Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. , S. 309 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der Elektrograph zum Graviren der Kupferwalzen für den
Zeugdruck, von H. Garnside in Manchester.
Die vorbereitete Kupferwalze wird wie gewöhnlich mit einem passenden Aetzgrund
überzogen und in ein Gestell eingelegt, in welchem ihr eine langsame regelmäßige
Drehung ertheilt werden kann. Mit ihr parallel läuft eine eben so große oder auch
eine bedeutend dünnere Walze von Metall, auf deren Oberfläche die Zeichnung mit
einem Firniß aufgetragen wird, der den galvanischen Strom nicht leitet.
Auf der ersteren Walze ruht eine Reihe Diamantspitzen auf, von denen jede durch einen
kleinen Elektromagnet angezogen und dadurch von der zu gravirenden Walze abgehoben
werden kann. Wirkt der Magnet nicht, so wird die Diamantspitze durch ihr eigenes
Gewicht oder eine kleine Feder mäßig auf die Walze aufgedrückt, so daß sie bei der
Umdrehung den Firniß entfernt. Die Elektromagnete sind dünne Eisenstäbe, die mit
übersponnenem Kupferdraht spiralförmig umgeben sind. Die einen Enden dieser
sämmtlichen Drähte gehen in eine gemeinsame Leitung über, die nach dem Zinkpole der
Batterie führt; die anderen gehen in dünne Metallbleche aus, die durch isolirende
Schichten von einander getrennt, zu einer Art elektrischen Kammes vereinigt sind,
dessen Spitzen auf der Musterwalze ruhen, auf der die zu copirende Zeichnung
aufgetragen ist. Die Musterwalze selbst steht mit dem Kohlenpol der Batterie in
leitender Verbindung. Der Vorgang ist nunmehr ein sehr einfacher. Hat man
gleichgroße Muster- und Druckwalzen und setzt beide mit gleicher
Geschwindigkeit in Umdrehung, so werden die Magnete, deren Bleche mit dem blanken
Theile der Musterwalze gerade in Verbindung stehen, magnetisch und heben die
entsprechenden Diamantspitzen ab, während die Zähne des elektrischen Kammes, die auf
einem mit nicht leitender Farbe bedeckten Theile der Musterwalze aufruhen, den Strom
nicht empfangen; die entsprechenden Eisenstäbchen werden dann nicht magnetisch und
ziehen die Diamantspitzen nicht an, so daß diese nun eine kürzere oder längere
Furche in dem Aetzgrund herstellen.
Man kann natürlich auch für die Muster- und Druckwalze verschiedene
Dimensionen wählen, falls sich dieselben nur mit gleicher Geschwindigkeit drehen,
auch falls sich das Muster auf dem Umfange oder in der Längenrichtung mehrmals
wiederholen sollte, dasselbe auf der Musterwalze nur einmal auftragen. Sollte die
Wiederholung auf dem Umfange z.B. dreimal stattfinden, so müßte sich die Musterwalze
dreimal schneller umdrehen, als die Druckwalze. Soll das Muster dagegen in der Länge
sich wiederholen, so muß die Druckwalze in der Längenrichtung unter den
Diamantspitzen verschiebbar seyn. Durch Aetzung wird dann die Druckwalze wie
gewöhnlich vollendet. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 18.)
Dr. Bolley bemerkt in seinem
Bericht über das Charakteristische in Färberei und Zeugdruck auf der Londoner
Industrie-Ausstellung (S. 208 in diesem Bande), daß mit dem Elektrograph die
Arbeit in unvergleichlich kürzerer Zeit vollzogen wird, als es mit der Stahlmolette
geschehen kann. Die Redaction.
Die Fabrication der Enfieldflinten; von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
In der Londoner Industrie-Ausstellung befindet sich eine höchst interessante
und übersichtliche Zusammenstellung der Operationsstufen, welche die einzelnen
Theile der Enfieldflinte bis zur Vollendung zu durchlaufen haben. Von jeder
Bearbeitungsstufe ist ein Stück aufgenommen, und es ist dadurch eine Sammlung von
774 Stück entstanden, welche sich in folgender Weise vertheilen.
Gegenstand:
Theile:
Bearbeitungsstufen:
Schaft
1
25
Lauf
3
78
Schloß
12
137
Bajonnet
4
66
Visir
8
74
Fournituren etc.
18
202
Schrauben etc.
15
192
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summa
61
774
Eine genauere Betrachtung der einzelnen Gegenstände läßt erkennen, daß sie sämmtlich
mit Maschinen bearbeitet worden sind, und daß wahrscheinlich unter obigen 774
Operationsstufen nicht ein einziger Feilstrich zur Anwendung gekommen ist.
Statistische Notiz über Spinnerei-Industrie.
Nach amtlichen Mittheilungen sind in der Baumwollen-, Wollen-,
Kammgarn-, Flachs-, Hanf-, Jute-, Strumpfwaaren-
und Seiden-Industrie Englands i. J. 1861 (in 6378 Anstalten mit 36450028
Spindeln und 490866 mechanischen Webestühlen, 375294 Dampf- und 29339
Wasser-Pferden, 775534 Personen beschäftigt, worunter 308273 männliche,
467261 weibliche, 69593 Kinder unter 13 Jahren, zur Hälfte Knaben und Mädchen.
Während i. J. 1850 nur 1932 Baumwollenfabriken mit 20977017 Spindeln, 249627
mechanischen Webestühlen und 82555 Pferdestärken vorhanden waren, haben dieselben
zugenommen auf 2887 mit 30387467 Spindeln, 399992 mechanischen Webestühlen und
294130 Pferdestärken. Im J. 1850 wurden 330924 Personen,
jetzt 451569 beschäftigt. Die männlichen unter 13 Jahren haben von 9482 auf 22081,
die weiblichen unter 13 Jahren von 5511 auf 17707, die männlichen über 13 Jahren von
132019 auf 160475, die weiblichen über 13 Jahren von 183912 auf 251306 zugenommen.
Die Betriebskräfte haben daher seit 1850 um 256 Proc.; die dabei beschäftigten
Personen nur 36 Proc.; dagegen die Anzahl derer unter 13 Jahren um 163 Proc.
zugenommen. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1862, Bd. VI S. 504.)
Zwei neue Barometerconstructionen.
