Titel: | Maschine zum Reinigen der Wolle, von Malteau, Mechaniker zu Evreux. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. IV., S. 16 |
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IV.
Maschine zum Reinigen der Wolle, von Malteau, Mechaniker zu Evreux.
Aus der deutschen Industriezeitung, 1862, Nr. 46
und 48.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Malteau, Maschine zum Reinigen der Wolle.
Die Wollen, welche man in der Tuchmanufactur verarbeitet, müssen verschiedenen
vorbereitenden Operationen unterworfen werden, unter denen die des Reinigens eine
der wichtigsten ist. Gewisse Wollen, hauptsächlich die von Buenos Ayres
eingeführten, sind nämlich vielfach durch Pflanzenbestandtheile, hauptsächlich durch
Kletten verunreinigt. Da nun die Entfernung derartiger Unreinigkeiten durch
Handarbeit mühsam und zeitraubend ist, so war man schon längst darauf bedacht, diese
Operation durch Maschinen verrichten zu lassen, und es existiren solche Maschinen in
Frankreich unter dem Namen machines à
échardonner oder auch schlechthin égloutronneuses. Vor kurzem hat dort der Mechaniker Malteau ein Patent auf eine neue Wollreinigungsmaschine
genommen, womit nach Armengaud's
Génie industriel, October 1862 S. 193, sehr
befriedigende Resultate erzielt worden sind. Die Wolle wird so vorbereitet, daß eine Bearbeitung
durch den Wolf ganz in Wegfall kommt, wodurch angeblich eine bedeutende Schonung der
Wolle erzielt wird; auch die Verluste in den nachfolgenden Bearbeitungsprocessen
fallen nach der Vorarbeit der neuen Maschine sehr gering aus.
Die Wolle wird auf einem über Walzen geführten Tuche ohne Ende ausgebreitet; durch
die Bewegung des Tuches wird sie hierauf zwei horizontal übereinander gelagerten,
cannellirten Walzen zugeführt und von diesen einer mit spitzen Zinken versehenen
Trommel überliefert. Diese erfaßt die Wolle und reißt sie zwischen einem Roste
hindurch. Dieser Rost umhüllt die Trommel unterhalb etwa zur Hälfte, so daß die
Zinken dicht an seiner Oberfläche hinstreichen. Wenn die Trommel aus dem Mantel
heraustritt, so übergibt sie die von ihr erfaße Wolle einer Reihenfolge von parallel
zu ihr gelagerten Bürstencylindern; diese tangiren sich unter einander und berühren
in gleicher Weise den Umfang einer zweiten Trommel, welche mit stählernen
kammartigen Hecheln bewaffnet ist, welch letztere die Wolle von den Bürstencylindern
abnehmen. Die auf den Hecheln hängende Wolle wird sodann der Wirkung eines Schlägers
(ein mit Spitzen bewaffneter schnell rotirender Cylinder) ausgesetzt, dessen
Entfernung zur Hecheltrommel genau regulirt werden kann. Nachdem dieser Schläger
ebenfalls gewirkt hat, ist die Wolle schon von dem größten Theile der ihr
anhängenden fremden Stoffe befreit. In diesem halbgereinigten Zustande wird sie von
den Hecheln den Wirkungen einer letzten Bürstentrommel entgegengeführt, welche den
Reinigungsproceß vollendet und die reinen Flocken nach Außen wirft. Die auf dem Wege
der Zuführung zur Hecheltrommel herabfallenden, meist noch sehr unreinen Wollflocken
werden von einem Tuche ohne Ende aufgenommen und nochmals durch dasselbe nach den
Zuführungswalzen hingeführt, worauf sie abermals der Reinigungsoperation unterworfen
werden.
Aus folgender Tabelle sind die Wirkungen der Maschine in Bezug auf verschiedene
Wollsorten ersichtlich:
Quantität derWolle:
Resultat der Arbeit inreiner Wolle:
Production perStunde:
Versuch
1.
341 Kilogr.
295 Kilogr.
56,83 Kilogr.
„
2.
376 „
277 „
94,00 „
„
3.
153 „
151 „
38,25 „
„
4.
304 „
291 „
60,8
„
„
5.
