Titel: Skizzen aus der allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth.
Autor: Max Eyth [GND], Max Eyth
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LXX., S. 321
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LXX. Skizzen aus der allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Eyth, Skizzen aus der Londoner Ausstellung. Amerikanische Maschinen zur Seilfabrication. Zerstreut in allen Theilen des Ausstellungsgebäudes finden wir die verhältnißmäßig spärlichen, aber stets originellen Beiträge, welche die Vereinigten Staaten Amerika's gesendet haben. Lee und Larned's Dampffeuerspritze mit rotirender Pumpe, die einzige, welche sich als wirklich kampftüchtig erwiesen hat, obgleich sie von Merryweather's Maschine in Betreff der raschen Dampferzeugung um 2 Minuten übertroffen wurde (die beiden Maschinen brauchten resp. 11 und 13 Minuten, um kaltes Wasser in Dampf von 7 Atmosphär. zu verwandeln), hat nach ihren glänzenden Proben den Ehrenplatz im Schiff des Gebäudes eingenommen. Mac Cormick's verbesserte Mähmaschine mit selbstbeweglichem Rechen zum Entfernen des geschnittenen Korns von der Plattform – das fast einzig neue, was die Ausstellung uns im Gebiete von Mähmaschinen zeigte –, ist in der unscheinbaren südöstlichen Ecke des Gebäudes zu finden. Dort stehen, unter mineralogischen Sammlungen und Pelz- und Ledermustern, sinnreiche Papierdütenmaschinen, Hanfspinnmaschinen und die berühmte, von Hunderten vergeblich gesuchte Kuhmelkmaschine. Im westlichen Annex, unter englischen Spinnstühlen, ist endlich Porter's Regulator und Allan's Coulissensteuerung zu finden, und auf der Grenze zwischen belgischer und deutscher Industrie werden Sanborn's Seilmaschinen in Thätigkeit erhalten. Hat die kürzlich eingetretene Zersplitterung des amerikanischen Gemeinwesens schon so sichtlich auf die einheitliche und organische Repräsentation der Producte des Westens gewirkt, so darf es uns sicherlich nicht wundern, daß den Commissären des Zollvereins in Betreff der Art der Ausstellung nicht Alles gelang, was sowohl das eingesandte reiche Material, als der schöne Deutschland zugewiesene Raum – der in sich abgeschlossene rechtwinklige Transept mit dem Ehrenplatze unter dem zweiten Dome – hätte erwarten lassen. So unvollständig nun auch quantitativ die Vertretung der Vereinigten Staaten ist, so unvollkommen die Art erscheint, in welcher das Wenige zur Geltung gebracht wurde, so springt uns doch ein wesentlicher Charakterzug der amerikanischen Technik, verglichen mit derjenigen der alten Welt und speciell mit der englischen, besonders in die Augen. Während der englische Erfindungsgeist mit seiner ganzen angeborenen Energie durchaus ins Große arbeitet und seine Kraft in den ans Vollkommene grenzenden Schiffsmaschinen von Penn, in den wundervollen Werkzeugmaschinen von Whitworth, in Dampfpflügen und Armstrongkanonen zeigt, geht die technische Richtung über dem Ocean mehr ins Detail des Lebens, mehr ins Kleine, specifisch „Praktische“ ein. Weit mehr als in England ist in Amerika Engineering nicht der Zweck einer Lebensthätigkeit, sondern das Mittel. Während hier der im englischen Geiste festgewurzelte Sinn für Standesgrenzen trotz aller Gewerbefreiheit die Ingenieure zur festgeschlossenen Gesellschaft vereinigt hat, in deren Thun und Treiben sich selten ein Laie wagt, ist dort jeder Handwerker sein eigener Ingenieur und sorgt mit der dem Amateur häufig eigenen Originalität und Keckheit für seine eigenen Bedürfnisse. Daher die Nähmaschinen, Pfropfschneidemaschinen, Dütenmacher, Kuhmelker, Universalschreiner und wie die vielen wunderlich sinnreichen Vorrichtungen heißen mögen, welche uns seit Jahrzehnten vom Westen aus zukommen. Daher auf der anderen Seite die meist rücksichtslose Art der Ausführung, die absolute Gleichgültigkeit, womit in den meisten dieser Maschinen Stangen gekröpft und Hebel gekrümmt und abgebogen sind. Was uns zu obigen Bemerkungen veranlaßte, sind im Augenblick die