Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Dauerhaftigkeit von Eisendrahtseilen.
Hierüber sind in der „Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure“ Erfahrungsresultate mitgetheilt, welche sich auf die
Steinkohlengrube Paulus in Oberschlesien beziehen.
Der Sophiaschacht genannter Grube besitzt eine direct wirkende Zwillingsmaschine zur
Schachtförderung. Die horizontal liegenden Dampfcylinder haben 16'' Durchmesser bei
4' Kohlenhub. Der Seilkorb, sowie die Seilscheiben, haben 7' Durchmesser und sind
mit Holz belegt. Die Drahtseile sind 1 1/8'' stark und bestehen aus 6 Litzen zu 6
Drähten von Nr. 11 der englischen Lehre. Der laufende Fuß dieser Seile wiegt nahe 2
Pfund. Die an einem Seil hängende Last besteht: a) in
Seilgewicht, 215 Fuß à 2 Pfund, 430 Pfund, b) in 5 Tonnen Kohlen, à 370 Pfund, 1850 Pfund, c) in 2
Förderwagen à 650 Pfund, 1300 Pfund, d) in 1 Föderschale, den Zwieselketten, der
Seilkuppelung und einem Gummipuffer, 1560 Pfund; zusammen 5140 Pfd. Mit den ersten
beiden aufgelegten Drahtseilen aus der Fabrik von Felten
und Guilleaume in Cöln wurden von October 1855 bis zum 8.
August 1858 1,185,469 1/2 Tonnen Kohlen aus der Teufe von nahe 32 Lachter gefördert.
Die beiden Seile aus derselben Fabrik und von derselben Construction brachten vom 8.
August 1858 bis zum 20. October 1861 1,775,689 1/2 Tonnen und an Bruchsteinen 4783
Klafter, welche dem Gewichte nach gleichkommen 119,575 Tonnen, also in Summa
1,895,264 1/2 Tonnen Kohlen zu Tage. Auch diese Seile, sowie die vorigen, waren nie
total durchgebrochen, so daß die Föderlast also nie in den Schacht gegangen ist;
sondern sie wurden, sobald einige Dräthe an dem Schachtende sich schadhaft zeigten,
je nach Erfordern einige Fuß ausgehauen, neu angeschlossen und erst dann gänzlich
abgelegt, wenn sich im übrigen Theile der Seile erhebliche Drahtbrüche zeigten,
welche es räthlich erscheinen ließen, lieber auszuwechseln, als die Seile bis zum
völligen Bruch auszunutzen. Bei obigen Leistungen ist außerdem noch nicht
berücksichtigt worden, wieviel an Grubenholz, Grubenschienen etc. in den Schacht
eingehangen worden ist, was auch nicht unbeträchtlich ist. – Unstreitig ist
die Dauerhaftigkeit sehr befriedigend gewesen, was sowohl der Güte des Fabricates,
als den Fördereinrichtungen zugeschrieben werden muß. Vor allem ist darauf Bedacht
genommen worden, daß die Seile keine Stöße erleiden und im Schachttiefsten nicht
gebogen werden. Zu diesem Zwecke sind die Seilscheiben auf 2 ganz elastische
kieferne Träger von 12'' Stärke im □ und 16' freier Lage aufgelegt, und
außerdem ist zwischen die Zwieselketten und das Drahseil ein Gummipuffer mit
Scheiben von 5'' Durchmesser eingeschaltet. Ein Uebertreiben des richtig belasteten
Förderkorbes über die Hängebank und ein entsprechendes Biegen des entgegengesetzten
Seiles kann bei der Einrichtung der Dampfmaschine ohne Schwungrad nicht leicht
stattfinden, da die Maschine mit dem während des Treibens in den Cylindern wirkenden
Dampfdrucke den belasteten Förderkorb, nachdem der entgegengesetzte auf der Schachtsohle sitzt,
nicht höher emporzuheben vermag, bis durch erneuerten Dampfzufluß ein größerer Druck
auf die Dampfkolben ausgeübt wird. Die Förderzeit beträgt bei dem in Rede stehenden
Schachte fast regelmäßig 20 Secunden, woraus eine durchschnittliche
Fördergeschwindigkeit von 215/20 = 10,75 Fuß pro Secunde
resultirt. Jedes Seil ist 55 Lachter lang, wiegt 734 Pfund und wurde mit 4 1/2 Sgr.
per Pfund loco Cöln
bezahlt. Für die letzten beiden Drahtseile berechnen sich demnach die Seilkosten,
bei einer Leistung von 1,895,624 1/2 Tonnen Kohlen, pro
Tonne auf 0,042 Pfg.
