Titel: | Beschreibung eines von dem Mechaniker H. Hofer construirten Ellipsographen; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. |
Autor: | Robert Schmidt |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XXXIV., S. 167 |
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XXXIV.
Beschreibung eines von dem Mechaniker H. Hofer construirten Ellipsographen; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
Mir Abbildungen auf Tab.
III.
Schmidt, über Hofer's Ellipsograph.
Obgleich bekanntlich die Wissenschaft schon lange mehrere Wege vorgezeichnet hat, auf
welchen man zur Construction von Ellipsenzirkeln,
Ellipsographen, gelangen kann, so existirt bis jetzt
dennoch kein derartiges Instrument, welches auch nur mittelmäßigen Anforderungen
entspricht. Die Gründe dafür mögen die seyn, daß einerseits ein solches Instrument
immer mehr oder weniger complicirt, deßhalb schwer und zum Zeichnen wenig handlich
ausfallen wird, andererseits es beim Gebrauch eines solchen darauf ankommen wird,
daß dasselbe auf dem Reißbret so fixirt werden kann, daß die zu zeichnende Ellipse,
in Bezug auf die Achsen derselben, genau an der richtigen Stelle ihren Platz findet.
Durch die von Hrn. Professor J. Weisbach angeregte
arxonometrische Zeichnenmethode,Das über diesen Gegenstand erschienene, wie wir glauben vollständigste Werk,
führt den Titel: Theoretisch-praktischer Lehrgang der Arxonometrie
als Zeichnenmethode u.s.w. von Dr. Robert Schmidt, Leipzig 1859. ist ein Grund mehr aufgewachsen, aus welchem es höchst wünschenswerth
erscheint, einen möglichst vollkommenen Ellipsographen als Zeichneninstrument zu
besitzen, und wir freuen uns im Nachfolgenden die Beschreibung eines solchen
mittheilen zu können, der mehr als alle bisher construirten Ellipsographen zu der
Hoffnung berechtigt, ein vollkommen brauchbares Zeichnen-Instrument zu
werden.
Die Theorie, auf welcher die Construction des Instrumentes
beruht, ist folgende:
Ist, Fig. 15,
a = AM =
BM
=
KH die halbe kurze Achse einer Ellipse, b = CM = DM = KG die
halbe lange Achse derselben, und ferner d = b – a = GH der Unterschied der erwähnten halben Achsen, so
gehen in Punkten wie K Punkte der Ellipse hervor, wenn
man mit der geraden Linie GK eine solche drehende
Bewegung ausführt: daß der Punkt G der Linie GK beständig auf der Linie AB, und der Punkt H
derselben Linie beständig auf der Linie CD bleibe.
Denn bezeichnet man den Winkel AGK mit α,
und setzt die Linie KR = y, die MR = x, so hat man:
x =
(b – a) Sin . α + a Sin . α
oder
x =
b Sin . α
und
y =
a Cos . α.
Aus den zwei letzten Gleichungen ergibt sich aber die Gleichung:
x²/b² + y²/a² = 1,
und das ist, wie bekannt, die Gleichung einer Ellipse.
– Die Ellipse wird zu einem Kreise, wenn d = 0,
d.h. b = a ist; dieselbe
wird zu einer geraden Linie, die mit der langen Achse der Ellipse zusammenfällt,
wenn d = b, d.h. a = 0 ist; endlich wird dieselbe zu einem Punkte, dem Durchschnittspunkt
der Achsen, wenn b und a und
somit auch d gleich 0 sind.
Die Construction des auf obiger Theorie beruhenden
Ellipsographen ist nun durch die Fig. 16, 17 und 18 veranschaulicht,
wovon:
Fig. 16 eine
Vorderansicht des Instruments,
Fig. 17 eine
Seitenansicht, von links gesehen,
Fig. 18 den
wichtigsten Theil eines Grundrisses desselben liefert; sämmtliche Figuren sind in
natürlicher Größe gezeichnet.
Der wesentliche Theil des Instrumentes ist durch die Schraube F an dem gußeisernen Stück I befestigt, das
schwer genug, das Instrument an dem richtigen Orte zu fixiren. Zu den wesentlichen
Theilen gehört zunächst das ebenfalls gußeiserne plattenförmige Stück L; dasselbe ist in der Richtung CD (Fig.
