Titel: | Pressen mit nassem Stempel von Derriey in Paris; Bericht von C. Laboulaye. |
Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XLI., S. 177 |
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XLI.
Pressen mit nassem Stempel von Derriey in Paris; Bericht von
C.
Laboulaye.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1862, S. 321.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Derriey's Presse mit nassem Stempel.
Hr. C. Derriey hat zwei Pressen vorgelegt, welche sich zum
Drucken von Karten, Etiketten etc. eignen und Trouillet'sche Numerirapparate aufnehmen können, welche letztere sinnreiche
Erfindung erst durch Hrn. Derriey nützlich zu werden
verspricht und über die ich Einiges vorausgehen lassen muß.
Bramah hat für die englische Bank eine Maschine
construirt, vermittelst deren man beim Drucken der Banknoten dieselben zugleich mit
fortlaufenden Nummern versieht, indem bei jeder vollständigen Umdrehung der Presse
ein Sperrhaken ein Rad mit Ziffern um einen Zahn vorschiebt.
Man hat dieses System auch auf alle Arten Stempelpressen angewandt, welche die
Nummern oder Daten angeben sollen; aber man konnte lange Zeit die große
Schwierigkeit nicht überwinden, auf die Moletten die Ziffern mit hinreichender
Schärfe und zu billigem Preise zu graviren.
Hr. Derriey hat dieses Problem dadurch gelöst, daß er in
sinnreicher Weise die Methoden anwendet, welche beim Letternguß und namentlich beim
Formen der Vignetten und ähnlicher Gegenstände üblich sind. Er hat eine kreisförmige
Matrize hergestellt, mit anderen Worten: für diese Art Prägung im flüssigen Zustande
eine ähnliche Einrichtung geschaffen wie die des gebrochenen Ringes, und so die
befriedigendsten Resultate erlangt. Es ist selbstverständlich, daß hierbei die
Wohlfeilheit mit der größten Genauigkeit vereint ist; dieß gilt ebenso für die
gegenseitige Entfernung der Ziffern, wie für das Mittelloch zum Aufsetzen der
Molette auf eine Stahlachse, und auch für das excentrische Loch für den kleinen
Stift, welcher nach seinem Antrieb das Fortrücken der Zehner nach einer Umdrehung
der Einermolette, der Hunderter nach der Bildung von 99 u.s.w. hervorbringt.
Nachdem Hr. Derriey dieses interessante Stempelsystem
praktisch anwendbar gemacht hat, bemühte er sich, allen Handpressen zum Stempeln
eine Eigenschaft zu ertheilen, welche denselben bei der gewöhnlichen Behandlung
abgeht, nämlich die, einen guten Druck hervorzubringen, was eine bessere Schwärzung
der Typen, als sie mit den gewöhnlichen Tupfballen möglich ist, und eine genaue
Berührung mit der Papierfläche nothwendig machte. Diesen Zweck sollen die beiden
vorliegenden Pressen erfüllen.
Beide bewirken die vollkommene Berührung des Stempels leicht durch dessen Befestigung
am Ende eines quadratischen Stieles, welcher auf eine bedeutende Länge, ähnlich wie
bei den trockenen Stempeln, seine Führung hat. Zur Vertheilung der fetten Schwärze
hat er mehr oder weniger die bei Buchdruckerpressen übliche Einrichtung beibehalten,
indem er die Leimwalzen durch eine Walze von vulcanisirtem Kautschuk ersetzt.
Bei seiner ersten Presse dreht man durch Heben und Niederdrücken des Stempels einen
gezahnten Sector, welcher mittelst eines conischen Rades die Schwärzwalze dreht, die
hin und her über einen Farbetisch rollt, und dann die Buchstaben des Stempels
berührt und sie schwärzt.
Beim zweiten, vollkommeneren System, ist der Farbetisch durch einen Cylinder ersetzt,
der sich ziemlich lange bewegt und eine befriedigende Vertheilung der Schwärze
bewirkt, weil beim Bewegen des Griffes der Presse ein Sperrhaken gezogen wird,
welcher diesen Farbecylinder umdreht und zugleich ein kleines, mit demselben durch
ein Getriebe verbundenes und durch seine Trägheit widerstehendes Schwungrad bewegt.