Mechanischer Puddler.
In Closmortier sind neulich Versuche mit einer neuen Maschine angestellt, welche den
Zweck hat, den Puddlern ihre beschwerliche Arbeit zu erleichtern und zugleich ein
billigeres und besseres Product darzustellen, in Folge rascherer und vollständigerer
Arbeit. Diese Maschine, die sich ohne große Kosten herstellen läßt, ist von den
Herren Dumény und Lémut erfunden und „mechanischer Puddler“
genannt.
Frankreich besitzt 600 Puddelöfen, welche 2500 bis 3000 Arbeiter beschäftigen und
jährlich 600,000 Tonnen im Werthe von 90 bis 100 Millionen Francs liefern.
Es leuchtet ein, wie wichtig es ist, diesen Industriezweig zu vervollkommnen.
In allen Zweigen der Industrie werden Maschinen benutzt, und ist es auffallend, daß
die Puddelei, welche so großen Kraftaufwand erfordert, noch nicht mit Dampfkraft
ausgeführt wird. Doch leuchtet auch die große Schwierigkeit ein, wenn man
beobachtet, welche verschiedenen Manipulationen der Puddler im Ofen ausführen und
wie oft er mit dem Werkzeug wechseln muß, welches fortwährend der Zerstörung
ausgesetzt ist; wenn man auf die Veränderungen achtet, welche mit dem Roheisen
vorgehen und die geschickte Behandlung kennt, welche das Stabeisen in seinem
schwammigen Zustande erheischt.
Die neue Maschine soll nun auch nicht alle Manipulationen des Puddelns ausführen,
sondern nur das Umrühren des Roheisens besorgen.
Bei einem gewöhnlichen Puddelofen läßt sich der mechanische Puddler am einfachsten
anwenden. Die Werkzeuge bleiben dieselben und werden durch die kleine Thüröffnung
eingeführt. Der Apparat, der sie in Bewegung setzen soll, steht über dem Ofen und
der Arbeiter kann ihn mittelst einer Steuerung (tendeur)
nach Gefallen regieren. Ein am Gebälke befestigter Balancier hängt vor dem Ofen
herab und das Werkzeug läßt sich in einigen Secunden daran anbringen. Dieser
Balancier wird durch eine Kurbelstange mit Coulissenvorrichtung in schwingende
Bewegung versetzt und das Werkzeug arbeitet, als wenn es von der Hand des Puddlers
geführt würde, aber kräftiger und ohne Unterlaß. Ist das Umrühren beendigt und hat
das Eisen Natur bekommen, so hemmt der Puddler die Maschine, stellt den Balancier ab
und beginnt nun seine gewöhnliche Arbeit.
Die Größe der Puddelöfen hat sich immer nach dem Werkzeug richten müssen; doch wäre
es jedenfalls vortheilhafter, die Oefen zu vergrößern, um die Charge erhöhen zu
können. Da nun der mechanische Puddler die beschwerlichste Arbeit überkommt, so
lassen sich viel größere Oefen anwenden, in denen die Hitze weit besser ausgenutzt
werden kann, als in den bisherigen.
Der mechanische Puddler für große Oefen hat eine besondere Einrichtung. Er setzt
mehrere Rührhaken (outils à larges crochets)
zugleich und durch verschiedene Oeffnungen, in Bewegung. Eine Oeffnung bleibt frei,
durch welche der Arbeiter die Manipulation der Maschine überwacht und
unterstützt.
Es ist bekannt, daß die doppelten Puddelöfen, vor denen zwei Arbeiter puddeln, ein
besseres Eisen liefern, als die einfachen Oefen, auch weniger Brennmaterial
erfordern, da der Proceß lebhafter und rascher von Statten geht. Deßhalb dürfte die
neue Maschine einen großen Erfolg versprechen, mit welcher man die größte Kraft nach
Gefallen ausüben kann. (Journal des mines, 1862, Nr. 6;
berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 26.)
