Titel: | Der Dampfpflug auf der allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth. |
Autor: | Max Eyth [GND] |
Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XIX., S. 81 |
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XIX.
Der Dampfpflug auf der allgemeinen Londoner
Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth.
Mit Abbildungen auf Tab.
III und IV.
Eyth, über die Dampfpflüge auf der Londoner
Ausstellung.
Der Fowler'sche Stand im östlichen Annex, welcher die
Reihe der bunten Gallerien der größeren Agricultur-Werkzeugmacher von England
beschließt, gibt ein anschauliches Bild von dem, was seit den ältesten Zeiten im
Gebiete des Pflügens geleistet wurde. Eine niedliche Sammlung von 100 Pflugmodellen
von Professor Rau aus Hohenheim zeigt die Entwickelung
des im Anfang so einfachen Werkzeuges aus Haue, Karst und Spaten in seinen
mannichfaltigen Gestalten, wie sie sich durch Volk, Zeit und Bodenverhältnisse
bedingten, während im Vorgrund die wuchtigen Werkzeuge der Gegenwart und Zukunft
gruppirt sind, die sich seit einem Jahre in Deutschland, England und Frankreich Bahn
brechen und an den Ufern des Nils, der Wolga, des Lorenzo und Missisippi der Cultur
voranschreiten.
Bekanntlich ist das Umbrechen des Bodens die einzige Arbeit, welche beim Landbau
große mechanische Kraft erfordert. Dieß ist um so mißlicher, als sich das Bedürfniß
dieser Kraft nicht gleichförmig über das ganze Jahr vertheilt, sondern unter
Umständen auf einige Monate beschränkt ist. Man wurde daher naturgemäß seit der
Erfindung der Dampfmaschine auf die Verwendung dieser Kraft, welche dem Menschen zu
Gebot steht, wann und wo er ihrer bedarf, immer aufs Neue hingedrängt und gelangte
endlich nach zahlreichen mißlungenen Versuchen zum Ziele, soweit überhaupt im
Gebiete der sich stets fortentwickelnden Industrie von einem Ziele gesprochen werden
kann.
Vom Jahr 1770 an, wo Richard Edgeworth seine endlose
Eisenbahn sich patentiren ließ, bis zum J. 1849, wo Hannam einen von Barrett und Exall ausgeführten Dampfpflug in Bewegung setzte, finden
wir eine Reihe von Experimentatoren, welche den scheinbar natürlichsten Weg zur
Lösung des Problems einschlugen, aber ohne Erfolg. Die Dampfmaschine direct an die
Stelle des Pferdes zu setzen, d.h. den Pflug oder Cultivator an eine Feld-
oder Straßenlocomotive anzuhängen und mit derselben über das Feld zu fahren, wurde
auch noch nach der Einführung der Drahtseile versucht, namentlich in Amerika. Das
schließliche Resultat dieser Arbeiten blieb Romaine's
Dampfcultivator, welcher zum letztenmal im vorigen Jahre auf der Ausstellung der Royal Agricultural Society erschien, und unter durchaus
günstigen Umständen in der That sehr schön arbeitete, aber in Betreff des
Kohlenverbrauchs und der Quantität der geleisteten Arbeit ein so durchaus
ungünstiges Verhältniß zeigte, daß er dieses Jahr vollständig verschwunden zu seyn
scheint.
Um das Jahr 1848 wurden durch John Fowler und dessen
hinlänglich bekannten Drainirpflug die ersten Stahldrahtseile im Landbau eingeführt.
Der Windeapparat wurde bei denselben zuerst durch Pferdegöpel, später aber durch
eine auf der Anwand des Feldes stehende Dampfmaschine in Bewegung gesetzt. Hieran
reihte sich rasch das von einem Hrn. Smith aus Wolastone
erfundene System, aus welchem sich im Laufe der Zeit der Howard'sche Dampfpflug entwickelte.
Die Weltausstellung im Jahre 1851 gieng vorüber, ohne eine wesentliche Epoche in der
Geschichte des Dampfpflügens zu bilden. Lord Willoughby
d'Eresby legte der Jury einen Plan vor, den er auf seinem Gute in
Lincolnshire in Anwendung gebracht hatte. Er stellte hiebei zwei Maschinen auf den
beiden entgegengesetzten Anwänden des Feldes auf und zog zwischen denselben einen
Wendepflug hin und her, der durch ein Drahtseil mit denselben verbunden war. Die
ganze Frage lag jedoch damals noch so sehr in der Kindheit, daß wir von diesem Plan
im Bericht der Jury nicht einmal eine Erwähnung finden.
Von jetzt an erst begann die Sache eine ernstere Gestalt anzunehmen. In allen Theilen
Englands finden wir unternehmende Landwirthe gegen die eigenthümlichen
Schwierigkeiten der scheinbar so einfachen mechanischen Vorrichtung ankämpfen und
Ingenieure die wunderlichsten Maschinen construiren, um sie gewöhnlich beim ersten
Versuche zusammenbrechen zu sehen. Das eigenthümliche Zusammenwirken von Landwirthen
und Ingenieuren, wie es durch die Royal Agricultural
Society und ihre Ausstellungen so wesentlich befördert wurde, die geistige
Ausdauer, die jeden mißlungenen Versuch als ein unvermeidliches Opfer und als eine
schätzenswerthe Bereicherung der Erfahrung betrachtete, und vor allem die fast
unbeschränkten pecuniären Mittel, welche für nahezu ein Jahrzehnt ohne Aussicht auf
directe Rückerstattung in diesem Unternehmen fast verschwendet wurden, konnten
allein zu einem Resultate führen, wie es uns jetzt vorliegt.
So sehen wir nun drei verschiedene Systeme sich entwickeln, von denen das eine
– der durch die Locomotive direct gezogene Pflug von
Edgeworth, Usher, Rickett und Romaine – wie erwähnt, die große Aufgabe: hinter dem Cultivator ein
fertiges Saatbett zu lassen, zwar gelöst hat, aber sich in Betreff des schließlich
einzig maßgebenden Kostenpunktes als verfehlt erwiesen
hat, während die beiden anderen Systeme sich nicht nur auf dem Felde bewährten,
sondern in mehreren hundert Exemplaren schon seit Jahren in England und auf dem
Continente thätig sind.
Diese beiden Systeme – das eine von Smith, Howard,
Robey, Garrett u.s.w. vertreten, mit einer vollständig stationären
Locomobile, die den Cultivator mittelst Drahtseilen in Bewegung setzt – das
andere von Fowler mit einer selbstbeweglichen Locomobile,
welche über die Anwand des Feldes hinläuft und den Pflug zwischen sich und dem
ebenfalls selbstbeweglichen Anker auf der anderen Anwand hin und her zieht –
haben seit der landwirthschaftlichen Versammlung in Chester 1858 Jahr für Jahr um
den Vorrang gekämpft. Hat auch – buchstäblich überall, wo beide Systeme
zugleich auf dem Felde waren – insbesondere bei den aufeinanderfolgenden
Ausstellungen der Agricultural Society of England zu
Chester 1858, Warwick 1859, Canterbury 1860 und besonders zu Leeds 1861, wo sie
wochenlanger gründlicher Prüfung unterworfen wurden – das Fowler'sche System den Sieg davon getragen, so hat doch
auch das Howard'sche unter gewissen Verhältnissen, wie
sie besonders in England vorkommen, eine ausgedehnte Anwendung gefunden.
Jedes der letzten fünf Jahre hat in den beiden Systemen wesentliche Veränderungen
hervorgebracht und jedes Jahr erschienen die verschiedenen Apparate in etwas
anderer, mehr Vertrauen einflößender Gestalt. Schwache Stellen wurden verstärkt,
schwere, gußeiserne Theile durch Schmiedeeisen ersetzt, Reibung und Abnutzung
vermindert und nur in einer Erwartung sah sich das Publicum getäuscht, nämlich in
der Hoffnung, die Apparate wohlfeiler werden zu sehen.
