Titel: | Ueber die Einrichtung, Wirkungsweise und Leistungsfähigkeit des neuen Zimmerofens von A. Schirmer, Flaschner in St. Gallen; von Conrector G. Delabar. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LXII., S. 258 |
Download: | XML |
LXII.
Ueber die Einrichtung, Wirkungsweise und
Leistungsfähigkeit des neuen Zimmerofens von A. Schirmer, Flaschner in St. Gallen; von Conrector
G. Delabar.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Delabar, über die Einrichtung und Wirkungsweise von Schirmer's
neuem Zimmerofen.
Hr. A. Schirmer, Flaschner in St. Gallen, hat sich seit
längerer Zeit mit der sehr zeitgemäßen Aufgabe beschäftigt, einen Ofen zu
construiren, der die Vortheile der bisherigen Zimmeröfen in sich vereinigte, ohne
deren Mängel und Nachtheile zu besitzen. Nach vielem Nachdenken und mancherlei
Versuchen ist es demselben im Laufe des Winters von 1860 auf 1861 auch wirklich
gelungen, eine Ofenconstruction zu Stande zu bringen, womit jene Aufgabe als gelöst
betrachtet werden kann.
Zur genauen Untersuchung und Beurtheilung dieser neuen Erfindung wurde alsdann vom
Gewerbeverein in St. Gallen eine besondere CommissionDiese Commission bestand aus den Herren Professor Deicke, Schlosser Tobler und dem
Berichterstatter.
niedergesetzt, welche zu
diesem Behufe am 6. bis 10. April 1861 mit einem solchen Ofen specielle Versuche
anstellte und schon in der Maisitzung ihren gutachtlichen Bericht abgab. In Folge
dessen wurde dann der einstimmige Beschluß gefaßt: „die neue
Ofenconstruction gutzuheißen und dem Publicum zur Einführung und Anwendung
bestens zu empfehlen.“
Bei der großen Wichtigkeit, welche dieser Gegenstand, namentlich bei dem noch immer
steigenden Preise der Brennmaterialien, für die Hausökonomie einer jeden Familie
hat, dürfte es an der Zeit seyn, mit dem Ofen noch mehr vor die Offentlichkeit zu
treten und das sich hiefür interessirende Publicum mit der Einrichtung,
Wirkungsweise und Leistungsfähigkeit des genannten Ofens näher bekannt zu
machen.
I. Einrichtung und Wirkungsweise des
Ofens.
Was zunächst die innere Einrichtung dieses Ofens betrifft,
so hat man bei demselben wie bei jedem andern Zimmerofen, drei verschiedene Theile zu unterscheiden, nämlich: 1) den Feuerungsraum zur Verbrennung des Brennstoffes und damit
zur Erzeugung der Wärme; 2) den Heizraum zur Aufnahme und
Wiederabgabe der erzeugten Wärme an die Zimmerluft, und 3) den Kamin oder Schornstein zur Abführung der
Verbrennungsproducte.
Der Feuerungsraum. – Der Feuerunsgraum, welcher im
unteren Theile des Ofens angebracht ist, hat, namentlich was die Construction des Rostes betrifft, eine ganz eigenthümliche und in der
That sehr zweckmäßige Einrichtung. Der Rost darin ist nämlich so angeordnet, daß ein
doppelter Luftzug stattfindet und die zur Verbrennung des Brennstoffes nöthige Luft
nicht nur von oben und unten, sondern auch, ähnlich wie im Brenner einer Argand'schen Lampe, ringsherum von der Seite und der
Mitte dem Feuerungsraum zuströmen kann.
Durch diese allseitige Luftzuströmung nach dem
Feuerungsraum wird aber eine sehr vollkommene Verbrennung
des Brennstoffes erzielt und die sonst so lästige
Rauch- und Rußbildung so viel als ganz
vermieden und somit die Abführung von unverbranntem
Brennstoff unmöglich gemacht.