Beobachtungen beim Ablesen der Windtemperatur bei Hohöfen; von
R. Schöffel, k. k. Bergwesenspraktikant.
Das Ablesen der Windtemperatur bei Hohöfen geschieht gewöhnlich mittelst eines in
einem Messinggehäuse sich befindenden Thermometers, welches bei 0° am Gehäuse
einen tellerförmigen Absatz gleichfalls von Messing besitzt, um es auf den
Düsenständer aufsetzen zu können, so daß beim Gebrauche der untere etwa 2 1/2''
lange Theil in den Düsenständer eintaucht.
Versucht man nun bei der Messung der Temperatur des heißen Windstromes, nachdem man
die im Ständer herrschende Temperatur beobachtet und abgelesen hat, das Thermometer
so weit herauszuziehen und eine Zeit lang zu halten, daß die Quecksilberkugel
desselben gerade in oder scharf oberhalb der Oeffnung im Ständer sich befindet, so
bemerkt man sogleich ein rasches Steigen des Quecksilbers um circa 30–40° Cel. (bei einem etwa 200° heißen, auf
circa 23''' Quecksilber gepreßten Windstrome und
einer etwa 3/4'' weiten Oeffnung im Düsenständer). Senkt man dann das Thermometer
wieder ein, so sinkt das Quecksilber desselben rasch auf den vorher beobachteten
Stand herab.
Diese interessante Erscheinung, daß beim Ausströmen des gepreßten heißen Windes eine
höhere Temperatur entwickelt wird, läßt sich nur so erklären, daß durch die Contraction des heißen Windstrahles Wärme frei
wird, welche die Temperatur des Windes beim Ausströmen erhöht, was mit um so
größerer Sicherheit anzunehmen ist, als diese Temperaturerhöhung mit der Pressung
des Windes zunimmt, indem letztere eine größere Contraction veranlaßt, und daher
auch eine größere Menge latenter Wärme entbindet.
Dieselbe Erscheinung muß nun auch beim Ausströmen des Windes aus der Düse
stattfinden, und es tritt mithin der Wind mit einer höheren, als der auf angegebene
bisher übliche Art gemessenen Temperatur in den Hohofen.
Hieraus folgt, das bei der Berechnung der Windmenge oder des Effectes der
Gebläse-Maschinen in die dießbezügliche Formel die auf die zweite Art
bestimmte Temperatur des Windes in Rechnung gebracht werden muß.
Die Differenz zwischen diesem und zwischen dem, mit Berücksichtigung der auf erstere
Art bestimmten Temperatur erhaltenen Resultate, ist allerdings gering und für den
praktischen Hohöfner von keiner großen Wichtigkeit, aber es ist im
wissenschaftlichen Interesse von besonderem Belange, wahre, oder wenigstens der
Wahrheit möglichst nahe liegende Resultate durch
vollkommene Berücksichtigung aller auf eine Beobachtung einwirkenden Umstände zu
erzielen. – Dobriv, den 27 Mai 1862.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1862, Nr. 23.)
Benutzung der Hohofenschlacken als Heizmittel.
Julius Kühn, k. k. Montan-Exspectant in Altenmarkt,
gibt folgende Mittheilung über eine bis jetzt fast ganz außer Acht gelassene
Benutzung der Hohofenschlacken, wie er sie auf dem großherzoglich baden'schen
Hüttenwerke Zizenhausen traf. In Zizenhausen benutzt man die Hohofenschlacke zur
Zimmerheizung. Es wird die flüssige Schlacke in einem gußeisernen, mit zwei Henkeln
zum Durchstecken von zwei Tragstangen versehenen Topfe aufgefangen, in dem zu
erwärmenden Zimmer auf ein niederes Steinpostament gestellt und über das Ganze ein
gußeiserner durchbrochener Cylinder gestürzt. Auf diese Weise werden dort die Zimmer
aller Beamten, die Kanzleien und noch die Wohnungen mehrerer Arbeiter geheizt, und
zwar reicht die zweimalige Füllung eines beiläufig 6 Maaß haltenden Topfes hin, ein
mittelgroßes Zimmer durch 12 Stunden angenehm warm zu halten. Die Vortheile einer
solchen Heizung sind, außer der gänzlichen Holzersparung, ein billiger, sehr wenig
Raum einnehmender Ofen – 2 1/2 Fuß hoch, 1 1/2 Fuß Durchmesser oder
Quadratseite – welcher nie Reparaturen ausgesetzt ist und nie geputzt zu
werden braucht, und dann Vermeidung jeglichen Rauches. Natürlich könnte man diese
Methode überall anwenden, wo eine größere Menge flüssiger Schlacke auf einmal zu
bekommen ist, z.B. beim Schweißofenbetriebe. (Oesterreichische Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen, 1862, Nr. 11.)