Der Wunsch, die Barometer empfindlicher zu machen, d.h. die kleineren Schwankungen
auf größere Längen auszudehnen und so sichtbarer zu machen, hat zu zwei neuen
Barometerconstructionen geführt.
Bei der ersten von Mac Neil schwimmt die Barometerröhre
senkrecht stehend auf dem Quecksilber im Bassin. Sie wird durch Glasspitzen,
zwischen denen sie gleitet, aufrecht erhalten. Die Theilung muß auf der Glasröhre
selbst angebracht seyn. Fällt das Quecksilber bei vermindertem Luftdruck, so steigt
es in dem engen Bassin, und die schwimmende Röhre steigt gleichfalls, so daß also
die darauf gravirte Scala höher zu stehen kommt, und sich so die Differenzen
verdoppeln. Beim Steigen des Luftdrucks tritt der umgekehrte Fall ein.
Bei der zweiten Methode, nach Howson, die noch
merkwürdiger erscheint, ist das Barometerrohr oben angehängt, die Cisterne aber wird
auf folgende Weise daran befestigt. Das Rohr ist sehr weit, über 1 Zoll; die
Cisterne ist von Glas und ein langer etwa 3/4 oder 7/8 Zoll dicker Glasstab oder ein
oben geschlossenes Rohr ist in ihrer Mitte befestigt. Um diesen Glasstab ist im
Boden der Cisterne ein Kork oder eine dicke Kautschukplatte befestigt. Man füllt das
Rohr wie gewöhnlich mit ausgekochtem Quecksilber, taucht alsdann den gut gereinigten
Glasstab ein, bis die Mündung des Barometerrohrs auf der Kautschukplatte luftdicht
aufliegt. Nun dreht man um, es fließt etwas Quecksilber aus, das die untere Oeffnung
bedeckt, und die Cisterne hängt frei an der Barometerröhre. Um diese scheinbar
abnorme Erscheinung zu erklären, braucht man nur daran zu denken, daß Glas so viel
leichter als Quecksilber ist. Der dicke Glasstab verdrängt so viel Quecksilber, daß
seine Schwimmkraft genügt, um nicht allein sich selbst, sondern auch die Cisterne
und das darin befindliche Quecksilber zu tragen. Ist die Theilung auf dem Glasrohr
angebracht, so tritt auch hier eine Verdoppelung und Verdreifachung der Schwankungen
ein. Steigt der Luftdruck, so tritt etwas Quecksilber in die Röhre, die Cisterne
wird dadurch leichter, der centrale Glasstab steigt in die Höhe und das Steigen des
Quecksilbers wird dadurch vermehrt. Der Vorgang im entgegengesetzten Falle ist
leicht zu ergänzen. Natürlich muß die Graduirung nach einem gewöhnlichen guten
Barometer geschehen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 21.)
Muldenblei.
Ein sehr reines Muldenblei, welches gegenwärtig in größeren Mengen auf den Markt
gebracht wird, producirt die Friedrichshütte bei Tarnowitz in Schlesien. Die Marke
ist „Tarnowitz“ und die verschlungenen Buchstaben
„F. W. R.“ Das Blei ist außerordentlich weich
und übertrifft an Schwere sogar das berühmte spanische Weichblei; sein specifisches
Gewicht ist = 11,39; das Muldengewicht beträgt ungefähr einen Centner. Nach genauen
Analysen enthält diese Marke 99,915 Proc. chemisch reines Blei. Es wird aus
Bleierzen dargestellt, die schon in ihrer natürlichen Beschaffenheit möglichst frei
von Arsenik, Antimon, Kupfer etc. sind. (Berggeist, 1862 S. 102.)
Die Verarbeitung silberhaltiger Erze und die chemische Fabrik
in Joachimsthal.
Am 20. September d. J. vereinigten sich die Mitglieder der chemischen Section der
Carlsbader Naturforscher-Versammlung zu einer gemeinsamen Excursion nach
Joachimsthal, um daselbst die Verarbeitung silberhaltiger Erze, sowie der
Uranpecherze näher kennen zu lernen. Diese Verarbeitung besteht darin, daß die
gepochten Erze, nach der Rüstung mit Kochsalz und Eisenvitriol in einem
Wasserdampfstrome (um Schwefel und Arsen zu entfernen), mit einer Lösung von
unterschwefligsaurem Natron in der Kälte ausgelaugt werden, wobei Chlorsilber und
unterschwefligsaures Silberoxyd in Auflösung gehen. Um aus dieser Lösung das Silber
zu gewinnen, wird dasselbe genau mit
Fünffach-Schwefelnatrium als Schwefelsilber ausgefällt, der Niederschlag
geglüht, eingeschmolzen und in bekannter Weise auf Silber weiter verarbeitet.
Die zu dieser Operation verwendete Lösung von unterschwefligsaurem Natron regenerirt
sich hiebei fortdauernd von selbst, so daß nach einem Zeitraume von nunmehr fünf
Jahren eine Erneuerung derselben nicht nöthig wurde. In erwähnter Weise werden nun
aber nur die reicheren Erze verarbeitet, während die ärmeren, sowie die Rückstände
der reicheren, durch ein sogen. Concentrationsschmelzen wieder in einen
silberreicheren Zustand gebracht werden, um in dieser Form der Entsilberung zu
unterliegen. Die bei diesem Schmelzen resultirende Speise wird concentrirt, und
raffinirt (d.h. vom Eisen möglichst befreit) und demnächst auf Kobalt und Nickel
verarbeitet.
Die auf den Silbergängen gemeinschaftlich mit den Silbererzen geförderten Uranerze
erliegen einer Verarbeitung auf Uranpräparate und Vanadinsäure in einer Weise, die
einer rein chemischen quantitativen Operation fast gleich zu stellen ist, sowie denn
überhaupt das einstimmige Urtheil aller anwesenden Chemiker dahin lautete, daß der
chemischen Fabrik in Joachimsthal, was die wissenschaftlichen Einrichtungen und die
exacte Leitung derselben anbetrifft, schwerlich dürfte eine Rivalin zur Seite
gestellt werden können. Die Theilnehmer an der Excursion schieden daher auch mit dem
Bewußtseyn, den Tag in lehrreicher Weise verbracht zu haben und das Gesehene bildete
noch bis spät zum Abende vielfachen Stoff zu interessanten Debatten, wobei immer
wieder aufs Neue hervorgehoben wurde, daß das besuchte Etablissement in chemischer
Beziehung einen bewundernswerthen Höhepunkt einnehme, in seiner Art einzig in Europa
dastehe, und hoffentlich für immer als eine bleibende Zierde deutscher Industrie
grünen und blühen werde.