Die dießjährige Ausstellung zu Battersea gieng zum Bedauern der vielen Fremden,
welche durch die Weltausstellung herbeigezogen waren, ohne ein eigentliches
Preispflügen vorüber; doch wurde drei Tage lang zu Forningham ein Pflügen
abgehalten, wobei zehn verschiedene Apparate (Fowler
allein mit drei verschiedenen Systemen) in Thätigkeit waren. Das Land, an sich für
das Pflügen sehr günstig – ein leichter, seichter Boden über der Kreide
– war sehr ungünstig gewählt, wenn der Zweck der Versuche seyn sollte: die
Vortheile des Dampfpflügens in gehöriges Licht zu setzen. Die Concurrenz beschränkte
sich, wie immer, auch hier wieder auf die zwei Hauptvorfechter, Fowler und Howard, und wir gehen deßhalb direct zur
Beschreibung der jetzigen Gestalt dieser beiden Systeme über:
A. Dampfpflug von John
Fowler.
I. Fowler's System mit selbstbeweglicher
Maschine.
Das Princip dieses Systems hat sich im Wesentlichen seit der Ausstellung der kgl.
englischen Ackerbaugesellschaft zu Chester im J. 1858 nicht geändert.Die Construction von Fowler's Dampfpflug, wie
sie im J. 1858 patentirt wurde, ist im polytechn. Journal Bd. CLII S. 264 beschrieben.
Ebendaselbst ist S. 252 der Bericht mitgetheilt, welchen Hr. Prof. Rühlmann über die Leistungen der Dampfpflüge
bei der damaligen Chester-Ausstellung erstattet hat.A. d. Red. Noch immer wird die selbstbewegliche Locomobile auf der einen Anwand des
Feldes aufgestellt, während sich auf der andern der ebenfalls selbstbewegliche
Anker befindet, Fig. 1 und 2 Tab. III. Die
Maschine trägt den Windeapparat – am Kessel befestigt – unter
sich, welcher eine der wesentlichsten Verbesserungen der letzten Jahre ausmacht.
Derselbe, welcher früher aus drei großen horizontalen Scheiben mit scharfen
Einschnitten bestand, um die sich das Seil in verschiedenen Windungen schlang,
um durch die bloße Friction in Bewegung gesetzt zu werden, ist jetzt durch eine
einzige Trommel ersetzt. Um diese Trommel macht das Drahtseil nur eine halbe
Umdrehung und geht dann in zwei parallelen Linien quer über die Breite des
Feldes. Nachdem das eine Seilende selbstverständlich um die horizontale Scheibe
des Ankers gezogen ist, geht es zum Pflug zurück, an welchem beide Enden
befestigt sind, so daß das Seil, vom Pflug aus gesehen, sowohl der Maschine als
dem Anker zuläuft. Der Pflug ist ein durchaus aus Eisen bestehender
„Balancirpflug“, der mit seinen zwei Hälften beim
Auf- und Abgehen je 2, 3, 4 oder 5 Furchen pflügt. Zwischen Maschine und
Anker wird das Seil durch eine Reihe eiserner Seilträger vom Boden aufgehalten,
von denen die einen, welche auf der Linie des Seils stehen, auf der der Pflug
nicht geht, direct durch das Seil vorwärts geschoben werden, während die
anderen, kleiner und leichter zu handhaben, direct vor dem Pfluge, vom Seil
entfernt und nachdem derselbe vorübergegangen, wieder untergeschoben werden
müssen.
Zur Bedienung des Apparates sind neben dem Jungen und dem Pferd, welches zum
Wasser- und Kohlenführen gehalten werden muß, zwei Männer und drei Jungen
nothwendig.
Ein Mann befindet sich auf der Maschine, um zu heizen, die Maschine anzulassen,
dem Pflug dadurch seine vor- und rückwärtsgehende Bewegung zu ertheilen und
die Maschine nach einem jedesmaligen Hin- und Hergang des Cultivators um
die Breite des gepflügten Streifens vorwärts zu bewegen. Dieß geschieht
gewöhnlich während des Ganges des Pfluges von der Maschine zum Anker. Nur wenn
der Boden sehr weich und unprakticabel ist, wird es nöthig den Pflug einen
Augenblick anzuhalten, während sich die Maschine bewegt. Ein Mann befindet sich
auf dem Pflug, auf welchem er sitzend mittelst eines Steuerrades dem Instrument
jede beliebige Richtung – weit aus der geraden Linie zwischen Maschine
und Anker – gibt. Namentlich aber kann auf geregelten Feldern mittelst
dieser Steuerung in einer Weise gerade gepflügt werden, die auf den
verschiedenen Agriculturausstellungen den Ehrgeiz der tüchtigsten Pflüger zur
Verzweiflung brachte. Am Ende des Feldes angekommen, verläßt der Mann seinen
Sitz, geht nach dem anderen Ende des Pfluges und zieht dasselbe nieder, wodurch
die pflügende Hälfte aus dem Boden kommt. Dieß kann natürlich bei dem 28 Centner
wiegenden Vierfurchen-Pflug nur geschehen, weil beide Hälften sich um die
Radachsen im Gleichgewicht halten. Durch eine Drehung nach der ungepflügten
Seite des Feldes hin, ehe oder sowie die Maschine wieder in entgegengesetzter
Richtung anzieht, läuft der Pflug auf das ungepflügte Land, und wird
niedergelassen, so daß sich die erste Furche des neuen Streifens an die vierte
des ebengepflügten anschließt, worauf der Pflüger seinen Sitz einnimmt und der
Apparat wieder in seiner gewöhnlichen Bewegung ist. – Manchmal, besonders
in sehr faulem Land, ist es nöthig dem Pflüger einen Jungen zur Hilfe zu geben,
welcher die Pflüge von dem sich feststeckenden Unkraut reinigt und das
Niederhalten in hartem Boden befördert.
Die Geschwindigkeit des Pflugs ist 2–3 engl. Meilen per Stunde. Die Furchenbreite kann zwischen 8 1/2 und 11'' geändert
werden und natürlich ist auch die Tiefe jeden Augenblick, sogar während des
Ganges des Pflugs, von 3'' bis 1' 1'' veränderlich.
Zum Bedienen des Ankers wird gewöhnlich ein Junge verwendet, der eine ziemlich
ruhige Beschäftigung hat. Der Anker, welcher im Wesentlichen aus einer
horizontalen Scheibe besteht, die durch verticale, in den Boden einschneidende
Radscheiben an seitlicher Verschiebung gehindert ist, windet sich an einem
senkrecht zur Pflugrichtung über die Anwand des Feldes ausgespannten Drahtseil
vorwärts, sobald das Triebwerk mittelst einer Frictionsbremse mit der
Seiltrommel in Verbindung gesetzt wird. Dieß ist nahezu die einzige
Beschäftigung des Jungen. Sobald der Pflug den Anker, der Maschine zulaufend,
verläßt, wird die Bremse angezogen und der Anker schneidet sich langsam
vorwärts. Durch ein Verstellen der Radscheiben wird, wenn die Anwände nicht gerade sind, dem Anker
jede beliebige Richtung gegeben.
Die einzige wirklich harte Arbeit, die bei dem Systeme nöthig ist, muß von den
beiden Jungen verrichtet werden, welche die Seilträger in Bewegung setzen. Einer
derselben geht am, der andere hinter dem Pflug – der eine zieht die
kleinen, auf zwei Rädern stehenden Stützrollen hervor, der andere setzt sie
wieder unter, und wie sich leicht denken läßt, ist das Hin- und Herrennen
über das Stoppelfeld mit einer Geschwindigkeit von 3 engl. Meilen per Stunde keine sehr angenehme Beschäftigung.
Mehrfache Versuche, diese Seilträger selbstthätig zu machen, blieben bis jetzt
ohne Erfolg. Der rauhe, unregelmäßige Grund, die hundert Möglichkeiten, welche
Bodenbeschaffenheit, Wetter und Ungeschicklichkeit der Leute mit sich bringen,
bereiten dem Constructeur oft fast nicht zu überwindende Schwierigkeiten.
Nach dieser allgemeinen Skizze der Art wie der Apparat in Thätigkeit gesetzt
wird, gehen wir zu einer kurzen Schilderung der Details über.
1. Die Maschine.
Das ganze System wird, je nach der Größe des Gutes und der Beschaffenheit des
Bodens, auf dem es in Anwendung kommen soll, in drei verschiedenen Größen
construirt, bei welchen resp. nominell 10, 12 und 14pferdige Maschinen
gebraucht werden. Das in England gebräuchlichste Takel ist das 12pferdige.
Auf dem Continent, wo das Dampfpflügen bis jetzt nur auf Gütern von
außerordentlicher Größe in Anwendung ist und wo deßhalb eine möglichst große
Leistung dieser Apparate absolut verlangt wird, sind meistens die
14pferdigen Maschinen in Anwendung. Die drei Größen sind in ihren Theilen
durchaus ähnlich.