Ueber Steinkohlengas-Explosionen; von Dr. E. Frankland.
In London hat jüngst eine eigenthümliche Gasexplosion stattgefunden, die namentlich
deßhalb in weiteren Kreisen Beachtung verdient, weil sie die Frage angeregt hat, ob
Gas durch rothglühendes Eisen zu entzünden ist oder nicht. Die London Gas Company stellte die Verlängerung eines
12zöll. Hauptrohrs her, und zwar in der Weise, daß sie das mit Gas gefüllte alte
Rohr mit einer Blase absperrte, um in dem neugelegten etwa 150 Fuß langen Rohrstrang
die erforderlichen Anbohrungen für die Abzweigungen ohne Gas vornehmen zu können.
Das Ende des neuen Rohrstranges war mit einem Pflock geschlossen. In Folge einer
vermuthlich muthwilligen theilweisen Entleerung der Absperrungsblase wurde dieselbe
undicht, Gas strömte in das neue Rohr, und aus einer in diesem frisch hergestellten
und in gutem Vertrauen offen gelassenen Anbohrungsöffnung ins Freie, wo es sich
entzündete und eine Explosion rückwärts im Rohr verursachte. Das letzte Ende des
Rohres, wo sich offenbar noch die meiste Luft befunden hatte, platzte gleich einer
Bombe, und die Stücke wurden nach allen Richtungen hin auseinander geschleudert.
Zwei Arbeiter wurden getödtet, mehrere verwundet, eine Hausfronte wurde total
zerstört. Es entstand die Frage: durch was ist das Gas entzündet worden? Die
vorgenommenen Verhöre ergaben, daß es durch den Löthkolben eines Arbeiters, der ein
von den Gasarbeitern beschädigtes Wasserrohr reparirte, entzündet worden seyn müsse.
Man nahm bekanntlich bis jetzt an, daß Gas nur durch eine Flamme oder durch den
elektrischen Funken entzündet werden könne. Es müsse, meint das Journal of Gas Lighting der höchstens dunkelroth
glühende Löthkolben vielleicht irgend einen in der Luft schwebenden leicht
brennbaren Gegenstand entzündet haben, und die so entstandene kleine Flamme
hinreichend gewesen seyn zur weiteren Entzündung des Gases. Herr Dr. E. Frankland hat in Bezug
auf den Fall eine Reihe von Versuchen angestellt, und kommt zu folgenden Resultaten:
Steinkohlengas kann selbst unter den günstigsten Umständen nicht entzündet werden
bei einer Temperatur, die niedriger ist, als um Eisen bei Tageslicht in einem hellen
Local sichtbar rothglühend zu machen. Diese Temperatur ist jedoch bedeutend
niedriger, als jene, bei welcher Rothglühhitze in der freien Luft sichtbar ist. Die
hohe Entzündungstemperatur des Gases ist wesentlich durch seinen Gehalt an
ölbildendem Gase und leuchtenden Kohlenwasserstoffen bedingt. Die
Entzündungstemperatur der Gasmischungen in Kohlenbergwerken ist noch bedeutend
höher, als die der entsprechenden Mischungen mit gewöhnlichem Kohlengas; Hitzegrade,
welche in Bergwerken vollständig sicher sind, könnten Kohlengasmischungen entzünden,
die Sicherheit der Sicherheitslampen ist daher auch größer in den schlagenden
Wettern, als in Steinkohlengasmischungen. Explosive Mischungen von Gas mit
atmosphärischer Luft können durch Funken von Metall oder Stein entzündet werden. Es
kann daher eine Explosion durch den Schlag mit einem Geräth gegen einen Stein, durch
den Hufschlag eines Pferdes auf dem Pflaster u.s.w. verursacht werden. Dieselben
explosiven Mischungen können auch durch einen Körper von verhältnißmäßig niedriger
Temperatur entzündet werden, wenn als Medium ein anderer Körper vorhanden ist,
dessen Entzündungstemperatur niedriger, als die des Kohlengases ist. So wird
Schwefel oder eine schwefelhaltige Substanz weit unter der sichtbaren Rothglühhitze
entzündet, und auch die Berührung von nicht ganz rothglühendem Eisen mit sehr leicht
brennbaren Körpern, wie Baumwollfasern, kann eine Flamme veranlassen, an der sich
eine Gasmischung entzündet. (Journal für Gasbeleuchtung, Juni 1862, Nr. 6.)
