Titel: | Ueber die Behandlung des Nutzholzes zum Zwecke besserer Conservirung; von F. Liesching in Stuttgart. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXXXI., S. 312 |
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LXXXI.
Ueber die Behandlung des Nutzholzes zum Zwecke
besserer Conservirung; von F. Liesching in
Stuttgart.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1862, Nr.
52.
Liesching, über die Behandlung des Nutzholzes zum Zwecke besserer
Conservirung.
Der Umstand, daß grünes Holz beim Aufbewahren nur langsam und unvollständig trocknet,
und daß ferner das einmal getrocknete Holz durch die Einwirkung von Luft und
Feuchtigkeit mehr oder weniger schnell dem Verderben entgegengeht, wird wohl mit
Recht den in demselben enthaltenen Salzen, sowie gewissen schleimigen und
stickstoffhaltigen Substanzen zugeschrieben; denn es läßt sich denken, daß die im
Safte des Holzes aufgelösten schleimigen Substanzen, wie Pectin, Gummi etc. die
Verdunstung des Wassers durch die Poren nur schwierig von Statten gehen lassen,
während auf der anderen Seite stickstoffhaltige, leicht in Fäulniß übergehende
Körper die Fäulniß auf die Holzfasern zu übertragen geneigt sind. Aber auch ein
Holz, das, nachdem es vollkommen ausgetrocknet worden, wieder mit Wasser völlig
getränkt wird, trocknet immer viel schneller als grünes Holz. Dieß mag nicht sowohl
von dem größeren Wassergehalt des letzteren als vielmehr daher rühren, daß durch das
Austrocknen das im Holzsaft enthaltene Pectin seine Löslichkeit verliert, und daher
beim Wiederbenetzen derselbe seine schleimige Beschaffenheit nicht wieder annimmt.
Ferner lehrt die Erfahrung, daß grünes Holz, welches eine Zeit lang im Wasser
gelegen hat und nachher an einen trockenen Ort gebracht wird, ebenfalls schneller
und vollständiger austrocknet, als solches, welches nicht im Wasser gelegen hat.
Dieß erklärt sich dadurch, daß vermöge des bekannten Processes, den man mit dem
Namen Endosmose bezeichnet hat, und der darin besteht, daß Flüssigkeiten von
verschiedener Dichtigkeit, wenn sie vermittelst eines porösen Mediums miteinander in
Berührung kommen, sich gegenseitig austauschen, im gegebenen Falle der dichtere
Holzsaft aus dem Holze heraus in das Wasser tritt und seine Stelle durch mehr oder
weniger reines Wasser ersetzt wird.
Diese Thatsachen veranlaßten de Lapparent,
General-Inspector des Bauholzes für die französische Flotte, eine neue
Behandlungsweise des Nutzholzes in Vorschlag zu bringen und einem von ihm hierüber
publicirten Werkchen zufolge, wovon sich ein Auszug in dem Journal of the Society of Arts vom 31. Oct. 1862 findet, wird dieses
Verfahren bereits von der französischen Regierung in den Schiffswerften sowie auch
von französischen und spanischen Eisenbahn-Compagnien in Anwendung gebracht.
Es besteht hauptsächlich in Folgendem:
1) Ist das Holz so gut als möglich vom Safte zu befreien. Dieß
wird am vollständigsten dadurch bewerkstelligt, daß man dasselbe hinreichend
lange Zeit im Wasser liegen läßt, und zwar wird bei Benützung von fließendem
Wasser 1 Jahr, bei süßem stehendem Wasser 2 Jahre, bei salzigem Wasser 3 Jahre
für hinreichend erachtet, vorausgesetzt, daß in den beiden letzteren Fällen das
Wasser häufig gewechselt wird. Nach dem Herausnehmen kann man die dünneren
Holzstücke, wie Breter u.s.w., auf gewöhnliche Weise an einem luftigen Orte
trocknen lassen, wozu aber zum wenigsten weitere 2 Jahre erforderlich sind.
