Titel: Ueber die Gewinnung der Chloralkalien aus ihren Lösungen durch Salzsäure; von Dr. C. Schrader.
Autor: C. Schrader
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XII., S. 56
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XII. Ueber die Gewinnung der Chloralkalien aus ihren Lösungen durch Salzsäure; von Dr. C. Schrader. Mit Abbildungen auf Tab. II. Schrader, über die Gewinnung der Chloralkalien aus ihren Lösungen durch Salzsäure. Versuche, welche ich über die Abscheidung des Chlorkaliums, Chlornatriums und Chlormagnesiums aus der wässerigen Lösung durch Einleiten von salzsaurem Gase angestellt habe, ergaben Resultate, welche ich im Folgenden zusammenfasse: 1) Die Chlorverbindungen des Kaliums und des Natriums werden aus der wässerigen Lösung durch Sättigen derselben mit salzsaurem Gase nur theilweise abgeschieden. Aus einer die beiden Salze enthaltenden Lösung werden zuerst chlorkaliumreichere, später chlorkaliumärmere Doppelsalze abgeschieden. 2) Wird eine Lösung, welche Chlorkalium und Chlornatrium nebst überschüssigem Chlormagnesium enthält, so weit mit salzsaurem Gas gesättigt, daß sie 8–13 Proc. des letzteren enthält, so wird zunächst ein Salz gefällt, welches bis gegen die Hälfte der Menge des in Lösung gewesenen Chlorkaliums enthält; diese Ausscheidung ist magnesiumfrei und je nach Beschaffenheit des Rohmaterials an Chlorkalium reicher oder ärmer. Bei weiterem Sättigen der von dieser ersten Ausscheidung resultirenden Mutterlauge mit salzsaurem Gase, bis 15–20 Proc. von diesem in derselben enthalten sind, werden Niederschläge gewonnen, die bis 1/3 des in der Lösung befindlichen Chlorkaliums enthalten. Diese bedeutend chlornatriumhaltige Abscheidung ist ebenfalls magnesiumfrei. Die mit mehr als 20 Proc. salzsaurem Gas gesättigten Lösungen liefern stets magnesiumhaltige Salze, welche nahezu den Rest des noch in Lösung verbliebenen Chlorkaliums und Chlornatriums enthalten. 3) Meine Versuche bestätigen somit Margueritte's AngabeComptes rendus t. XLIII p. 50. nicht, nach welcher die Chlorverbindungen der Alkalimetalle aus ihren Lösungen durch Sättigen derselben mit salzsaurem Gase in der Art geschieden werden sollen, daß zunächst sämmtliches Chlornatrium, später sämmtliches in der Lösung befindliche Chlorkalium gefällt werde, während das Chlormagnesium vollständig in Lösung bleibe. Die Staßfurter Abraumsalze bieten nun ein Material dar, welches eine praktische Anwendung obiger Resultate gestattet. I. 500 Grm. Abraumsalz, zu 21° Baumé gelöst, gaben 1055 Kubikcentimeter klare Lauge. In dieselbe wurde salzsaures Gas geleitet, bis sie 8 Proc. hievon absorbirt hatte und eine eben entstehende Trübung von sich abscheidendem Salz begann. Beim Erkalten der Flüssigkeit und nach 12stündigem Stehen derselben war eine starke Salzabscheidung erfolgt. Das abgeschiedene Salz war in zolllangen, feinen, blendend weißen Nadeln angeschossen, die jedoch beim Abfiltriren und Waschen des Salzes mit der Mutterlauge sofort zerfielen. Die Menge des abgeschiedenen Salzes betrug 36 Grm. Dasselbe bestand aus: Chlorkalium 44,1 Chlornatrium 55,1 Chlormagnesium 0,8 ––––– 100,0 In die klare Flüssigkeit dieser ersten Abscheidung wurde wieder salzsaures Gas geleitet, bis dieselbe 15,5 Proc. davon absorbirt hatte. Das fein krystallinisch abgeschiedene Salz wurde sofort gesammelt; seine Menge betrug 41 Grm. Dasselbe enthielt in 100 Theilen: Chlorkalium 21,4 Chlornatrium 78,2 Chlormagnesium 0,4 ––––– 100,0 Die Mutterlauge dieses Salzes lieferte nach 12stündigem Stehen noch 16 Grm. eines in langen feinen Nadeln krystallisirenden Salzes. Dasselbe enthielt: Chlorkalium 22,6 Chlornatrium 77,4 Chlormagnesium Spuren ––––––– 100,0 Es sind daher die direct ausgefällten feinkörnigen Salze identisch in ihrer Zusammensetzung mit dem in langen Nadeln krystallisirenden. Die klare Mutterlauge dieser Ausscheidungen wurde neuerdings mit salzsaurem Gase gesättigt, bis sie 27,5 Proc. davon enthielt. Nach dem Erkalten der Flüssigkeit schied sich ein in kleinen büschelförmigen Nadeln