Titel: | Zur Technologie des amerikanischen Erdöls; von Dr. Wiederhold in Cassel. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XV., S. 63 |
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XV.
Zur Technologie des amerikanischen Erdöls; von
Dr. Wiederhold in Cassel.Vom Verfasser aus den unter seiner Redaction erscheinenden neuen Gewerbeblättern für Kurhessen (1862, Nr. 5) mitgetheilt.A. d. Red.
Wiederhold, zur Technologie des amerikanischen Erdöls.
Wohl selten ist über einen industriellen Gegenstand die Aufmerksamkeit des Publicums
durch zahlreiche Berichte so lange in Spannung erhalten, als es bei dem
amerikanischen Erdöl der Fall ist. Es dürfte deßhalb wohl die Mittheilung der
Versuche, welche ich über dasselbe angestellt habe, von einigem Interesse seyn. Im
Handel kommen jetzt zwei Producte vor, welche aus amerikanischem Erdöle stammen. Das
eine führt den Namen „rectificirtes oder raffinirtes
Petroleum,“ das andere wird unter der Bezeichnung
„Naphta“ als Surrogat für Terpenthinöl angeboten. Ob das
letztere nicht wirklich
das rohe Oel selbst, resp. eine gute Qualität desselben, oder ob es ein Fabricat aus
dem rohen Oele ist, konnte ich nicht zur Entscheidung bringen. Das rohe Oel soll
nämlich wegen seiner angeblich außerordentlichen Feuergefährlichkeit nicht mehr
versendet werden können, und es war auch in Folge davon die Erlangung einer größeren
Quantität „Naphta“ mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Nach
den zerstreuten, theils sehr unvollkommenen Angaben, welche ich in den verschiedenen
politischen Blättern fand, stimmen die Eigenschaften des rohen Oels im Ganzen mit
denen der Naphta überein, so daß ich mich zu der Ansicht hinneige, die Naphta sey
eine gute d.h. farblose Sorte des rohen Oels. Durch einen einfachen Versuch läßt
sich rasch und ohne Schwierigkeiten entscheiden, mit welchem von beiden Körpern man
es zu thun hat. Zu diesem Ende füllt man ein Probirglas etwa zu 1/3 mit dem Oel und
gießt dann das gleiche Volumen von Wasser, welches man auf 70–80° C.
erwärmt hat, darauf. Aus der Naphta entwickelt sich in diesem Falle ein Gas,
welches, wenn man an die Mündung des Glases eine Flamme bringt, sich entzündet. Bei
dem raffinirten Petroleum tritt diese Erscheinung nicht ein.
Die Naphta.
Eigenschaften. Die Naphta ist wasserhell, leicht
beweglich wie Aether, von 0,715 spec. Gewichte. Sie riecht nicht unangenehm
ätherisch, und verdunstet an der Luft, wobei eine merkliche Temperaturerniedrigung
eintritt. Bei 60° C. beginnt das Oel zu sieden. Concentrirte Schwefelsäure
bringt in demselben zuerst eine hellgelbe Färbung hervor, die bald dunkelroth und
schließlich schwarzbraun wird. Dabei erhitzt sich die Naptha so stark, daß sie ins
Sieden geräth. Rauchende Salpetersäure greift das Oel ebenfalls stark an. Unter
beträchtlicher Wärmeentwickelung färbt sich das Oel, welches in einer getrennten
Schicht über der Salpetersäure schwimmt, grün, und es scheiden sich sowohl auf der
Oberfläche als am Boden des Gläschens gelbrothe Tropfen ab. Die oben schwimmenden
riechen nach Bittermandelöl und enthalten oder bestehen jedenfalls aus Nitrobenzol.
Man muß bei Anstellung des Versuchs die Einwirkung durch Einstellen des Gläschens in
kaltes Wasser mäßigen, weil sonst eine zu starke Gasentwickelung eintritt, welche
den Inhalt des Gefäßes herausschleudert. Verdünnte Salpetersäure, Salzsäure,
Königswasser und Alkalien in wässeriger Lösung üben keinen sichtbaren Einfluß.