Der Kessel der Maschine, Fig. 5 und 6, ist
ein gewöhnlicher Locomotivkessel mit viereckiger Feuerbüchse und dem
gewöhnlichen Siederöhrensystem. Die Röhren sind weit (3'' Durchmesser) und
der ganze Kessel ist verhältnißmäßig lang. Die Heizfläche per nominelle Pferdekraft beträgt nicht viel
über 15 Quadratfuß. Ein eigentlicher Dampfdom fehlt auch hier, wie bei allen
englischen Locomobilen. – Hinten am Kessel, mit zwei Stangen
angehängt, ist der Tender, welcher dem Heizer als Plattform dient und oben
Kohlen, unten Wasser enthält, welches genügt um die Maschine circa 2 Stunden lang im Gang zu erhalten. Die
Spannung zwischen 75 und 90 Pfd. engl. per
Quadratzoll – ist verhältnißmäßig hoch, wird jedoch bei sämmtlichen
Maschinen, die zum Pflügen verwendet werden, angewendet. In Schweden und
Südrußland werden die Maschinen, ohne sie wesentlich zu verändern, mit Holz
und Stroh geheizt. Doch dürfte für diesen Zweck die Feuerbüchse mit Vortheil größer gemacht
werden.
Die Maschine ist liegend, zweicylindrig und zum Vor- und
Rückwärtssteuern eingerichtet. Direct vor dem Heizer über der Feuerbüchse
liegt ein kleiner, gußeiserner Dom, welcher den Absperrschieber und oben das
Sicherheitsventil enthält. Von hier geht der Dampf in ein gußeisernes
Gehäuse, das auf dem Deckel des gemeinschaftlichen Schieberkastens beider
Cylinder sitzt und die Drosselklappe enthält. Auf diesem Deckel ist auch der
Regulator aufgeschraubt. Der abgehende Dampf geht in gewöhnlicher englischer
Weise in einem gußeisernen Rohr durch den Dampfraum der Rauchkammer zu.
Diese ganze Partie ist offenbar in constructiver Beziehung das am wenigsten
Lobenswerthe an der sonst schönen Maschine, indem das Oeffnen des
Schieberkastendeckels auf das unnöthigste erschwert ist. Einfach und hübsch
ist die Geradführung, welche aus zwei gehärteten Winkeleisenschienen
besteht, zwischen denen das hohe Gleitstück geführt ist. Ein leichter
gußeiserner Ständer dient den Linealen an ihrem äußeren Ende zum Halt. Die
doppelt gekröpfte Welle liegt in viereckigen, mit seitlichen Schrauben
verstellbaren Lagerschalen, welche selbst in zwei Lagerböcken ruhen, und
diese sind, unter sich getrennt, am Kessel angeschraubt. Für sämmtliche am
Kessel zu befestigende Theile der Maschine sind kleine schmiedeeiserne
Plättchen von 3/4'' Höhe am Kessel angenietet, welche die zum Anschrauben
der Lager etc. nöthigen Stifte halten, so daß, wenn das Absperrventil
geschlossen ist, alle Theile der Maschine abgeschlossen werden können so
lange der Kessel Dampf hält, was in manchen Fällen von großem Werth ist. Auf
der einen rechten Seite der Kurbelwelle wird die Kraft der Maschine durch
zwei conische Räder auf eine senkrechte an der Seite des Kessels
hinabführende Welle übergetragen, welche die Trommel für die Pflugbewegung
in Thätigkeit setzt und in demselben gußeisernen Bock gelagert ist, während
auf der anderen Seite, ebenfalls durch conische Räder in Bewegung gesetzt,
eine starke Welle den Hinterrädern der Maschine zuläuft und die
Straßenbewegung vermittelt. Rechts, am äußersten Ende der Welle, steckt das
Schwungrad, welches zugleich als Riemenscheibe zum Betrieb von Sägmühlen,
Dreschmaschinen u.s.w. verwendet wird, während links die Speisepumpe das
Wasser aus dem Tender saugt und in den Kessel pumpt.
Unten, am Bauch des Kessels, ist eine starke Blechplatte angenietet, welche
einem schmiedeeisernen 2 1/4'' starken Zapfen als Befestigungspunkt dient,
s. Fig.
10. Um diesen Zapfen dreht sich, zunächst auf einer über denselben
geschobenen gußeisernen Hülse, eine eigenthümliche horizontale Scheibe
„die Klappentrommel,“ welche dazu dient, das
Drahtseil in Bewegung zu setzen, das selbst den Pflug zieht. Der äußere,
gußeiserne Kranz
dieser Trommel steht mittelst schmiedeeiserner, angenieteter Arme mit der
gußeisernen Nabe in Verbindung. Dieser Kranz ist mit einer inneren
Verzahnung versehen und hat, nach außen und oben, eine Reihe von Ansätzen,
welche den „Klappen“ zum Lager dienen. Nach unten ist
der Kranz abgedreht und in denselben ringsum ein Gewinde (von nahezu 5'
Durchmesser) eingeschnitten, aus welches ein zweiter Kranz von Gußeisen, mit
einer ähnlichen Reihe von Ansätzen versehen, aufgeschraubt wird. Die
gegenseitige Stellung dieser Kränze wird durch Stellschrauben, welche durch
beide gehen, fixirt (s. Fig. 9).
Horizontal, von Ansatz zu Ansatz, liegen kleine Stücke Rundeisen, deren
Enden – je zwei zugleich – durch Schräubchen festgehalten
werden, welche durch die Ansätze der Kränze gehen. Jeder dieser kleinen,
zusammen zwei Polygone bildenden, horizontalen Stifte ist der Drehpunkt
einer der aus hartem Guß dargestellten Klappen, von denen zwei zusammen
einen Auflagepunkt des Drahtseiles, alle zusammen aber eine beinahe genau
kreisförmige Rinne bilden in welche sich das Seil legt. Die Wirkung der
Klappen wird aus der Skizze (Fig. 10) klar.
Sowie das Seil den Pflug zu ziehen hat, drückt es sich selbstverständlich in
die Klappen ein. Dieser Druck oder Zug bringt nothwendig eine Gegenpressung
von den Drehstiften der Klappen auf das Seil hervor, der genau im Verhältniß
mit dem zu überwindenden Widerstande wächst, so das jedes Gleiten des Seiles
vermieden ist. Durch die Art, in welcher der untere und obere Klappenkranz
verbunden sind, können die Klappen bei etwaigem Ausnutzen sich leicht
genähert werden. Die ganze Trommel wird durch den inneren Zahnkranz und
einen am Ende der verticalen Treibwelle befindlichen Kolben in Bewegung
gesetzt. Direct an diesem Kolben befindet sich eine Klauenkuppelung, welche
der Heizer von der Plattform aus ein- und ausrücken kann. Auf
derselben gußeisernen Büchse, auf der die Klappentrommel sich bewegt,
befindet sich drehbar eine zweite Trommel von der gewöhnlichen Form einer
Seilwindetrommel (Fig. 5). Diese
kann mittelst einer zwischengesteckten eisernen Barre mit der Klappentrommel
verbunden werden, und dient dann dazu, nach dem Pflügen das Seil
aufzuwinden, um es bequem auf das nächste Feld zu tragen. Während des
Pflügens jedoch ist sie ruhig und trägt, dem Pfluge zugekehrt, zwei große
Führungsrollen für das durch die Klappen laufende Seil, und auf der anderen
Seite zwei, oder auch vier kleine horizontale Scheiben, welche mittelst
Federn angezogen, das Seil in die Klappen drücken. Dieß ist natürlich im
Anfang der Bewegung des Pfluges und nur so lange nöthig, bis das Seil straff
zu werden anfängt, wo dann die Klappen ohne weiteres wirken.
