Titel: | Der Schrauben-Ventilator von Dr. Heger. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXXXV., S. 327 |
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LXXXV.
Der Schrauben-Ventilator von Dr. Heger.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1862 S. 313.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Heger's Schraubenventilator.
Deser Schrauben-Ventilator, nach dem Princip der Henschel-Jonval-Turbinen construirt, ist erst durch die
Londoner Ausstellung allgemeiner bekannt geworden und hat dort den Beifall aller
Sachkenner derartig erhalten, daß wir es für angemessen halten, unsere Leser mit
demselben bekannt zu machen.
„Zuvörderst benutzen wir hierzu einen Artikel der Verhandlungen des
nieder-österreichischen Gewerbevereins, Jahrgang 1862 S. 359, der wie
nachstehend lautet:
„Die gebräuchlichen Ventilatoren lassen sich in zwei Gattungen eintheilen,
je nachdem die Bewegungsrichtung der Luft zur Rotations-Achse parallel
oder dagegen senkrecht ist. Die erste Gattung ist in den sogenannten
Schrauben-, die zweite in den Centrifugal-Ventilatoren
repräsentirt.
Der neue, von Dr. Heger
erfundene Ventilator gehört zur ersten Gattung; die Luft wird mittelst einer
cylindrischen Röhre zugeführt, strömt an der einen Seite des Ventilators ein,
wird an der entgegengesetzten Seite ausgeblasen und in einer cylindrischen Röhre
von gleichem Querschnitt weiter geleitet.
Bei den gewöhnlichen Schrauben-Ventilatoren tritt die Luft nahezu parallel
zur Achse in den Ventilator, wird von den rotirenden Flügeln erfaßt und erhält
dadurch eine Seitengeschwindigkeit, welche mit der Umdrehungsrichtung der Flügel
übereinstimmt. Die Luft verläßt daher der Ventilator nicht in einer zur
Rotations-Achse parallelen, sondern unter einer schiefen Richtung, und
die abfließende Luft besitzt nebst der eigentlichen Nutzgeschwindigkeit noch
eine nicht unbedeutende Seitengeschwindigkeit, welche auf Kosten der
Betriebskraft erzeugt werden muß, ohne eine Nutzwirkung zu äußern. Der Betrag
dieser Seitengeschwindigkeit ist desto bedeutender, je größer der Winkel ist,
den die Flügel mit der Nadebene bilden.
Ein zweiter wesentlicher Nachtheil der gewöhnlichen Schrauben-Ventilatoren
besteht noch darin, daß der volle Querschnitt des Flügelrades für den Durchgang
der Luft benutzt wird, während doch nur der peripherische Theil der Flügel auf
die Luft eine ausgiebigere Wirkung äußern kann, hingegen der centrale Theil eine
viel zu geringe Geschwindigkeit besitzt und daher auch nur eine unbedeutende
Wirkung äußert. Die Folge hiervon ist, daß nur an dem peripherischen Theile des
Austrittsquerschnittes die Luft mit einer größeren Geschwindigkeit das Flügelrad
verläßt und gegen das Centrum zu die Austrittsgeschwindigkeit der Luft sehr
rasch abnimmt. Nähe der Achse endlich findet keine regelmäßige Luftströmung mehr
statt, sondern dieser Theil ist durch Luftwirbel ausgefüllt.
Der neue Ventilator ist von all' diesen Uebelständen vollkommen frei: die Luft
verläßt den Ventilator unter einer zur Rotations-Achse parallelen
Richtung, also ohne alle Seitengeschwindigkeit, und in allen Punkten des
Austrittsquerschnittes, sowohl den peripherischen wie den centralen, herrscht
nahezu einerlei Austrittsgeschwindigkeit der Luft.
Da alle störenden und Kraft absorbirenden Nebenbewegungen der Luft beseitigt sind, so
erfordert dieser neue Ventilator eine bedeutend geringere Betriebskraft. Während
die gewöhnlichen Schrauben-Ventilatoren nur mit einem Wirkungsgrade von
0,15, höchstens von 0,32 arbeiten, gaben die mit einem Ventilator der neuen
Construction angestellten Versuche und Messungen einen Wirkungsgrad, der mit
keinem der bisher bekannten Ventilatoren erreicht wurde. Der neue Ventilator
würde daher nur 1/3 bis 1/2 derjenigen Betriebskraft erfordern, welche die
gewöhnlichen Schrauben-Ventilatoren benöthigen.
Außerdem empfiehlt sich die neue Construction des Ventilators durch die geringere
Umlaufsgeschwindigkeit des Flügelrades.
Dieser neue Ventilator eignet sich für alle jene Fälle, in welchen große
Luftmengen zu fördern sind und die Druck-Differenz keine bedeutende ist;
er kann in gleicher Weise zum Aussaugen wie zum Einblasen von Luft verwendet
werden.“
Nach dieser Uebersicht machen wir auf die beigegebenen Skizzen aufmerksam, wovon Fig. 26 einen
Längendurchschnitt durch die horizontal gelegte Achse des Ventilators darstellt,
Fig. 27
eine Ansicht vom Ende z des Blasrohres aus betrachtet,
so wie Fig.
28 die Leit- und Schaufel-Curven erkennen läßt, wenn man
sich die betreffenden mittleren Cylinder in der Ebene ausgebreitet vorstellt.
a ist das Laufrad des Ventilators, welches auf der Welle
d festsitzt. Zum Betriebe der letzteren diente ein
Riemen k (Fig. 27), welcher durch
zwei Spaltöffnungen des Blasrohres y geht und über die
Treibrolle e geschlagen ist. Ferner ist b das vordere und c das
hintere Leitrad, die naturgemäß beide unbeweglich sind. Um den Luftstrom von v aus zweckmäßig dem Leitrade b zu- und von c aus ebenso vortheilhaft
nach z hin abzuführen, hat mat die hohlen Blechkegel f, f und g, g angebracht,
deren Gestalt und Anordnung hinlänglich aus Fig. 26 erhellt.
Sowohl die Construction der Zapfen q, q der Betriebswelle
d als die Art der Oelzuführung mittelst Röhren p, p u.s.w. können hier um so mehr als bekannt
vorausgesetzt werden, als bereits früher ganz gleiche Einrichtungen bei Gelegenheit
der Besprechung einer von Jordan in Clausthal
construirten Henschel-Jonval-Turbine mit horizontaler Wellachse, in unserer Zeitschrift
beschrieben und abgebildet wurden.Polytechn. Journal Bd. CL S. 4.