Titel: Verbessertes Mehlbeutelzeug; von Gustav Lucas, Mühlenbaumeister in Dresden.
Autor: Gustav Lucas
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. V., S. 19
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V. Verbessertes Mehlbeutelzeug; von Gustav Lucas, Mühlenbaumeister in Dresden. Mit Abbildungen auf Tab. I. Lucas' verbessertes Mehlbeutelzeug. Ich habe statt meines früheren Ventilator-Beutelapparates, welcher von Hrn. Maschinentechniker Herm. Fischer beschrieben wurde (polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 267), seit beiläufig einem Jahre ein besseres Mehlbeutelzeug construirt, und bereits in zwei Exemplaren zur größten Zufriedenheit der Besitzer ausgeführt. Die Veranlassung hierzu war, daß die meisten Empfänger der früheren Apparate sich bald über schnelle Abnutzung der Gaze beklagten, welche in Folge des bei der raschen Bewegung der Flügelwelle (250 bis 300 Umdrehungen per Minute) hervorgebrachten kräftigen Anwerfens des Schrotes (Mahlgutes) zu erwarten war; bei langsamem Gange des Apparates fand hingegen das Anwerfen des Mahlgutes an die Gaze so stoßweise statt, daß dieselbe auch bald zerstört wurde, während das Mahlgut nicht mehr hinreichend zerstreut wurde und daher der Apparat nur unvollkommen absonderte. Um diese Nachtheile zu beseitigen, construirte ich, wie aus der Zeichnung des neuen Apparates, Fig. 3436, ersichtlich ist, einen kreisrunden Cylinder A. Derselbe hat 20 Zoll im Durchmesser, und trägt 4 Stück mit Gaze bezogene Einsatzrahmen a', welche leicht zu wechseln sind. Der Cylinder selbst ruht, je nach seiner Länge auf 2–3 gußeisernen Kreuzen b, b', deren eines b lose auf der gedrehten Welle c, das andere b' fest auf dem Muff d sitzt. Zwischen diesen Kreuzen b, b' sitzen auf der Welle c, mittelst Stellschrauben befestigt, 3–4 Stück Flügelkreuze e, auf denen die Flügelbleche e' festgeschraubt sind. Der Muff d, welcher zum Theil hohl und mit Hanf und Talg gestopft ist, sitzt lose auf der Welle c, lagert in F und dient somit gleichzeitig der Welle als Lager. Derselbe trägt auf seinem äußeren Ende ein conisches Rad g; auch die Welle c, welche den Muff um ein paar Zoll überragt, trägt ein kleines derartiges Getriebe oder Rädchen h, welches ebenso wie ersteres g mit einem auf der stehenden Welle i sitzenden Getriebe g' und h' im Eingriff steht. Da nun bei dem Rade g des Muffes d das Betriebsgetriebe g' unterhalb der Achse c', bei dem Rädchen h der Welle c hingegen das Betriebsgetriebe oberhalb der Achse sitzt, so müssen sich beide Theile, Cylinder und Flügel, aber gegeneinander, bewegen, und zwar die Flügelwelle mit ungefähr der sechsfachen Geschwindigkeit des Cylinders. Man kann jedoch ebensogut Flügel und Cylinder nach derselben Richtung gehen lassen, wodurch das Mahlgut etwas schneller vorwärts getrieben wird, was daher für Mühlen, welche trocken mahlen, zu empfehlen ist. Aus dem Vorstehenden wird nun einleuchtend seyn, daß durch das Drehen des Cylinders das Mahlgut stets schon von diesem genügend zerstreut wird und die Flügel das schwierige Aufraffen des Mahlgutes nicht mehr zu verrichten sondern dasselbe nur nach allen Richtungen hin anzuwerfen haben; in Folge dessen ist nicht nur der Gang dieses Apparates ein bei weitem leichterer und die Abnutzung der Gaze eine viel geringere, sondern es ist auch, weil der Cylinder rundum eine gleiche Beutelfläche darbietet, das Absondern des Mehles ein viel vollkommeneres, was sich bei mehrmalig angestellten Vergleichen vollkommen bestätigt hat, da dieser Apparat ein vorzüglich schönes Mehl lieferte. Dieses so wenig Raum beanspruchende Beutelzeug ist daher nicht nur jeder Wasser- oder Dampfmühle bestens zu empfehlen, sondern dasselbe eignet sich auch ganz besonders für Windmühlen, sowie für solche Producte chemischer Fabriken, welche durch die dichteste Gaze gebeutelt werden müssen. – Bei den Windmühlen, welche oft ganz langsam und dann wieder schnell gehen, arbeitete der gewöhnliche Cylinder, wie andere schlagende oder stoßweise wirkende Beutelgeräthe, immer nur sehr unvollkommen und es kommt bei diesen Mühlen bekanntlich sehr häufig vor, daß das Mehl wieder mit auf die Steine geschüttet werden muß, zum Nachtheil der Qualität und Quantität des Productes. Mein mit Luftdruck wirkender Cylinder wird hingegen bei sich steigender Geschwindigkeit das Mehl verhältnißmäßig schärfer absondern und bei sich vermindernder Geschwindigkeit dieß in geringerem Grade verrichten, daher im Verhältniß zur Zuführung des Mahlgutes constant wirken.

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