Die schräge, starke Welle, welche auf der linken Seite des Kessels hinläuft und von der
Kurbelwelle aus in Bewegung gesetzt wird, hat am unteren Ende einen kleinen
conischen Kolben, welcher in ein auf der Hinterachse der Welle lose
laufendes Rad greift. Angegossen an dasselbe ist ein Ring mit einem breiten
Bremsband, welches mittelst einer Schraube in directer Verbindung mit dem
einen Straßenrade ist. Die Nabe dieses Rades ist auf die Welle festgekeilt,
während das andere mit derselben durch eine ähnliche aufgekeilte
Frictionsscheibe und ein entsprechendes Band verbunden ist. Die Wirkung
dieser Bänder ist, daß jeder plötzliche Stoß, jede zu große Anstrengung des
Mechanismus nur ein Schlüpfen derselben zur Folge hat. Die Welle ruht in
messingenen Schalen und gußeisernen Lagern, die äußerst solid mit der
Feuerbüchse verschraubt und so gelegt sind, daß die Welle selbst zwischen
Tender und Feuerbüchse durchläuft. Die Straßenräder selbst sind mit Ausnahme
der gußeisernen Naben von Schmiedeeisen und für ihre außerordentliche Breite
(von 1 1/2 bis 2') von ungemeiner Leichtigkeit und Stärke. Die Speichen sind
gekreuzte Flacheisen, an den Radkranz genietet und in die Nabe gegossen. Der
Kranz selbst besteht aus Zwei Tförmigen gewalzten Ringen und einer oder auch
zwei an dieselben genieteten breiten Blechtafeln. Die Achse der Vorderräder,
auf welcher dieselben lose drehen, geht durch ein starkes Gußstück. Dasselbe
bildet eine Pfanne für die Halbkugel, welche in Front der Rauchkammer
angenietet ist und auf der die Last des vorderen Theils des Kessels ruht.
Halbkugel und Pfanne sind natürlich noch durch einen starken Zapfen
verbunden, welcher in der letztern eingenietet ist und durch einen Schlitz
der ersteren tritt. Diese Vorderräder dienen um den Apparat zu steuern,
indem an ihrer Achse eine Kette angebracht ist, welche um ein mit
Vertiefungen versehenes Kettenrädchen unter dem Tender geht. Die Bewegung
dieses Rädchens wird durch zwei Stirnrädchen vermittelt, von welchen das
kleinere auf einer verticalen Welle sitzt, die durch den Wasser- und
Kohlenraum des Tenders heraufführt, so daß der Heizer das auf derselben
aufgekeilte Steuerrad direct in der Hand hat. Die Welle kann durch eine
Frictionsbremse in jeder Lage festgestellt werden, wodurch die Stellung der
Vorderräder fixirt ist, wenn es gewünscht wird. Sollte je die Maschine in
eine Lage kommen, z.B. in sehr weichen sumpfigen Grund, aus der sie sich
durch die directe Bewegung der Hinterräder nicht zu schaffen vermag, so wird
eine auf der Hinterachse sitzende und mit dieser sich bewegende kleine
Seiltrommel benutzt, an der ein Drahtseil befestigt wird. Dieses Seil läuft
um eine an einem Baum oder gewöhnlichen Klauenanker befestigte Zugrolle,
während das andere Ende ebenfalls an der Maschine befestigt ist. Wird
dieselbe in Bewegung gesetzt, so windet sie sich mit Leichtigkeit aus der
mißlichsten Lage. Doch genügt es in weichem Grunde meistens, an die Hinterräder eine
Anzahl Sporen – breite Tförmige Eisen, quer über den Radkranz laufend
– anzuschrauben, welcher 3'' tief in den Boden einhauen und hiedurch
den nöthigen Widerstand geben.
Doch ist auch dieß nur ausnahmsweise nöthig. Das ganze Geheimniß der
Straßenlocomotive beruht in der Breite der Räder. Sorgt man dafür, daß das
Rad per Tonne Gewicht die nöthigen Quadratzolle
Auflagerung darbietet, so wird jede Maschine sich auf jeder Straße
fortbewegen, welche bis jetzt von Pferden begangen wurde, vorausgesetzt, daß
ihre Kraft ausreicht. Daß der Reibungscoeficient genügt, haben die
Eisenbahnen den anfänglichen widersprechenden Theorien zum Trotz dargethan
und so kann es uns auch kaum wundern, daß diese Fowler'schen Maschinen auf Steigungen von 1 : 4 mit dem directen
Dampf fortkommen. (Diese Steigung haben sie zum Zweck des Weiterbeförderns
auf Eisenbahnen zu überwinden, wenn sie, wie es gewöhnlich geschieht, auf
die Eisenbahnwagen hinauffahren.)
Was selbstbewegliche Locomobilen überhaupt betrifft, so ist zu bemerken, daß
dieselben seit 1–2 Jahren für landwirthschaftliche Zwecke
beträchtlich im Zunehmen begriffen sind. Abgesehen vom Dampfpflügen, ist die
Bequemlichkeit eine zum Dreschen verwendbare Maschine ohne Pferde von Ort zu
Ort zu bringen, einleuchtend genug, und eine leichte Straßenlocomotive zum
Befördern von Frucht u.s.w. auf den nächsten Markt wird immer mehr ein
wirkliches Bedürfniß. Deßhalb fiengen dieses Jahr die ersten Firmen (Clayton, Robey, Aveling, Garrett) an, neben den
gewöhnlichen selbstbewegliche Locomobilen zu bauen und die Ueberzeugung ist
allgemein, daß letztere in wenigen Jahren die ersteren verdrängen
werden.
Was die Fowler'schen Locomobilen betrifft, so ist
ihr Zweck nicht der einer Straßenlocomotive. Ihre Zugkraft ist
verhältnißmäßig gering und nur darauf berechnet, die verschiedenen
Pflugapparate von Feld zu Feld zu ziehen. Die nominell 12pferdigen Maschinen
arbeiten mit 70–90 Pfund Spannung, machen 135 Umdrehungen und haben
von 1/3–3/4 Cylinderfüllung. Die Cylinderdurchmesser sind 7 1/2'' bei
12'' Hub, wornach die Maschine, wie man sieht, bedeutend mehr als ihre
nominelle Leistung auszuüben im Stande ist.
Das Gewicht der Maschine beträgt zwischen 8 und 10 Tonnen, incl. der
Klappentrommel. Die Preise derselben sind resp. für
10
12
und
14 Pferdekräfte.
420
470
und
520 Pfd. Sterl.
12pferdige Maschinen werden namentlich auch mit einem Apparate versehen,
welcher neben der Klappentrommel zum Pflügen eine sich langsam drehende
Seiltrommel zur Bewegung des Drainirpflugs oder eines Werkzeugs zum
Ausreißen von Steinen, Wurzeln etc. enthält. Diese Apparate werden nur in
der Richtung gegen die Maschine hin bewegt und von 1 1/4–1 1/2''
starken Drahtseilen gezogen. Die nöthige Vorrichtung an der Maschine besteht
einfach aus einem starken, aus Winkeleisen und Blechen dargestellten Rahmen
unter dem Kessel, welcher dem Drehzapfen der Klappentrommel so wie der
weiteren Seiltrommel Stabilität verleiht, ferner einem schweren, gußeisernen
Getrieb (1 : 8), das mit einer Klauenkuppelung eingerückt werden kann, und
dann von der Klappentrommel aus die Seiltrommel für den Drainirpflug in
Bewegung setzt.
Die Geschwindigkeit der Straßenbewegung sowie der Bewegung des Pflugs ist
nahezu die gleiche, indem beide 2–3 engl. Meilen per Stunde zurücklegen. Die Geschwindigkeit des
Drainirpflugs ist 10mal kleiner, d.h. per
Secunde circa 1/2'.
2. Der Anker.
Der Maschine gegenüber steht der Anker, Fig. 11 und 12, um
dessen horizontale Scheibe von 5' Durchmesser das Drahtseil läuft. Diese
Scheibe, aus Gußeisen, ist auf eine verticale Welle aufgekeilt, welche durch
ein mit dem Rahmen festvernietetes gußeisernes Gestell geht und am obern
Ende eine aufgekeilte runde Bremsscheibe trägt. Mit dieser Bremsscheibe und
mit einem auf derselben Achse lose sitzenden Kolben wird ein Getriebe in
Bewegung gesetzt, welches eine kleine Seiltrommel in langsam drehende
Bewegung versetzt. Der fast ganz schmiedeeiserne Rahmen, welcher den
Mechanismus trägt, ruht an beiden Enden auf zwei niederen hölzernen Walzen,
deren beide Enden mit scharfen Scheiben von 2' Durchmesser versehen sind,
welche circa 6'' in den Boden einschneiden. Zwei
weitere Scheiben sitzen auf schmiedeeisernen Zapfen, welche in der
Mittellinie des Ankers auf beiden Seiten der Seilscheibe eingenietet
sind.