Mit einem solchen Ofen kann man daher auch, wie durch die
erwähnten Versuche bestätigt worden ist, alle möglichen Brennstoffe, wie Holz, Torf,
Schieferkohle, Steinkohle etc., und selbst deren Abfälle, wie Sägemehl und
Kohlenklein etc., mit gutem Erfolge verwenden. Und da die Verbrennung des im
Verbrennungsraum befindlichen Brennstoffes nicht bloß von unten nach oben, sondern
auch von oben nach unten vor sich geht, so kann das Anzünden und Anfeuern ganz
leicht und ohne Mühe bewerkstelligt werden, wie denn überhaupt der neue Ofen, nachdem er einmal mit der
erforderlichen Brennstoffmenge versehen und das Feuer angemacht worden ist, so viel
als gar keine Bedienung mehr verlangt. Dagegen ist es allerdings nöthig, daß der
Luftzug und also auch die Rosteinrichtung für jeden Ofen nach den verschiedenen
Brennstoffen, die darin verbrannt werden sollen, regulirt oder vielmehr modificirt
werde. Geschieht dieß, worauf sich nun der Erfinder auf den Rath der Commission
eingerichtet hat, so kann man auch bei Verwendung eines jeden Materials einen
relativ gleichguten Nutzeffect der Heizkraft erhalten.
Der Heizraum. – Wie der Feuerungsraum so hat auch
der Heizraum eine eigenthümliche und sehr zweckmäßige Construction. Dieser Theil des
Ofens besteht nämlich aus mehreren, ineinander liegenden, concentrischen, eisernen
Cylindern, die eben so viele hohle Zwischenräume bilden, von denen die inneren für
den Abzug der Verbrennungsproducte, die mittleren für die eigentliche Luftheizung
bestimmt sind und der äußerste mit einem schlechten Wärmeleiter zur langsamen Abgabe
der von ihm aufgenommenen Wärme an die Zimmerluft gefüttert ist. Dieser letztere
Zwischenraum wirkt daher in gleicher Weise wie unsere gewöhnlichen Kachelöfen durch
Ausstrahlung. Lange aber bevor diese zu wirken
anfängt, ja gleich nachdem das Feuer im Feuerungsraum angemacht worden ist und die
inneren Heizwände sich erwärmt haben, beginnt die Wirksamkeit der Luftheizung, die, einmal eingeleitet, so lange andauert,
als der Heizraum noch wärmer ist als die Zimmerluft und diese noch nicht durchaus
gleichförmig erwärmt ist. Durch diese combinirte Wirkung
des neuen Ofens ist es möglich, ein Zimmer schnell und
doch anhaltend zu erwärmen, während bei einem Ofen der
gewöhnlichen Art dieser doppelte Zweck niemals gleichzeitig, oder doch nur in
geringem Maaße erreicht werden kann. Denn entweder sind diese nur zur raschen
Erwärmung der Localitäten geeignet, wie dieß bei den gewöhnlichen eisernen Oefen der Fall ist, oder sie geben die Wärme nur
sehr langsam ab, wie es bei den gewöhnlichen Kachelofen
geschieht. Die neue Ofenconstruction des Hrn. Schirmer
bietet daher auch in dieser Beziehung im Vergleiche mit den bisherigen Zimmeröfen
großen Vortheil dar. Denn wer wünschte nicht, sein Zimmer nach dem Anfeuern bald und
möglichst lange warm zu haben?
Uebrigens kann die Construction mit Leichtigkeit so abgeändert werden, daß der Ofen,
wenn es verlangt seyn sollte, mehr in der einen, oder mehr in der anderen Weise
wirksam ist. Auch hat es gar keine Schwierigkeit, die neue Ofenconstruction ihrem
Wesen und ihrer Wirkung nach auf die Form eines Kachelofens überzutragen, was wenigstens für besonders
elegante Zimmer vornehmer Wohnungen erwünscht seyn dürfte.
Der Kamin. – Was endlich den Kamin oder den
Schornstein zur Abführung der Verbrennungsproducte betrifft, so genügt für den neuen
Ofen, da sich, wie gesagt, fast gar kein Rauch und Ruß bei der Verbrennung in
demselben bildet, ein kleines, blechernes Abzugsrohr, das
oben in der Mitte des Ofens aufgesetzt und von da an auf geeignetem Wege entweder in
einen anderen Schornstein des Hauses oder ins Freie abgeleitet wird. Das Letztere
kann aber gerade bei diesem Ofen ohne Anstand geschehen, weil sich bei trockenem
Brennstoff kein Rauch bildet, der die Bewohner der höher gelegenen Etagen des Hauses
belästigen könnte. Es ist dieß ein Vorzug, der namentlich für Miethleute von
Wichtigkeit ist, indem diese, wenn sie ihr Logis wechseln, nicht selten das
Bedürfniß und den Wunsch haben, das eine oder andere Zimmer heizbar machen zu
lassen, oder ihren eigenen derartigen Ofen mitzunehmen.
