LXXX. Ueber die bleichende Wirkung des oxydirten Wassers auf mehrere organische Farbstoffe; von Chevreul. Aus den Comptes rendus, t. LV p. 737. Chevreul, über die Wirkung des oxydirten Wassers auf organische Farbstoffe. Ich habe dem Studium der entfärbenden Eigenschaft, welche das oxydirte Wasser (nicht auf die gefärbten Schwefelmetalle, wie das schwarze Schwefelblei, welches es in farbloses schwefelsaures Bleioxyd verwandelt, sondern) auf organische Farbstoffe ausübt, immer eine große Wichtigkeit beigelegt. Ich benutzte daher die Darstellung einer Quantität (mit Wasser gemischten) oxydirten Wassers nach Duprey's VerfahrenS. 38 in diesem Bande des polytechn. Journals., um einige Versuche mit vier organischen Farbstoffen zu machen: dem Veilchensyrup, der Lackmustinctur, dem Fernambuk- und Campecheholzabsud. Man nahm zwei gleiche Volume von jeder gefärbten Flüssigkeit: das eine wurde mit destillirtem Wasser gemischt, um als Normalflüssigkeit zur Vergleichung zu dienen, und das andere mit seinem gleichen Volum nicht concentrirten oxydirten Wassers, wie man es unmittelbar nach dem Filtriren des mit kohlensaurem Gase behandelten Gemisches von Wasser und Baryumsuperoxyd erhalten hatte. Dieses Wasser hielt eine Spur von Baryt zurück, welcher nach Art eines Alkalis auf den Farbstoff wirkte. Der auf angegebene Weise mit oxydirtem Wasser verdünnte Veilchensyrup wurde grün, und lieferte bald Blasen von Sauerstoffgas unter schwachem Aufbrausen; nach 10 Minuten war die Entfärbung nicht merklich. Die verdünnte Lackmustinctur erschien nach 10 Minuten durch das oxydirte Wasser abgeschwächt; es war darin eine schwache Trübung durch gefärbten Baryt entstanden. Der verdünnte Fernambukabsud wurde rosenroth. Nach 10 Minuten war die Farbe nicht merklich abgeschwächt. Der verdünnte Campecheholzabsud war in Violettbraun übergegangen. Nach 10 Minuten war noch keine Wirkung zu bemerken. Nach 24 Stunden: Der verdünnte Veilchensyrup war vollständig entfärbt, mit Schaum überzogen; die Normalflüssigkeit, ohne Zweifel abgeschwächt, hatte jedoch eine deutliche Farbe. Die verdünnte Lackmustinctur war entfärbt. Der verdünnte Fernambukabsud gleichfalls. Der verdünnte Campecheholzabsud hatte beträchtlich an seiner Farbe verloren, indem er in Gelb übergieng, während die Normalflüssigkeit röthlich Orange von viel höherem Ton war. Nach 80 Stunden: Alle Flüssigkeiten waren entfärbt und schaumig. Die Normalflüssigkeiten behielten ihre Farbe. Der verdünnte Veilchensyrup war vollkommen farblos. Die verdünnte Lackmustinctur war es auch, enthielt aber einen violett gefärbten schwachen Niederschlag. Der ganz farblose und verdünnte Fernambukabsud enthielt einen schwachen Niederschlag. Der verdünnte Campecheholzabsud war ebenfalls farblos und hatte einen Niederschlag von gelber Orangefarbe erzeugt, welcher durch concentrirte Schwefelsäure nicht roth wurde. Folgerung. – Das oxydirte Wasser entfärbt die organischen Farbstoffe nach Art des Chlorwassers, aber langsamer.