Titel: | Ueber die Anwendung der schwefligsauren Salze zur Zuckerfabrication; von Alvaro Reynoso. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LI., S. 220 |
Download: | XML |
LI.
Ueber die Anwendung der schwefligsauren Salze zur
Zuckerfabrication; von Alvaro Reynoso.
Aus den Comptes rendus,
t. LV p. 575.
Reynoso, über die Anwendung der schwefligsauren Salze zur
Zuckerfabrication.
Der zweifach-schwefligsaure Kalk wird auf der Insel Cuba in großen Mengen
angewandt; man setzt entweder das Salz dem Zuckerrohrsaft direct zu (es wird aus
New-Orleans bezogen), oder man leitet schweflige Säure durch den vorher mit
Kalk gesättigten Saft. Die schweflige Säure wird in letzterem Falle durch Verbrennen
von Schwefel in einem durch eine Dampfpumpe erzeugten Luftstrom erhalten. Alle
diejenigen, welche jetzt die schweflige Säure nach meinen Angaben anwenden, sind
damit sehr zufrieden und die erlangten Resultate vortrefflich. Anfangs geschah die
Anwendung nicht in richtiger Weise; man befolgte das Verfahren von Melsens
Polytechn. Journal, 1849, Bd. CXIV S. 375 und 411., wornach zuviel zweifach-schwefligsaurer Kalk und zu wenig Kalk
angewandt wurde, während man, um gut zu arbeiten, immer alkalische Lösungen haben muß. Die Wirkung ist folgende: der
zweifach-schwefligsaure Kalk verhindert die Gährung, fällt gewisse
Bestandtheile aus, entfärbt die Säfte und wandelt gewisse durch Kalk, Wärme, Kohle
etc. schwer zu entfernende Stoffe so um, daß sie leichter vom Safte zu trennen sind.
Um diese Wirkung zu erzielen, muß sich das zweifach-schwefligsaure Salz
oxydiren und zu diesem
Zweck muß es in einer alkalischen Lösung enthalten seyn. Außerdem muß der Kalk,
welcher gewisse Stoffe zu fällen hat, in hinreichender Menge zugesetzt werden.
Wiederholte Versuche über Anwendung des zweifach-schwefligsauren Kalkes mit
Kalk zusammen, würden gewiß bessere Resultate bei der Bearbeitung der Runkelrüben
ergeben. Hier in Cuba ist dieß Verfahren sehr verbreitet und alle Pflanzer sind sehr
zufrieden damit.
––––––––––
Bei Gelegenheit obiger Mittheilung erinnert Payen daran,
daß Possoz und Perier die
Benützung der neutralen schwefligsauren Salze mit Erfolg bei der Zuckerfabrication
aus Zuckerrohr eingeführt haben. Eine große Anzahl vorläufiger Versuche wurde in
Paris mit aus Spanien erhaltenem Rohr angestellt und sie ergaben trotz des
mangelhaften Zustandes des Rohmaterials sehr gute Resultate, ohne daß Knochenkohle
nothwendig gewesen wäre.
Die während des Eindampfens im Kessel erhaltene Masse wurde centrifugirt und mit
Dampf gedeckt, und so ein ohne Raffination zum Consum geeigneter Zucker erzielt. Die
Genannten haben am 4. August 1862 der Akademie mitgetheilt, daß sie den Kalk ganz
oder großentheils durch sehr geringe Mengen schwefligsauren Kalkes ersetzen und daß
man in unseren Colonien und in Spanien nach diesem Verfahren mehr als eine Million
Kilogramme Zucker mit geringen Kosten und von vorzüglicher Qualität erhalten
habe.Possoz und Perier
hatten schon am 24. December 1861 der Société d'agriculture mitgetheilt, daß die Anwendung
von neutralem schwefligsaurem Natron statt der schwefligen Säure und der
sauren schwefligsauren Salze gute Resultate bei der Bearbeitung des
Zuckerrohrs – in Dosen von 1/2 bis 1 Tausendstel – gegeben
habe.
Die Anwendung derselben Methode auf Rübensaft hat nicht gleich gute Resultate
geliefert.
Was die Priorität anbelangt, so erklärte Payen, sich
darüber zwischen Reynoso und den HHrn. Possoz und Perier nicht
entscheiden zu können.