Berichterstatter der Excursion nach Joachimsthal:
Prof. Dr. Böttger, Dr. Scheibler. Prof. Friedr.
Marian als Secretär.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1862, Nr. 40.)
Einfachste Bereitungsweise der Jodwasserstoffsäure.
Personne empfiehlt zur Darstellung der
Jodwasserstoffsäure, sich des amorphen Phosphors statt
des gewöhnlichen zu bedienen. Zu dem Ende bringt man in eine mit Glasstöpsel
versehene tubulirte Retorte eine genügende Menge amorphen Phosphor, bedeckt mit
einer Schicht Wasser, und fügt Jod zu, während man schwach erwärmt; es entwickelt
sich dann ein regelmäßiger Strom von gasförmiger Jodwasserstoffsäure, vollkommen
frei von Joddampf. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIII S. 381.)
Ueber ein neues empfindliches Reagens auf salpetrigsaure Salze
(Nitrite); von C. F. Schönbein.
Wenn auch der mit verdünnter Schwefelsäure angesäuerte Jodkaliumkleister als das
empfindlichste Reagens auf salpetrigsaure Salze gelten kann, welches wir bis jetzt
kennen gelernt haben, und wohl kein empfindlicheres gefunden werden dürfte, so gibt
es doch noch ein anderes, das dem Jodkaliumkleister wenig nachsteht, und deßhalb
gekannt zu seyn verdient.
Es ist dieß die Pyrogallussäure, von der ich zu seiner Zeit gezeigt habe, daß auf sie
nur der negativ-active Sauerstoff (das Ozon) oxydirend einwirke und zwar der
gebundene ebensowohl als der freie. In der salpetrigen Säure befindet sich der
dritte Theil ihres Sauerstoffgehaltes in diesem thätigen Zustande, weßhalb dieselbe
auch kräftigst unter Entbindung von Stickoxydgas die Pyrogallussäure oxydirt, um
damit in Wasser lösliche und stark gefärbte Huminsubstanzen zu erzeugen.
Selbstverständlich bringt die an eine Basis gebundene salpetrige Säure diese Wirkung
nicht hervor, weßhalb sie, um hiezu befähigt zu werden, durch eine kräftigere Säure,
z. P. durch Schwefelsäure, erst in Freiheit gesetzt werden muß, in welchem Zustande,
auch bei Anwesenheit von sehr viel Wasser, sie die vorhandene Pyrogallussäure sofort
oxydirt und dadurch die Flüssigkeit noch deutlich bräunt.
Ich habe zwar die Grenzen der Empfindlichkeit des Reagens noch nicht ermittelt, kann
aber darüber doch so viel sagen, daß Wasser, welches nur 1/50000 Kalinitrites u.s.w.
enthält und mit verdünnter Schwefelsäure etwas angesäuert ist, durch Pyrogallussäure
noch augenfälligst gebräunt wird. Daß selbst die concentrirten und mit verdünnter
Schwefelsäure angesäuerten Lösungen der reinen (nitritfreien) Nitrate durch die besagte Säure nicht im mindesten gefärbt werden, bedarf
kaum der ausdrücklichen Erwähnung. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1862 S.
319.)
Darstellung von Schießpulver mit Natronsalpeter, nach Th. Roberts und J. Dale in
Manchester.
Zur Darstellung von Schießpulver konnte bekanntlich bisher nur der Kalisalpeter
verwendet werden, indem der Anwendung des billigeren Natronsalpeters die Eigenschaft
dieses Salzes, aus der Luft Wasser anzuziehen, entgegenstand. Die Genannten begegnen
nun diesem Uebelstande dadurch, daß sie dem mittelst Natronsalpeter dargestellten
Schießpulver eine Substanz zusetzen, welche efflorescirt und daher der Neigung des
Natronsalpeters, feucht zu werden, entgegenwirkt; als solche empfehlen sie
wasserfreies schwefelsaures Natron.
Um das wasserfreie schwefelsaure Natron zu erhalten, wird krystallisirtes
schwefelsaures Natron in einem Trockenofen hinreichend stark erhitzt, um alle
Feuchtigkeit auszutreiben. Wenn zur Darstellung von Schießpulver bloß Natronsalpeter
verwendet wird, setzen die Patentträger höchstens 18 Procent desselben an
entwässertem schwefelsaurem Natron zu; verwendet man aber zur Darstellung des
Schießpulvers ein Gemenge von Kali- und Natronsalpeter, so darf die Menge des
wasserfreien schwefelsauren Natrons nicht über 18 Procent von dem im Schießpulver
enthaltenen Natronsalpeter betragen, damit in den Materialien noch genug Sauerstoff
enthalten ist. – Patentirt in England am 18. Januar 1862. (London Journal of arts, October 1862, S. 206.)
Sprengversuche mit Schulze'schem
Pulver.
Die günstigen Resultate, welche die Schießversuche mit dem vom königl.
Artillerie-Hauptmann Hrn. Schulze in Berlin
erfundenen neuen Pulver ergeben haben, sind Veranlassung geworden, mit demselben
auch Sprengversuche bei der Bergarbeit im Mansfeldischen anzustellen, und Hauptmann Schulze hat die Güte gehabt, auf Ersuchen hierzu
bereitwilligst eine Quantität Probepulver abzugeben.
Die erzielten Resultate sind so günstig ausgefallen, daß es im Interesse eines jeden
Bergbautreibenden liegt, von diesen Versuchen
Kenntniß zu erlangen. Dieselben sind auf den Kupferschiefer-Revieren bei Eisleben und Hettstedt
ausgeführt, und zwar sowohl in den Hangenden Zechsteinschichten, als auch im
Liegenden (Rothliegenden, Conglomerat) und im festen Melaphyr. Da das neue Pulver
nahe dreimal so leicht ist, als das gewöhnliche Schießpulver, aber in seiner Wirkung
letzteres weit übertrifft, so wurden auch die zum Versuche bestimmten Bohrlöcher nur
mit 1–2 Zoll Pulver mehr geladen, als es mit Anwendung gewöhnlichen Pulvers
geschehen wäre, im Uebrigen aber beim Besetzen der Schüsse sowohl, als beim
Abbrennen derselben das gewöhnliche Verfahren inne gehalten. Die Wirkung war meist
eine vollständige und läßt sicher erwarten, daß Nichts zu wünschen übrig bleibt,
wenn erst durch die Praxis die Sprengkraft des neuen Pulvers bekannt und das
richtige Pulvermaaß für jedes Gestein festgestellt ist.