auf der Ausstellung befindlichen Maschinen zur Seilfabrication. Im Jahre 1851 war der Proceß des Seilmachens mittelst Maschinen mangelhaft genug durch einen großen Apparat von J. Crawhall vertreten, welcher aus den gesponnenen Strängen das Seil bildete. Spinnmaschinen waren keine aufgestellt und die ganze Idee scheint keine weiteren Folgen gehabt zu haben. Diesesmal hat England die Sache vollständig den Amerikanern überlassen, welche nicht bloß auf der Ausstellung zwei Maschinen zum Hanfspinnen und eine zum Seilformen zeigen, sondern bereits mehrere dieser Apparate auf englischem Boden – (Aberdeen, Glasgow, London) – in englischen Fabriken in Thätigkeit haben. 1. Sanborn's Spinner. Leider hat weder Sanborn noch Todd, die beiden Aussteller, welche hier in Betracht kommen, vollständige Sätze ihrer Seilfabricationsmaschinen gezeigt. Doch geben uns die drei auf Tab. VII gezeichneten Maschinen das Wesentlichste des Processes – das Spinnen zu Strängen und das Bilden der Seile. Fig. 1 – 7 zeigen uns den Sanborn'schen Spinner, auf welchem der Hanf, nachdem er durch einen vorangegangenen Proceß gekämmt und gereinigt ist, in einen langen Faden gesponnen wird. Die Maschine, welche zu ihrer Bedienung ein Mädchen erfordert, das den Hanf aufgibt, verdient wegen ihrer Einfachheit eine nähere Erwähnung, erfordert aber von Seiten der Bedienung immerhin einige Geschicklichkeit. Das Mädchen steht bei A, hat den Vorrath um ihre Taille geschlungen und läßt in möglichst gleichmäßiger Weise den Hanf durch die durchbohrte Achse des Rädchens a in die Maschine hineinlaufen. Dieses Rädchen ist in einer Büchse des Maschinengestells festgekeilt. Der verlängerte Hals seiner Nabe dient, ehe er in die feste Büchse tritt, als Drehpunkt, um welchen sich der gußeiserne Körper b frei dreht. Dieser Körper bildet im Wesentlichen eine hohle Halbkugel, welche mittelst zweier Arme mit der am anderen Ende befindlichen verlängerten Nabe einer kleinen Riemenscheibe zusammenhängt. In diese Nabe ist eine schmiedeeiserne Welle mittelst einer Schraube befestigt, welche sich bis zum anderen Ende des Gestelles fortsetzt, wo sie in einem Lager c läuft, dessen eigenthümliche Construction aus Fig. 4 deutlich wird. Ein weiteres Lager von eigenthümlicher Construction hat die ziemlich lange Welle bei A, wo ein schmiedeeisernes Scheibchen aufgekeilt ist, das nach unten auf einer im Gestell rotirenden Rolle ruht und seitlich und oben durch die Theile des gußeisernen Gestells, welches die ganze Lagerung trägt, berührt und gehalten ist (s. Fig. 7). Im Innern der Halbkugel b sitzen die Zuführungswälzchen, Fig. 2 und 5. Diametral durch die Kugel geht nämlich eine Achse (Fig. 5), auf welcher ein conisches Rädchen aufgekeilt ist, das in das erwähnte feste Rad a eingreift. Gegen die Mitte hin ist die Achse stärker und leicht geriffelt. Dieser Theil wird von einem zweiten Röllchen berührt, das in einer Gabel gehalten und glatt ist. Eine kleine, viereckige Achse, an der die Gabel steckt, tritt durch die Seitenwand der Halbkugel wohlgeführt hervor, und wird von außen durch eine messingene Kapsel, welche mit elastischen Kautschukscheibchen gefüllt ist und mittelst eines Gewindes angezogen werden kann, nach innen gedrückt. Da die beiden conischen Rädchen verschiedene Durchmesser haben, so ist klar, daß wenn sich der Körper b dreht während, wie erwähnt, das Rad a fest ist, das größere Zuführungswälzchen eine langsame Bewegung erhält, wodurch der zwischen den beiden Wälzchen festgekniffene Hanf aus der Hand der Spinnerin in die Maschine gezogen wird. Zwischen der Hand und den sich mit großer Geschwindigkeit drehenden Wälzchen erhält das Band die nöthige Drehung und die ganze Aufgabe ist, den Hanf so gleichförmig als möglich zulaufen zu lassen. Die Riemenscheibe f, welche mit b ein Gußstück bildet, setzt das ganze System in Bewegung, indem sie mittelst eines Riemens mit der auf der Treibwelle g aufgekeilten Scheibe G in Verbindung steht. Sie hat keine