Aus dem Bisherigen hat sich nun ergeben, daß die Wirkungsweise des Ofens von doppelter Art ist,
indem nämlich die Ausstrahlung der im Feuerungsraum
erzeugten Wärme mit einer eigentlichen Luftheizung
verbunden ist, und daß eben durch diese Einrichtung und
Wirkungsweise die Möglichkeit gegeben ist, mit einem Ofen der neuen Construction ein Zimmer schnell und doch anhaltend zu erwärmen.
II. Heizkraft und Leistungsfähigkeit des
Ofens.
Was nun im Weiteren die Heizkraft und Leistungsfähigkeit des neuen Ofens betrifft, so hat sich
dieselbe nach den speciell hierüber angestellten Versuchen so günstig
herausgestellt, daß sich der Gewerbeverein, wie bereits oben bemerkt worden ist,
veranlaßt gesehen, „die neue Ofenconstruction gutzuheißen und dem Publicum
bestens zu empfehlen.“
Die Versuche, von denen hier die Rede ist, wurden mit
einem Ofen der beschriebenen Art und in der Größe von 5 Fuß Höhe und 1 Fuß 8 Zoll
Durchmesser im oberen Saale des Gasthauses zur Sonne in St. Gallen vorgenommen.
Dieser Saal, von drei Seiten ganz frei, hat auf der Nordseite vier und auf der
Ost- und Westseite je zwei Fenster, auf der Südseite, wo er in das
Hauptgebäude hineinreicht, überdieß zwei Eingänge. Sein Rauminhalt beträgt 11097
Kubikfuß bei einer Höhe von 10 1/2 Fuß. Der Versuchsofen war in der Nordwestecke
dieses Saales in der Nähe zweier Fenster placirt. Die Versuche wurden auf die
wichtigsten Brennmaterialien, nämlich auf Steinkohle,
Tannenholz, Torf und Schieferkohle
ausgedehnt.
Bei den jetzigen Preisen dieser Brennstoffe kostet in St. Gallen:
1 Pfd.
Steinkohle (guter Qualität)
2,5
Rappen,
1 „
Tannenholz (Scheiterlohn eingerechnet)
1,5
„
1 „
Torf (guter Qualität)
1,0
„
1 „
Schieferkohle (gut getrocknet)
1,5
„
Die Preise eines gleich großen Gewichts dieser Brennstoffe
verhalten sich demnach wie die Zahlen:
2,5 : 1,5 : 1,0 : 1,5 = 5 : 3 : 2 : 3,
d.h. dieselbe Gewichtsmenge guter Steinkohle ist dort am
Platze 2 1/2mal, und Tannenholz, sowie gutgetrocknete Schieferkohle 1 1/2mal so
theuer als guter Torf.
Fassen wir dagegen die absolute Heizkraft dieser
Brennstoffe ins Auge, so enthält durchschnittlich:
1 Pfd.
Steinkohle (guter Qualität)
7500
Calorien
oder
Wärmeeinh.Eine Calorie oder Wärmeeinheit drückt bekanntlich die Wärme aus,
welche im Stande ist, eine Kubikeinheit (z.B. 1 Pfd.) Wasser um einen Grad (z.B. der Reaumur'schen Scala)
zu erwärmen (z.B. von 0° auf 1°, oder von 1°
auf 2° u.s.w.).
1 „
Tannenholz (lufttrocken)
3000
„
„
„
1 „
Torf (guter Qualität)
2500
„
„
„
1 „
Schieferkohle (gut getrocknet)
3000
„
„
„
Die Heizwerthe oder die Zahlen,
welche die absolute Heizkraft der genannten Brennstoffe ausdrücken, verhalten sich
daher wie die Zahlen:
3,0 : 1,2 : 1,0 : 1,2 = 15 : 6 : 5 : 6,
d.h. dieselbe Gewichtsmenge guter Steinkohle besitzt eine
3mal, und lufttrockenes Tannenholz, sowie gut getrocknete Schieferkohle eine 1
1/5mal so große Heizkraft als eine gleichgroße Gewichtsmenge guten Torfs.
