Titel: Skizzen zweier Furnürsägen; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
Autor: Robert Schmidt
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. CIV., S. 422
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CIV. Skizzen zweier Furnürsägen; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Schmidt, Skizzen zweier Furnürsägen. Unlängst wurde mein Bureau für die mechanischen Gewerbe mit der Beschaffung der Zeichnung einer Furnürsäge beauftragt, welche, bei möglichst einfacher Construction, sich in der. Praxis bewährt und zugleich einen möglichst geringen Herstellungspreis hat. Da die neuere Literatur über diesen Gegenstand nichts enthielt, war ich darauf angewiesen, die Berliner Etablissements zu besuchen, um hier für meinen Zweck das Passende auszuwählen. Da es, wie ich annehmen darf, manchem Leser dieser Zeitschrift willkommen seyn möchte, diese Constructionen kennen zu lernen, so will ich dieselben hier, zugleich zur Vervollständigung der Literatur über diesen Gegenstand, mit Hülfe beigegebener Skizzen mittheilen. Fig. 20 und 21 geben zwei Ansichten einer Furnürsäge, und zwar Fig. 20 den Aufriß, Fig. 21 den Grundriß derselben, und ist diese Maschine darnach in folgender Art zusammengesetzt. a ist die Betriebswelle, welche durch die Niemscheibe A in Bewegung gesetzt werden kann. Das Schwungrad dieser Welle enthält zugleich die Kurbelwarze b, welche, mit der Bleuelstange B verbunden, das Sägegatter C in hin und her gehende Bewegung versetzt. Der Weg dieses Gatters ist nicht geradlinig, sondern kreisbogenförmig, und wird derselbe durch die Form der metallenen Coulissen c bedingt, in welchen schmiedeeiserne und im Gatter verstellbare Leitstücke eingreifen. Die Säge schneidet bei dieser Anordnung vor- und rückwärts, und, wie auch aus der Zeichnung zu ersehen ist, in verticaler Ebene. Der Holzblock D, welcher auf dem verticalen Rahmen d aufgeleimt wird, muß nach zwei Richtungen hin bewegbar gemacht werden; nach horizontaler Richtung für das Vorstellen desselben, und nach verticaler Richtung, von unten nach oben, beim Schneiden der Furnüre. Die letztere Bewegung wird durch die Maschine selbst in folgender Weise bewirkt: Das zweite Ende der Betriebswelle a trägt noch eine kleine Kurbel f, welche mittelst der längeren Kurbel g die Welle h in hin und her gehende Bewegung versetzt, welche Bewegung auch der cylindrischen Stange k mitgetheilt wird. Auf der Welle k ist die Lenkstange l verschiebbar angeordnet, und diese setzt das Wellchen m in alternirend drehende Bewegung. Mit einem auf letztere Welle befestigten Hebel ist ein Sperrhaken n drehbar verbunden, welcher in ein unter demselben liegendes Sperrrad greift, und dadurch die Welle o in Umdrehung setzt. Diese Welle theilt ihre Bewegung durch die Stirnräder E der Welle p, und diese wiederum der mit dem Rahmen d festverbundenen Zahnstange q mit, wodurch, wie ersichtlich, der Rahmen eine verticale Bewegung von unten nach oben erhalten kann. – Die Abwärtsbewegung des Rahmens d geschieht mittelst des Handrädchens F, wobei der Sperrhaken außer Thätigkeit gesetzt wird. Zur horizontalen Fortbewegung des Holzblocks D sammt den mit ihm verbundenen Theilen G, dient der Hebel r, welcher an G seinen Drehpunkt findet, und die Zahnstange 8, die mit dem Gestell der Maschine fest verbunden ist. Mittelst dieses Hebels kann der Theil G der Maschine in horizontaler Richtung verschoben werden. Um diese Bewegung vor Beginn eines neuen Schnitts genau begrenzen zu können, ist der gegen das Sägeblatt regulirbare Anschlag u (Fig. 20) angeordnet. Die oberhalb u befindliche Schiene u' dient dazu, das Furnür derartig zu führen, daß es beim Schneiden nicht incommodirt. H ist eine Klemmvorrichtung, die den Zweck hat, den Theil G der Maschine fixiren zu können, nachdem derselbe vor jedem Schnitt gegen den Anschlag geschoben worden. In Fig. 22 und 23 sind der Aufriß und Grundriß der betreffenden Theile einer Furnürsäge von etwas modificirter und vereinfachter Construction gezeichnet, bei welcher die Bewegung des Sperrrades von dem Sägegatter C ausgeht. Mit dem letzteren ist nämlich die Lenkstange v drehbar verbunden; diese ist an ihrem oberen Ende geschlitzt, und ergreift hier die quadratisch geformte Welle m, welche durch die hin und her gehende Bewegung des Gatters eine alternirend drehende Bewegung erhält, die sie dem Sperrhaken mittheilt. Maschinen der beschriebenen Construction arbeiten mit gutem Erfolge in der Dampfsägemühle des Hrn. Commerzienraths Bergemann zu Berlin. Die Anzahl der Doppelschnitte, welche jede Maschine per Minute macht, beträgt 300 bis 350; der Vorschub des Holzblocks beträgt auf je 20 Doppelschnitte einen Zoll, kann aber, den Verhältnissen entsprechend, dadurch modificirt werden, daß man entweder auf der Welle o (Fig. 21) mehrere Sperrräder anordnet, oder die Lage der Drehachse des Sperrhakens zur Welle m veränderlich macht. Die Haupttheile der Maschinen sind aus Holz construirt, wodurch ihr Herstellungspreis um so mehr ein niedriger wird, als dieselben von den Arbeitern der Schneidemühle angefertigt werden können.

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