Ein entlang der Anwand des Feldes ausgezogenes dünnes Drahtseil ist nun
mittelst eines gewöhnlichen Klauenankers im Boden befestigt, während das
andere Ende an der kleinen Seiltrommel auf dem Ankergestell festgeschraubt
ist. Der den Apparat bedienende Junge zieht das Bremsband an, sowie der
Pflug der Maschine zuläuft, während welcher Zeit natürlich ein
verhältnißmäßig geringer Zug auf die Ankerscheibe ausgeübt wird. Dadurch
fängt das Anwandseil an, sich auf seine Trommel langsam aufzuwinden und
schleppt den Apparat, während die scharfen Scheiben ihren Weg durch den
Boden schneiden, um die nöthige Feldbreite vorwärts, worauf das
Bremsband wieder gelöst wird und die untere Seilscheibe für sich
weiterläuft. – Sind die Anwände des Feldes nicht gerade, so muß der
Anker natürlich in den nöthigen Krümmungen gesteuert werden können. Dieß
geschieht durch das Drehen einer schmiedeeisernen, mit Gewinden (rechts und
links) versehenen Stange. Dadurch werden die Achsen der vorderen und
hinteren Walze schief gestellt, so daß die drei Scheiben auf jeder Seite in
Folge ihrer kreisförmigen Stellung den Apparat in veränderter Richtung
fortlaufen lassen.
Um denselben von Feld zu Feld zu bewegen, wird das Anwandseil durch eine am
Ende des Rahmens befestigte Zugrolle gezogen und in dem Hacken eines mit
einem breiten Fuß versehenen schmiedeeisernen Ständers festgemacht. Durch
das Drehen der großen Seilscheibe von Hand oder durch die Maschine, windet
sich das eine Ende nothwendig leicht 6–7' hoch aus dem Boden. In
dieser Stellung werden Scheiben und Rollen an den beiden Mittelzapfen
abgezogen und dafür gewöhnliche Wagenräder aufgesteckt. Zwei Deichseln, die
vorn eingesteckt werden, verwandeln das Ganze vollends in einen förmlichen
Karren, der entweder (für weitere Strecken) an die Maschine angehängt oder,
wenn es nur von Feld zu Feld geht, von einem Pferde gezogen wird.
Diese Art von Anker, mit 6 Radscheiben, die größten und sicher besten welche
im Gebrauche sind, kosten complet 55 Pfd. Sterl.
3. Die Cultivatoren.
Die Art, in welcher der Boden in der für die Saat wirksamsten Weise zu
behandeln ist, war nicht bloß in verschiedenen Ländern, Klimaten und Zeiten
eine verschieden beantwortete Frage, sondern ist selbst jetzt in den
bestcultivirten Gegenden und unter den intelligentesten Gutsbesitzern ein
stets offener Streitpunkt. Bei der nicht zu bewältigenden Mannichfaltigkeit
der Verhältnisse sind Normalregeln an sich von keinem Werth. In hundert
Fällen gibt die Laune eben so oft als die auf
„Erfahrung,“ wie sie stets genannt wird, begründete
Ansicht des Gutsbesitzers den Ausschlag. Daß die Aufgabe, welche anfänglich
dem Dampfcultivator gestellt wurde – den Boden hinter dem Werkzeuge
in ein ebenes, weiches Saatbett verwandelt liegen zu lassen – von
keiner Bedeutung, ja unter Umständen sogar schädlich ist, wird nun allgemein
anerkannt. Das rohe Aufbrechen in Schollen gestattet der Luft und
Feuchtigkeit viel besser, befruchtend in die Tiefe zu dringen, und Frost und
Wind und Wetter werden stets die billigsten Schollenbrecher bleiben. Ob aber
das bloße Aufbrechen des Bodens oder das förmliche Pflügen, bei welchem die
Scholle gedreht wird, im Durchschnitte vorzuziehen ist, wird in England von der einen
Seite eben so hartnäckig bekämpft, als von der andern behauptet, und die
Frage ist nur insoweit einer relativen Lösung nahe, als in den letzten sechs
Jahren das Arbeiten mit „Cultivatoren“ (grubbers, scarifiers) in beachtenswerter Weise
zugenommen hat.
So werden auch von dem Fowler'schen Etablissement,
abgesehen von den verschiedenen Größen, zwei verschiedene Werkzeuge gemacht,
welche mittelst der Dampfmaschine in durchaus ähnlicher Weise in Bewegung
gesetzt werden.
Der Pflug für die gewöhnlichen Apparate von 10, 12 oder 14 Pferdekräften,
Fig.
20 und 22 Tab. IV,
besteht in einem aus 5'' hohem Winkeleisen genieteten starren Rahmen,
welcher auf zwei Wagenrädern ruht, von denen aus er nach beiden Seiten
symmetrisch gebaut ist. Der eine Schenkel dieses Rahmens läuft unter einem
schiefen Winkel über die Breite des auf einmal zu pflügenden Streifens, und
an diesem Schenkel sind hintereinander vier gußeiserne Pflugkörper auf jeder
Seite angeschraubt. Die Pflugschar, von hartem Guß, ist in die Spitze des
Pflugkörpers eingesteckt und nur mit einem Holzzäpfchen befestigt. Die
Landseite und das gußstählerne Streichbret sind mit Schrauben und letzteres
noch mit einer Strebstange befestigt. Die eigenthümliche Form des Rahmens,
welcher um die Achse der großen Mittelräder balancirt, bedingt es, daß, wenn
die eine Seite des Pfluges im Boden ist und arbeitet, die andere hoch in der
Luft steht und der größere Hebelarm, den das Gewicht des im Boden
befindlichen Theils hat, hält abgesehen vom Gewicht des auf dieser Seite
sitzenden Mannes und der keilförmigen Wirkung der Pflugscharen, den Pflug in
seiner Lage, während er mit Leichtigkeit für's Zurückpflügen umgeklappt
werden kann. Bei diesem System der „Balancirpflüge“
wird natürlich der Boden wie bei den Wendepflügen immer nur auf einer Seite
gedreht. Hiedurch wird der Verlust, welchen offene Furchen verursachen,
vollständig vermieden; zugleich muß aber auch das System der
Oberflächendrainage durch die wirksamere Untergrunddrainirung ersetzt
werden.
Die Räder, auf welchen der Rahmen steht, laufen um einzelne in Gußgleitstücke
eingenietete Zapfen. Diese Gleitstücke sind je durch zwei verticale
Rundstangen geführt, welche den Theil eines festen, viereckigen Rahmens
ausmachen, der sich um eine verticale Achse im Mittel des Pfluges dreht.
Dieses Drehen wird durch eine Schraube am Pflugrahmen und eine Mutter die
mit dem Radrahmen verbunden ist, vermittelt, indem von der Mitte aus nach
beiden Seiten hin Stangen laufen, an deren Enden, direct vor den Sitzen des
Pflügers, ein Steuerrad aufgekeilt ist. Das Drehen an diesem Rad verändert,
wie man sieht, die Stellung des Radgestells gegen den Pflugrahmen und gibt
durch die Friction der Räder am Boden dem Werkzeug fast jede beliebige Richtung bis
zu 30° gegen die Zuglinie des Seils. Die Gleitstücke, in welche die
Radzapfen eingenietet sind, werden durch Schrauben gehoben und gesenkt,
während am Hinteren Ende des Pfluges ein ebenfalls durch eine Schraube
verstellbarer Schuh die Tiefe des Pflugs regulirt. Diese Schrauben werden
häufig während des Ganges des Pfluges verstellt, um ein vollständig
gleichförmiges Pflugbett darzustellen. Eine der wesentlichsten
Verbesserungen liegt aber in der Befestigung des Drahtseils. Um das Gleiten
des Seils auf dem Boden zu vermeiden, ist es absolut nöthig, dem hinter dem
Pflug schleifenden Theil des Seilsystems eine gewisse Spannung zu ertheilen.
Ferner ist nothwendig, bei einer unregelmäßigen Gestalt des Feldes, wobei
sich offenbar die Entfernung zwischen Maschine und Anker stets ändert, die
Länge des Seils entsprechend zu reguliren. Beides geschieht durch das
sogenannte Slack gear, Fig. 7 und 8 Tab.