Für den Grubenbetrieb von großer Wichtigkeit ist es aber,
daß sich beim Verbrennen dieses Pulvers weit weniger dichter und schwerer Dampf
entwickelt, als dieß beim gewöhnlichen Pulver der Fall zu seyn pflegt, daß außerdem
durch den fehlenden Geruch nach den aus Schwefel sich entwickelnden Gasen, der Dampf
weniger belästigend auf die Respirationsorgane einwirkt.
Nach den von Hrn. Schulze gemachten Preisangaben des neuen
Pulvers wird dessen Krafteffect, auf den Centner des gewöhnlichen Pulvers berechnet,
gegen 3 Thlr. billiger zu stehen kommen, und es ist zu erwarten, daß diese Ersparniß
noch größer ausfällt, wenn erst die Darstellung des neuen Pulvers im Großen erfolgt.
Es in daher sehr zu wünschen, daß die neue Erfindung baldmöglichst zur allgemeinen
Benutzung gestellt werden kann und daß Hr. Hauptmann Schulze die Fabrication im Großen zur Ausführung bringt. (Berggeist)
Bronzefarben aus wolframsaurem Kali bereitet.
Auf der Londoner Industrie-Ausstellung sieht man Bronzefarben, welche im
Großen aus wolframsaurem Wolframoxyd-Kali oder Natron hergestellt werden,
seitdem das Wolframerz billiger zu beschaffen ist. Die Herstellung der Farben
geschieht folgendermaßen: das wolframsaure Kali wird geschmolzen und dann
Wolframsäure bis zur sauren Reaction zugesetzt, sodann wird Zinn zugefügt, bis die
Säure wieder neutralisirt ist, und die Masse dann gepulvert. Das wolframsaure Natron
gibt eine röthliche, das entsprechende Kalisalz eine violette Bronzefarbe. (Deutsche
Industrie-Zeitung.)
Das Durchbohren des Bleies durch Insecten.
Hr. Scheurer-Kestner beobachtete ein Durchbohren
des Bleies durch einen Hautflügler (S. 157 in diesem Bande). Dieselbe Beobachtung
habe ich im Laufe des letzten Herbstes bei Herstellung einer neuen
Schwefelsäurefabrik gemacht. Eine der Dielen, auf welchen die Bleiplatten des
Kammerbodens ruhen, war an mehreren Stellen durchbohrt; einige der Oeffnungen
setzten sich durch das Blei fort und ihre Ränder waren rauh, fast gezähnt. Der
Durchmesser der Oeffnungen betrug 5 Millimeter; die Richtung gieng von der unteren
Seite der Diele schräg durch dieselbe nach der oberen; die Löcher in den Bleiplatten
waren um eine Kleinigkeit enger als diejenigen im Holz, verfolgten aber dieselbe
Richtung. Wir fanden keine Thiere im Blei stecken, wohl aber ein Dutzend derselben
im Holze an verschiedenen Stellen; der Körper der Thiere ist ungefähr 30 Millimeter
lang, ihr Kopf sehr hart. Wie es scheint, ist es die gewöhnliche Holzwespe.
M. Dürre.
Schöningen bei Braunschweig, den 28. October 1862.
Mikroskopische Photographien.
Im J. 1855 stellte zuerst der Optiker Dancer in Manchester
mikroskopische Photographien dar, die sehr bald eine sehr große Verbreitung fanden.
Auf einem kleinen Objectglas sah man mit bloßem Auge scheinbar einen winzigen
Schmutzfleck, der sich bei genügender Vergrößerung unter einem guten Mikroskop in
eine photographische Abbildung eines Porträts, eines Kupferstichs, einer
Lithographie auflöste. Um diese mikroskopischen Photographien indessen zu sehen,
bedurfte man immer noch eines besonderen Mikroskops, und fanden dieselben daher nur
in der wissenschaftlichen Welt eine weitere Verbreitung. Im Jahre 1858 endlich faßte
ein französischer Photograph, Hr. Dagron, den glücklichen
Gedanken, die mikroskopische Photographie gleich mit dem nöthigen Vergrößerungsglas
zu verbinden. Durch Fassung derselben in kleine Berloques, Kanonen, Fernröhren,
Operngläser, Busennadeln, wurden allerliebste Bijouterie-Artikel geschaffen,
deren Absatz bald einen ganz enormen Aufschwung nahm.
Aus dem Cosmos entnehmen wir auszugsweise eine
Beschreibung der Darstellung dieser Producte, die in ausgedehnten Werkstätten (Rue neuve des Petits-Champs in Paris) zu
Tausenden und Abertausenden täglich angefertigt werden.
Nach einem Porträt, einem Kupferstich etc. stellt man zuerst ein Negativ auf
Collodium in dem gewöhnlichen Visitenkarten-Format her. Man stellt es dem
vollen Tageslicht, z.B. einem Fenster zugewendet, auf und läßt das durchgehende
Licht auf ein etwa 3 Fuß davon entferntes Objectiv von sehr kurzer Brennweite
fallen. Hinter demselben bildet sich daher ein genaues, indessen ungemein
verkleinertes Bild des Negativs. Dieses wird auf einer empfindlich gemachten
Collodium-Glasplatte aufgefangen, die groß genug ist, um mindestens 24
solcher mikroskopischer Bilder aufzunehmen. Um das Bild genau einstellen zu können,
ist an dem Chassis für diese Glasplatte ein Mikroskop angebracht. Während man durch
dasselbe durchsieht, stellt man mit Hülfe einer sehr feinen Mikrometerschraube die
empfindliche Platte genau ein. Die Dauer der Bestrahlung, die zur Erzeugung des
mikroskopischen Abbildes nöthig, ist sehr kurz, 2–3 Secunden. Sobald man
glaubt, daß die Belichtung genügend, verschiebt man die Platte durch einen zweiten
Mechanismus, der ihre Verstellung in der Länge und Breite gestattet, nimmt ein
zweites Bild auf u.s.f., bis die ganze Platte mit Bildern bedeckt ist. Man nimmt sie
alsdann heraus, entwickelt das Bild und fixirt mit unterschwefligsaurem Natron.