Arme; in der tellerförmigen Verbindung zwischen Kranz und Nabe befinden sich zwei Löcher, welche mit ähnlichen Löchern in der Führungsrolle d correspondiren und durch welche der gesponnene Faden gezogen ist. Zwischen c und d, auf einer Feder verschiebbar und mit der Welle sich drehend, befindet sich der messingene zweiarmige Flügel, welcher den Faden auf eine hölzerne Spule aufwindet. Durch die Nabe ist ein schräges Loch gebohrt, welches den Faden dem stählernen Schräubchen zuführt, das am Ende des Flügels eingeschraubt ist und durch welches er tritt ehe er sich aufwindet. Die Spule ist festgehalten (wie sich aus Fig. 6 ergibt), indem ein eisernes Band über eine Bandscheibe g' läuft, das auf der einen Seite, hebelförmig verlängert, sich um einen festen Zapfen dreht, und auf der anderen mit einem Gewicht belastet gegen die Scheibe preßt. Die Geschwindigkeit der Zuführwälzchen ist nun der Art, daß bedeutend weniger Hanf ausgegeben wird, als der Flügel auf die Spule aufwinden würde, wenn dieselbe wirklich festgehalten wäre. Der Faden muß die mit der Bremsscheibe verbundene Spule deßhalb nothwendig drehen und wird, entsprechend dem angehängten Gewichte, beliebig, aber stets gleichförmig straff gehalten. Um ein regelmäßiges Aufwinden hervorzubringen, verschiebt sich der Flügel in der Richtung der Welle stetig hin und her. Hiezu dient der Arm h (Fig. 3), welcher auf der einen Seite aus einem die Nabe des Flügels umgebenden gußeisernen Ring besteht, welcher diese mittelst zweier Zäpfchen und einer in der Nabe befindlichen Nuth packt. Auf der andern Seite ist er an einer Führungsstange i angeschraubt. Am rechtsliegenden Ende dieser Stange ist ein gußeiserner Kopf angeschraubt, der sie mit einer Welle k in Verbindung bringt, in welche, auf eine Länge gleich der Länge der Spule, ein tiefes rechtes und linkes Gewinde eingeschnitten ist. Der gußeiserne Kopf l umfaßt dieses Gewinde und hat nach innen gehend ein drehbares Zäpfchen von elliptischer Gestalt, dessen kleine Achse die Länge, gleich der Breite, der eingeschnittenen Gewindgrube ist. Die beiden Gewinde, welche sich beständig durchschneiden, gehen an den Enden so ineinander über, daß dadurch das Zäpfchen eine kleine Drehung macht und damit der ganze Kopf, mit Führungsstange und Flügel, bei der einfachen Drehung der Welle k stetig hin und her läuftlauft. Diese Welle wird durch das Riemenscheibchen m und das kleine Vorgelege n von der Treibwelle aus in Bewegung gesetzt. Um eine volle Spule abzunehmen und eine leere aufzusetzen, ist, wie man nun leicht sieht, das eigenthümliche Lager c sowohl als d nothwendig. Wie Fig. 4 zeigt, werden die beiden gußeisernen Arme q und q' um zwei Drehzapfen gedreht, nachdem der Handgriff p aufgeschlagen und der viereckige messingene Lagerschalenblock ausgezogen ist. Die Welle ist dann nach dieser Seite hin vollständig fliegend und die Spule kann während dieser Zeit ohne Schwierigkeit abgezogen und durch eine neue ersetzt werden, indem die Welle in ihren Lagern bei a und d vollständig gehalten ist. Die Anzahl der Umdrehungen der Betriebswelle ist = 250 des Flügels = 750 Gesponnen wird, nach Angabe des Fabrikanten, per Tag in 10 Arbeitsstunden auf einer Maschine 120 Pfd. Manilla-, oder 150 Pfd. grünen Hanfs. 2. Todd's Hanfspinnmaschine. In ihrer Wirkungsweise unterscheidet sich diese Maschine von der vorigen wesentlich dadurch, daß das Zuführen des Hanfes der Art regulirt ist, daß selbst bei einer sehr ungeschickten Bedienung ein ziemlich gleichförmiger Faden erhalten, und daß neben dem Spinnen zuvor noch ein Auskämmen und Parallellegen der Hanffasern erzielt wird. Die ausgestellte Maschine ist, wie sich aus Fig. 812 ergibt, förmlich doppeltwirkend, indem zwei genau symmetrische Hälften zusammengebaut sind. Die drei Haupttheile des Apparates sind der Zuführungsapparat, die Regulirung und der Spinner. Wir nehmen in Folgendem natürlich immer nur auf eine Hälfte des Ganzen Rücksicht, wobei wir uns auf die im