Titel: | Regulator für die Spannung des Dampfes und der Gase, von Tulpin, Maschinenconstructeur in Ronen. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XXXV., S. 169 |
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XXXV.
Regulator für die Spannung des Dampfes und der
Gase, von Tulpin, Maschinenconstructeur in Ronen.
Aus Armengaud's
Génie industriel, September 1862, S. 255.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Tulpin's Regulator für die Dampfspannung.
Der Maschinenconstructeur Tulpin
sen. in Rouen hat der Mülhauser Industriegesellschaft
eine neue, von ihm erfundene Vorrichtung zur Prüfung übergeben, welche dazu dienen soll, in den
Trockentrommeln, Heizkammern und anderen Apparaten, wo eine constante Dampfspannung
nothwendig ist, dieselbe zu reguliren.
Wir lassen im Nachstehenden die dem Berichte des Hrn. A. Dollfus über diese wichtige Vorrichtung entnommene Beschreibung
folgen.
Um den Leser in den Stand zu setzen, den neuen Apparat bezüglich der Vortheile,
welche er gewährt, gehörig zu beurtheilen, wollen wir zuvor in Kürze der bisher am
meisten gebräuchlichen Anordnung erwähnen. Dieselbe besteht in einem Pumpenstiefel,
in welchem sich ein Kolben mit sehr geringer Reibung auf und nieder bewegt. Diese
Pumpe ist in der Rohrleitung angebracht, welche den Dampf den Trockentrommeln
zuführt; die Kolbenstange ist durch ein Gelenk mit dem einen Ende eines um einen
festen Punkt beweglichen Hebels verbunden, welcher an seinem anderen Ende ein
Gegengewicht trägt, das man je nach der Dampfspannung, welche man anwenden will,
reguliren kann. Derselbe Hebel trägt eine Zugstange, durch welche der
Dampfzuleitungshahn geöffnet und geschlossen wird. Der Dampf tritt auf seinem Wege
in den Pumpenstiefel ein, drückt auf den Kolben und hebt dadurch das Gegengewicht
auf. Nimmt dieser Druck zu, so geht der Kolben herab und die Zugstange schließt den
Hahn; nimmt er dagegen ab, so findet das Entgegengesetzte statt, der Kolben geht
nämlich in die Höhe und der Hahn wird geöffnet.
Der große Uebelstand dieses Regulators besteht in der Reibung des Kolbens im
Pumpenstiefel, die man nicht vermindern kann, ohne Dampfverluste herbeizuführen und
welche sich eben so wenig erhöhen läßt, ohne zugleich dem Apparate die
Empfindlichkeit zu nehmen. Die Stopfbüchse der Kolbenstange verursacht ebenfalls
Reibung und Dampfverlust. Der Apparat erheischt außerdem eine unausgesetzte
Ueberwachung und ist wegen seiner großen Dimensionen ziemlich theuer, die er aber
erhalten muß, wenn man die oben bezeichneten Veranlassungen zu einem unsicheren und
ungenauen Gang desselben möglichst vermeiden will.
Tulpin hat nun ein Mittel gefunden, um allen diesen
Nachtheilen durch eine entsprechende Einrichtung des Apparates abzuhelfen; Fig. 22 und
23 zeigen
den mittleren verticalen Querdurchschnitt und die obere Ansicht desselben.
Dieser Regulator wird durch zwei Gefäße C und O gebildet, welche Wasser enthalten und durch einen
Canal a in Verbindung gesetzt sind. Das Gefäß C wird durch eine in ihrer Mitte verstärkte
Kautschukscheibe geschlossen, auf welcher ein hohler Kolben (Buffer) f aufsitzt, der sich vertical bewegen läßt und hierbei
seine Führung durch einen rohrförmigen Ansatz am Deckel e des Apparates erhält. Der Buffer ist durch ein Gelenk mit einem um den festen
Punkt g drehbaren Hebel G
verbunden, der an seinem Ende, welches die Gestalt eines Kreissectors hat, ein
Gegengewicht h trägt. Ein an diesem Hebel angebrachter
Knopf j steckt in einem geschlitzten Hebel i, welcher an die Welle eines Schieberventils k befestigt ist, das den vom Kessel kommenden Dampf in
die Trockenkammer einläßt. Der obere Theil des Reservoirs O steht durch die Röhre n in directer
Verbindung mit dem durch das Ventil abgeschlossenen Dampfe. Ein Manometer mit
Zifferblatt und Zeiger ist mit dem Gefäß C verbunden und
zeigt den wirklichen Druck des abgeschlossenen Dampfes an.
Dieser Apparat beruht auf demselben Princip, wie der früher im Gebrauch gewesene und
man sieht leicht ein, wie der durch die Röhre n
zudringende Dampf einen gleichmäßigen Druck auf die Oberfläche des in dem Gefäße O enthaltenen Wassers ausübt. Der Mechanismus aber,
welcher dazu dient, diesen Druck zum Oeffnen und Schließen des Dampfeintrittsventils
(eines Schmetterlingventils) k zu benutzen,
unterscheidet sich dadurch von dem früheren, daß er arbeitet ohne einen
nennenswerthen Dampfverlust im Gefolge zu haben und daß die Reibung, welche bei dem
früheren Kolben stattfand, hierbei ganz weggefallen ist, weil der Buffer f in dem zu seiner Führung dienenden Ansatzstücke nur
eine so unbedeutende Reibung erfährt, daß man dieselbe füglich vernachlässigen
kann.
Dieser von den HHrn. Dollfus-Mieg und Comp. angewandte Apparat hat in Folge der Genauigkeit,
mit welcher er regulirt, eine bedeutende Ersparniß an Dampf dadurch ermöglicht, daß
nun auch der sogenannte Retourdampf (welcher bereits zu anderen Zwecken gebraucht
worden ist) zur Speisung der Trockentrommeln verwendet werden kann, was man bei den
bisherigen Apparaten nicht zu thun wagte. Denn die für die Trockentrommeln nöthige
Temperatur erfordert die Anwendung von Dampf, welcher wenigstens 3/4 Atmosphäre
Spannung hat, weil unter dieser Grenze die Trommel ihren Zweck nicht erfüllt.
Die für Anwendung des Retourdampfes in Gebrauch gekommene
Anordnung ist folgende: Die Trommel wird zu gleicher Zeit auf der einen Seite mit
dem Retourdampfe, auf der anderen mit dem vom Kessel kommenden, durch das
Schieberventil abschließbaren Dampfe, durch Röhren in Verbindung gesetzt. So lange
als der Retourdampf die hinreichende Spannung hat, verursacht er mittelst derselben
in dem Apparate, welcher auf 3/4 Atmosphäre regulirt ist, einen gleichgroßen
Gegendruck und das Ventil bleibt geschlossen. Fällt dagegen die Spannung des
Retourdampfes unter die angegebene Grenze und nimmt also auch der Gegendruck
entsprechend ab, so wird das Dampfventil geöffnet, es dringt frischer Dampf vom Kessel in die
Trommel zu, und man arbeitet mit der nothwendigen Spannung weiter. Der frühere
Apparat war nicht empfindlich genug, um ihn auf diese Weise anwenden zu können.
Dieser neue Regulator bietet außerdem den Vortheil, daß er, auch in kleinen
Dimensionen ausgeführt, vollkommen gut arbeitet und nicht so theuer als der frühere
ist, indem er nur 375 Fr. kostet.