Titel: | Analyse mehrerer Roheisensorten und der zu ihrer Gewinnung angewandten Erze; von F. A. Abel, Chemiker des brittischen Kriegsdepartements. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXXIII., S. 292 |
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LXXIII.
Analyse mehrerer Roheisensorten und der zu ihrer
Gewinnung angewandten Erze; von F. A. Abel, Chemiker des
brittischen Kriegsdepartements.
Aus der Chemical News,
1862, vol. VI, Nr. 144.
Abel, über die Analyse des Roheisens und der zu seiner Gewinnung
angewandten Erze.
Der Zweck des Verfassers war, die Güte des Roheisens zu bestimmen, sowie den Einfluß,
welchen auf dessen Zusammensetzung die angewandten Erze, Zuschläge und
Brennmaterialien ausüben. Wir gehen sofort zum wichtigsten Theile der Abhandlung
über.
I. Analyse des Roheisens.
Das Metall wurde zuerst durch Bohren, Drehen oder Hobeln gehörig zertheilt; wenn
weißes Roheisen zu analysiren war, wurde dasselbe in einem Stahlmörser gröblich
gepulvert. Da sich der Graphit manchmal in der Mitte der Flossen concentrirt, so
verschaffte man sich eine durchschnittliche Probe des Metalls, indem man dasselbe
durch die Mitte abhobelte, und die so erhaltenen feinen Späne dann zerrieb und
vollkommen mischte.
Bei der Analyse wurde gewöhnlich das Verhältniß des Mangans, Kohlenstoffs, Siliciums,
Schwefels und Phosphors bestimmt, und in gewissen Fällen auch dasjenige des
Arseniks, Bleies und Kupfers, wenn nämlich diese Metalle in den zur Gewinnung des
Roheisens angewandten Erzen in beachtenswerther Menge enthalten waren. Für die
Analyse wurden abgewogen:
(a) 100 Grains (6,47 Grm.) zur Bestimmung des Schwefels,
des Kohlenstoffs in Form von Graphit, des Siliciums und Mangans;
(b) 50 Grains (3,235 Grm.) zur Bestimmung des
Phosphors;
(c) 50 bis 500 Grains zur Bestimmung des Kohlenstoffes im
gebundenen Zustande;
(d) 500 Grains (32,35 Grm.) zur Bestimmung der oben
erwähnten fremden Metalle.
Schwefel. – Die Probe (a) wurde langsam in concentrirter Salzsäure aufgelöst und die sich
entwickelnden Dämpfe in eine schwach saure Auflösung von essigsaurem Bleioxyd
geleitet, worin der mit dem Wasserstoff gleichzeitig entbundene Schwefelwasserstoff
einen Niederschlag von Schwefelblei hervorbrachte, welcher filtrirt, gewaschen,
calcinirt und hernach in bekannter Weise in schwefelsaures Bleioxyd umgewandelt
wurde, woraus sich das Verhältniß des Schwefels berechnen ließ.
Nachdem die Säure auf das Roheisen vollständig eingewirkt hatte, wurde der Inhalt des
Kolbens in eine Porzellanschale gegossen und darin zur Trockne verdampft; die so
erhaltene Masse wurde mit concentrirter Salzsäure digerirt und hernach Wasser
zugesetzt. Der unauflösliche Rückstand, welcher aus Kieselerde und Graphit bestand,
wurde auf einem Filter gesammelt, und die Flüssigkeit zur späteren Bestimmung des
Mangans bei Seite gestellt.
Kohlenstoff als Graphit. – Das Gemenge von
Kieselerde und Graphit wurde mit einer kochenden Auflösung von reinem Aetzkali
behandelt, worin sich die Kieselerde auflöste; der zurückgebliebene Graphit wurde
auf einem Filter gesammelt, zuerst mit verdünnter Salzsäure und dann mit Wasser
gewaschen, und endlich getrocknet. Er wurde hernach sorgfältig vom Filter genommen
(welches man mit einer Messerklinge abschabte), in einen Platintiegel gebracht, und,
nachdem man ihn einige Zeit einer Temperatur von 110°C. ausgesetzt hatte,
gewogen. Beim nachherigen Verbrennen in einer Muffel hinterließ der Graphit
gewöhnlich eine kleine Menge röthlicher Asche, welche von seinem anfänglichen
Gewicht abgezogen wurde.