Grundriß der Fig. 10 gezeigte Ansicht des obern und untern Theils der zwei Hälften abwechslungsweise beziehen. Die eigentliche Treibwelle liegt bei a und wird von der festen und losen Riemenscheibe zwischen ihren am Gestell angeschraubten Wandungen in Bewegung gesetzt. Dieß geschieht in der Ausstellung durch einen an einem Schwungrad arbeitenden Mann, wornach somit der Kraftverbrauch der Maschine annähernd bestimmt ist. Am andern Ende des länglich tafelförmigen Gestells befindet sich der Zuführungsapparat. Derselbe besteht im Wesentlichen aus zwei leichten horizontalen Wellchen, an deren Enden jedoch zwischen den Lagern Scheibchen mit tiefen zahnförmigen Quernuthen aufgesteckt sind. In diese Ruthen legen sich eiserne Rundstangen, welche an ihren beiderseitigen Enden in die Glieder zweier endlosen Ketten eingenietet sind, wie dieß in Fig. 11 näher gezeigt ist. Auf diese Weise ist, wie man sieht, ein endloses System von Stäben gebildet, das durch die eine der besprochenen Wellen, auf welcher das Riemenscheibchen b steckt, in Bewegung gesetzt wird. Ungefähr auf eine Länge von 4'' in der Mitte der Stäbe, sind dieselben mit 1 1/2'' langen dünnen Stahlstacheln besetzt, welche etwas nach hinten gekrümmt sind. In diese Stacheln wird der zu spinnende Hanf gelegt, und zwar mit sehr geringem Aufwand von Sorgfalt. Der Blechtrichter c sammelt das etwa 3'' breite Band der hübsch parallel gelegten Fäden, drückt es zusammen und läßt es zwischen die beiden schmiedeeisernen Walzen d und e laufen, von welchen die eine eine mit Flantschen versehene Grube bildet, in welche die andere festgepreßt wird. Diese Walzen haben nicht bloß den Zweck den Hanf festzuhalten, um hinter ihnen einen beträchtlichen Zug auf den Faden ausüben zu können, sondern namentlich auch die Dicke desselben zu reguliren. Die Scheibe c steckt nämlich auf einer starken Welle, welche im Gestell gelagert ist und mittelst einer außen steckenden Riemenscheibe direct von der Treibwelle aus in stetige Bewegung versetzt wird. Auch das Röllchen d steckt auf einer Welle, die mit der von e durch zwei mit sehr langen Zähnen versehene Rädchen verbunden ist. Diese letztere Welle ist jedoch nicht fest gelagert, sondern durch ein Rahmenwerk festgehalten, das sich um die Drehpunkte f dreht und mittelst der Schraube und Stange g die beiden Zuführungs- und Regulirungsrollen gegeneinander preßt. Nach unten führend packt nun diese Stange g einen gabelförmigen Hebel h, der sich über seinen Drehpunkt verlängert und dort durch eine Spiralfeder fortwährend nach oben gedrückt wird, wodurch natürlich das Bestreben entsteht, die Stange g nach unten zu ziehen und die Zugrollen zusammen zu pressen. Nun sind nahe am Boden die beiden Wellen i und k gelagert, von welchen die eine in directer Verbindung mit der Treibwelle steht, während die andere mittelst eines gekreuzten Riemens mit der Scheibe b und der Zuführungsbahn communicirt. Auf der Welle i sind zwei dünne, kleine Excenter aufgekeilt, deren Excenterringchen mit Schubstangen zusammengeschweißt sind, während die Schaufeln der letzteren in ein auf der Welle k aufgekeiltes Sperr- oder Schubrad greifen. Die Schubstangen sind in verticalem Sinne in der Weise gestellt, daß wenn der Steg des gabelförmigen Hebels h, welcher direct unter ihnen wegläuft, gehoben wird, er zuerst die eine, und bei einer weiteren Hebung auch die andere Stange aus den Zähnchen des Schubrades hebt und damit dieses außer Thätigkeit setzt. Die Wirkung der Vorrichtung ist nun leicht einzusehen. Ist der Hanf regelmäßig in der richtigen Stärke aufgegeben, so läuft er durch die Preßrollen, ohne dieselben mehr als nöthig zu heben, die beiden Schubstangen bleiben eingerückt und die Zuführungsstangen bewegen sich regelmäßig, d.h. etwas langsamer als die Umfangsgeschwindigkeit der Preßwalzen, so daß der Hanf durch die Zinken aufgehalten, nochmals gekämmt und parallel gelegt wird. Kommt nun aber eine dickere Stelle unter die Preßwalzen, so heben sich