Man zerschneidet dann die Platte mittelst des Diamantes und erhält so 24 kleine
Glasplättchen von 2 1/2 Millimeter Seitenlange, jedes mit seiner mikroskopischen
Photographie versehen.
Man hat nun im Voraus ebensoviel kleine Glasstäbchen von Crownglas vorbereitet, die 5
bis 6 Millimeter lang und 2 Millimeter dick sind. Das eine Ende derselben ist flach,
das andere in einer kleinen Schleifschale von passender Biegung zu einer stark
gekrümmten, convexen Fläche geschliffen.
Man kittet nunmehr das Plättchen mit der mikroskopischen Photographie mittelst
canadischen Balsams auf die schwache Endfläche des Stäbchens auf, und schleift dann
die vorspringenden Ecken mittelst einer gewöhnlichen Schleifscheibe ab, so daß man
also einen kleinen Glascylinder erhält, der auf der einen Seite eine planconvexe,
auf der anderen, in der genauen Brennweite derselben, das mikroskopische Bild
enthält.
Hr. Dagron gieng noch weiter. Betrachtet man das Bild ohne
Linse, so ist es ein kaum sichtbarer Punkt. Er nimmt daher einen Glasstab mit zwei
geraden Endflächen, kittet auf beiden Seiten zwei verschiedene mikroskopische
Photographien, natürlich mit den Bildseiten nach innen auf, und schleift die etwas
stark gewählten Gläser in der Schleifschale zu Linsen zu. So sieht man zwei
verschiedene Bilder, je nachdem man an der einen oder anderen Seite des
Glasstäbchens hineinsieht, nämlich immer das im entsprechenden Brennpunkte
befindliche.
Dagron setzt auch eine kleine Linse in der Mitte einer
Metallfassung ein, an deren beiden Enden er mikroskopische Photographien befestigt.
Die Linse dient dann zum Sehen der einen oder anderen Photographie, je nachdem man
das eine oder andere Ende vor das Auge bringt.
So existiren noch mehrere Modificationen, die indessen hier zu erwähnen zu weitläufig
seyn würde.
Dem Geschmack unserer Juweliere bleibt es überlassen, diese Photographien mit
passenden Fassungen zu versehen. Merkwürdig ist es, daß diese mikroskopischen
Photographien, wenn sie
von körperlichen Gegenständen entnommen sind, ein sehr starkes Relief zeigen und
daher ähnlich wie Stereoskopen wirken.
Es ist unserer Ansicht nach eine dankbare Aufgabe für unsere geschickten
Photographen, diese sinnreiche kleine Erfindung auch bei uns auszubeuten. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1862, Nr. 21.)
Niepce's Photographien in natürlichen Farben auf der
Londoner Industrie-Ausstellung.
Die Preisrichter in der vierzehnten Classe der internationalen Ausstellung hatten
eine dem Publicum nicht gebotene Gelegenheit, eine Anzahl Photographien in
natürlichen Farben zu besichtigen, in denen jede Farbe des Originals durch die
Photographie wiedergegeben war. Sie waren von Hrn. Niepce
aus Saint-Victor nach seiner der französischen Akademie der Wissenschaften
vorgelegten Methode erzeugt.
Zwölf solche Bilder wurden wohl versiegelt und vor Licht geschützt den Preisrichtern
übersandt und von ihnen besichtigt. Sie bestanden aus Copien nach Stichen, in denen
die Figuren und Draperien mit verschiedenen Farben bemalt waren. Die
photographischen Farben waren sehr klar, aber ohne Abstufung, verschiedene Tinten
von Roth, Blau und Gelb; Grün, Purpur und Orange waren alle vollkommen rein und
lebhaft. Einige der Farben verschwanden fast gleich als sie an das Licht kamen,
während andere einige Stunden blieben; keine aber war dauerhaft. Die Bilder waren
werthvolle und interessante Beispiele dafür, daß es möglich ist, einige natürliche
Farben zu reproduciren und ihnen eine kurze Dauer zu geben. Aber das Problem der
Photographie in natürlichen Farben bleibt für praktische Zwecke noch ungelöst.
(Photographisches Archiv, November 1862, S. 233.)
Die von Niepce der französischen Akademie eingereichte
Abhandlung, worin er sein Verfahren zur Darstellung von Lichtbildern in natürlichen
Farben beschreibt, wurde im polytechn. Journal Bd.
CLXIII S. 436 mitgetheilt.
Wachsfirniß für positive Lichtbilder.
Die Wachsfirnisse, welche den positiven Bildern mehr Glanz geben sollen, bestehen
gewöhnlich aus Wachs und Terpenthinöl zu gleichen Theilen. Hr. Mailand hat gefunden, daß diese Ueberzüge nach dem Auftragen meistens
nicht hart genug sind, um vollständig der Reibung zu widerstehen. Er setzt
Körnermastix hinzu, von dem er 10 Gramme in 100 Grammen Terpenthinöl auflöst. Man
kann bei diesem Zusatz auch weniger Wachs auf dieselbe Menge Terpenthinöl nehmen,
und erhält dadurch eine sehr fettige Pommade, die sich leicht auftragen läßt ohne in
das Papier einzudringen, und die nach dem Verdunsten des Oeles einen sehr schönen
Glanz gibt, der sich nicht mehr verändert. (Photographisches Archiv, November 1862,
S. 242.)
Radir-Firniß.
Man schmilzt 4 Theile Wachs, 1 Theil schwarzes Pech und 1 Theil Burgunder Pech
zusammen und setzt nach und nach 4 Thle. gepulverten Asphalts zu; hierauf wird das
Ganze so lange gekocht, bis eine kleine Probe, auf ein kaltes Blech getropft, beim
Biegen zwischen den Fingern bricht. Man gießt dann die Masse in warmes Wasser, formt
sie zu Kugeln und hebt sie zum Gebrauche auf. (Scientific
American, September 1862.)