Silicium. – Die Kieselerde, welche das Aetzkali
aufgelöst hatte, wurde in gewöhnlicher Weise durch Abdampfen mit Salzsäure
abgeschieden; der Rückstand wurde mit Wasser digerirt, gesammelt, gewaschen,
getrocknet und gewogen; aus der erhaltenen Kieselerde wurde der Siliciumgehalt des
Roheisens berechnet.
Mangan. – Die früher von der Kieselerde und dem
Graphit abfiltrirte salzsaure Lösung wurde in zwei gleiche Theile getheilt, wovon
einer, 50 Grains Roheisen entsprechend, zur Bestimmung des Mangans stets hinreichte.
Man ließ die Flüssigkeit nun kochen und setzte ihr dabei zeitweise ein wenig
chlorsaures Kali zu, um das Eisen in Oxyd überzuführen, wornach man durch Zusatz von
kohlensaurem Natron die Säure großentheils neutralisirte. Alsdann setzte man eine
hinreichende Menge essigsaures Natron zu, um das Eisenchlorid in essigsaures
Eisenoxyd zu verwandeln, und ließ die Flüssigkeit wieder kochen, wodurch das Eisen
als unauflösliches basisch-essigsaures Salz völlig abgeschieden wurde. Die
von demselben abfiltrirte Flüssigkeit, welche das Mangan enthielt, wurde mit
Ammoniak alkalisch gemacht, und, nachdem sie mit einigen Tropfen Brom versetzt
worden war, beiläufig achtzehn Stunden stehen gelassen. Nach Verlauf dieser Zeit
wurde das gebildete Mangansuperoxyd-Hydrat abfiltrirt, gewaschen, getrocknet,
bei hoher Temperatur geglüht und als Manganoxyduloxyd (Mn³O⁴) gewogen,
woraus man die Menge des Mangans berechnete.
Phosphor. – Zur Bestimmung desselben wurde die
Probe (b) in einem Kolben mit langem Halse mit
Königswasser behandelt und nach vollständiger Auflösung des Metalls die Flüssigkeit
in eine Porzellanschale gegossen, worin man sie zur Trockne verdampfte; der
Rückstand wurde mit concentrirter Salzsäure befeuchtet und wieder abgedampft, um die
Salpetersäure vollständig auszutreiben. Der so erhaltene Rückstand wurde in
Salzsäure aufgelöst, die Flüssigkeit verdünnt, filtrirt, mit kohlensaurem Ammoniak
fast vollständig neutralisirt, und ihr, behufs der Reduction des aufgelösten Eisens
zu Oxydul, nach gelindem Erwärmen schwefligsaures Ammoniak zugesetzt und hernach die
geeignete Menge verdünnter Schwefelsäure, um die überschüssige schweflige Säure
auszutreiben. Alsdann wurde essigsaures Ammoniak nebst einigen Tropfen einer Lösung
von Eisenchlorid zugesetzt und die Flüssigkeit gekocht, um die Phosphorsäure als
basisch-phosphorsaures Eisenoxyd, gemengt mit etwas basischessigsaurem
Eisenoxyd, zu fällen.
Die Flüssigkeit wurde nun rasch filtrirt, um sie so wenig als möglich mit der Luft in
Berührung zu lassen, der Niederschlag schwach gewaschen und in Salzsäure aufgelöst;
diese Lösung wurde mit kohlensaurem Ammoniak neutralisirt und mit einem Gemisch von Ammoniak
und Schwefelammonium versetzt, wornach man sie gelinde erwärmte, um die Umwandlung
des phosphorsauren Eisenoxyds in Schwefeleisen zu begünstigen. Letzteres wurde auf
einem Filter gesammelt, mit verdünntem Schwefelammonium gewaschen und dann die in
der filtrirten Flüssigkeit enthaltene Phosphorsäure nach der gewöhnlichen Methode
als phosphorsaure Ammoniak-Bittererde gefällt und als pyrophosphorsaure
Bittererde gewogen, aus welcher man die Menge des Phosphors berechnete.