diese, eine Schubstange kommt außer Thätigkeit, der Zuführungstisch geht nur noch mit der halben Geschwindigkeit und die Zinken ziehen eine gute Menge Fasern aus dem Strang zwischen den Preßrollen und letzten Zuführungsstäben, bis, was in 2–3 Secunden gewöhnlich der Fall ist, der Strang seine reguläre Stärke hat, die Schubstange wieder einfällt und der Tisch wieder seine normale Geschwindigkeit annimmt. Wird der Strang jedoch, bei sehr nachlässiger Bedienung, noch dicker, so wird auch die zweite Schubstange ausgehoben, der Tisch hält ganz, und seine Zinken kämmen nun sehr kräftig den überschüssigen Hanf aus dem unregelmäßigen Knoten. Diese sinnreiche Vorrichtung ist, wie man sieht, nicht ganz fehlerfrei, indem nothwendig etlicher zu dicker Hanf durch die Preßrollen laufen muß, um die Regulirung der nachfolgenden Strecke in Thätigkeit zu rufen. Für praktische Zwecke jedoch scheint sie vollständig genügend zu seyn, wie wir uns bei absichtlich schlecht aufgegebenem Material überzeugt haben. Von den Preßrollen an beginnt das eigentliche Spinnen, welches unter größerer Spannung des Stranges stattfindet als dieß bei der Sanborn'schen Maschine der Fall ist. Der Flügel bildet einen förmlichen Rahmen, welcher sich in den Lagern 1 und m dreht und ist aus zwei gußeisernen Traversen, die mit runden schmiedeeisernen Stangen verbunden sind, gebildet. An der linken Traverse, durch deren durchbohrten dünnen Hals der Faden tritt, ist ein Messingsteg angeschraubt, in dem eine lange Spindel lagert, welche durch den Hals der rechten Traverse tritt und am anderen Ende der Maschine in einem weiteren Lager ruht. Die Längenstäbe des Flügels tragen die Führungsröllchen für den Faden. An der Außenseite des Lagers m sitzt ein gemeinschaftliches Gußstück mit der Traverse, die Riemenscheibe welche den Flügel in Bewegung setzt. Die hölzerne Spule endlich ist mit zwei Schräubchen an ein über ihre Spindel gestreiftes Rohr befestigt, welches durch Traverse und Lager tritt, und am anderen Ende ein Riemenscheibchen mit hohen Rändern und einen kleinen Muff mit tiefer Grube trägt. In diese Grube greift gabelförmig ein kleiner schmiedeeiserner Arm, welcher der ganzen Röhre und damit der Spule eine stetig hin- und hergehende Bewegung ertheilt, wodurch ein regelmäßiges Aufwickeln des Gespinnstes erzielt wird. Der Arm nämlich ist an einem Schlitten befestigt, welcher ein Lineal q von rechteckigem Querschnitt umgreift, und entlang desselben verschiebbar ist. An der unteren Seite dieses Lineals sind in der Längenrichtung Stifte angebracht, in welche zahnförmig ein kleines Stirnrädchen greift. Das Rädchen sitzt auf einer verticalen Welle, welche unten, wo ein Schneckenrad aufgekeilt ist, in einer Pfanne, oben in einem Schlitz gelagert ist (Fig. 12). Ist die Schnecke in Bewegung gesetzt, so dreht sich die Welle und verschiebt damit den Schlitten längs des Lineals, bis fein letzter Stift durch die Zähne des Stirnrädchens gelaufen ist. Dann läuft dasselbe auf die andere Seite der Stiftreihe und der Schlitten nimmt eine rückgängige Bewegung an. Die Bewegung des Wurmrades wird durch eine Schnurscheibe erzielt, welche mit der Welle r in Verbindung ist. Die Welle r, wie man sieht, ist durch ein conisches Getrieb von der Treibwelle a aus in Bewegung gesetzt und trägt neben dem Schnurscheibchen eine lange cylindrische Walze, von deren einem Ende ein Riemen nach dem Riemenscheibchen des Flügels bei m läuft. Ein anderer, dünnerer Riemen läuft über die Walze i, die Scheibe der Röhre p und wird durch diese der Walze entlang hin und her geschoben. Die Anzahl der Umdrehungen der Treibwelle ist   250, derjenigen des Flügels im Maximum 1200. Die Leistungsfähigkeit einer Spindel stellt sich auf 125 Pfd. Nr. 20 per Tag. Ein ganzer Todd'scher Hanfspinnapparat besteht aus einer Hechelmaschine, einer Lappmaschine, zwei Streckmaschinen, 10 Spindelmaschinen. Diese verarbeiten 1250 Pfd. Garn per Tag, und können, was in Städten ein großer Vortheil ist, in