– Jod wird von dem Oele mit rother Farbe gelöst, Brom dagegen unter
explosionsartiger Erscheinung sofort entfärbt. Nach 24stündigem Stehen scheidet sich
ein mißfarbiger Körper ab. Es entwickelt sich bei diesem Processe ferner ein Gas, welches mit schön
grüner Farbe verbrennt. Chlor wird unter Wärmeentwickelung absorbirt und es bildet
sich auch hier eine gasförmige Verbindung, die mit einer grüngesäumten Flamme
brennt. Leitet man Stickoxydgas durch kleine Mengen des Oels, so färbt es sich schön
grün. Angesteckt verbrennt das Gas mit einer Flamme, welche einen breiten grünen
Mantel und einen purpur-violetten Kern besitzt. Diese Flammen dürften sich
besonders gut zu spectral-analytischen Untersuchungen eignen. Leitet man aus
einem Gasometer reines Wasserstoffgas über das Oel, welches man passend in eine
Kugelröhre, wie sie zur Bestimmung des Ammoniaks bei der organischen
Elementaranalyse dient, bringt, und zwar in der Art, daß das Gas nicht einmal durch
das Oel, sondern nur über seine Oberfläche zu streichen braucht, so verbrennt das
Wasserstoffgas mit stark leuchtender Flamme. Ja, ich habe gefunden, daß selbst atmosphärische Luft, in derselben Weise über die Naphta
geleitet, eine schön leuchtende Flamme gibt. Mit Wasser
ist das Oel nicht mischbar, ebensowenig mit Methylalkohol, dagegen leicht und
vollständig mit absolutem Alkohol, Terpenthinöl, Schwefelkohlenstoff und altem
Petroleum. In käuflichem Aether entsteht eine leichte Trübung, wahrscheinlich durch
einen geringen Wassergehalt bedingt. Aus gleichen Ursachen tritt mit Weingeist eine
nur theilweise Mischung ein. Schwefel wird von dem Oele nur in sehr geringer Menge
gelöst, ebenso Phosphor; aus einer Auflösung des letzteren in Schwefelkohlenstoff
schlägt es den Phosphor in weißen Flocken nieder. Aetherische Oele werden von der
Naphta leicht gelöst, ebenso fette Oele, als Rüböl, Leinöl und Leinölfirniß,
Olivenöl, Mohnöl, Nußöl, Mandelöl; Fischthran und Cocosöl, Talg, Stearinsäure,
Margarinsäure, Palmöl, Wallrath, Wachs und Paraffin lösen sich nicht so leicht in
der Kälte, dagegen rasch und vollständig bei Anwendung von Wärme. Von Harzen wird
der Kautschuk erweicht, quillt auf und löst sich dann ebenso wie bei der Behandlung
mit Schwefelkohlenstoff. Asphalt und venetianischer Terpenthin werden gut gelöst,
namentlich in der Wärme. Schwerer löslich erscheinen Colophonium, Mastix, Dammar und
Pech. Nur sehr unbedeutend oder gar nicht werden gelöst: Bernstein, Copal,
Körnerlack und Schellack. Was die Zusammensetzung des Oeles betrifft, so ist
dasselbe jedenfalls ein Gemisch der verschiedenartigsten Körper. Die obenerwähnte
Bildung von Nitrobenzol läßt auf einen Gehalt von Benzin schließen; derselbe ist
jedenfalls unbedeutend. Bei einer fractionirten Destillation ergab sich als
Durchschnitt von mehreren Bestimmungen, daß die Naphta enthält:
48,6 Proc. Oele,
welche bei Temperaturen bis 100° C. destilliren,von 0,70 spec.
Gew.
45,7 Proc. Oele,
welche bei Temperaturen bis 200° C. destilliren,von 0,73 spec.
Gew., und
5,7 Proc. Oele,
die einen über 200° C. liegenden Siedepunkt undein spec.
Gewicht von 0,80 besitzen.
Verdampft man das Oel zur Trockne, so bleibt ein unbedeutender kohliger Rückstand.