18) trapezförmig durchbrochen, und gibt die Mittellinie CD der Durchbrechung die Richtung der langen Achse der Ellipse. Ueber dem Leitungsstücke L und in einiger Entfernung von demselben ist ein
zweiter plattenförmiger Körper P am erstern befestigt;
auch dieser hat in der Richtung AB (Fig. 18) eine
Durchbrechung, welch erstere als Mittellinie der letztern die Lage der kurzen Achse
der Ellipse abgibt, zu welchem Ende die Linien AB
und CD, wie in Fig. 15, rechtwinkelig
auf einander stehen.
Die feste Linie GK, in Fig. 15, wird bei dem
Instrument durch den metallenen Körper Q vertreten.
– Derselbe ist an seiner unteren Begrenzungsfläche mit einem conischen Zapfen
versehen, welcher in dem Gleitstück S (Fig. 16 punktirt) drehbar
ist, während derselbe an seinem unteren Ende noch mit dem Körper T fest verbunden ist. In letzterm Körper ist das Prisma
V verschiebbar, welches an dem einen Ende das
Bleistiftrohr a trägt. – Oberhalb des erwähnten
Zapfens ist ein in Q verstellbares Stück b angeordnet, dessen Lage durch die Schraube c zu dem Stücke Q verändert
werden kann. Das letzterwähnte Stück b enthält nämlich
noch einen Zapfen n (Fig. 15), welcher in dem
Gleitstück U (Fig. 18) drehbar ist. Mit
diesem Zapfen ist endlich die kleine Kurbel p fest
verbunden, welche beim Zeichnen einer Ellipse in Umdrehung zu setzen ist.
In der Zeichnung des Instruments sind die Verhältnisse der Achsen der Ellipse ebenso
wie die in Fig.
15, nämlich die halbe kurze Achse = 1,5 Zoll, die Differenz der Achsen =
0,5 Zoll, die halbe lange Achse daher = 2 Zoll genommen. Außerdem sind die
Hauptpunkte des Grundrisses in Fig. 18 mit denselben,
aber kleinen Buchstaben als die entsprechenden in Fig. 15 bezeichnet, und
es wird darnach leicht folgen, daß bei Drehung der Kurbel p der Punkt g in der Linie AB, und der Punkt h in der Linie CD bleiben und dabei der Punkt k die Ellipse zeichnen wird.
Erwähnenswerth ist noch zunächst die Construction des Bleistifthalters a. Derselbe besteht aus dem Rohr a, das im Innern eine Spiralfeder enthält, und dem Rohr a', in welchem der Bleistift fixirt wird. Das Rohr a' enthält innerhalb des a
einen kleinen Schlitz, in welchen das Schräubchen b'
greift, und durch diese Einrichtung wird die Wirkung der erwähnten Spiralfeder
begrenzt. Die richtige Einstellung des beschriebenen Instruments geschieht nach
Angabe des Hrn. Hofer dadurch, daß man beide halbe Achsen
auf 0 stellt, wobei die Bleistiftspitze dann im Durchschnittspunkte der Achsen ihren
Platz finden muß, und außerdem das Instrument so auf dem Papier dreht, daß der
untere Endpunkt der auf dem, mit Scharnier versehenen, Blech W befindlichen Linie xy mit einem Punkt
der langen Achse der zu zeichnenden Ellipse zusammenfällt.Da die beiden letzten hier erwähnten Constructionen beim Gebrauch gewiß
manche Unbequemlichkeit und Ungenauigkeit veranlassen werden, so möchte ich
für dieselben folgende Anordnungen in Vorschlag bringen: Zum bequemeren
Einstellen des Instruments könnte an dem Körper T eine Spitze befestigt werden, die nach dem Mittelpunkt der
Ellipsen hinzeigt, wenn der Nonius b auf 0
gestellt ist. – Damit der Bleistift beim Einstellen des Instruments
nicht mit dem Papier in Berührung tritt, könnte die Hülse a' durch a gehen,
entsprechend belastet, und durch eine leicht herstellbare Vorrichtung
arretirbar gemacht werden. A. d. Verf.
Der Preis eines derartigen Instruments beträgt ab Berlin 15 bis 20 Thlr., und werden
etwaige Bestellungen auf dasselbe auch gern durch mein Bureau
für mechanische Gewerbe (zu Berlin) besorgt, sowie etwaige Anfragen in
Bezug darauf von demselben beantwortet werden.