einem Raum von 30 auf 45' aufgestellt werden. Sie erfordern zusammen 10 Pferdekräfte. Die Stärke des Fadens kann in jedem Augenblick geändert werden, indem man die Stellung der Schraube ändert, welche mittelst der Stange g die beiden Preßwalzen zusammenspannt. Die Bedienung der Spinnmaschine erfordert, wie wir zeigten, einen äußerst geringen Grad von Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit. 3. Sanborn's Seilmaschine. Eine in Betreff der Anordnung sehr hübsche Maschine führt uns Sanborn in seiner eigentlichen Seilmaschine vor (Fig. 1320). Dieselbe bildet aus vier Fäden, welche von vier aus seiner oben beschriebenen Spinnmaschine genommenen Spulen gezogen werden, zunächst einen festen Strang und flicht drei dieser Stränge zu einem Seile zusammen. Die ganze Länge der Maschine ist 3 Meter, die äußerste Breite 1,4 Meter. Die Treibwelle a, welche durch Riemenscheiben in Bewegung gesetzt wird, ist in zwei gußeisernen Ständern gelagert, zwischen denen die erste Operation – das Bilden der Stränge – vor sich geht. Diese Ständer dienen, in gleichen Abständen von der Hauptwelle a, drei Systemen von Mechanismen zum Lager, die unter sich vollständig gleich sind, und von welchen jedes aus vier Spulen einen Strang bildet. In Fig. 13 sind zwei dieser Systeme in verschiedenen Stellungen gezeichnet, so daß jedes für die Projection des andern angesehen werden kann, während Fig. 15 eine Seitenansicht der Anordnung gibt. Ein außerhalb der Ständer auf die Treibwelle aufgekeiltes Stirnrad greift, wie aus Fig. 15 ersichtlich ist, in drei kleinere Räder, von denen jedes einen der Strangbildeapparate in Bewegung setzt. Dieselben sind nämlich auf dem gußeisernen Hals eines Rahmens aufgesteckt, der sich in den entsprechenden Lagern der beiden Ständer dreht. In dem Rahmen b bewegt sich ein zweiter Rahmen c, in welchem die Spulen befestigt sind und von dem wir deßhalb auszugehen haben. Der Rahmen c besteht nach Fig. 13, 16 und 17 aus einem Gestell mit einem gußeisernen durchbohrten Halse links und einer kurzen, in eine Nabe eingekeilten schmiedeeisernen Spindel rechts, welche nach außen verlängert den zweiten Hals für die Lagerung des inneren Rahmens c im äußeren b bildet. Nach innen trägt diese Spindel eine kleine Scheibe, in der sich vier Löcher befinden. Die Seiten des Rahmens bilden ein doppeltes Kreuz (Fig. 16 und 17), wodurch man vier Punkte in gleichen Abständen vom Centrum gewinnt. Hier ist der Rahmen einfach durchbohrt, und durch die Löcher sind vier kleine Achsen gesteckt, welche die lose aufsitzenden Spulen tragen und vor seitlicher Verschiebung durch Federn geschützt sind, die (nach Fig. 16 und 18) in an den Enden eingedrehte Hälse greifen. Die Fäden der Spule werden nun durch die Löcher des mittleren Rädchens gezogen und laufen sämmtlich dem durchbohrten Halse des Rahmens zu. Ehe sie aber in denselben treten, werden sie durch einen Bügel, der mit zwei Schräubchen angezogen wird, in einer halbrunden Rinne festgekniffen, so daß ein beträchtlicher Zug erforderlich ist, um die nun fest zusammengepreßten Fäden aus den: Halse herauszuziehen. Außerhalb des Lagers im Rahmen b ist der Hals mit einem kleinen Stirnrädchen versehen; im Rahmen b ist, um dasselbe in Bewegung zu setzen, eine Welle gelagert, an deren beiden Enden zwei Rädchen aufgekeilt sind, von denen das eine in ein fest am Gestell angeschraubtes Rad, das andere in das auf dem erwähnten Halse steckende eingreift. Wären diese vier Rädchen gleich groß, so würde, wenn sich der Rahmen b dreht, der Rahmen c absolut stillstehen. Durch die verschiedene Zahl der Zähne in den vier Rädchen jedoch wird der Rahmen c relativ sowohl gegen b, als absolut, in eine langsame Drehung versetzt, wodurch die vier Fäden zu einem gemeinschaftlichen Strang zusammengesponnen werden. Der Rahmen b nämlich, in welchem sich der Rahmen c dreht, führt den stark gespannten Strang über vier Führungsröllchen dem rechtsliegenden durchbohrten Halse zu, durch dessen