Hieraus sieht man, daß die Zahlen, welche die Heizkraft der genannten Brennstoffe
ausdrücken, in einem etwas anderen Verhältniß stehen, als jene, welche die
Ankaufspreise eines gleichgroßen Gewichtes derselben angeben. Und zwar stellt sich
das Verhältniß zwischen der Heizkraft und dem Preise am günstigsten bei der
Steinkohle (nämlich wie 3 : 2 1/2) und am ungünstigsten beim Holz und der
Schieferkohle (nämlich wie 1 1/5 : 1 1/2), woraus also das wichtige Resultat folgt,
daß am dortigen Platz die Heizung mit Steinkohlen
ökonomisch vortheilhafter ist, als die mit den übrigen Brennstoffen,
– vorausgesetzt, daß die Ofeneinrichtung den einzelnen
Brennmaterialien so angepaßt ist, daß die Verbrennung eines jeden relativ gleich
gut vor sich geht.
An der Realisirung dieser Bedingung hat es nun aber bei
unseren gewöhnlichen
Zimmeröfen bis jetzt eben gefehlt, da dieselben sich weder zur Steinkohlenfeuerung,
noch zur Schieferkohlenfeuerung eignen. Und ein Hauptverdienst des Hrn. Schirmer besteht gerade darin, daß man in seinem neuen
Ofen, wie bereits schon bemerkt worden ist, jedes beliebige
Brennmaterial und namentlich auch Steinkohle und
Schieferkohle, bei entsprechend modificirter
Rosteinrichtung, so zu sagen gleich gut verbrennen und benützen kann.
Indem wir uns nun den speciellen Versuchen zuwenden, welche zur Ermittelung der
Heizkraft und zur Beurtheilung der neuen Ofenconstruction überhaupt angestellt
worden sind, wollen wir ein- für allemal bemerken, daß die folgenden Angaben
über die dabei beobachteten Temperaturgrade sich auf ein Thermometer der
Reaumur'schen Eintheilung beziehen und daß dieses zu diesem Behufe ganz frei an
einem/ ungefähr in der Mitte der südlichen Hälfte des Saales befindlichen
Gasleuchter aufgehängt war. Die Versuche selbst betreffend, so müssen wir uns, um
nicht zu weitläufig zu werden, darauf beschränken, hier bloß die Hauptresultate
derselben anzugeben.
Bei dem ersten Versuch mit Steinkohlen von St. Etienne (am
6. April v. J.) wurden in dem oben erwähnten Ofen im Ganzen 15 1/2 Pfund der
genannten Steinkohlen, und 2 1/2 Pfund Tannenholz verbraucht und mit dieser
Brennmaterialmenge, die nach obigen Preisangaben auf 42 1/2 Rappen zu stehen kommt,
eine solche Heizkraft entwickelt, daß die Temperatur des Saales, die anfänglich
10° bei einer äußeren Lufttemperatur von 6° betrug, nach 50 Minuten
schon auf 12°, nach 1 Stunde 7 Minuten auf 13°, nach 1 Stunde 17
Minuten auf 14°, nach 1 Stunde 43 Minuten auf 15°, nach 2 Stunden 5
Minuten auf 15 1/4°, nach 2 Stunden 36 Minuten (als inzwischen mit dem
abgewogenen Kohlenrest nachgeschürt wurde) auf 16°, nach 4 Stunden 30 Min.
auf 17° und nach 4 Stunden 45 Minuten auf 17 1/10° sich erhob, während
die äußere Temperatur inzwischen auf 5° fiel. Von dieser Zeit an nahm dann
die Temperatur wieder allmählich ab und betrug nach 5 vollen Stunden noch
17°, nach 12 Stunden noch 13° und nach 15 Stunden noch immer
12° bei einer äußeren Lufttemperatur von 5 1/2°.Nach 12 Stunden vom Beginn der Heizung an gerechnet war der Ofen noch warm
anzufühlen und der Rosteinsatz war noch so heiß, daß man ihn mit der Hand,
ohne sie zu verbrennen, nicht berühren konnte. Später, als man den mittleren
Rosteinsatz herausnahm, zeigte es sich dann, daß der obere Theil desselben
in Folge der intensiven Hitze, welche sich bei dieser Feuerung entwickelt
hatte, wirklich etwas abgeschmolzen war. Dieser Uebelstand wurde dann später
vom Erfinder durch eine zweckmäßige Abänderung in der Lufströmung dieses
Theiles ganz beseitigt und überhaupt nahm er hiedurch Veranlassung, auf die
Construction des Rostes und der inneren Feuerzüge die möglichste Sorgfalt zu
verwenden.