Kohlen-, Metall- und Salzgewinnung in
verschiedenen Ländern.
Die jährlich in den Staaten mit den bedeutendsten Kohlenlagern gewonnene Kohlenmenge
hat man in der neuesten Zeit auf 2619 Millionen Zoll-Centner veranschlagt;
hiervon producirt Großbritannien ungefähr 1,624,866,800, die Vereinigten Staaten
301,983,600, Preußen 275,815,300, Belgien 167,680,000, Frankreich 149,651,400,
Oesterreich 62,637,600, Königreich Sachsen 30,390,400, Bayern 5,293,900, Rußland
1,036,000 Zoll-Ctr. Auf den Kopf der Bevölkerung kommt demnach in England 50,
in Belgien 35, Preußen 15, Sachsen 14 Zoll-Ctr. geförderte Kohlen. England
führte 1859 in runder Zahl 144, im Jahr 1860 aber 151 Mill. Z.-Ctr. Kohlen
aus. Die Production an Steinkohlen hatte daselbst vom Jahr 1859 auf 1860 um 263
Mill. Z.-Ctr. zugenommen. – Die Roheisenerzeugung der ganzen Erde
schätzt man gegenwärtig auf 143,300,000 Z.-Ctr., wovon 15,515,000
Z.-Ctr. auf Deutschland, 75,372,000 auf Britannien, 17,250,000 auf
Frankreich, 16,000,000 auf die Vereinigten Staaten, 793,800 auf Preußen, 6,500,000
auf Belgien, 5,700,000 auf Oesterreich, 4,700,000 auf Rußland mit Polen, 4,300,000
auf Schweden und Norwegen, 1,000,000 Z.-Ctr. auf Spanien treffen. –
Nach den neuesten hierüber vorliegenden Berichten hatte unter den europäischen
Staaten die stärkste Ausbeute an Gold und Silber: Britannien, Rußland mit Sibirien,
Oesterreich und Sachsen, nämlich zwischen 50–70,000 Pfund Silber oder Gold;
an Kupfer: Britannien (320,130 Z.-Ctr.) und Rußland (110,700 Z.-Ctr.);
an Blei und Bleiglätte: England (1,283,600), Spanien (1,141,200), Preußen (300,000)
und Oesterreich (149,000 Z.-Ctr.); an Zink: vorwiegend Preußen mit 986,000
Z.-Ctrn., dann Großbritannien mit 75,100 Z.-Ctrn. Die Production an
Gold und Silber in Oesterreich beläuft sich jährlich auf einen Werth von mindestens
5,200,000 fl. österr. Währung. An Salz erzeugte England in einem der letzten Jahre
ungefähr 30 Mill. (nach einer andern Angabe nur etwa 17 Mill.), Rußland
durchschnittlich 8 bis 9, Oesterreich 7 bis 8, beiläufig eben so viel Frankreich,
Italien 5, Portugal und Spanien zusammen etwa 11, Preußen 2 1/2, Bayern nahezu 1
Mill., Württemberg 700,000 Z.-Ctr. Der Zollverein führte 1860 an Koch-
und Steinsalz in runder Zahl 650,000, an Steinkohlen 14,587,600 (im Jahr 1859 nahezu
16 Millionen), an Roheisen, einschließlich alten Brucheisens u.s.w. 2,185,900
Z.-Ctr. ein, die daselbst in den freien Verkehr gelangten. (Beilage zur
Allgemeinen Zeitung vom 15. März 1862.)
Anfertigung schöner Estriche.
Die Mischungsart und die Ausführung des Estrichs selbst ist sehr einfach und kann von
jedem Maurer, bei einiger Intelligenz von jedem Arbeitsmanne ausgeführt werden.