Oeffnung er heraustritt, um sich um die zwei conischen Cylinderchen zu schlingen, von welchen das eine convergirend, das andere divergirend ist. Der Strang, welcher um jedes derselben vier Umdrehungen macht, wird hiedurch zwischen beiden scharf gestreckt und durch die große Reibung äußerst fest gehalten. Beide drehen sich um Spindeln, von welchen die eine in einer Fortsetzung des großen Rahmens b feststeckt, die andere durch ein conisches Rädchen in Bewegung gesetzt wird. Die Bewegung dieses Rädchens, wie man aus Fig. 13 sieht, wird durch ein mit Stirnrädchen und conischem Rädchen versehenes Vorgelege vermittelt, welches in der Verlängerung des Rahmens b lagert und sich mit diesem herumdreht. Das Stirnrädchen greift hiebei in ein am festen Maschinengestell angegossenes Rad. Die Differenz der Zähnezahl dieser beiden Stirnrädchen setzt das Vorgelege und damit den äußeren Conus in Bewegung, der mit großer Kraft den Strang aus dem Rahmen herauszieht, welchen derselbe durch die wohlabgerundete Oeffnung d verläßt. Genau von derselben Construction sind natürlich die zwei anderen Rahmen. Jeder zieht die Fäden aus 4 Spulen ab, preßt sie zusammen und dreht sie unter starkem Strecken zu einem Strange zusammen, so daß aus drei Oeffnungen d, d₁, d₂ solche Stränge hervortreten. Diese laufen sämmtlich einem Punkte f zu, wo sie sich, alles unter der straffesten Anspannung, zu einem Seile vereinigen. Zuvor aber laufen sie durch eine Röhre e, die in zwei Lagern des Gestells wohl gehalten ist und sich fortwährend dreht, um die Reibung der sich in ihr windenden Stränge so unschädlich als möglich zu machen. Die Stränge werden nämlich, wie man leicht sieht, zwischen Punkt f und d in Folge der Drehung des Rahmens b noch einmal stark zusammengedreht. – Die Bewegung der drei Hülsen e wird durch ein gemeinschaftliches, auf einem kleinen Vorgelege steckendes conisches Rädchen hervorgebracht, das selbst, mittelst Schnurscheiben, von der Welle g aus in Bewegung gesetzt wird. Die Haupttreibwelle a trägt ihre Bewegung nämlich mittelst zweier Stirnräder auf die tiefer liegende Welle g über, auf welcher diejenige mit der ebenerwähnten Schnurscheibe sitzt, während an ihrem entgegengesetzten Ende f liegend ein weiteres Stirnrad und ein Riemenscheibchen sitzt. Beide dienen zur Ingangsetzung des letzten Theils der Maschine, mittelst dessen das Seil fertig gedreht und aufgewickelt wird. Dieselbe besteht wesentlich in einem starken oblongen Rahmen (Fig. 13 und 20). Links endet derselbe in einem durchbohrten Hals, auf welchem – innerhalb des speciell für den Rahmen bestimmten Gestells – ein Stirnrädchen aufgekeilt ist, das mittelst eines Zwischenrädchens direct mit dem Rad auf der Welle g in Verbindung steht. Am andern Ende dreht er sich lose auf einer kleinen Spindel i, welche selbst wieder, wie wir sehen werden, eine selbstständige Bewegung hat. Der Rahmen trägt nun im Wesentlichen zwei Achsen, von welchen auf der einen eine große hölzerne Walze zum Aufwickeln des fertigen Seils befestigt ist, während die andere – eine Welle mit doppeltem Gewinde – wie wir sie schon bei Sanborn's Spinnmaschine fanden, – das regelmäßige Aufwickeln des Seils vermittelt. Von der Riemenscheibe am Ende der Welle g wird ein seitlich liegendes Vorgelege h in Bewegung gesetzt, an dessen Ende eine weitere Riemenscheibe steckt. Von dieser läuft ein Riemen nach dem Scheibchen auf der kleinen Achse i. Der Riemen, der eine ziemliche Kraft auszuüben hat, kann mittelst Preßrolle, Hebel und Schraube (Fig. 20) jeden Augenblick straffer angespannt werden. Die Achse i tritt durch ein solides Lager im Gestell und durch die Nabe des sich frei auf ihr drehenden Rahmens m. Innerhalb desselben trägt sie ein conisches Rad, in welches ein zweites eingreift, das eine Welle und ein Stirnrädchen in Bewegung setzt, die sich beide, im Rahmen gelagert, mit diesem, aber zugleich um sich selbst drehen. Letztere Bewegung setzt mittelst eines größeren Stirnrades die