Siccatif zu Zinkweißanstrichen.
Das Siccatif, welches die Société de la
Vieille-Montagne in den Handel bringt, besteht nach J. Girardin aus 6,66 Theilen wasserfreiem Manganvitriol,
6,66 Thln. wasserfreiem essigsaurem Manganoxydul, 6,68 Thln. wasserfreiem
Zinkvitriol und 980 Thln. Zinkweiß. Zwei bis drei Procent dieses Gemenges zu
Zinkweiß gesetzt, sind hinreichend, um dasselbe in der Malerei und Tünchnerei leicht
trocknend zu machen. (Wagner's Jahresbericht der
chemischen Technologie, 1861 S. 637.)
Ueber eine neue Farbenreaction des Binitronaphtalins; von
Carey Lea.
Wenn man Zinnchlorür in concentrirter caustischer Natronlauge auflöst, die Lösung bis
100° C. erhitzt, eine sehr kleine Menge Binitronaphtalin hinzufügt und einige
Augenblicke kochen läßt, so erhält man eine klare Flüssigkeit von schwärzlich
blauer, etwas in's Grüne stechender Farbe. Wenn man dieselbe in eine große Menge
Wasser gießt, so verwandelt sich das Schwärzlichblau in ein sehr schönes und
intensives Violett. Seide oder Wolle, einen Augenblick in die blaue Flüssigkeit
getaucht, nimmt eine bläulich schwarze Farbe an; wäscht man sie dann aber mit viel
Wasser, so geht die Farbe in ein schönes Violett über. Die Farbe wird durch Seife
und warmes Wasser avivirt, widersteht der Einwirkung schwacher Säuren und verträgt
ziemlich gut das zerstreute Tageslicht, bleicht aber bei Einwirkung des directen
Sonnenlichtes nach und nach aus. Die Bereitung dieser Farbe gelingt nur dann, wenn
man im Verhältniß zu der Menge der reducirenden Flüssigkeit sehr wenig
Binitronaphtalin (1 Theil auf 100 bis 200 Theile Zinnoxydulnatron) verwendet. Nimmt
man zu viel Binitronaphtalin, so erhält die Flüssigkeit eine grünliche oder braune
Farbe und gibt dann beim Eingießen in Wasser nicht ein schönes Violett, sondern eine
mehr oder weniger braune oder grünliche Purpurfarbe.
Die blaue Flüssigkeit wird beim Stehen sehr rasch trübe und braun. Die Intensität der
unter günstigen Umständen hervorgebrachten Farbe ist so groß, daß einige Milligramme
Binitronaphtalin genügen, um mehrere Liter Wasser schön violett zu färben. Dieser
Farbstoff scheint nur in Gegenwart von freiem Alkali existiren zu können, denn bei
der Sättigung durch eine Säure wird er zerstört. (Aus dem Répertoire de Chimie appliqués, durch das polytechn.
Centralblatt, 1862 S. 1165.)
Ueber die Bereitung des Anilins und des Anilinvioletts; von A.
Scheurer-Kestner.
Roussin hat bekanntlich eine leichte und einfache Methode
zur Bereitung des Naphtylamins angegeben. Dieselbe beruht auf der Reduction des
Nitronaphtalins mittelst Zinn und Salzsäure. Man erhält so eine Mischung von
salzsaurem Naphtylamin und von Zinnchlorür und Zinnchlorid.
Dieselbe Methode kann zur Umwandlung des Nitrobenzins in Anilin benutzt werden. Die
Reaction wird aber, nachdem die Stoffe in den von Roussin
angegebenen Verhältnissen gemischt sind, so stürmisch, daß der größte Theil des
Anilins verflüchtigt wird. Man muß daher, um Verluste zu vermeiden, einen
Destillirapparat anwenden, so daß man die Anilindämpfe verdichten kann. Es ist aber
trotzdem nicht möglich, mit großen Mengen auf einmal zu operiren; als der Verfasser
in eine kupferne Blase von 40 Litern Inhalt 5 Kilogr. Nitrobenzin und die
entsprechende Menge Zinn und Salzsäure gebracht hatte, trat nach einigen
Augenblicken eine heftige Dampfentwickelung durch das Kühlrohr ein und der Helm
wurde von der Blase abgerissen. Es ist sehr schwierig, diese Reaction zu mäßigen, um
so mehr, als, wenn man das Zinn und die Salzsäure nach und nach hinzufügt, die
Umwandlung des Nitrobenzins nur unvollständig stattfindet.
Diese Heftigkeit der Wirkung bildet allerdings einen großen Uebelstand dieser
Methode, weit man nur mit wenig Substanz auf einmal operiren und Verluste nur durch
recht wirksame Kühlapparate vermeiden kann. Man erhält aber nach diesem Verfahren
unmittelbar eine Lösung von reinem salzsaurem Anilin und vermeidet also die
Verluste, welche unvermeidlich eintreten, wenn das Anilin rectificirt werden muß.
Das so erhaltene salzsaure Anilin ist farblos oder schwach gelb gefärbt. Trotz der Gegenwart der
Zinnverbindungen kann man den oxydirenden Körper, welcher zur Umwandlung des
Anilinsalzes in Anilinviolett bestimmt ist, direct hinzufügen. Der so durch
zweifach-chromsaures Kali erhaltene braune Niederschlag wird gewaschen und
wie gewöhnlich mit kochendem Wasser oder mit Alkohol behandelt. Man muß jedoch mit
Rücksicht auf das vorhandene Zinnchlorür einen Ueberschuß des oxydirenden Körpers
anwenden.
Man kann das Zinn aus der Anilinlösung durch hineingelegtes Zink wieder abscheiden.
Das Zinn schlägt sich dabei als Metall nieder, während dagegen Zink sich auflöst.
Abgesehen von den unvermeidlichen geringen Verlusten, welche bei einer solchen
Operation eintreten, kann man so dieselbe Portion Zinn immerfort zur Umwandlung von
Nitrobenzin in Anilin verwenden. Wenn es gelänge die Reaction zu mäßigen, so würde
dieses Verfahren der Bereitung des Anilinvioletts am wenigsten Verlust geben, denn
man erhält aus dem Nitrobenzin alles Anilin, was man erhalten kann, und die Ausgabe
ist gering, weil man per Kilogr. Nitrobenzin bloß
3–4 Kilogr. Zink verbraucht. (Répertoire de
Chimie appliquée, April 1862, S. 121.)