Torfasche wird durch ein gewöhnliches Gartensieb geworfen, von dieser gesiebten
Asche werden sieben Karren abgemessen und demnächst ein Karren voll gewöhnlich
gelöschter Steinkalk (Weißkalk) genommen, so daß das Verhältniß dem Raume nach ein
Theil Kalk und sieben Theile Torfasche ist. Die Mischung wird in einer gewöhnlichen
Kalkbank gemacht, und zwar so daß man erst etwas Asche und etwas Kalt nimmt, Wasser
zugibt, solches durcharbeitet und allmählich nun immer mehr Asche und Kalk zusetzt
und mit Wasser so verdünnt, bis das Ganze einsumpft, durch fleißiges Mengen und
Umstechen zu einer gleichmäßigen, möglichst steifen Masse geworden ist, wo sie dann,
nachdem man sie aus der Kalkbank herausgeschlagen hat, verarbeitet werden kann,
während dessen man in der Kalkbank wieder ein gleiches Quantum zubereitet. Eine
sorgfältig gemischte, recht steife Masse ist nothwendig, jedoch muß soviel Wasser
gegeben werden, daß die Asche mit dem Kalk eine Verbindung eingehen kann, was einige
Zeit erfordert. Ist diese Masse zu dünn, so gibt sie nachher beim Trocknen viele
große Risse; je steifer man daher die Masse zubereitet und verarbeitet, um so
weniger Risse werden entstehen. Didier hat bei seinen
Gebäuden zwischen den Balken Schalfüllhölzer einschränken und auf diese einen
gewöhnlichen Lehmschlag von Lehm und Sand und Torfgries, mit den Oberkanten der
Balken gleich, auftragen lassen. Nachdem dieser Lehmschlag so weit getrocknet war,
daß man darauf gehen konnte, wurde eine 1 1/2 Zoll starke Latte, als Richt-
und Streichscheit, darauf befestigt, von der Masse zwischen der Wand und dieser
Latte aufgetragen, mittelst eines kleinen Reibebrets gut zusammengeknetet und
vorerst oberflächlich, unter Anwendung von wenig Wasser, durch ein 4 Fuß langes
Reibebret nach der Stärke der Streichlatte abgeglichen. Darauf nahm man diese
Streichlatte wieder fort, legte sie auf 3 Fuß Entfernung von ihrer ersten Stelle
parallel damit wieder fest, füllte diesen Zwischenraum wieder mit der Masse, knetete
und ebnete sie wie vorher, und fuhr so fort, bis man den ganzen Boden 1 1/2 Zoll
stark mit dieser Masse belegt hatte. Die Masse bekommt am zweiten Tage große Risse;
sowie sich solche zeigen, muß ein Arbeiter, auf einem Brete stehend, die
aufgetragene Masse mit einem starken, 10 Zoll breiten, 2 Fuß langen, mit einem nach
oben schräg aufstehenden Stiele versehenen, unten egalen und platten Handschlägel
recht tüchtig schlagen. Hierdurch wird das in der unteren Masse befindliche Wasser
zur Oberkante der Masse heraufgezogen, die Risse verschwinden, und die offen
gewesenen Stellen vereinigen sich wieder. Dieses Schlagen muß noch einige Tage
hindurch und so oft, zuletzt mit Anwendung von wenig Wasser, das man mit einem
Pinsel über die Masse
spritzt, wiederholt werden, bis die Masse fest ist und sich keine Risse mehr
einstellen. Die Masse ist nun zwar bildsam, aber doch schon so fest, daß man darauf,
ohne bedeutende Eindrücke nachzulassen, gehen kann. Demnächst geht ein geübter Mann
her und feuchtet auf dem Brete knieend die Masse noch einmal mit einem Pinsel an und
gibt mit dem großen Reibebrete dem ganzen Estrich eine accurate Ebene und eine Art
Politur. Zeigen sich später noch kleine Risse, so werden solche sauber mit etwas
dünner Masse zugestrichen, bis der Estrich ganz vollkommen trocken und hart ist, was
je nach der Witterung in 8–14 Tagen der Fall seyn wird. Mit der Zeit nimmt
die Masse an Härte immer zu. Das öftere Anfeuchten der Masse ist nothwendig, damit
die äußere Trocknung so lange aufgehalten wird, bis die untere mitkommt. Je feiner
man die Asche siebt, und je öfter man das Abreiben und Poliren mit dem Reibebrete
wiederholt, desto sauberer und glätter wird die Oberfläche des Estrichs. Man braucht
bei dem Verhältniß von ein Theil Kalk auf sieben Theile Asche gerade nicht sehr
ängstlich zu seyn; man untersucht die Asche vorher; enthält sie kohlensauren oder
schwefelsauren Kalk, so ist dieß Verhältniß gut; ist sie frei von Kalk oder Gyps, so
nehme man etwas mehr Kalk. Zuviel Kalkzusatz gibt eine leicht trocknende Masse, die
aber zu große Risse bekommt.
