Titel: | Bestimmung des specifischen Gewichts fester Körper durch Schweben, von F. G. Schaffgotsch. |
Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XVI., S. 67 |
Download: | XML |
XVI.
Bestimmung des specifischen Gewichts fester
Körper durch Schweben, von F. G.
Schaffgotsch.
Im Auszug aus Poggendorff's Annalen Bd. CXVI S. 279.
Schaffgotsch's Bestimmung des specifischen Gewichts fester Körper
durch Schweben.
Die Methode, welche der Verf. vorschlägt, besteht darin, daß man den zu
untersuchenden Körper in einer durchsichtigen Flüssigkeit von gleicher, aber
unbekannter Dichtigkeit zum Schweben bringt und dann das spec. Gewicht dieser
Flüssigkeit auf irgend eine Weise bestimmt. Die Gewichtsmenge des Körpers kann
hierbei ganz unbekannt bleiben und kommt nur insofern in Betracht, als kleine
Stücke, unter übrigens gleichen Umständen, eine verhältnißmäßig größere Oberfläche
besitzen und deßhalb in der Flüssigkeit wegen stärkeren Widerstandes langsamer
steigen und sinken als große, wodurch allerdings der Versuch schwierig und bei sehr
kleinen Stücken unmöglich werden muß. Gleichwohl kann man, wie der Verf. durch seine
Versuche bewiesen hat, unter 1 Decigrm., ja sogar unter 1 Centigrm. hinabgehen, ohne
daß dadurch die Genauigkeit des Resultats in störender Weise beeinträchtigt würde.
Diese Methode besitzt nicht nur den Vorzug leichter Ausführbarkeit, sondern ist auch
gerade in den Fällen, wo man nur über geringe Mengen von Material verfügen kann,
genauer als die gebräuchlichen, bei denen bekanntlich kleine Wägungsfehler um so
mehr ins Gewicht fallen, je kleiner das absolute Gewicht des festen Körpers ist. Die
Ausführung ist folgende:
Man bringt den Körper in eine passende, specifisch schwerere Flüssigkeit, verdünnt
dann vorsichtig mit einer specifisch leichteren, die sich mit jener mischt, so
lange, bis der Körper langsam sinkt, und fügt durch Rühren mit einem benetzten
Thermometer von der leichteren Flüssigkeit wieder so viel hinzu, daß der Körper
gerade schweben bleibt. Daß man hierbei auch die Temperatur zu berücksichtigen hat,
ist selbstverständlich. Als Schwebeflüssigkeiten können Salpetersäure,
Schwefelsäure, Salzlösungen verschiedener Art, z.B. salpetersaures Quecksilberoxyd,
oder auch Alkohol, Chloroform u. dgl. dienen. Die Quecksilberlösung, welche sich
besonders für Edelsteine eignet, erhält man durch Auflösen von Quecksilberoxyd in
kalter Salpetersäure; durch Abdampfen kann die Lösung bis zu einem spec. Gewichte
gebracht werden, welches größer als 3,5 ist. In diesem Zustande aber gesteht sie
nach einiger Zeit zu einem Krystallbrei. Zur Aufbewahrung größerer Mengen eignet
sich eine Lösung von 3,3 bis 3,4 besser. Um 100 Kub. Cent, einer solchen Lösung zu
gewinnen, schüttle man in
einer geräumigen Flasche 200 Gramme Quecksilberoxyd mit 450 Kub. Cent. Acidum nitricum der Officinen, bis die sich einstellende
Erwärmung vorübergegangen ist, filtrire und dampfe das Filtrat rasch ab, ohne zu
kochen. Die Concentration muß so lange fortgesetzt werden, bis ein Stückchen Olivin
von Turnau in Böhmen, dessen spec. Gewicht 3,34 beträgt, auf der erkalteten Lösung
schwimmt. Darauf verdünnt man so lange, bis der Olivin langsam sinkt. Die Lösung muß
wohl verschlossen aufbewahrt werden und darf nicht mit pflanzlichen oder thierischen
Stoffen in Berührung kommen. Die Bestimmung des spec. Gewichts der flüssigen
Mischung führt der Verfasser aus, indem er eine geeichte Vollpipette, von der man
ein für alle Mal weiß, wie viel sie destillirtes Wasser von bestimmter Temperatur
faßt, bis zur Marke vollsaugt, dieselbe dann mit ihrem unteren Ende in ein fest
anschließendes, unten geschlossenes Glasröhrchen steckt und Alles zusammen auf die
Waage bringt. Die Pipette sammt dem Glasröhrchen sind ein für alle Mal im trockenen
Zustande tarirt. So hat man nur eine einzige Wägung zu machen, davon die Tara der
Pipette etc. abzuziehen und das Gewicht durch das bekannte Wassergewicht zu
dividiren. Der Verf. bestimmte auf diese Weise folgende spec. Gewichte:
a. Alte Methode.
b. Neue Methode.
I.
Paraffin
0,900
0,900
II.
Kautschuk
0,924
0,922
III.
Gutta-percha
0,962
0,969
IV.
Bernstein
1,080
1,083
V.
Gagat
1,175
1,177
VI.
Siegellack
1,770
1,768
VII.
Schwefel
2,004
2,003
VIII.
Hyalith
2,169
2,167
IX.
Glas
2,477
2,479
X.
Quarz
2,655
2,651
XI.
Beryll
2,698
2,691
XII.
Phenakit
2,969
2,961
XIII.
Flußspath
3,167
3,165
XIV.
Chrysolith
3,342
3,343
XV.
Diamant
3,521
3,535
Die zur Bestimmung verwendeten absoluten Gewichte übersteigen bei Anwendung der neuen
Methode niemals 0,1 Grm., in den Fällen IV, XI und XII betrugen sie sogar weniger
als 0,01 Grm.