Die Eigenschaften des ersten sowohl als des zweiten Destillats stimmen, was
Reactionen, Löslichkeit und Mischbarkeit mit den oben erwähnten Körpern betrifft, im
Wesentlichen mit denen der Naphta überein. Das erste Destillat, für welches ich
seiner Flüchtigkeit wegen den Namen Erdöläther vorschlage und in der Folge
gebrauchen werde, ist jedenfalls das interessanteste Product des amerikanischen
Petroleums. Die erwähnten Erscheinungen beim Durchleiten von Gasen zeigen sich, wie
zu erwarten war, bei dem Erdöläther in viel größerem Maaße als bei der rohen
Naphta.
Anwendungen. Gestützt auf die mitgetheilten Eigenschaften
dürfte sich die Naphta und die durch fractionirte Destillation aus ihr
abgeschiedenen Körper zu folgenden Verwendungen eignen:
1) Als Leuchtmaterial kann die Naphta auf keiner der gebräuchlichen Lampen gebrannt
werden, weil sie wegen ihres Gehalts an sehr flüchtigen Substanzen zu
feuergefährlich ist. Am allerwenigsten der Erdöläther. Dagegen ist das zweite
Destillat ein ausgezeichnetes Photogen, welches auf den geeigneten Lampen mit
vorzüglicher Helligkeit und auch sparsam brennt. Sein Geruch ist viel angenehmer,
als der des gewöhnlichen Photogens. Man könnte es passend als Erdölphotogen
bezeichnen. Von dem dritten Destillat, oder vielmehr dem Rückstand welcher die
Körper enthält, deren Siedepunkt über 200° C. liegt, gilt das unten vom
„raffinirten Petroleum“ Gesagte, mit dem es in seinen
Eigenschaften im Allgemeinen identisch ist.
2) Um der an sich farblosen Wasserstoffgasflamme, selbst der atmosphärischen Luft, Leuchtkraft zu ertheilen, sowie zur Anreicherung des
aus schlechten Materialien hergestellten Leuchtgases, besitzt der Erdöläther eine
Leistungsfähigkeit, wie sie keiner der in dieser Richtung bisher vorgeschlagenen
Substanzen gleichkommen dürfte. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, daß es gelingen
könnte die betreffenden sogenannten Carbonisirungsapparate in den Leuchtgasfabriken
aufzustellen, während dieselben bisher in der möglichsten Nähe der Brenner in die
Gasleitung eingeschaltet werden sollten.
3) Der Erdöläther kann in vielen Fällen das Terpenthinöl ersetzen. Die Naphta leistet
das nicht, weil sie nicht vollständig und rasch genug verdunstet. Der Erdöläther
mischt sich dagegen leicht, z.B. mit Leinölfirniß und verdunstet vollständig. Mit
denjenigen Harzen, welche der Erdöläther auflöst, deren Zahl aber, wie oben
angegeben, nicht groß ist, lassen sich gute Firnisse bereiten.
4) Statt des Schwefelkohlenstoffs kann der Erdöläther zur Extraction von fetten Oelen
aus Samen benutzt werden. Ich habe Rübsamen gestoßen und in einem Kölbchen mit
Erdöläther digerirt. Die Flüssigkeit färbte sich rasch goldgelb, nach Verlauf von 12
Stunden wurde filtrirt und das Filtrat zur Verjagung des Erdöläthers im Wasserbad
verdampft. Ich überzeugte mich, daß eine ziemlich beträchtliche Menge von Oel in
Lösung gegangen war. Da bei diesem Präparate eine Reihe von Bedenken, welche man
beim Schwefelkohlenstoff hatte, namentlich in Bezug auf Geruch und vollständige
Entfernbarkeit desselben, wegfallen, so wären wohl Versuche im Großen hier am
Orte.
5) Zur Darstellung der sogenannten löslichen Gewürze. Ich habe Pfeffer in derselben
Weise wie Rübsamen behandelt und das Filtrat über Kochsalz verdunstet. Nach
vollständiger Entfernung des Erdöläthers hatte das Salz den stechenden Geruch und
den specifischen Beigeschmack des Pfeffers angenommen.