III. Die beiden Enden des Seiles kreuzen sich nämlich, durch zwei
Führungsrollen am untersten Punkt des Pflugrahmens geleitet, und sind an
zwei verticalen kleinen Seiltrommeln befestigt. Diese Trommeln sitzen lose
auf den am Pfluggestell befestigten Wellen und sind durch Klauenkuppelungen
und schmiedeeiserne Gelenkketten untereinander verbunden. Auf der einen
Seite hat die Trommel einen schmiedeeisernen Zahnkranz, in welchen die
Kettenglieder eingreifen; von hier läuft die Kette über ein kleines,
ebenfalls lose auf der anderen Welle sitzendes gußeisernes Rad, das zugleich
die eine Hälfte der Klauenkuppelung bildet, während die entsprechende andere
Hälfte an der Nabe der zweiten Trommel angegossen ist. Eine Spiralfeder
drückt beständig auf diesen Muff, so daß er mit der Trommel gekuppelt bleibt
und die Verbindung nur durch einen Hebel ausgerückt wird, welcher mit dem
Sitz des Pflügers durch ein Gestänge verbunden ist. Auf der anderen Seite
der Trommel ist Kette, Kettenrad, Muff und Kuppelung genau dasselbe, und
dieser Muff mit dem anderen Sitze in Verbindung. Die Wirkung des Apparates
während des Ganges ist nun die folgende: Geht der Pflug, und sitzt der
Pflüger an seinem Platze, so ist dadurch die Kuppelung an der den Pflug
bewegenden Seiltrommel ausgerückt und somit nur die andere Kette ins Auge zu
fassen. Der Zug, welcher den Pflug in Bewegung setzt, wirkt zunächst auf die
Trommel, von der er das Seil abzuwinden sucht und pflanzt sich durch die
Kette auf die Kuppelung fort. Im Verhältniß von den verschiedenen
Durchmessern entsteht hiedurch nothwendig ein Zug im Seil hinter dem Pflug,
der circa 1/4 des überhaupt zum Bewegen des
Pfluges nöthigen Zuges ist. Beide Trommeln halten sich in dieser Weise im
Gleichgewicht und der Zug im Seil hinter dem Pflug vermehrt offenbar die zum
Bewegen des Pfluges erforderliche Kraft nicht, indem er selbst wieder ziehend auf die
Klappentrommel wirkt. Beim Zurückpflügen geht der Pflüger, wie wir wissen,
vom einen auf den anderen Sitz über. Dadurch kommt die andere Kette in
Thätigkeit und das Verhältniß der Spannung in den beiden Seilenden ist
umgekehrt. Auf diese Weise ist, wie man sieht, die Aufgabe das abwindende
Seil straff zu halten, buchstäblich ohne Kraftverlust erreicht, indem sich
beim Pflügen eines regelmäßigen Feldes die beiden Trommeln ruhig im
Gleichgewicht halten. Sobald sich aber bei unregelmäßigen Feldern Maschine
und Anker nähern, sobald demnach das Seil hinter dem Pflug schlaffer oder
straffer zu werden anfängt als 1/4 der zur Bewegung des Werkzeugs nöthigen
Spannung, fangen die Trommeln an sich zu bewegen – es windet sich auf
der ziehenden Trommel etwas Seil ab, und auf der gezogenen viermal so viel
auf, oder umgekehrt, bis die Länge des Seils regulirt und wieder das
Gleichgewicht zwischen beiden Seilenden hergestellt ist. Auf schwerem Boden
erfüllt der Apparat seinen Zweck, das Seil vom Lande aufzuhalten,
vollständig und das Spiel der Trommeln gestattet Felder mit den
unregelmäßigsten Grenzen zu pflügen. Nur bei sehr breiten Feldern mit
leichtem Boden ist ein Viertel des zum Bewegen des Pflugs nöthigen Zuges
nicht genügend um das schlaffe Seil mit der gehörigen Kraft aufzunehmen. Für
solche Fälle wird das Verhältniß zwischen den Durchmessern des großen und
kleinen Kettenrades mit Vortheil geändert.
Von welch großer Bedeutung es ist, das Seil vom Boden aufzuhalten und frei
auf Rollen zu tragen, ergaben die Versuche der Royal
Agricultural Society. Nach denselben erforderte die Bewegung eines
Drahtseils von 450 Yards (2 Pfund per Yard)
Länge, frei auf Rollen laufend, einen Zug von 57 Pfd. Auf dem Boden liegend
und geschleppt, war der Zug 527 Pfd.; die ganze hiebei verlorene Kraft wird
überdieß für die Zerstörung der Drahtseile verwendet.
Anstatt der gewöhnlichen langen englischen Streichbreter zum Pflügen werden
häufig spatenförmige gußeiserne Blätter angesetzt (Fig. 33 Tab. IV),
welche seit einem Jahre mit zwei Zinken versehen sind, und auf diese Welse
wird der Pflug in den sogenannten digger
(Gräber) verwandelt. Diese Art der Feldarbeit, bei welcher der Boden, ohne
förmlich gedreht zu werden, hinter dem Streichbret erst hoch aufgeworfen
wird und dann vollständig gebrochen zurückfällt, ist auf ziemlich
unkrautfreien Feldern außerordentlich beliebt.
Eine dritte Art der Behandlung kann mit dem Pflug durch das Ansetzen der
Scarificatorzinken (Figur 34 Tab. IV)
erreicht werden, durch welche der Boden bloß aufgebrochen und das Unkraut
durch den einen
starken Zinken des Theils, der das Streichbret vertritt, an die Oberfläche
geschafft wird, um dort abzusterben.
Die Tiefe, in welcher gepflügt wird, kann mit diesen Pflügen zwischen
4–14'' bei sämmtlichen angegebenen Operationen schwanken. Der
Durchmesser des einen der Räder ist um 6'' größer, als derjenige des andern,
indem es darauf berechnet ist, in der Tiefe der zuletzt gezogenen Furche zu
gehen, während das andere, um 2'' breiter gehalten, auf der ungepflügten
Landseite läuft. Die Breite der Furche wird verändert, indem man die
Pflugkörper entlang des schrägen Rahmens, an den sie angeschraubt sind,
versetzt, wozu in demselben die nöthigen Löcher angebrachte sind. Auf diese
Weise kann die Furchenbreite für verschiedene Tiefen auf 8 1/2, 9, 10 und
11'' gestellt werden. Reicht in sehr schwerem tief zu bearbeitendem Boden
die Kraft der Maschine nicht aus, um 4 Furchen zu ziehen, so kann ohne alles
Weitere der hinterste oder auch beide Hinteren Pflugkörper vollständig
abgeschraubt und der Pflug als Dreiresp. Zweifurchenpflug benutzt
werden.
Die eigentlichen Drei- und Zweifurchenpflüge sind von durchaus
gleicher Construction und die Preise dieser verschiedenen Apparate,
vollständig mit Streichbretern zum Pflügen, Graben und Landbrechen versehen,
sind für
4
3
und
2 Furchen
97
75
und
65 Pfd. Sterl.
Mit dem Vierfurchenpflug wird gewöhnlich der siebenzinkige Cultivator
gebraucht. Derselbe, Fig. 21 Tab. IV,
besteht in einem großen Rahmen aus Winkeleisen und Schienen, welcher ähnlich
wie beim Pflug aus zwei symmetrischen Hälften zusammengesetzt ist. Jede
dieser Hälften bildet ein gleichschenkeliges Dreieck, an dessen Schenkeln
sieben lange schmiedeeiserne Zinken mit Keil und Stift befestigt sind. Das
Ganze ruht nach dem Balancirprincip auf zwei Rädern von gleichem
Durchmesser, die jedoch nicht, wie beim Pflug, in der Höhenrichtung gegen
den Rahmen verstellbar sind, sondern sich je auf einem Zapfen drehen,
welcher selbst um eine kleine verticale Achse gedreht werden kann. Diese
beide Achsen sind durch Gestänge verbunden und ihre Bewegung ist durch Wurm
und Zahnkranz vermittelt, wodurch bei dem Pfluge die Steuerung erzielt ist.
Es ist bei dieser Construction eine viel kleinere Bewegung mit dem Steuerrad
nothwendig, indem der Drehpunkt der Räder demselben viel näher liegt, was
theilweise veranlaßte, neuestens eine ähnliche Steuerung bei den
gewöhnlichen Pflügen einzuführen. – Zwischen dem letzten Zinkenpaar,
direct vor dem letzten Zinken, befindet sich ein weiteres kleines Rad, so
daß der ganze Apparat stets auf drei Rädern läuft. Die Tiefe des Bearbeitens
wird durch
das Tiefersetzen der einzelnen Zinken bewerkstelligt, was natürlich
bedeutend mühseliger ist als beim Pflug. Die Scharen, welche an den Zinken
ähnlich wie Pflugscharen mit Holzstiften befestigt sind, sind aus Guß und
werden je nach der Beschaffenheit des Landes breiter oder schmäler gewählt
(Fig.