Dickere Stücke müssen hingegen
2) einem künstlichen Trocknungsproceß unterworfen werden. Das in
London befolgte Verfahren, wonach das Holz mittelst trockener warmer, nach und
nach bis auf 100°C. erhitzter Luft getrocknet wird, hält de Lapparent nicht für zweckmäßig, indem sich hiebei
häufig Risse bilden, und gibt der von Guibert in
Tourlaville angenommenen Methode den Vorzug, welche letztere darin besteht, daß
man den durch die Verbrennung von Sägemehl, Lohe etc. erzeugten Rauch in den
Trockenofen leitet, und mittelst eines Ventilators gleichförmig auf das Holz
einwirken läßt. Auch könne der von den Herren Lège und Fleury Pirronnet zum
Imprägniren des Holzes construirte Vacuum-Apparat mit Vortheil für den
obigen Zweck verwendet werden, obschon seine Kostspieligkeit einer allgemeinen
Anwendung im Wege stehe. Nach vollständiger Austrocknung können jetzt die
einzelnen Holzstücke bearbeitet und zusammengefügt werden. Zum Schutze gegen
äußere Einwirkung wird aber noch
3) eine oberflächliche Verkohlung vorgenommen. Die Methode,
welche de Lapparent zuerst in Cherbourg in Anwendung
brachte, deren Einführung aber seitdem von dem Marineminister in allen
französischen Werften angeordnet worden, ist einfach und sicher.
Auf eine mit einem Gas-Reservoir in Verbindung stehende Röhre wird eine
Kautschukröhre aufgeschraubt, an deren anderem Ende eine zweite Kautschukröhre
einmündet, welche letztere mit dem Reservoir eines Blas-Apparates in
Verbindung gebracht wird. Die Gasflamme, die durch das Einblasen von Luft verstärkt
wird, läßt sich nun leicht an jedem Theil der Holzfläche hinführen, und dringt auch
in Vertiefungen und Spalten ein, so daß eine vollkommen gleichförmige Verkohlung
möglich wird. Ferner kann die Verbrennung noch dadurch beschleunigt werden, daß man
die Holzfläche vorher sehr dünn mit Theer überstreicht, was den weitern Vortheil
bietet, daß der Theerüberzug die zu schnelle Erhitzung des Holzes durch die Flamme
mindert und ein Bersten desselben verhindert. Der ungefähre Gasverbrauch beträgt 200 Liter
per Quadratmeter, und 1 Mann ist im Stande, in zehn
Stunden durchschnittlich eine Fläche von 24 Quadratmeter zu verkohlen. Statt des
Kohlengases könnte auch das wohlfeilere und eine stärkere Hitze erzeugende
Kohlenoxydgas in Anwendung gebracht werden.
Eine Verkohlung der Holzoberfläche ist besonders geboten bei Eisenbahnschwellen,
Telegraphen- und Hopfenstangen, und bei allem Bauholz, welches einer feuchten
Atmosphäre ausgesetzt ist. Uebrigens braucht man die Verkohlung nicht tiefer gehen
zu lassen als etwa 1/3 oder 1/4 Millim., und es kann dieß auch bei verarbeitetem
Holz unbeschadet der Schärfe der Kanten geschehen; ferner kann das Holz nach dem
Verkohlen mit Bimsstein abgeschliffen und noch mit einem Oelanstrich versetzen
werden.
Endlich hat de Lapparent Versuche gemacht mit einem
Holzanstrich von folgender Zusammensetzung:
Schwefelblüthe 200 Gramme,
gewöhnliches Leinöl 135 Gramme,
mit Braunstein gekochtes Leinöl 30 Gramme,
und es zeigte sich, daß ein damit angestrichenes für 6 Monate
in einer Dungstätte begrabenes Stück Holz sich beim Herausnehmen vollkommen
unversehrt erhalten hatte, und einen starken Geruch von schwefliger Säure
entwickelte.
Auch dieser Anstrich ist ohne Zweifel ein kräftiges Mittel, um die Fäulniß und die
Bildung von Schwämmen im Holze zu verhüten, obschon eine ausgedehnte Anwendung
desselben nicht thunlich seyn möchte.