Dieses Mittel, eine etwas beträchtliche Quantität der Arbeit bei einem Werkzeug zu
benutzen, scheint uns aus dem mechanischen Gesichtspunkt sehr glücklich zu seyn, und
wir glauben mit dem Erfinder, daß die Drucker mit Nutzen diese kleinen Pressen für
kleine Letternformen von 4 Centimeter Breite auf 5 Centimeter Höhe anwenden werden; er montirt sie mit
Coulissen, welche selbst rechtwinkelig auf ihre Länge beweglich sind, so daß man den
Druck nach Belieben an verschiedenen Stellen wiederholen kann, wie dieß z.B. zum
Numeriren der Actien nothwendig seyn würde.
Wenn ein Trouillet'scher Numerirapparat mit der Presse
verbunden ist, so ertheilt ein Haken, welcher durch ein an der Achse des Hebels
dieser Presse angebrachtes Excentricum bewegt wird, bei jedem Druck die
erforderliche Bewegung einem Sperrrad, welches die Einerziffern fortrückt.
Beschreibung der Pressen.
Fig. 49
Vorderansicht einer feststehenden Presse.
Fig. 50
Ansicht von der Seite des Schwungrades.
Fig. 51
senkrechter Durchschnitt nach der Linie XY der
Fig.
49.
A gußeisernes Gestell der ganzen Vorrichtung; dasselbe
ruht auf dem hölzernen Fuß B, worin sich eine Schublade
für verschiedene Geräthe befindet.
C Hülse für den Stempelträger D; sie wird von einem Arm des Gestells getragen; der Träger D ist oben viereckig, unten rund; eine Spiralfeder in
der Hülse C (Fig. 51) umgibt den
unteren Theil und drückt den Träger nach der Ausübung der Hebelwirkung wieder in die
Höhe.
E Hebel mit Griff; derselbe ist um die horizontale Achse
F beweglich und dient zur Bewegung des
Stempelträgers, welcher oben in eine Gabel mit dem Röllchen G, worauf der Hebel drückt, endigt; unten ist eine Platte H angeschraubt, in welcher eine Schwalbenschwanznuth den
Stempel oder Numerirer I aufnimmt. Letzterer ist mit
einem entsprechenden Vorsprung versehen und wird mittelst einer mit einem Griff
versehenen kleinen Schraube festgestellt.
J ist die Walze, welche die Schwärze auf den Stempel I überträgt, also die Auftragwalze: sie wird von einem
beweglichen Arm getragen, welchem eine horizontale Drehung um eine auf die Achse F senkrechte Achse ertheilt wird.
K ist eine am Gestell der Presse befestigte Büchse,
welche alle Theile des Schwärzapparates enthält, nämlich ein Schwärzereservoir, drei
Walzen und einen Cylinder.
L ist der Schwärzebehälter (Fig. 51); er wird von
einer Art Console im oberen Theile der Büchse K getragen
und drückt mehr oder weniger gegen die Walze M, je nach
der Stellung zweier von außen beweglichen Schrauben.
M ist die erste oder Schwärzwalze (rouleau encreur); sie entnimmt die Schwärze dem Behälter
und besteht aus Stahl. N ist die zweite oder Aufnehmwalze (rouleau preneur), Fig. 51; sie ruht auf dem
beweglichen Lager O, welches sie in gewissen Zeitpunkten
gegen die Walze M andrückt, um derselben die Schwärze zu
entnehmen, wornach sie auf den Cylinder P niederfällt
und auf demselben die empfangene Schwärze absetzt.
P ist ein Stahlcylinder, welcher als Farbetisch dient
und die Schwärze von der Aufnehmwalze empfängt.
Q ist die dritte oder Vertheilungswalze (rouleau distributeur), die stets mit dem Cylinder P in Berührung bleibt und auf demselben die Schwärze
vertheilt.
Wie man sieht, besteht die Presse wesentlich aus drei Theilen; diese sind: der
Stempelträger D, die Auftragwalze J und der mechanische Schwärzapparat. Alle drei werden gleichzeitig in
Bewegung gesetzt, und zwar durch den Hebel E und den auf
dessen Drehungsachse befestigten gezahnten Sector S.