Hieraus folgt aber, daß die oben angegebene Brennmaterialmenge
im Werthe von nicht mehr als 42 1/2 Rappen
hinreichte, den großen Saal von 11097 Kubikfuß bei
einer anfänglichen Temperatur von 10° über 15 Stunden lang auf die
mittlere Temperatur von 14 1/2° bis
15° bei einer mittleren äußeren Lufttemperatur von
5 1/4°–5 1/2° zu erwärmen.
Bei dem zweiten Versuch mit Tannenholz (am 7. April v. J.) wurden im Ganzen 15 Pfund Tannenholz in
nicht ganz lufttrockenem Zustand und im Preise von 22 1/2 Rappen verbrannt und damit
eine solche Heizkraft entwickelt, daß die Temperatur des Saales, die anfänglich
12° bei einer äußeren Lufttemperatur von 8° betrug, schon nach 20
Minuten auf 13°, nach 30 Minuten auf 14°, nach 42 Minuten auf
15°, nach 45 Minuten auf 16°, nach 1 Stunde 10 Minuten auf 17°
gesteigert wurde, auf welcher Höhe sie sich bereits 1 Stunde lang ungeschmälert
erhielt, dann aber nach 2 Stunden (vom Anfang des Versuchs an gerechnet) wieder auf
16 1/2°, nach 4 Stunden 15 Minuten auf 14 1/2° und nach 6 Stunden 15
Min. auf 13 1/2° fiel, währenddem die äußere Lufttemperatur sich auf 4
1/2° erniedrigte.
Die bei diesem Versuch verbrauchten 15 Pfund Tannenholz im Werthe von nur 22 1/2 Rappen genügten somit, den Saal
von 11097 Kubikfuß bei einer anfänglichen Temperatur
von 12° über 6 Stunden lang auf die mittlere
Temperatur von 14 1/2° bis 15° bei einer mittleren äußeren Lufttemperatur von 5 1/2 bis 6° zu erwärmen.
Bei dem dritten Versuch mit Torf (am 8. April v. J.) wurden im Ganzen 22 Pfund
Torf (der zwar lufttrocken, aber nur von mittlerer Qualität war) und 1/2
Pfund Holz zum Anzünden, zusammen im Werth von 22 3/4
Rappen verbrannt, und damit die
anfängliche Zimmertemperatur von 10° bei einer
äußeren Lufttemperatur von 6° schon nach
2 1/2 Stunden auf 17° oder
während ungefähr 7 Stunden Heizungszeit auf die mittlere Temperatur von
14–14 1/2° bei einer mittleren äußeren
Lufttemperatur von 4 1/2° bis 5°
erhoben.
Bei dem vierten Versuch mit Schieferkohlen wurden 20 Pfund solcher Kohlen
vom Lager in Mörschwyl in völlig nassem Zustand, nebst 1
1/2 Pfund Tannenholz zum Anzünden, zusammen im Werth von
32 1/2 Rappen, verbraucht und damit, wie bei der
schlechten Beschaffenheit des Brennmaterials nicht anders erwartet werden konnte,
das relativ ungünstigste, aber insofern gleichwohl
sehr interessante und wichtige Resultat erzielt, als dadurch der thatsächliche Beweis geleistet worden ist, daß man in dem Schirmer'schen Ofen,
wenn es seyn muß, auch ganz nassen Brennstoff verbrennen kann.