Gebundener Kohlenstoff. – Nach einer sorgfältigen
Prüfung der verschiedenen gebräuchlichen Methoden zur Bestimmung des sämmtlichen im
Roheisen enthaltenen Kohlenstoffs bestand die angenommene darin, das Metall (Probe
c) mit einer sauren Auflösung von Kupferchlorid zu
behandeln; der unauflösliche Rückstand wurde gewaschen, getrocknet und in einem
Sauerstoffstrom mit Kupferoxyd verbrannt; die angewandte Wärmequelle war der
Gasofen. Das Gesammtgewicht des im Roheisen enthaltenen Kohlenstoffs wurde dann aus
demjenigen der gebildeten und in gewöhnlicher Weise durch eine Kalilösung
absorbirten Kohlensäure berechnet. Indem man von diesem Gewicht dasjenige des oben
als Graphit bestimmten Kohlenstoffs abzog, erhielt man den Betrag des gebundenen
Kohlenstoffs.
Kleine Antheile fremder Metalle. – Die Probe (d) wurde in Salzsäure aufgelöst, die Lösung mit Wasser
verdünnt, zum Theil mit kohlensaurem Natron neutralisirt und dann ein Strom
Schwefelwasserstoffgas durch dieselbe geleitet. Nach der Sättigung mit dem Gase
wurde die Flüssigkeit einige Stunden ruhig stehen gelassen, dann der entstandene
kleine Niederschlag, welcher die fremden Metalle enthielt, gesammelt und nach den
gewöhnlichen analytischen Verfahrungsarten behandelt.
II. Analyse der Eisenerze, Zuschläge und
Brennmaterialien.
Eisenerze. – Die für die Erze angewandten
analytischen Methoden waren großentheils die für das Roheisen selbst befolgten. So
wurde das Manganoxyd auf dieselbe Weise bestimmt; deßgleichen die Phosphorsäure, mit
dem Unterschiede daß kein Reductionsverfahren für die Thoneisensteine und alle
diejenigen Erze angewandt wurde, welche das Eisen schon als Oxydul enthalten.
Der Gehalt an metallischem Eisen und dessen Oxydationszustand im Erze wurden nach Margueritte's volumetrischer Methode mittelst der
Normallösung von übermangansaurem Kali bestimmt.
Der Kalk und die Bittererde, die Kohlensäure, das hygroskopische und gebundene Wasser, der
unauflösliche Rückstand und dessen Natur wurden mittelst der allgemein
gebräuchlichen Methoden bestimmt.
Um den Schwefel zu bestimmen, wurde das Erz mit einem Gemenge von reinem kohlensauren
Natron und Salpeter geschmolzen; die wässerige Lösung der geschmolzenen Masse wurde
angesäuert und daraus die Schwefelsäure mit Chlorbaryum als schwefelsaurer Baryt
gefällt, dieser gesammelt, geglüht und gewogen, und daraus der Schwefel
berechnet.
Zuschläge. – Diese Materialien, welche aus
Kalkstein, gebranntem Schiefer etc. bestehen, wurden nach einer ganz ähnlichen
Methode analysirt, wie man sie für die Erze anwandte. In einigen Fällen wurde der
Betrag des kohlensauren Kalks durch Differenz berechnet, nachdem alle übrigen
Bestandtheile direct bestimmt worden waren.
Brennmaterialien. – Hierbei handelte es sich um
die Bestimmung des Schwefels und der Asche, welche einen Einfluß auf die
Beschaffenheit des gewonnenen Roheisens ausüben.
Um den Schwefel zu bestimmen, wurden 20 Grains (1,29 Grm.)
Kohle oder Kohks fein gepulvert und in einer Platinschale mit 500 Grains (32,35
Grm.) eines Gemenges von 4 Th. reinem Kochsalz, 2 Th. Kalisalpeter und 1 Th.
kohlensaurem Natron geschmolzen. Die filtrirte wässerige Lösung der geschmolzenen
Masse wurde angesäuert, mit Chlorbaryum gefällt, und der schwefelsaure Baryt
gesammelt und gewogen.
Die Asche, welche beim Verbrennen eines bestimmten
Gewichts Kohle oder Kohks zurückblieb, wurde gewogen und dann nach den gewöhnlichen
Verfahrungsarten analysirt.
Resultate der chemischen Analyse des
Roheisens und der zu seiner Gewinnung angewandten Materialien.
Das aus den Erzen des nördlichen Districts und des Deanwaldes gewonnene Roheisen
zeigte sich fast ganz frei von Phosphor, was sich durch die ausnahmsweise Güte
dieser Erze erklärt, welche fast gar keine Phosphorsäure enthalten. Dagegen enthielt
eine große Anzahl der Roheisensorten aus diesen Erzen ein beträchtliches Verhältniß
von Silicium; da aber das aus dem faserigen Rotheisenstein von Ulverston mit
Holzkohlen erblasene Roheisen nur 0,59 Proc. Silicium enthält, so scheint der hohe
Siliciumgehalt jener Roheisensorten der Anwendung des heißen Gebläsewindes auf den
dortigen Hütten zugeschrieben werden zu müssen.