Bewegung des Stempels. – Dieselbe erfolgt direct
durch Niederdrücken des Hebels E. Am Ende seines Laufes
trifft dieser auf den Aufhaltstift R, welchen man
mittelst seiner Schraube am Gestelle nach Bedürfniß höher oder niedriger stellen
kann.
Bewegung der AuftragwalzeJ. – Der Träger dieser Walze sitzt an einem Ring
an der verticalen Achse, welcher selbst mit dem conischen Getriebe T verbunden ist.
U verticales cylindrisch-conisches Zahnrad,
welches die Bewegung des gezahnten Sectors S auf das
Getriebe T und mithin auf die Walze J überträgt.
Bewegung des Schwärzapparates. – V ist ein außerhalb der Büchse K an der Achse der Walze M sitzendes Sperrrad;
W ist ein Sperrhebel an dem gezahnten Sector S, der auf das Rad V und
mithin auf die Walze M die Bewegung dieses Sectors
überträgt.
Das Rad V ist an der der Büchse K zugekehrten Seite mit zwei Stiften a
versehen, die auf demselben Durchmesser stehen; es hebt daher bei jeder halben
Umdrehung einer dieser Stifte das Lager O mit der Walze
N und drückt diese gegen M, wornach sie auf den Cylinder P
zurückfällt.
b ist eine Stange, die einerseits mit dem Sector S, andererseits mit der Kurbel b' verbunden ist, welche außerhalb K auf einen
auf der Achse des Cylinders P lose aufsitzenden Ring
oder Muff festgekeilt ist.
c ist ein kleines Sperrrad (Fig. 51), welches neben
dem Muff der Kurbel b' auf der Achse des Cylinders P festsitzt; es wird durch den Sperrkegel d an dieser Kurbel bewegt.
Man sieht also, daß wenn man den Hebel E auf den
Stempelträger niederdrückt, da durch die Stange b
gehoben wird und die Kurbel b' den Sperrkegel d ohne Wirkung auf das Sperrrad zurückbewegt. Hebt man
aber den Hebel wieder in die Höhe, so findet die umgekehrte Bewegung statt, das
Sperrrad wird durch den Sperrkegel fortgeschoben, geht von links nach rechts (Fig. 51) und
dreht damit zugleich den Cylinder P, welcher seinerseits
durch Reibung die Drehung der Vertheilungswalze Q
bewirkt.
e (Fig. 49 und 50) ist das
regulirende Schwungrad, welches auf einer durch die Büchse des Schwärzapparats
hindurchgehenden horizontalen Achse sitzt und durch den Cylinder P vermittelst der gezahnten Räder f und g in Bewegung gesetzt wird.
Fig. 52
stellt den Grundriß des Tisches zum Aufstellen der beweglichen
Presse dar. In diesem Fall endigt das Gestell des Apparats in der starken
Platte h (in Fig. 51 punktirt
dargestellt), welche unten schwalbenschwanzförmig eingeschnitten ist und eine ebenso
geformte Schiene i aufnimmt, die auf einem besondern
Tisch angebracht ist.
Diese Schiene i dient als Coulisse (s. Fig. 52), auf welcher man
den Apparat hin und her schieben und dann mittelst einer Schraube an einem
beliebigen Punkte feststellen kann.
Der Tisch selbst besteht aus zwei Theilen, einem festen j
mit der Schiene i und einem beweglichen auf diesem
liegenden k. Letzterer gleitet unter der Schiene
mittelst zweier parallelen Leisten l, auf denen er ruht.
Auf diesen beweglichen Tisch wird das zu bedruckende Blatt Papier gelegt. Eine unter
demselben neben der linken Leiste angebrachte Zahnstange mit verstellbaren Zähnen
gestattet das beliebige Feststellen des Tisches. Ist nun das Papier aufgelegt, so
kann man durch Verschiebung der Presse auf der Schiene i
und durch Verschiebung des Tisches k die betreffenden
Theile des Papiers genau unter den Stempel bringen.