Dergleichen billige, feste, ebene und feuersichere Fußböden kann man überall ohne
Bedenken anwenden, wo sie zweckdienlich sind, als z.B. zur Belegung von Corridoren,
Passagen, Fluren, Hausböden, Malztennen, Fabrikräumen, Darrräumen, Wagen- und
anderen Remisen, Backhausräumen, Brennereien, Kohlenräumen, Dampfmaschinen-
und Kessellocalen, Vorrathskammern etc. statt der Fußböden von Dielen oder Ziegeln.
Feuchtigkeit und Oel löst die Masse in geschützten Räumen nicht auf; der freien
Witterung, bei allen Stadien des Frostes ausgesetzt, dürfte sie aber nicht
vollkommen widerstehen; ebenso würde sie als Mauerbewurf nur innerhalb der Gebäude,
aber dann auch sehr gut anwendbar seyn. Wenn dieser Estrich zur Belegung von
Bodenräumen verwendet werden soll, so ist nicht außer Acht zu lassen, daß eine
gewöhnliche Dielung mit Bretern solchen Böden und dem Gebäude selbst eine große
Festigkeit gibt, indem das vielmalige Nageln der Dielen auf die Balken eine sehr
nützliche Spannung hervorbringt, zumal wenn solche Böden stark belastet werden. Die
Spannung und die dadurch hervorgebrachte größere Sicherheit fällt allerdings bei
diesem Estrich fort, und muß deßhalb mit Vorsicht verfahren und anderweit für
hinreichende Solidität gesorgt werden. (Aus Sprengel's
Monatsschr. durch Romberg's Bauzeitung.)
Surrogat für Kräuteressige, von A. Ott.
Seit längerer Zeit kommen für den Haushalt, besonders in Frankreich, sogenannte
Kräuteressige in den Handel, die, in kleinen Mengen dem gewöhnlichen Essig
zugesetzt, denselben sehr wohlschmeckend und zur Säuerung von Salaten etc. sehr
angenehm machen. Der Verf. hat eine Auflösung von ätherischen Oelen in Radicalessig
combinirt, welche die Kräuteressige vollkommen ersetzt, und dazu noch weniger
kostspielig ist, und zwar ist dieß eine Auflösung von:
Pfefferöl
1
Drachme.
Ingweröl
1
do.
Petersilienöl
1
do.
Sellerieöl
1
do.
Mußcatöl
1/4
do.
Asa foetida
10
Grane.
Senföl
10
do.
in einem Pfd. Eisessig. Will man dieser Auflösung eine recht
hübsche grünliche Farbe geben, so setzt man ihr noch 4 Unzen Zuckercouleur und etwa
1 Loth Indigcarmin zu. (Deutsche illustr. Gewerbezeitung, 1862, Nr. 18.)
Ungewöhnlich große Seifenblasen.
Eine sehr sinnreiche Spielerei sind und bleiben die Seifenblasen. Statt der bisher
gewöhnlich angewandten Thonpfeifenköpfe soll man nach Abbé Florimond besser einen mit einer weiten Glasröhre
verbundenen Glastrichter anwenden. Man darf das Rohr
nicht zu eng wählen, weil es sonst zu lange dauert, ehe man die Blasen zu einiger
Größe bringt. Mit
diesem Glastrichter erhält man viel größere und schönere Blasen, da hier nicht wie
bei den Thonpfeifen ein Einsaugen des adhärirenden Seifenwassers stattfindet. Man
erhält leicht Blasen bis zu 1 Fuß Durchmesser, die indessen wegen der größeren Dicke
der Schicht erst später die schönen Interferenzfarben zeigen.