242 „
231 „
30,25 „
„
6.
87
„
86
„
43,5
„
„
7.
163 „
135,5 „
40,5
„
„
8.
487 „
463,5 „
51,00 „
Beschreibung der Abbildungen. – Fig. 37 zeigt die
Maschine in der Seitenansicht; Fig. 38 ist die
Vorderansicht von der Ausgangsseite aus, wobei der vor der Krempelwalze C liegende Bürstencylinder H weggenommen
gedacht ist. Die Fig. 39 bis 41 stellen Details der
Maschine dar. In Fig. 37 ist J der Speisetisch, L sind die Speisewalzen, D
ist die Zahntrommel des Oeffners, d der Rost desselben;
p, q, r, s sind Bürstenwalzen, F eine Hechelwalze, H
endlich eine Bürstenwalze, welche die Bearbeitung der Wolle vollendet und dieselbe
in Flocken aus der Maschine herauswirft; K ist ein
endloses Tuch, welches die auf dem Wege der Bearbeitung abfallenden, noch
ungereinigten Wollflocken wiederum dem Speisetische zuführt. Es ist von Wichtigkeit
daß die Wolle nicht mehr bearbeitet wird, als zur Reinigung unbedingt nöthig ist,
weil ihre Structur unter der Einwirkung der Maschinen stets leidet. Zu diesem Zwecke
hat Malteau folgende Anordnung getroffen: Unter den
Bürstencylindern p, q, r, s und dem Schläger F wird ein endloses Gitter a,
a von den Walzen o, o' continuirlich
fortbewegt; dieses Gitter kann von Holzstäben gebildet seyn, die durch Draht
verbunden werden. Durch die Zwischenräume der Stäbe sollen die Kletten aus der
aufgelockerten Wolle die von der Hechelwalze F
herabgerissen wird, fallen. Dazu wird dem Gitter durch eine besondere Vorrichtung
eine rüttelnde Bewegung ertheilt. Diese Vorrichtung besteht aus einem doppelarmigen
Hebel i', dessen Achse ein Träger v aufnimmt und der durch ein Excenter auf der Achse des Bürstencylinders
s bewegt wird. Das vordere Ende dieses Hebels
schlägt auf das Gitter. Zur Fortführung der in dieser Weise abgesiebten fremden
Körper dient ein endloses Tuch a², welches über
die Walzen t, t geführt ist und durch dieselben
fortbewegt wird. – Die Bewegungsübertragungen zwischen den einzelnen
Maschinentheilen sind leicht aus der Zeichnung zu erkennen. – Von Wichtigkeit
ist noch die Anordnung des Oeffners und der Krempelwalzen. Die Oeffnertrommel D ist mit radialen Zähnen e
und Schlagleisten F besetzt; die Oeffnungen zwischen den
Stäben des Rostes d müssen in einer bestimmten Richtung
zum Radius von D liegen, in den Fig. 39 und 40 gibt der
Winkel xx¹x²
und yy¹y²
diese gegenseitige Richtung an; während Malteau bei der
ersten Anordnung diesen Winkel zu 145 Grad annahm, fand er später durch Versuche,
daß ein Winkel von 105 Grad vortheilhafter sey, indem die Kletten und sonstigen
Unreinigkeiten besser durch den Rost abgiengen.Jedenfalls ist die Umdrehungsgeschwindigkeit der Oeffnertrommel maaßgebend
für die Größe dieses Winkels. Die Form der Kämme auf der Krempelwalze ist ebenfalls von Bedeutung für die
Leistung der Maschine. Anfänglich saßen die Kämme stumpf mit ihrer unteren Kante e¹, e¹ auf der
Fläche der Krempelwalze auf, wie Fig. 41 zeigt; später jedoch wählte Malteau die Kammform in Fig. 42 als die
vortheilhaftere. Die Basis e², e² des Kammes ist hier nochmals eingekerbt, so
daß gleichsam ein Doppelkamm entsteht; die Zwischenräume zwischen den Kammflächen
werden dadurch tiefer und die Krempel kann mehr Wolle fassen, wodurch die Leistung
derselben vergrößert wird. Die Entfernung der Kammflächen von einander beträgt etwa
1 Millimeter.