Aufwickelwalze für das fertige Seil in Bewegung. Am anderen Ende der eisernen Achse, auf welcher die Walze steckt, sitzt ein zweites Stirnrad, durch welches mittelst zweier weiteren Zwischenräder direct die Spindel mit dem doppelten Gewinde umgetrieben wird. Die Anordnung dieser Wickelvorrichtung wird aus Fig. 14 und 19 deutlich. Direct unter der Spindel, parallel mit dieser, ist, im Rahmen gehalten, eine viereckige, schmiedeeiserne Führungsstange. Auf dieser läuft der gußeiserne Kopf hin und her, durch dessen cylindrische Büchse oben die Spindel frei tritt, während eine Oeffnung zwischen Spindel und Geradführung den Faden führt. Ein in dem Kopf von oben beweglich befestigtes elliptisches Zäpfchen greift in das tiefgeschnittene Gewinde der Schraube und verursacht sonach das entsprechende Hin- und Herbewegen des Kopfes. Die Wirkungsweise dieser ganzen Partie der Maschine ist nun vollständig klar. Der Aufwickelapparat zieht das Seil, welches er beträchtlich streckt, mit großer Gewalt von Punkt f, wo sich die Stränge vereinigen, der Walze zu. Die Drehung des Rahmens bewirkt das Zusammenflechten der drei Stränge zu einem festen, fertigen Seil. Wie man sieht, ist die Maschine, bei dem kleinen Raum den sie einnimmt, sehr sinnreich combinirt und erfordert nahezu gar keine Bedienung, indem zwei Jungen für sechs Apparate ausreichen. Ihre Leistungsfähigkeit wird zu 2000 Fäden per Tag angegeben. Soweit sich irgend aus der Arbeit, wie sie im Ausstellungslocal geleistet wird, ein Urtheil bilden läßt, ist das Product förmlich untadelhaft. Um in Betreff der Geschwindigkeit der verschiedenen Theile der Maschine einen Anhaltspunkt zu geben, fügen wir schließlich die Zähnezahl der verschiedenen Räder bei. Durchmesser der Riemenscheibe auf der Treibwelle = 36 Centimet. Breite = 8 Centim. Stirnrad auf der Welle a zum Betrieb der drei Rahmen 108 Zähne correspondirendes Rad auf dem Hals des Rahmens b   56     Zum Betrieb des Rahmens c: festes Rad am Gestell   30 correspondirendes Rad   23 zweites Rad auf dem Vorgelegchen   28 Rad auf dem Hals des Rahmens c   25     Zur Bewegung des conischen Cylinders zum Spannen des Seils: festes Rad am Gestell   32 entsprechendes Rad des Vorgeleges   40 conisches Rädchen auf dem Vorgelege   15 conisches Rad auf der Conuswelle   72 zweites Stirnrad auf der Welle a 108 correspondirendes Rad auf der Welle g   68     Durchmesser der Seilscheibchen zum Betriebe der drei Röhren e resp. 36 und 18 Centimet. Conisches Rädchen zum Betriebe der Hülsen   18 Rädchen auf den Hülsen   40 Letztes Stirnrad auf der Welle g zum Betriebe des Rahmens m   54 entsprechendes Rad auf der Hülse des Rahmens   54     Durchmesser der Riemenschieben zum Betrieb der Welle i, von Welle g ausgehend, resp. 14, 12, 24 und 14 Centimet. Conisches Rädchen auf der Welle i   20 correspondirendes conisches Rad   20 Stirnrad auf dem Vorgeleg zum Betrieb des Windeapparats   16 entsprechendes Rad auf der Windewelle   96 Rad auf der Windewelle zum Betrieb der doppelten Schraube   33 entsprechendes Rad auf der Achse der Schraube   46 Nachträgliche Bemerkung zu den englischen Locomobilen. Durch mehrfache Anfragen wurde ich auf den in meinem Bericht über die englischen Locomobilen (Bd. CLXV S. 81, 164, 241, 321 und 401) angegebenen niederen Kohlenverbrauch derselben aufmerksam gemacht. Der Begriff der effectiven Pferdestärke ist in England bekanntlich ein so dunkler, als irgendwo. Um einigermaßen der hiermit entstehenden Verwirrung zu begegnen, welche um so größer ist, als das Bremsen einer Maschine ziemlich ungewöhnlich ist, werden alle hierher gehörigen Versuche mit dem Indicator controllirt. Der angegebene Kohlenverbrauch bezieht sich demnach nicht auf effective, sondern auf indicirte Pferdestärken und man darf immerhin zwei Fünftel des angegebenen Quantums addiren, um die Resultate auf die in Deutschland gebräuchliche Art der Bestimmung zu reduciren. Max Eyth.

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