Das Roheisen aus den Erzen von Süd-Staffordshire und Süd-Wales zeigte
sich mit zwei oder drei Ausnahmen von vortrefflicher chemischer Beschaffenheit. Nur
3 von 26 Proben aus acht verschiedenen Hütten enthielten bis 2 Proc. Silicium,
während unter 13 Roheisenproben von den Netherton und Old Hill Werken
(Süd-Staffordshire) und den Blaenavon und Pontypool Werken
(Süd-Wales), welche bei kaltem Winde erblasen sind, der Siliciumgehalt nur in
zwei Fällen 1,15 Proc. etwas überstieg.
Das Verhältniß des Phosphors und Schwefels ist in dem Roheisen aus den Erzen dieser
Districte ebenfalls in der Regel von keiner Bedeutung. Von 26 Proben enthielten nur
drei kaum 0,10 Proc. Schwefel, und in 20 derselben fand man weniger als 0,5 Proc.
Phosphor. Einige Eisenerze, welche man auf dem Brierly-Hill Werk verhüttet,
enthalten ein ziemlich beträchtliches Verhältniß von Phosphorsäure, aber das aus
denselben gewonnene Roheisen ertheilt auch dem Stabeisen die bekannten Fehler
Derselbe Fall findet bei dem Werke von Old Hill statt, wo die Erze mehr
Phosphorsäure enthalten, als die meisten der für die anderen Hohöfen von
Süd-Staffordshire verwendeten.
Der Phosphorgehalt des Roheisens steht nicht immer im Verhältniß mit der in den Erzen
enthaltenen Phosphorsäure; den Beweis dafür liefert das Werk von Blaenavon, dessen
Roheisen sehr wenig Phosphor enthält, obgleich mehrere der dort verhütteten Erze bei
der Analyse ein beträchtliches Verhältniß von Phosphorsäure ergeben. Dieselbe
Erscheinung zeigt das Roheisen des Lays Werkes bei Dudley, dessen Phosphorgehalt
gering ist, während das Erz einen verhältnißmähig hohen Phosphorsäuregehalt hat; der
Verf. glaubt diese Thatsache der Anwendung des kalten Gebläsewindes zuschreiben zu
müssen.
Die Oolitherze und die Thoneisensteine, welche man in Nord-Staffordshire,
sowie die ockerigen Brauneisensteine, welche man in Northamptonshire verhüttet,
enthalten mehr Phosphorsäure als der größere Theil der anderen untersuchten Erze,
nämlich 1,5 bis 2 Procent, und liefern ein Roheisen mit einem Phosphorgehalt von
0,72 bis 1 Proc.
Aus diesen Beobachtungen kann man folgende Schlüsse ziehen, worüber die Chemiker
jetzt im Allgemeinen einverstanden sind:
1) Auf das Verhältniß des im Roheisen enthaltenen Siliciums hat die chemische Zusammensetzung der Erze weniger Einfluß als
das angewandte Schmelzverfahren. Die Zusammensetzung der
Northamptonshire-Erze und des damit gewonnenen Roheisens zeigt jedoch, daß
unter gewissen Umständen (z.B. wenn das Erz oder der angewandte Zuschlag nicht
hinreichend Thonerde enthält) ein viel Kieselerde enthaltendes Erz ein Roheisen mit
hohem Siliciumgehalt geben kann.
2) Das Verhältniß des Schwefels ist selbst im hellgrauen
Roheisen niemals beträchtlich genug, um einen merklichen Einfluß auf die
Eigenschaften des Metalls auszuüben; übrigens enthält keines der untersuchten brittischen Eisenerze
von Schwefelverbindungen eine solche Menge, daß dieselben einen nachtheiligen
Einfluß auf das daraus erzeugte Roheisen hervorbringen könnten.
3) Das Verhältniß des Phosphors im Roheisen wird
hauptsächlich durch den Phosphorsäuregehalt des Erzes bestimmt; wahrscheinlich hängt
es aber auch zum Theil von der Temperatur ab, bei welcher die Reduction
bewerkstelligt wird (also von der Anwendung heißen oder kalten Gebläsewindes).