6) Statt Benzin (Brönner's Fleckwasser) als Fleckwasser
für Fettflecken. Die Naphta, vorzüglich aber der Erdöläther leistet vollkommen das
was vom Benzin bekannt ist, namentlich empfiehlt sich derselbe zum Reinigen von
Feilen, welche durch ölgetränkte Späne verschmiert sind.
7) Zum Wasserdichtmachen von Leder eignet sich die Auflösung von fetten Oelen im
Erdöläther sehr gut, weil diese leicht und gut in die Poren eindringt.
8) Zur Fabrication von Lampenschwarz kann das Oel benutzt werden, da es mit stark
rußender Flamme verbrennt.
9) Zur Conservation anatomischer und dergleichen Präparate dürfte die Naphta
namentlich ihrer Farblosigkeit wegen mit dem Spiritus concurriren, und
schließlich
10) steht wohl zu erwarten, daß dieselbe in der Medicin Anwendung findet, da es ja
bekannt ist, daß die Aerzte von Alters her für die sogenannten
„natürlichen Heilmittel,“ namentlich wenn ihre Entstehung
mit einem gewissen mysteriösen Schleier verhüllt ist, eine besondere Vorliebe
zeigen. Für die jetzt so in Aufnahme kommenden Inhalationscuren dürfte der
Erdöläther zu Versuchen zu empfehlen seyn.
Das raffinirte Petroleum.
Eigenschaften. Das raffinirte Petroleum ist eine
opalisirende Flüssigkeit von etwas gelblicher Farbe und von 0,81 spec. Gewichte. Sie riecht höchst
unangenehm, dunstet jedoch bei gewöhnlicher Temperatur nicht merklich ab, so daß man
das Oel offen im Zimmer lassen kann, ohne durch den Geruch stark belästigt zu
werden. Der Siedepunkt des Petroleums liegt bei 150° C. Mit gleichen
Gewichtstheilen conc. Schwefelsäure versetzt, nimmt dasselbe unter Erwärmung eine
tief rothe Farbe an; die Schwefelsäure, welche sich nicht mit dem Oele mischt und
die untere Schicht bildet, färbt sich dabei tief schwarz. Wäscht man die obere
Oelschicht mit Wasser, so erhält dasselbe durch Aufnahme einer fettigen Substanz ein
milchiges Ansehen, das Oel selbst aber wird nach Verlauf einiger Zeit goldgelb und
fast geruchlos. Man erhält von demselben in dieser Weise circa 92–93 Proc. Dampft man die milchige Flüssigkeit auf dem
Wasserbade bis zur Verjagung des Wassers ein, so erhält man 6–7 Procent eines
flüssigen und farblosen Oeles. Versetzt man dagegen die Schwefelsäure, welche bei
der Operation gedient hat, mit viel Wasser, so scheidet sich eine glänzend schwarze,
lackartige Masse auf der Oberfläche aus, die ungefähr 1 Procent von der Menge des
Oeles beträgt. – Rauchende Salpetersäure wirkt ähnlich auf das Oel, wie auf
Naphta, nur konnte eine Bildung von Nitrobenzol nicht wahrgenommen werden. Das
Petroleum mischt sich nicht mit Wasser, Alkohol und Holzgeist, dagegen leicht mit
Schwefelkohlenstoff, Aether (Trübung), Terpenthinöl und altem Petroleum. Jod wird
von dem Oele leicht aufgelöst, Brom entfärbt; unlöslich sind Schwefel und Phosphor.
Gegen die fetten Oele und Fettsubstanzen verhält sich das Oel im Allgemeinen wie die
Naphta, nur ist der Grad der Löslichkeit ein viel geringerer. Ich übergehe die
Einzelheiten, weil mir dieselben hier ohne Bedeutung erscheinen. Von Harzen und
ähnlichen Stoffen wird nur Asphalt, Elemi und venetianischer Terpenthin in der Wärme
in bemerklicher Weise gelöst. Kautschuk wird erweicht, quillt auf und löst sich in
der Wärme vollständig. Das raffinirte Petroleum enthält:
12 Proc. Oele,
welche bei einer Temperatur bis 200° C. überdestilliren,von
0,74 spec. Gewicht,
98 Proc. Oele,
welche einen höheren Siedepunkt und ein spec. Gewichtvon 0,815
haben.