Ueber zwei neue, aus Phenylsäure hergestellte Farbstoffe; von
Dr. Robert Schmidt,
Civilingenieur in Berlin.
Den betreffenden Herren Fabrikanten möchte es wohl erwünscht seyn, wenn ich hier über
zwei neue Farbstoffe berichte, die in Frankreich zuerst nach einer neuen Methode
hergestellt, jetzt auch von Hrn. Th. Würtz in Leipzig
fabricirt werden, und dem diese Erfindung in den meisten Staaten Deutschlands
patentirt wurde. Ich meine den aus Phenylsäure hergestellten blauen Farbstoff, Azurin, und den aus demselben
Körper hergestellten rothen Farbstoff, Corallin. Nach den mir zugekommenen Mittheilungen eignet
sich das Azurin sowohl für den Druck als zum Färben der Wolle und Seide. Das Blau
des Azurins zeichnet sich besonders dadurch höchst vortheilhaft aus, daß es auch bei
Licht als ein schönes Blau erscheint, während dieß bei dem Anilinblau nicht der Fall
ist, da dieses bei Licht gesehen entweder grau oder violett erscheint. – Das
Corallin eignet sich ebenso für Druck als auch zum Färben der Wolle und Seide, und
liefert ein Scharlachroth, welches eben so schön als das aus Cochenille aber
bedeutend billiger ist. Einen Hauptvortheil bietet Corallin bei allen Wollstoffen,
die gewalkt werden müssen. Bekanntlich trübt das Walken die aus Cochenille gefärbten
Farben ungemein; das mit Corallin gefärbte Scharlach ändert sich in keiner Weise,
wenn die Stoffe mit Thon oder Seife gewalkt werden, was dasselbe zu einem sehr
wichtigen Farbstoff für Wollefärberei macht.
Ueber eine Benutzung des Naphtalins; von Apotheker E. Janota.
Bekanntlich wird zum Ausstopfen der Vögel eine Mischung von weißem Arsenik und Seife,
dann Werg angewendet. Daß es wünschenswerth war, statt des Arsens ein anderes Mittel
zu finden, erscheint bei der Gefahr, welche damit verbunden ist, gewiß
gerechtfertigt. Das Naphtalin eignet sich hiezu vortrefflich; Vögel, welche damit in
der unten angegebenen Art und Weise ausgestopft wurden, erhielten sich mehrere Jahre
ganz gut und ohne die mindeste Veränderung.
In vielen Fabriken wird das Naphtalin neben der Erzeugung von Braunkohlenruß
gewonnen, in welchem Falle ihm meist Rußtheile anhängen. Es versteht sich von
selbst, daß zu obigen Zwecken eine weitere Reinigung desselben nicht nöthig ist. Die
Behandlung des Naphtalins zu diesem Zwecke ist ganz einfach. Dasselbe wird in
Alkohol gelöst, dann mit der hinreichenden Quantität Seifenpulver vermischt, so daß
ein dünner Brei entsteht und auf die gewöhnliche Weise mit Hinweglassung der
arsenigen Säure verfahren. (Polytechnische Centralhalle.)
Kerosine (amerikanisches Petroleum).
Unter diesem Namen, sowie auch als Kohlenöl (Coal-oil), Paraffinöl
oder raffinirtes Petroleum, kommt seit einigen Monaten
ein Product in den Handel, welches aus dem rohen amerikanischen Erdöl gewonnen wird
und als Leuchtstoff von ganz außerordentlichem Werthe ist. Das Kerosine ist flüssig
wie Oel, farblos oder gelblich gefärbt, klar, von eigenthümlichem, schwachem, nicht
unangenehmem Geruch und durchschnittlich 0,80 bis 0,82 spec. Gewicht. Es ist eben so
schwer entzündlich, wie das sogenannte Solaröl, indem ein darauf gelegter brennender
Fidibus oder Holzspan die Entzündung erst dann bewirkt, wenn das ganze Oel dadurch
erwärmt worden, beim Einstecken in die Flüssigkeit dagegen auslöscht. Zuweilen
erhält man im Handel ein leichter entzündliches Kerosine, welches jedoch als
Leuchtstoff gefährlich ist. In dem rohen Petroleum oder Erdöl ist nämlich außer dem
als Leuchtöl brauchbaren Theil noch eine mehr oder weniger große Menge einer
ungemein flüchtigen Substanz, sogenannte Naphta enthalten. Diese ist sehr leicht
schon von einiger Entfernung aus entzündbar und die Ursache der Feuergefährlichkeit
des rohen Erdöls. Sie muß daher als flüchtiger Bestandtheil erst vollständig
abdestillirt werden, und erst nach der Entfernung dieser Naphta gewinnt man ein zur
Beleuchtung gefahrloses, schwer entzündliches und schwer flüchtiges Kerosine.
Die Lampen, welche uns jetzt noch aus Amerika zukommen, und jedenfalls in kürzester
Zeit auch in Deutschland dürften angefertigt werden, sind meistens mit flachem Docht
und der Construction nach den sogenannten Solaröllampen sehr ähnlich, im Allgemeinen
von guter Arbeit. Bei ihrem Gebrauche hat man nur Folgendes zu beobachten: 1) die
Glaskugel, welche bestimmt ist das Leuchtmaterial aufzunehmen, muß vor dem Anzünden
ganz mit Kerosine aufgefüllt werden; 2) den Docht schneide man nicht ganz gerade,
sondern in einem sehr flachen Bogen. Beim Putzen reibe man die kohligen Theile mit
der Schere ab und schneide nur die vorstehenden Fäserchen des Dochtes weg. Beim
Anzünden darf der Docht nur wenig über die ihn einschließende Dille hervorstehen, so
daß er nach Aufsetzen des oberen Spaltbrenners nicht sichtbar ist. Man erhält so
eine reine weiße Flamme, welche dem schönsten Gaslicht gleichkommt. (Würzburger
gemeinnützige Wochenschrift, 1862 S. 473.).
Man s. die Notiz von Dr. Ziurek S. 77 in diesem Bande. Die Redact.
Prüfung des Chloroforms auf Reinheit.
