Titel: | Ueber die Fabrication des fetten Copalfirnisses; von H. Violette. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XVI., S. 70 |
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XVI.
Ueber die Fabrication des fetten Copalfirnisses;
von H. Violette.
Aus dem Répertoire
de Chimie appliquée, Septbr. 1862, S. 329.
Violette, über die Fabrication des fetten
Copalfirnisses.
Die Darstellung der Firnisse ist noch keine wissenschaftliche, sondern nur eine
handwerksmäßige. Dieselbe hat noch wenig Fortschritte gemacht, seit sie im zwölften
Jahrhundert durch den Mönch Theophilus beschrieben wurde.
Die befolgten Methoden waren meist den einzelnen Fabrikanten eigen und wurden lange
geheim gehalten; daraus erklärt sich die Masse dunkler oft unmöglicher Vorschriften
in den verschiedensten Handbüchern. Watin lieferte 1772
(in seinem Werke l'Art du peintre doreur et vernisseur)
die ersten genaueren Angaben, dann kam das Werk von Tingry und endlich im Jahr 1845 das treffliche Werk von Tripier-Deveaux (l'Art de
faire les vernis).
Man unterscheidet im Handel wesentlich drei Hauptarten von Copal: den harten, den
halbharten und den weichen. Die beiden ersteren benutzt man für die Fabrication der
fetten Firnisse, den letztern für innere Anwendungen.
Der harte Copal kommt aus Calcutta oder aus Bombay; ersterer ist vorzüglicher; der
halbharte kommt aus Afrika; doch sind die einzelnen Sendungen nicht gleichartig,
sondern aus verschiedenen Qualitäten zusammengesetzt, welche der Praktiker wohl zu
unterscheiden hat.
Wenn man ein Gefäß, welches harten Copal enthält, mit Dampf erhitzt, so sieht man wie
einzelne Stücke mehr oder weniger weich werden, während andere unverändert bleiben.
Wirft man verschiedene Stücke harten Copals auf ein Bad von geschmolzenem Zinn (bei
etwa 300° C.), so schmilzt ein Theil gänzlich, während ein anderer erst bei
höherer Temperatur flüssig wird.
Man kennt das Lösungsmittel für den harten und halbharten Copal nicht, obwohl ein
solches existirt, da bekanntlich das Harz als klare Flüssigkeit aus dem Baume
austritt, die sich an der Luft verdickt und unter Verdampfung eines ätherischen
Oeles hart wird.
Trotz der zahlreichen Versuche der Chemiker und Praktiker besitzt man bis jetzt kein
anderes Mittel den Copal in dem bei der Firnißfabrication angewandten Gemisch von
Oel und Terpenthinöl aufzulösen, als ihn vorher durch die Hitze zu zersetzen. Der
Grad dieser Zersetzung ist von großer Wichtigkeit, denn je stärker sie war, desto
dunkler wird das Harz und der daraus dargestellte Firniß.
Der Verf. hat durch VersucheDie hier im Auszug mitgetheilte Abhandlung des Verf. enthalten die Mémoires de la Société des
sciences, de l'agriculture et des arts de Lille. folgende Temperaturen für das Schmelzen und die nachherige Destillation oder
Zersetzung des Copals bestimmt.
Schmelzung.
Destillation.
Harter Copal
340° C.
360° C.
Halbharter Copal
180° C.
230° C.
Diese Copalarten lösen sich nach dem bloßen Schmelzen weder in der Kälte, noch in der
Wärme in Terpenthinöl auf; ihre Löslichkeit ist vielmehr abhängig von einem gewissen
Zersetzungsgrade des Harzes, welchen der Verf. praktisch zu bestimmen bemüht
war.
Nach seinen Versuchen werden die harten und halbharten Copale erst dann in dem
Gemisch von Oel und Terpenthinöl löslich, wenn sie 20 bis 25 Proc. ihres Gewichtes
durch Destillation verloren haben. Darüber hinaus werden sie immer löslicher, aber
auch dunkler und wegen des erlittenen Verlustes weniger ausgiebig in Bezug auf
Firniß. Die geringste Färbung entspricht auch der geringsten nothwendigen Erhitzung,
nämlich etwa 360° C.; daraus ist zu schließen, daß man für den schönsten
Firniß und für die größte Ausbeute den Copal bei 360° C. bis auf einen
Verlust von etwa 25 Proc. seines Gewichtes erhitzen muß.
Der Verf. bemerkt indessen, daß auch Copal, welcher nur 10 Proc. und selbst weniger
verloren hat, sich in Terpenthinöl, welches durch lange Einwirkung von Luft und
Licht dick geworden ist, leicht auflöst; die Ursache dieser merkwürdigen Veränderung
des Terpenthinöles ist unbekannt und es wäre ein großer Fortschritt, wenn man sie
rasch und ohne große Kosten künstlich bewirken könnte.
Copal, welcher nur 10 Proc. seines Gewichts durch Destillation verloren hat, löst
sich gar nicht in gewöhnlichem käuflichen und ebensowenig in solchem Terpenthinöl
auf, welches durch Mischung mit absorbirenden Substanzen entwässert oder mehrfach
destillirt worden ist.
Das Copalöl ist eine merkwürdige Substanz, indem es
beiläufig ein Viertel des Gewichtes des Harzes ausmacht. Es ist klar, gelblich, hat ein spec. Gewicht von
0,80, verbrennt mit heller Flamme an der Luft, ist in Oel und Terpenthinöl löslich
und löst die weichen und halbharten Copale auf. Man würde
dieses Oel mit Vortheil zur Firnißfabrication benutzen können, namentlich wenn man
es von seinem starken und durchdringenden Geruch befreien könnte. Man würde so den
Destillationsverlust wieder gewinnen und das Gesammt-Rohmaterial
verwerthen.
Der Verf. schließt seine Arbeit mit dem Wunsche, daß die Fabrikanten sich bemühen
möchten, die Darstellung des löslichen Copals zu finden
und so die Industrie mit einem neuen Producte zu bereichern.