Mittel gegen Bienenstiche.
Hr. Joh. Rectóriz in Horka in Ungarn theilt
hierüber in der landwirthschaftlichen Zeitschrift von und für Oberösterreich
Folgendes mit:
„Ich erlaube mir, allen Freunden der Bienenzucht ein Mittel gegen die
Folgen des Bienenstiches zu empfehlen, das ganz einfach und sicher ist,
eigentlich nichts kostet und sich in jeder Haushaltung findet. Das Mittel und
das Verfahren mit seiner Anwendung ist folgendes: wenn man von einer Biene
gestochen wird, zieht man den Stachel heraus, feuchtet die getroffene Stelle mit
Speichel an und reibt sie mit fein gestoßenem Kochsalz (es ist gleichgültig, ob
es Stein-, Sud- oder Meersalz ist) gut ein, und alle Folgen des
Stiches sind gehoben. Ich könnte zur Bekräftigung des oben Gesagten Hunderte von
Anwendungsfällen des Salzes mit ausnahmlos günstigen Erfolgen herzählen; da aber
Jeder bei sich selbst vorkommenden Falles den Beweis leicht herstellen kann, so
will ich nur eines ungewöhnlichen Ereignisses hier erwähnen: vor zwei Jahren
wurde ich bei Abfassung eines Schwarms in ein Sieb in die linke Hand, mit
welcher ich das Sieb hielt, von vielen Bienen gestochen; nachdem ich mit dem
Schwarm vom Baume herabgestiegen war und die Hand besah, steckten 8 Stachel in
der Außenfläche der Hand; ich strich die Stachel weg, benetzte die Hand mit
Speichel, rieb sie mit Salz ein und es war wieder alles gut, so daß ich sogleich
den Schwarm in den Stock hineinbringen konnte, ohne die geringste Belästigung.
Hiebei muß ich aber hinzufügen, daß ich äußerst empfindlich gegen den
Bienenstich von Jugend an war, ja von einem solchen einmal ohnmächtig wurde,
daher ich mich bei der Behandlung der Bienen erst seit den wenigen Jahren keiner
Mittelsperson bediene, wo ich das Salz als Gegenmittel gegen ihren Stich kennen
lernte.“
Sicheres Mittel gegen Warzen oder Leichdornen.
Dr. LangeDeutsche Klinik, 1860 S. 32. empfiehlt zur Vertilgung der an den Händen oft auftretenden Warzen
(Leichdornen) die örtliche Anwendung der Chromsäure, was
Prof. Wittstein vollkommen bestätigt gefunden hat. In
einem Falle, wo die Hände mit Warzen so besetzt waren, daß sie denselben nicht nur
ein häßliches Ansehen gaben, sondern auch den freien Gebrauch derselben hinderten,
versuchte man, um sich ihrer zu entledigen, zuerst den Höllenstein. Die Warzen
wurden mit einer concentrirten Lösung dieses Salzes mehreremale des Tages betupft,
nach ein paar Tagen die schwarz gefärbte Haut mit einem Federmesser entfernt, und
das Betupfen wiederholt. Als aber die Warzen sich immer wieder erneuerten, griff man
zur concentrirten Salpetersäure, welche indessen nicht besser wirkte. Nun löste der
zuletzt Genannte 1 Drachme Chromsäure in 2 Drachmen Wasser auf, und ließ mit dieser
Solution das Betupfen zweimal des Tages fortsetzen. Die Warzen färbten sich dadurch
bald schwarzbraun. Nach 4 Tagen schälte man die schwarzbraune Kruste mit einem
scharfen Messer weg, wiederholte das Betupfen, nahm nach weiteren 4 Tagen die
schwarzbraune Kruste wieder weg u.s.w. Die Auswüchse wurden immer niedriger und nach
etwa 3 Wochen waren sie gänzlich verschwunden, ohne sich wieder zu erneuern;
wenigstens ist seitdem schon ein halbes Jahr verstrichen.
Schmerzhaft ist diese Kur durchaus nicht; nach dem Befeuchten der Warzen mit der
Chromsäurelösung spürt man weiter nichts als ein anhaltendes Jucken. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
Pharmacie, Bd. XI S. 279.)