Man weiß noch Heintz, daß das Chloroform durch
Alkalimetalle selbst in der Kochhitze nicht angegriffen wird. Hr. Hardy schlägt diese Reaction zur Prüfung des Chloroforms
auf Reinheit vor. Bleibt ein kleines Stückchen Natriummetall in dem fraglichen
Chloroform unangegriffen, so kann man dasselbe nach Hardy
als rein betrachten, enthält aber dasselbe Alkohol oder andere durch Natrium
zersetzbare Substanzen, so tritt eine Gasentwickelung ein. In den meisten Fällen
besteht das entweichende Gas aus Wasserstoff, Sumpfgas und Kohlenoxydgas; bei einer
Verfälschung mit Holzgeist entweicht ein Gemisch von Wasserstoff und Kohlenoxydgas.
Die Reaction tritt in der Kälte schon fast augenblicklich ein. (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1862 S. 373.)
Mittel zur Untersuchung von Copal und Bernstein, von Napier-Draper.
Verschiedene ätherische Oele, u.a. Lavendelöl, Rosmarinöl und Pfeffermünzöl, besitzen
die Eigenschaft, den Copal bei gewöhnlicher Temperatur zu erweichen und bei höherer
Temperatur mehr oder weniger vollständig aufzulösen. Das Cajeputöl löst den Copal
vollständig auf, selbst bei gewöhnlicher Temperatur, und diese Lösung liefert, wenn
man eine Fläche damit überzieht, nach der Verdunstung des Oels einen sehr glänzenden
Firniß. Der Bernstein ist dagegen selbst beim Siedepunkt vollkommen unlöslich in
Cajeputöl. Dieß kann dazu dienen, diese beiden Harze von einander zu unterscheiden,
was um so mehr von Nutzen ist, als gewisse Copalsorten durch ihre änßeren
Eigenschaften kaum von dem Bernstein zu unterscheiden sind. Die Lösung des Copals in
Cajeputöl kann übrigens mit Alkohol vermischt werden, ohne daß sie getrübt wird oder
sich coagulirt. (Technologiste, August 1862, S. 396;
polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 1312.)
Ueber Bleichung der Gutta-percha.
Man löst beste Gutta-percha in 20 Theilen reinem heißen Benzol auf, setzt
dieser Lösung in einem gut verschlossenen Gefäße 1/10 des Gewichtes der
Gutta-percha feinen gebrannten Gyps hinzu, schüttelt zu wiederholtenmalen
stark um und läßt 2 Tage stehen. Alle Unreinigkeiten werden vom Gyps zu Boden
gezogen. Man gießt nun die geklärte blaß bräunlichgelbe Flüssigkeit in ein Gefäß,
welches die doppelte Volummenge reinen Alkohols von 90° Tral. enthält, indem
man diesen beständig umrührt. Die Gutta-percha fällt hierauf als blendend
weiße, weiche, zähe Masse zu Boden; man sammelt sie bald wieder heraus, knetet sie
im Porzellanmörser gut durch, rollt sie in Stängelchen oder Platten aus und legt sie
einige Wochen lang an einem vor Staub geschützten Ort an die Luft, bevor sie
gebraucht wird. (Deutsche Industriezeitung.)
Prüfung des Thrans für Rothgerbereien.
In neuerer Zeit kommen die ordinären Thransorten sehr häufig mit anderen minder
werthvollen und unbrauchbaren Fetten gemengt vor; es bedingen diese Zusätze eine
Verfälschung und sehr oft ist es der richtige Verlauf der Fabrication, der darunter
leidet.
Ein sehr einfaches und schnell zum Ziele führendes Mittel, die Verfälschung des
Thrans mit Fetten zu erkennen, ist folgendes: In einem hohen Glase (Reagensgläschen)
überschüttet man 1 Theil fraglichen Thrans mit 2 Theilen concentrirter Schwefelsäure
und mengt beide Flüssigkeiten tüchtig durcheinander und beobachtet die Erscheinung,
welche nun eintritt. Bleibt die Flüssigkeit vollkommen klar, so ist dieß ein
Zeichen, daß der Thran frei von Fetten war; tritt hingegen eine Trübung ein, so
spricht dieß unwiderruflich für das Vorhandenseyn von Fetten; ein solcher Thran ist
also verfälscht und es richtet sich selbstverständlich der Preis nach der Qualität
der Waare, wenn nicht vorgezogen, wird, solchen Thran gar nicht in Verwendung zu
bringen. (Nach „Gerber-Courier“, 1862, Nr. 31.)
Technisches Bureau in London.
Unter dieser Firma hat der Civilingenieur Hr. Moritz Meisel in London, Nr. 1 Gloucester Terrace, Old
Brompton, S. W. eine Einrichtung ins Leben gerufen, welche in der That
einem dringenden Bedürfnisse der deutschen Technik entspricht. Hr. Meisel, welcher eine Reihe von Jahren in den ersten
deutschen Maschinenbauanstalten theils als Constructeur, theils als selbstständiger
Dirigent gearbeitet und sich dann in England weiter ausgebildet hat, kennt die
Verhältnisse, Anforderungen und Leistungen, die Quellen und Eigenthümlichkeiten
beider Länder genau, und ist daher im Stande den deutschen Technikern, welche ihn
mit ihrem Vertrauen beehren, in jeder Beziehung erfolgreich zur Seite zu stehen. Er
übernimmt die Besorgung von Patenten in England, von Zeichnungen und Beschreibungen
neuer Apparate und Maschinen, den Ankauf von Maschinen und Instrumenten aller Art,
besonders auch für Landwirtschaft und Werkzeugfabrication, endlich ist er zu jeder
brieflichen und persönlichen Auskunft stets bereit. Er steht in Verbindung mit einem
tüchtigen englischen Rechtsgelehrten, dessen Specialfach die Technik ist, und ist so
im Stande auch in Rechtsstreitigkeiten hülfreiche Hand zu leisten.
Persönliche Zuverlässigkeit des Besitzers und den Local-Verhältnissen
angemessene mäßige Honorarsätze gewähren den deutschen Technikern die Sicherheit
einer guten und nicht zu kostspieligen Vertretung aller ihrer Interessen in England.
Die Herren J. Pintus u. Comp.
in Berlin haben sich zur Ertheilung von Auskunft über dieses Unternehmen bereit
erklärt.