht ihn als ein viel
wirkungsloseres Düngmittel und zieht den braunen vor. Nichtsdestoweniger ist er ein
ganz werthvoller Düngstoff, weil er, wie Boussingault
(Comptes rendus, t. L. p. 887) ausmittelte,
salpetersaure Salze enthält. Der Verf. bekam nämlich von der Regierung des Staates
Ecuador eine Probe weißen Guanos, welcher nach dem beigefügten Bericht ein guter
Dünger war, obwohl er nach Boussingault's Analysen nur
0,7 Proc. Stickstoff neben 50,3 Proc. Kalkphosphat und 19 Proc. Sand und Thon
enthielt. Bei weiterer Untersuchung fand jedoch der Verf., daß dieser Guano so viel
Salpetersäure enthielt, als 3 Proc. Salpeter entsprechen. Daraus erklären sich denn
die vorzüglichen Eigenschaften, welche man an dem weißen erdigen Guano der
Galapagos-Inseln beobachtet hatte. Aehnliche Guanos beutet man seit einiger
Zeit aus manchen Inseln des stillen Oceans aus, z.B. aus Jarvis, Baker, Howland und
anderen.
Der Verf. hat nachher mehrere Guanosorten, auch von den braunen ammoniakalischen
analysirt, und in allen ebenfalls salpetersaure Salze gefunden. Die Methode, nach
welcher er arbeitete, war folgende: kalte Digestion mit Weingeist von 33 Proc.,
Verdampfen des Alkohols und Prüfung des Rückstandes mit Indigosolution –
qualitativ; – für die quantitative Bestimmung wurde der Guano mit gewaschenem
Braunstein und verdünnter Schwefelsäure destillirt und das Destillat mit titrirter
Indigolösung geprüft.
Die gefundene Salpetersäure wurde als salpetersaures Kali berechnet, und so sind die
Angaben in nachstehender Zusammenstellung zu verstehen. Es enthielten die Guanos in
100 Theilen:
(Barral) von der Insel
Kalkphosphat
Stickstoff
Sand u. Thon
Salpeter
Jarvis (weiß)
82,3
0,3
0,2
0,5
von den Küsten Chiles (weiß)
44,9
0,6
6,4
0,633
(Girardin) dito
7,0
2,1
15,4
0,234
Peruanischer (verdächtig) braun
–
5,7
–
0,47
von Chincho-Inseln (braun)
27,4
8,6
1,2
0,11
Peruanischer (weiß)
24,6
8,1
2,0
0,275
(Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXV S. 511.)
Mittel gegen den Kornwurm.
In Ansbach zeigte mir Hr. Culturingenieur Classen den
Kornspeicher, in welchem der weiße Kornwurm großen Schaden angerichtet hat, der aber
nun durch eine Luftdrainage vollständig von ihm befreit worden ist. Es wurde jeder
einzelne Kornhaufe drainirt durch 10' von einander entfernte parallele Drainstränge,
deren Ausmündungen entweder direct mit den Luftröhren des Speichers in Verbindung
standen, oder aber durch einen Sammeldrain indirect mit denselben in Verbindung
gebracht wurden, so daß ein kalter Luftstrom in dem Getreidehaufen circuliren
konnte. Die Röhren hatten 1'' Lichtweite und waren auf Latten gelegt, um ihr
Versinken zu verhindern. Binnen kurzer Zeit war der Kornwurm vertrieben und noch der
weitere Vortheil erreicht, daß nun der Raum des Speichers viel besser benutzt werden
kann, als früher, indem nun sehr hohe Kornhaufen auf einander geschichtet werden
können, die nach je 2 1/2' Höhe von einem Drainsystem durchzogen sind. Dadurch wird
in dem Kornhaufen die Temperatur der äußeren Luft hergestellt, in welcher weder das
Korn verdirbt, noch der Kornwurm existiren kann. W. Hintz. (Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 1862, Nr. 23.)