35 und 36 Tab. IV). Die
Entfernung der äußersten Zinken bleibt constant 6' 6''. Da die größte Weite
des Vierfurchen-Pflugs 3' 8'' beträgt, so ersieht man, daß bei
derselben Geschwindigkeit nahezu das Doppelte mit dem Cultivator umgebrochen
werden kann, ein Schluß, der von den Erfahrungsresultaten noch übertroffen
würde, indem das Werkzeug gewöhnlich mit einer größeren Geschwindigkeit
läuft als sie, wenn man eine schöne Furche erhalten will, dem Pflug ertheilt
werden darf. – Die beiden Trommeln zum Aufnehmen des Seils, die Sitze
für den Pflüger u.s.w. sind natürlich ganz wie beim Pfluge angeordnet. Der
Preis eines Apparates von 7 Zinken ist 70 Pfd. Sterl., von 5 Zinken 60 Pfd.
Sterl.
Mit dem gleichen Seile kann in ganz derselben Weise ein Untergrundpflug,
ebenfalls nach dem Balancirsystem construirt und für nur zwei Furchen
berechnet, angewendet werden. Derselbe wird gewöhnlich auf 18'' Tiefe
angewendet. Mit einem beträchtlich stärkeren Seil und mit der Trommel,
welche für den Dampfpflug berechnet ist, wird ein sehr starker, nur nach
einer Richtung wirkender Extirpator zum Ausreißen von Wurzeln und Steinen
angewendet. Wir übergehen diese besonderen Werkzeuge, welche immer nur unter
gewissen Verhältnissen in Anwendung kommen und durch dieselben stets die
mannichfaltigsten Modificationen erhalten.
4. Seil und
Seilträger.
Das Drahtseil schließlich bringt Maschine, Pflug und Anker in Verbindung. Es
schlingt sich, wie wir wissen, auf der einen Trommel auf dem Pfluge
beginnend um die Klappentrommel der Maschine, geht von da über die ganze
Breite des Feldes, läuft am anderen Ende um die Ankerscheibe und von dort
zum Pflug zurück. Da die natürliche Straffheit, welche durch die
Patenttrommeln im ganzen System erzielt wird, doch noch nicht ausreicht um
es vollständig vom Boden zu halten, so läuft es alle 30–40 Yards über
die gußeiserne Rolle eines Seilträgers. Diese Seilträger (Fig. 26 und 27
Tab. IV) sind von zweierlei Art. Die größeren, welche auf der Linie des
Seils im Dienste sind, entlang welcher der Pflug sich nicht bewegt, sind
ganz mit leichten Rundeisenstäben auf drei Rädern montirt, so daß sie
gewöhnliche durch das Fortrücken des ganzen Apparates weitergeschoben
werden. Die zweite Classe steht auf der anderen Linie. Sie sind niederer und
gewöhnlich nur auf zwei Rädern befestigt. Als dritter Stützpunkt dient ein
langer hölzerner Hand griff, welcher beim Hervorziehen und
Wiederunterschieben des kleinen Kärrchens benutzt wird, während der Pflug
passirt.
Die Länge des Seils, welche bei einem gewöhnlichen Takel im Gebrauch ist,
beträgt 800 Yards; sie reicht hiemit aus für eine Feldbreite von 400 Yards.
Diese Länge wird aus fünf Stücken gebildet, von denen das eine 400 Yards,
die anderen 100 und 50 Yards Länge haben. Die Länge des einen großen Stückes
macht, daß nie eine Kuppelung durch die Klappentrommel läuft, was derselben
natürlich sehr nachtheilig wäre.
Jedes Seilstück endet nämlich in einem schmiedeeisernen Stück mit einer Oese.
Durch diese Oese geht ein in ein hufeisenförmiges kleines Gelenk
eingeschraubter Stift, und zwei solche Gelenke werden beim Kuppeln
zusammengehängt. Die Stifte sind absichtlich schwächer gehalten, damit sie
bei einem etwaigen Unfall reißen, ehe ein wichtigerer Theil des Apparates
bricht. Sie können in zwei Minuten erneuert werden.
Die Seile selbst bestehen aus dem besten Stahldraht. Ihre Zusammensetzung
wird aus der angefügten Tabelle ersichtlich:
Nro.
Nominelle Pferdekräftedes
Apparats.
Anzahlder Litzen.
Drähtein der Litze.
Gewicht
per Yard.
Preis
per Yard.
Pfd.
Pfd. St.
Shill.
I.
12 und 14
6
6
4
2
–
II.
10
6
6
3 1/4
1
1
III.
8
4
6
2 1/4
–
9
Die Preise sind per 100 Yards für einen
Pflugapparat:
von
8
Pferdekräften
3
Pfd. Sterl.
10
Shill.
„
10
„
(schwach)
6
„
10
„
„
stark
10
„
8
„
10
„
„
12–14
„
10
„
10
„
für Drainiren und Ausreißen von Wurzeln und Steinen:
1ste
Qualität
22
Pfd. Sterl.
2te
„
14
„
Daß auf einem Gut in ebenem Terrain, mit großen geregelt ausgelegten Feldern
ohne Gräben und Hecken, die beschriebenen Apparate wirken werden wenn der
Boden steinfrei, tief und sogar außerordentlich schwer ist, ist
einleuchtend. Wie er sich auf hügeligen steinigen Feldern, bei welchen der
Fels der Oberfläche sehr nahe liegt, bewährt und wie er auf kleinen
ungeregelten Feldern arbeitet, sind die gewöhnlichen Fragen und zugleich die
beständigen Einwände der großen Gegenpartei, welche vor Allem an den Preisen
des Apparates erschrickt.
Die richtige Stellung der Pflugseche verhindert selbst auf den steinigsten
Feldern fast
alles Unheil. Läuft der Pflug in solchem Terrain auch nicht zu rasch, so
werden, namentlich mit dem Cultivator, die größten Blöcke ausgerissen, und
wenn der Apparat förmlich gegen Felsen stößt, bleibt einfach die Maschine
stehen. Die Theile, auf welche direct das Seil wirkt, sind stärker gehalten
als daß sie durch die Dampfkraft gebrochen werden. Hügeliges Terrain und
Felder von nicht ganz geregelter Begrenzung machen nicht die geringsten
Schwierigkeiten.
Es sind bereits circa 160 Pflüge des großen Fowler'schen Systems in Thätigkeit, von welchen
viele in den bergigsten Grafschaften Englands arbeiten. Die Maschine läuft
thatsächlich schnell überall, wo man mit einem Pferde und Gig oder Wägelchen
hinzukommen im Stande ist. In Hertfordshire sahen wir den Pflug im
vergangenen Herbst auf Feldern in Thätigkeit, auf denen er, von der Maschine
aus gesehen, zweimal dem Auge vollständig verschwand, ehe er den Anker
erreichte, welcher sich an dem unregelmäßigen Ufer eines Baches
hinarbeitete. Die Möglichkeit, Anker und Maschine zu steuern und die
selbstthätige Regulirung der Seillänge macht unregelmäßige Felder ohne
Anstand pflügbar, nur darf der Winkel in welchem das Seil Maschine und Anker
verläßt, nicht zu schief seyn, weil sonst namentlich der letztere von selbst
zu laufen anfängt.
Das Einzige, was nöthig ist, sind Felder von mindestens 25 bis 30 Morgen. Wir
haben gezeigt, wie das Versetzen der wuchtigen Apparate von Feld zu Feld mit
verhältnißmäßiger Bequemlichkeit ausgeführt wird. Das pflügende Seil wird
auf der Trommel unter dem Kessel aufgewunden, der Anker auf seine
Straßenräder gestellt, und die Seilträger in langem Zug an die Maschine
angehängt, die sich mit Dampf an ihren neuen Standort bewegt, während Anker
und Pflug gewöhnlich mittelst eines Pferdes von Feld zu Feld gezogen werden,
welches dort zugleich das lange Seil wieder auszieht. Nichtsdestoweniger ist
es unmöglich, die verschiedenen Operationen des Versetzens mit den
gewöhnlich beim Apparat beschäftigten 2 Mann und 3 Jungen in weniger als
1–2 Stunden auszuführen. Hierin liegt der Vortheil, ja, die
Nothwendigkeit große Felder auszulegen, und je länger dieselben bei einer
Breite von nicht über 400 Yards sind, um so vortheilhafter wird der
Dampfpflug arbeiten.