krystallisirendes Salz ab. Die Menge desselben betrug 60 Grm. und die Analyse ergab folgende Zahlenwerthe: Chlorkalium 25,05 Chlornatrium 29,50 Chlormagnesium 45,45 –––––– 100,00 II. 500 Grm. Abraumsalz wurden zu 21° Baumé gelöst und in die Lauge so lange salzsaures Gas geleitet, bis dieselbe 12 Proc. davon absorbirt hatte. Nach 12stündigem Stehen war wie oben ein in langen feinen Nadeln krystallisirendes Salz abgeschieden. Die Menge desselben betrug 35 Grm. Es bestand aus: Chlorkalium 68,3 Chlornatrium 30,1 Chlormagnesium 1,6 ––––– 100,0 Die Mutterlauge dieser Abscheidung, bis 20 Proc. mit salzsaurem Gase gesättigt, lieferte nach 12stündigem Stehen 42 Grm. Salz, für dessen procentische Zusammensetzung folgende Werthe gefunden wurden: Chlorkalium 48,27 Chlornatrium 51,73 Chlormagnesium Spuren ––––––– 100,00 Die erhaltene Mutterlauge, bis zu 26 Proc. mit salzsaurem Gase gesättigt, lieferte 60 Grm. Salz. Dasselbe bestand aus: Chlorkalium   20,2 Chlornatrium   39,3 Chlormagnesium   40,5 ––––– 100,0 III. 200 Grm. Abraumsalz wurden zu 21° Baumé gelöst und so lange salzsaures Gas in die Lösung geleitet, bis 18 Proc. davon absorbirt waren. Ich hoffte hiedurch einen größeren Theil des Chlorkaliums abzuscheiden, indem ich mit einemmale die Lösung mit salzsaurem Gase bis zu den Grenzen sättigte, in denen die Hauptabscheidung des Chlorkaliums erfolgt. Ich erhielt 29 Grm. Salz, welches bestand aus: Chlorkalium 37,18 Chlornatrium 62,60 Chlormagnesium 0,22 –––––– 100,00 In die erhaltene Mutterlauge wurde wieder salzsaures Gas geleitet, bis sie 29,5 Proc. davon absorbirt hatte. Es wurden 24,5 Grm. Salz abgeschieden. Für dieses Salz wurden folgende Zahlenwerthe gefunden: Chlorkalium 20,9 Chlornatrium 33,8 Chlormagnesium 45,3 –––––– 100,0 Aus 100 Theilen Abraumsalz wurden nach diesem Verfahren demnach folgende Salze abgeschieden, und es ist der ungleichartigen Beschaffenheit des Rohmaterials zuzuschreiben, daß nur relative Uebereinstimmung aus den Versuchsreihen zu ersehen ist. 100 Theile Abraumsalz lieferten: 1) 7–11 Theile magnesiumfreies Salz von 44–60 Proc. Chlorkalium; 2) 8–14 28–48 Proc. Chlorkalium; 3) 8–12 Theile Salz, welches 20–30 Proc. Chlorkalium und bis 45 Proc.Chlormagnesium enthielt. Um diese Abscheidung zu bewerkstelligen sind, wie aus Vorstehendem zu ersehen, 55,7 Gewichtstheile salzsaures Gas, welche 166 Salzsäure von 21–22° Baumé entsprechen, gebraucht worden. Es würden also mit der aus 120 Theilen Kochsalz in der Praxis zu gewinnenden Salzsäure 100 Theile Abraumsalz verarbeitet werden können. Die Salzsäure, welche zur Abscheidung gedient hat, ist zur Chlorkalkfabrication etc. zu verwenden. Die Ausführung dieses Verfahrens kann nun in der Art geschehen, daß statt Wasser – Abraumsalzlösungen in den Salzsäure-Condensationsapparat gegeben werden. Letzterer ist für diesen speciellen Fall in der Weise zu construiren, daß er, wie aus den Figuren 1820 ersichtlich, aus drei Batterien (1, 2, 3) herzustellen ist. Dieselben bestehen aus Sandsteintrögen, welche (in a', a'...) verschließbare Oeffnungen haben, aus denen von Zeit zu Zeit das abgeschiedene Salz herausgezogen werden kann. Durch die Röhren s, s strömt das salzsaure Gas aus den Sulphatöfen, passirt die Batterie (3, 2, 1) und gelangt durch den Canal s' zum Abzug. Dem Gase entgegen fließen die Laugen, welche in den Auflösungsgefäßen D, E dargestellt werden. Der Apparat ist nun derart construirt, daß die Laugen, nachdem sie die Batterie 1 passirt, 8–13 Proc. salzsaures Gas absorbirt haben. Die Lauge wird mit diesem Gehalt in das Krystallisationsgefäß A gezogen. Hier verbleibt sie 12 Stunden, bis eine zweite Portion zum Abziehen reif ist. In diesem Krystallisationsgefäß scheidet sich noch eine bedeutende Menge des bei dieser Concentration unlöslichen Salzes ab. Von A wird die Lauge nach Batterie 2 gehoben und absorbirt hier 18–20 Proc. salzsaures Gas. In B wird sie abermals der Krystallisation überlassen und gelangt schließlich durch Batterie 3 nach C.

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