Reduciren wir diese Versuchsresultate, um sie noch deutlicher und anschaulicher zu
machen, auf ein Wohnzimmer von mittlerer Größe, das etwa
18 Fuß breit, 15 Fuß tief und 10 Fuß hoch, oder also auf einen
Rauminhalt von 2700 Kubikinhalt, auf dieselben
Temperaturgrade und dieselbe Heizungszeit, wie
sie oben beim ersten Versuch angegeben worden sind, so würden sich, unter sonst ganz
gleichen Umständen, die Auslagen bei der Steinkohlenfeuerung
auf 10, bei der Holzfeuerung auf 11 bis 16, bei der Torffeuerung
auf 11–13, und bei der Schieferkohlenfeuerung
auf 15 bis 17 Rappen
stellen. Wir sind aber überzeugt, daß sich im letzten Fall bei gut
ausgetrockneten Schieferkohlen das Resultat mindestens so günstig, wo nicht
günstiger, als bei dem Torf herausgestellt haben würde; sowie wir auch der Ansicht
sind, daß sich das bei der Holzfeuerung erzielte Ergebniß ebenfalls noch günstiger
herausgestellt hätte, wenn das dabei verwendete Holz trockener und die
Rosteinrichtung diesem Material ebensogut als der Steinkohle angepaßt gewesen wäre,
für welche sie gerade den angemessenen Grad der Luftströmung abgab, während der
Luftzug für das Holz allerdings etwas schwächer hätte seyn dürfen.
War es der Commission auch nicht möglich, eine Vergleichung der Leistungsfähigkeit des neuen Ofens mit der Leistung eines Ofens der älteren Einrichtung anzustellen, so können doch die
berechneten und bei jedem Versuche angegebenen Preise des in einer bestimmten Zeit
und zur Hervorbringung einer bestimmten Temperatur verbrauchten Brennstoffes diese
Vergleichung einigermaßen ersetzen. Und in dieser Beziehung haben sich die Versuche,
wie sich aus den mitgetheilten Resultaten zur Genüge ergibt, in der That sehr
günstig herausstellt. Denn Jederman weiß aus eigener Erfahrung, daß bei einem Ofen
der gewöhlichen Art die Leistungsfähigkeit beträchtlich geringer ist, oder, was dasselbe sagt, daß bei einem solchen dieselbe Heizung bedeutend höher zu stehen kommt.
Außer diesem sehr zu Gunsten der neuen Ofenconstruction sprechenden ökonomischen Vortheile verdienen aber auch noch folgende
Vorzüge hervorgehoben zu werden:
1) Die schnelle und doch anhaltende Erwärmung auch des größten Zimmers.
2) Die Thatsache, jeden beliebigen Brennstoff bei entsprechend modificirter
Rosteinrichtung so zu sagen gleich gut verwenden zu können.
3) Die Möglichkeit, auch die Abfälle der verschiedenen Brennstoffe, wie Sägmehl,
Kohlenklein u.s.w. zur Verbrennung benutzen zu können.
4) Die Vermeidung jedes unangenehmen Geruchs im Zimmer und namentlich des sonst so
lästigen Rauches überhaupt.
5) Die Annehmlichkeit, das Abzugsrohr ohne Belästigung für die Bewohner der höher
gelegenen Etagen des Hauses beliebig ins Freie ausmünden zu können.
6) Die einfache und leichte Behandlung des Ofens und namentlich des Reinigens und
Putzens, das jedoch bei der im Ofen stattfindenden sehr vollkommenen Verbrennung nur
selten vorzunehmen seyn wird.
7) Die ebenso einfache und leichte Regulirung des Ofens während des Heizens, die
indessen, wenn der Ofen einmal mit dem gehörigen Brennmaterialquantum beschickt und
das Feuer angemacht ist, ebenfalls kaum nöthig seyn wird.
8) Der Umstand, daß die Brennstoffe mit ruhiger Flamme verbrennen, so daß keine
Ueberhitzung, also auch keine Brennstoffverschwendung stattfinden kann.
9) Die Annehmlichkeit, die Anheizung des Ofens im Zimmer oder außerhalb desselben
vornehmen zu können.
10) Die Möglichkeit, den Ofen auch leicht zum Kochen einrichten und verwenden zu
können.
11) Der Umstand, daß dem Ofen bei hinreichender Festigkeit auch jede beliebige Form
und Farbe gegeben werden kann. Und
12) die Thatsache, daß der Ofen sich namentlich für Steinkohlen und Schieferkohlen,
also gerade für diejenigen Brennstoffe gut eignet, welche in den gewöhnlichen
Zimmeröfen bis jetzt zur Heizung gar nicht verwendet werden konnten und zwar nicht
nur deßwegen, weil die Heizung damit verhältnißmäßig am billigsten zu stehen kommt,
sondern auch weil davon auf einmal ein großes Quantum in den Feuerungsraum eingelegt
werden kann, das dann sehr lange anhält, ohne eine weitere Bedienung nöthig zu
machen.