Gebrauchsanweisung. – Ehe man den Stempel oder
Numerirer ansetzt, vertheilt man die Schwärze folgendermaßen: Man bringt zuerst
Schwärze in den Behälter und läßt nur eine geringe Oeffnung, damit die Schwärzwalze
sich nicht zu viel auf einmal belade; alsdann bringt man die drei Walzen an ihren
Platz, und setzt den Hebel in Bewegung, um den Mechanismus des Schwärzapparates in
Gang zu bringen; dieß setzt man so lange fort, bis der dicke Cylinder gut mit
Schwärze überzogen ist, ohne daß er jedoch zu viel davon erhalten hätte. Unterdessen
hat sich die Auftragwalze an diesem Cylinder gespeist und man setzt nun den Stempel
an seine Stelle.
Vor dem Drucken überzieht man die Stelle des Tisches unter dem Stempel mit weichem
und dünnem Stoff, um einen schönen Abdruck zu bewirken. Man drückt nun den Hebel
langsam bis zum Aufhaltstift nieder und regulirt dann die Stellung dieses letztern je
nach dem zu erzielenden Abdrucke und dem untergelegten Stoff.
Nach einigen vorläufigen Versuchen zur Sicherung guten Druckes kann alsdann das
Drucken vor sich gehen, wobei die Vertheilung der Schwärze wohl zu überwachen
ist.
Beschreibung des Stempels oder Numerirers.
Derselbe ist in Fig.
53 und 54 von vorn und voll der Seite dargestellt.
m ist eine schwalbenschwanzförmige Wange zur Befestigung
des Numerirers an dem Träger; n ist eine feste
elliptische Platte, welche die Basis des den ganzen Mechanismus enthaltenden Rahmens
bildet; sie hat in der Mitte eine Oeffnung, in welcher die beweglichen Lettern
(Ziffern) hervortreten und trägt an ihrem Umfang die bleibende und jedesmal zu
wiederholende Umschrift.
o ist ein Rahmen, zwischen dessen Stücken die
beweglichen Scheiben oder Moletten des Numerirapparates angebracht sind; sie ruhen
auf der festen Achse p.
Diese Moletten q tragen auf ihrer Oberfläche die zehn
Ziffern von 1 bis 0, wie sie zum Zusammensetzen aller Zahlen dienen, und zwar die
erste links die Einer, die zweite die Zehner u.s.w. Mittelst kleiner Stifte, welche
innen gegenüber der Ziffer 9 jeder Molette angebracht sind, schiebt die Molette der
Einer nach neun Umdrehungen bei der zehnten die Molette der Zehner mit fort, welche
dann selbst eine Umdrehung macht; hat diese neun Umdrehungen gemacht, so schiebt sie
bei der zehnten die Molette der Hunderter fort u.s.w. Die Molette der Einer regiert
also alle übrigen; sie wird durch den kleinen Stift r,
welcher durch den Rahmen o dringt, in Bewegung gesetzt
und zwar mittelst eines an der Molette festsitzenden Sperrrädchens und einer darauf
wirkenden Sperrfeder. Befindet sich nun der Apparat z.B. in der gezeichneten
Stellung (Fig.
54), so schiebt man den Stift r durch seine
Oeffnung von der Linken zur Rechten; dabei nimmt die Sperrfeder das Rädchen der
Einer-Molette mit und es erscheint in der Oeffnung der Platte n eine neue Ziffer; man führt dann den Stift r in seine anfängliche Lage zurück und mit ihm die
Sperrfeder u.s.w.
Die eben zur Ausführung mit der Hand erklärte Bewegung wird nun aber von der Presse
selbst verrichtet und zwar mittelst des excentrischen Hebels s (Fig.
49, 50 und 51), welcher unten am Gestelle, dem Schwärzapparat gegenüber, angebracht
ist. Das Ende dieses Hebels enthält einen Schlitz, in welchem der Stift r gleiten kann. Daraus folgt, daß der excentrische Hebel mit
dem Numerirapparat beim Niedergang des Stempels folgt und beim Wiederaufsteigen auf
den Stift r wirkt, wie es die Hand thun würde,
t sind Stahlstreifen, welche oben am Rahmen o (Fig. 53 und 54) befestigt
sind und deren freies Ende die Moletten, ohne deren Drehung zu hindern, an ihrer
Stelle erhält. Sie verhindern durch ihre Pressung die Verrückung der Ziffern während
des Druckes.
Der Streifen l für die Einermolette ist an der den
anderen Streifen entgegengesetzten Seite angebracht; in Fig. 53 sieht man ihn
vorn.