Beim Eindampfen des Oels erhält man 10–11 Proc. eines bei gewöhnlicher
Temperatur erstarrenden schwarzen Rückstandes, welcher geringe Mengen Paraffin
enthält. Bei der Destillation färbt sich das Oel mit steigender Temperatur immer
dunkler, bei 200° C. ist es dunkelroth und setzt einen kohligen Körper ab.
Durch Schwefelsäure läßt sich das rothe Oel – im Wesentlichen ein Solaröl – wieder in der oben angeführten Weise
bleichen und geruchlos machen.
Anwendungen. Das raffinirte Oel scheint nur als
Leuchtmaterial eine praktische Verwendung finden zu können. Das Handelsproduct
ebenso wenig wie das durch fractionirte Destillation erhaltene Solaröl läßt sich
weder auf Photogen- noch auf den gewöhnlichen Rüböl-Sturzlampen
brennen, während das 12 Procent betragende erste Destillat ein vortreffliches
Leuchtmaterial für Photogenlampen abgibt. Bei den letzteren Lampen hat dieses seinen
Grund darin, daß die specifisch schweren Oele nicht genügend in dem Dochte in die
Höhe steigen. Bei den gewöhnlichen Rüböllampen tritt ein entgegengesetzter
Uebelstand ein. Das Oel steigt hier zu rasch über und es dunstet ein Theil
unverbrannt in der Flamme ab, wodurch ein unerträglicher Geruch in dem Zimmer
entsteht. Man kann das Oel auf Photogenlampen nur dann gut brennen, wenn dieselben
so eingerichtet werden, daß der Abstand vom Brenner bis zum Oelreservoir ein
möglichst kurzer ist. Verändert man an den Rüböllampen den sogenannten Oelstand in
der Art, daß das Oel nicht mehr stark steigt, so läßt sich das Oel auch auf diesen
ohne die vorhin genannten Uebelstände brennen. Doch ist es mir bisher nicht
gelungen, den unangenehmen Geruch gänzlich und für längere Zeit zu beseitigen. Wenn
das raffinirte Petroleum seinen jetzigen Preis (hier 5 Sgr. der Schoppen) beibehält,
wird es mit den anderen bekannten Leuchtstoffen nicht concurriren können.
Zum Schlusse möchte ich mir noch einige Bemerkungen über die angebliche
Feuergefährlichkeit erlauben. Das raffinirte Petroleum ist durchaus ungefährlich,
weil es gar nicht ohne Docht brennt. Die Naphta dagegen ist, wie aus den oben
angegebenen Eigenschaften erhellt, unzweifelhaft feuergefährlich, jedoch gewiß nicht
in dem Maaße, als es nach den Zeitungsberichten erscheint. Ich habe zur Feststellung
in dieser Richtung einige Versuche mit der Knallpistole angestellt. Bringt man in
eine solche einige Tropfen Erdöläther, welcher jedenfalls alle feuergefährlichen
Stoffe concentrirt enthält, und entzündet nach einiger Zeit das Gemisch von
Luft- und Naphtadämpfen, so brennen letztere ohne Explosion aus der Oeffnung.
Bei der geringsten Menge von Erdöläther, die ich einbringen konnte, entstand nur ein
starkes Zischen. In der Feuergefährlichkeit wird der Erdöläther wohl dem
gewöhnlichen Aether gleichzusetzen seyn. Prohibitivmaßregeln, welche die Versendung
dieses zu so vielen und interessanten Anwendungen geeigneten Productes gänzlich
unmöglich machen, scheinen mir daher nicht gerechtfertigt, während die Beobachtung
der nöthigen Vorsichtsmaßregeln, wie sie bei anderen feuergefährlichen Substanzen,
als Aether, Pulver etc. vorgeschrieben sind, natürlich zum Gesetz gemacht werden
muß. Möchten die hier mitgetheilten Versuche zur weiteren Verbreitung des
amerikanischen Erdöls und seiner Präparate beitragen. Daß ihnen, namentlich dem
Erdöläther, eine Zukunft bevorsteht, scheint mir – falls die Quellen in
Amerika nicht bald versiegen – außer Zweifel.