III. Specielle Beschreibung des
Ofens.
A. Der Heizofen ohne
Kochrohr.
Die Figuren
17–22 auf Tab. V, von
denen Fig.
17 die vordere Ansicht des Ofens, Fig. 18 den
Verticalschnitt desselben nach AB, Fig. 19
den Horizontalschnitt nach CD durch den
Feuerraum sammt Horizontalprojection des Rostes, Fig. 20 den
Horizontalschnitt nach EF durch die
Feuer- und Luftcylinder, Fig. 21 den
Horizontalschnitt nach GH durch den Rost und
das Ansatzrohr und Fig. 22 den
Horizontalschnitt nach IK durch den Aschenfall
darstellt, erklären die Ofenconstruction hinreichend. Dieselben Gegenstände sind
zudem in allen Figuren mit denselben Buchstaben bezeichnet, und bedeuten:
a, a den cylindrischen Feuerraum aus Gußeisen, der
vorn mit einem prismatischen Ansatzrohr und oben mit einem conischen Hut zur
Aufnahme des ersten Feuerrohrs versehen ist und unten mit einer entsprechenden
Oeffnung sich an den Rost anschließt;
a', a' die (doppelte) Heizthüre zur Beschickung des
Ofens mit Brennmaterial;
b, b den ebenfalls aus Gußeisen bestehenden
kreisförmig conisch geformten Rost, dessen Umfang mit einer entsprechenden
Anzahl Zuglöcher versehen ist;
b', b' den aus gleichem Material bestehenden und mit
eben solchen Zuglöchern versehenen eingesetzten Zapfenrost, wodurch die zur
Verbrennung des Brennstoffes nöthige Luft nicht nur von oben und unten, sondern
auch, ähnlich wie beim Brenner einer Argand'schen
Lampe, ringsherum von Innen und Außen zuströmen kann;
c, c das erste oder mittlere Feuerrohr welches unten
mit einer muffenartigen Erweiterung sich an den conischen Hut des Feuerraums
anschließt und oben offen ist;
d, d das zweite und
e, e das dritte Feuerrohr, beide aus starkem
Eisenblech und mit gut anschließenden gußeisernen Deckeln d' und e', e' versehen, in welch letzteren
der Kamin und das Abzugsrohr l, l für den Abzug der
Verbrennungsproducte einmündet;
f, f den ersten, g, g
den zweiten und h, h den dritten Blechcylinder für
die Luftheizung;
i, i den äußersten oder Umfassungscylinder des
Ofens, der unten und oben mit passenden Gesimsen und in der Mitte mit geeigneten
messingenen Ringen versehen ist;
i', i' den ebenfalls aus starkem Eisenblech
bestehenden cylindrischen Sokel des Ofens;
k, k die aus einem schlechten Wärmeleiter, aus
Sand-, Kiesel- oder Ziegelstein bestehende Fütterung, womit der
Zwischenraum der beiden äußersten concentrischen Cylinder ausgefüllt ist;
m, m Winkeleisen, welche das auf dem Sokel lastende
Gewicht des Ofens auf dessen Umfang überzutragen haben;
n, n Schublade für den Aschenfall;
o, o das mittlere Ansatzrohr aus starkem Eisenblech
in welchem der conische Rost, frei herabhängend, eingesetzt ist, und auf welchem
der Feuerraum mit den Feuercylindern vorzugsweise zu liegen kommt;
p, p und q, q
Quer- und Längenstäbe aus Schmiedeeisen, worauf nicht nur die Schublade
des Aschenfalls, sondern auch das Ansatzrohr o, o
mit den darauf lastenden Theilen zu ruhen kommt;
r, r den schmiedeeisernen Ring, auf welchem die
Schienen q, q zu liegen kommen und an welchen auch
der äußere Cylinder des Sokels angenietet wird;
s, s die Steinplatte, auf welcher der Ofen zu liegen
kommt;
t, t und t₂, t₂ zwei kreisförmige Löcher im Sokel unten in
der Nähe des Bodens, durch welche die kalte Zimmerluft einströmt, und endlich
u, u eine Oeffnung oben im Deckel des Ofens,
durch welche die Luft, nachdem sie sich an den heißen Wänden der concentrischen
Cylinder erwärmt hat, wieder ausströmt.