Eine weitere Lebensfrage für das Dampfpflügen im Allgemeinen sind die
Reparaturkosten, und hiebei bleibt der Hauptposten die Ersetzung der sich
stetig abnutzenden Drahtseile. Was die Seile ruinirt, ist einestheils die
Reibung auf dem Boden, anderntheils das häufige Abbeugen der starken Drähte,
und namentlich ist letzteres von größerer Bedeutung als man gewöhnlich
glaubt. Das erstere kann bei der geeigneten Aufmerksamkeit der Leute und in Folge
des Straffhaltens des Seils vom Pfluge aus vollständig vermieden werden. Das
letztere geschieht während eines einmaligen Auf- und Abgangs des
Pfluges zweimal um Ankerscheibe oder Klappentrommel. Wird deßhalb die
gehörige Sorgfalt auf die Erhaltung des Seils verwendet, so darf man darauf
rechnen, daß dasselbe 4–5 Jahre diensttauglich bleibt. Ein bloßer
Bruch desselben wird leicht durch das Ineinanderflechten der Seillitzen
reparirt und hält vielleicht höchstens eine Stunde auf.
Was andere Theile betrifft, so sind, wie bei allen Pflügen, die Seche und
Pflugscharen einer größeren Abnutzung unterworfen, doch sind beide sehr
billig zu ersetzen. Hinsichtlich anderer kleinen Unglücksfälle, welche die
gewöhnliche Folge der Unachtsamkeit der Leute sind, hat die Erfahrung mit
nahezu 200 Apparaten, welche in allen Theilen der Welt im Gange sind,
gezeigt, daß sie selbst unter den ungünstigsten localen Verhältnissen die
großen Vortheile der Dampfcultur nicht beeinträchtigen.
Das erste und größte Hinderniß, welches einer rascheren und allgemeineren
Verbreitung der Dampfkraft in dieser Richtung im Wege steht, bleibt das
große Anschaffungscapital. Die Zinsen desselben und die Amortisation erhöhen
die directen Kosten des Pflügens per engl.
Morgen um nahezu 2/5. Trotzdem aber sind diese Kosten noch immer
beträchtlich niederer, als das Pflügen mit thierischer Kraft, und vor Allem
liegt der große Werth des Damppflügens nicht in der directen Ersparniß für
die Bearbeitung des Bodens, sondern in der Art, wie und wann das Land
bestellt werden kann.
II. Fowler's System mit
selbstbeweglicher Winde und gewöhnlicher Locomobile.
Mehr als irgendwo ist es in England Bedürfniß, die gewöhnliche Locomobile zum
Pflügen verwenden zu können. Diesen Weg verfolgten von Anfang an Howard, Smith etc., und erst seit zwei Jahren hat Fowler der Sache die Aufmerksamkeit geschenkt, welche
sie, für England besonders, wo jedes Gut von mittlerer Größe mit einer
Dampfmaschine und Locomobile versehen ist, verdient.
Von zweien dieser Anordnungen, wie sie im Augenblick von Fowler gemacht werden, ist eine seinem großen Takel ziemlich ähnlich.
Diese namentlich, welche erst seit einem halben Jahre im Gebrauch ist, zeichnet
sich ebensosehr durch ihre Billigkeit aus, als durch die bequeme Art des
Arbeitens, welche fast ganz der Art und Weise des großen Takels entspricht.
Statt der selbstbeweglichen Maschine mit der Klappentrommel wird nämlich auf der einen Anwand
des Feldes ein zweiter Scheibenanker mit sechs großen in den Boden
einschneidenden Scheiben aufgestellt, Fig. 13 und 14 Tab.
III. Derselbe hat oben auf dem Rahmen, wie immer, die zu seiner Bewegung
mittelst des Anwandseils nöthige kleine Seiltrommel, unten jedoch sitzt, anstatt
der gewöhnlichen Seilscheibe, die das Pflugseil in Bewegung setzende
Klappentrommel. Hinten an diesem Anker ist, anstatt mit Pferdedeichseln, mit
einer gegabelten eisernen Stange das Vorderradgestell der Locomobile befestigt,
so daß dieselbe, wenn sich der Anker vorwärts bewegt, von demselben über das
Feld nachgezogen wird. Die Kraft der Maschine wird von einem Kettenriemen auf
eine horizontale Welle auf dem Anker mittelst zweier conisch eingedrehten
Scheiben übergetragen. Dieser Riemen, welcher bei Gelegenheit der Houget'schen Maschine (im vorhergehenden Heft S. 5)
näher beschrieben wurde, gestattet der Locomobile bei unebenem Terrain und bei
unregelmäßigen Grenzen des Feldes jede beliebige Stellung anzunehmen, ohne daß
seine Thätigkeit beeinträchtigt wird. Von der horizontalen Welle aus wird
mittelst einer Frictionskuppelung die Klappentrommel vor- oder rückwärts
in Bewegung gesetzt, oder auch ganz ausgerückt, ohne daß die Maschine gestellt
zu werden braucht, welche deßhalb eincylindrig seyn kann. Ein zweiter Hebel
dient zum Einrücken der Bewegung des Ankers, und beide Hebel werden durch einen
besonderen Mann bedient.
Alles übrige ist durchaus wie beim großen Takel, nur von kleineren Dimensionen.
So wird namentlich am anderen Ende des Feldes ein Anker mit nur vier Scheiben
angewendet und mit achtpferdigen Maschinen ein Dreifurchen-Pflug und
Fünfzinken-Cultivator in Bewegung gesetzt. Diese Anker mit nur vier
Scheiben – drei an der Rückseite und eine in Front der Seiltrommel
– sind für sehr schweren Boden nicht genügend. Die Bewegung vom Anker und
Maschine geht mit der größten Leichtigkeit von statten. Doch sind auch mit
diesem Apparat Felder voll gar zu unregelmäßiger Gestalt schwierig zu
bearbeiten.
Die Preise für den vollständigen Apparat, einschließlich Anker, Winde, Pflug,
Cultivator, Seil und Seilträger, sind für
8pferdige Maschinen 285 Pfd. Sterl.
10pferdige Maschinen 320 Pfd. Sterl.
Wie man sieht, hat man bei dieser Anordnung alle Vortheile des großen Takels und
der selbstbeweglichen Locomobile. Nur ist während des Pflügens ein weiterer Mann
erforderlich und die Versetzung des Apparates von Feld zu Feld macht größere
Schwierigkeiten, indem natürlich die beiden Anker auf ihre Wagenräder gesetzt
werden müssen und Maschine und alles mit Pferden bewegt wird.
In dieser Beziehung, aber auch nur in dieser, ist eine andere Anordnung von
Vortheil. Hierbei wird die Locomobile auf eine starke schmiedeeiserne Plattform
gestellt, welche selbst auf vier breiten Wagenrädern steht. Die Plattform trägt
unter sich die Klappentrommel und die ganze Maschinerie (Wagenräder und
Pflugbewegung) wird, wenn die Locomobile genügend befestigt ist, von dieser aus
durch einen Riemen in Bewegung gesetzt. Der Apparat ist dann einer wenn auch nur
langsamen Straßenbewegung fähig, und die ganze Art zu pflügen ist durchaus die
beim großen Takel. Was die Idee weniger praktisch erscheinen läßt, ist die
Schwierigkeit, die Locomobile, welche natürlich auch für andere Zwecke als das
Pflügen verwendet werden soll, auf die Plattform hinauf und wieder herunter zu
bringen. Auch ist das Gewicht der Plattform und damit des beweglichen Theils des
Apparates groß, und folglich für die Anwände des Feldes ziemlich
beeinträchtigend.
Für kleine und sehr unregelmäßige Felder wendet auch Fowler eine förmlich stationäre Maschine an, welche mit dem
Windeapparat auf der Anwand des Feldes aufgestellt wird. Trotz der sehr
wesentlichen Verschiedenheit in den Details möchten wir diese ganze Anordnung
doch als eine Abart des Smith-Howard'schen Systems betrachtet wissen und gehen
deßhalb direct zu diesem über, dessen charakteristische Eigenthümlichkeit die
stationäre Locomobile ist.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)