Durch die Pfeile F, F, F und L, L, L ist die Circulation des Feuers und der Verbrennungsproducte,
sowie der Luft noch besonders erläutert, so daß es kaum nöthig seyn wird,
dieselbe noch näher zu beschreiben.
B. Der Heizofen mit
Kochrohr.
Die Figuren
23–28, wovon Fig. 23
den Verticalschnitt nach AB, Fig. 24 den
Verticalschnitt nach CD, Fig. 25 den
Horizontalschnitt nach EF durch den Feuerraum,
Fig.
26 den Horizontalschnitt nach GH
durch das Kochrohr, Fig. 27 den
Horizontalschnitt nach IK durch die
Feuer- und Luftzüge, und Fig. 28 den
Horizontalschnitt nach LM durch den Aschenfall
darstellt, erklären auch bei diesem Ofen die Construction vollständig. Und da
dieselben Theile zudem mit denselben Buchstaben wie bei dem Heizofen ohne
Kochrohr bezeichnet sind, so scheint es überflüssig, dieselben hier nochmals zu
beschreiben. Wohl aber ist die Einrichtung des Kochrohres und die dadurch
verursachten Aenderungen in der Feuer- und Luftcirculation näher zu
bezeichnen.
Das Kochrohr α, α ist folgendermaßen
zusammengesetzt. Ueber dem Feuerraum a, a, a
befindet sich der auf der Ziegelstein-Fütterung k,
k aufliegende starke gußeiserne Ring v, v,
auf welchem nicht nur die starke Bodenplatte w, w,
sondern auch die hohlen cylindrischen Seitenwandstücke x,
x und x₂, x₂ ihre Unterstützung finden, auf welch letzteren wiederum die
obere Deckplatte y, y ruht. Den oberen Schluß
endlich bildet der cylindrisch-conische Hut z, z,
z, z, dem das erstere oder innere Feuerrohr c, c, c, c
aufgesetzt ist und auf welchem auch der zweite Feuercylinder d, d, d, d mittelst der Stützen d'', d'' seine Unterstützung findet.
Durch die Pfeile F, F, F, F ist die Circulation des
Feuers und der Verbrennungsproducte auch bei diesem Ofen hinreichend erläutert.
Die Vermittlung der Circulation zwischen dem Feuerraum a,
a, a, a und dem ersten Feuerrohr c, c, c, c
geschieht durch die hohlen Seitenwandstücke x₁, x₁, x₁ und x₂, x₂ und den darauf gesetzten Hut z, z.
Was die Circulation der Luftheizung bei diesem Ofen betrifft, so ist dieselbe
ebenfalls durch die Pfeile L, L, L, L angegeben. Aus
den horizontalen Querschnittsfiguren 25, 26 und 27 sieht man aber, daß die
ersten Züge ff, ff durch welche die kalte Zimmerluft unten einströmt, sowie drittens
die Züge hh, hh durch welche sie oben wieder ausströmt, keinen vollständigen
Cylinder, sondern nur cylindrische Segmentstücke sind, und daß nur der mittlere
Zug, durch welchen die Luft im Abwärtsbewegen begriffen ist, einen vollständigen
Cylinderraum (ee, gg) bildet.
C. Die Rosteinsätze zum
Auswechseln.
Die Figuren
29–34 zeigen endlich
noch Grundriß und Aufriß dreier verschiedener Rosteinsätze, wie sie je nach dem
Material und der Stärke der Heizung bei beiden Oefen mit Vortheil ausgewechselt
werden können, und zwar:
Fig. 29
und 30,
Grundriß und Aufriß des Zapfenrostes, der für Steinkohlen, Kohks und die
verschiedenen Abfälle der Brennmaterialien angewendet wird;
Fig. 31
und 32,
Grundriß und Aufriß des einfachen Bodenrostes, der für Holz, Torf,
Schieferkohlen etc. bestimmt ist, und
Fig. 33
und 34,
Grundriß und Aufriß des Einsatzrostes, der angewendet wird, wenn nur ein
geringeres Feuer angemacht werden soll.
Von diesen verschiedenen Rosteinsätzen bemerkt man in Fig. 18 den
Zapfenrost b, b', in Fig. 23 den einfachen
Bodenrost b, b₂ und in Fig. 24 den
Zapfenrost b sammt dem Einsatzrost b, b₃.