Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. , S. 152 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die geschmiedeten Armstrong-Geschütze auf der Londoner
Industrie-Ausstellung.
Es ist bekannt, in welcher erstaunlichen Größe und mit welchem Kaliber grobe
Geschütze in neuerer Zeit zur Ausführung gebracht sind. Die Ausstellung selbst
bietet von diesen furchtbaren Zerstörungsmitteln merkwürdiger Weise eine so große
Auswahl, daß man versucht wird, zu denken, dieselbe sey weniger bestimmt, eine
friedliche Annäherung und Vereinigung der Nationen zu bewirken, als sich gegenseitig
Furcht einzuflößen. Eine bezeichnende Erscheinung ist es ferner, daß gerade das
kriegsgewohnte und -bedürftige Frankreich in dieser Beziehung das
unschuldigste und friedlichste Aussehen gewährt.
In Bezug auf die Fabrication und namentlich auf das zu ersterer verwandte Material
concurriren beim gegenwärtigen Stande der Technik Gußstahl und Schmiedeeisen.
Hinsichtlich der Verwendung des ersteren nehmen unstreitig die deutschen Fabriken
den ersten Rang unter allen Ländern ein. In England ist dagegen die Fabrication der
schweren Geschütze aus Schmiedeeisen durch die Anstrengungen von Armstrong und Whitworth zu
einer großen Vollendung gediehen. Welches Material und welche Fabricationsweise die
größten praktischen Vortheile in sich vereinigt, muß wohl erst die Zeit
entscheiden.
Da das Arsenal zu Woolwich gegenwärtig auch Fremden zugänglich ist, so findet man
Gelegenheit, über die Einzelheiten der interessanten Fabrication wenigstens einen
Ueberblick zu gewinnen,Wir verweisen auf den
im Jahrgang 1860 des polytechn. Journals, Bd. CLVI S. 107, mitgetheilten
Bericht über die Anfertigungsweise der Armstrong-Geschütze.A. d. Red. der zum Verständniß der Ausstellung
unerläßlich ist. Mehr hat allerdings Referent bei einem flüchtigen Durcheilen der
Fabricationswerkstätten nicht erreichen können.
Die Armstrongkanonen stellen in ihrer äußeren Form einen cylindrischen, sich von
hinten nach vorn perspectivartig verjüngenden Körper dar, der aus
übereinandergeschobenen Rohrenden verschiedenen Kalibers zusammengesetzt wird und deren Anfertigung im
Einzelnen in derselben Weise geschieht, wie in der Gewehrschmiederei. Das dazu
verwendete Eisen, unter der Bezeichnung: Armstrong
-
Gun
-
Iron in der Ausstellung an mehreren Orten in rohem
Zustande anzutreffen, ist ein stahlartiges Feinkorneisen und wird in Woolwich in
Quadrateisenstäben von etwa 2 Zoll Durchmesser und beträchtlicher Länge angewandt.
Die Stäbe werden in einem eigens dazu eingerichteten langen Glühofen schweißwarm
gemacht, spiralförmig auf einen vor dem Ofen liegenden Dorn gewunden und in der
Längsrichtung des Dorns möglichst zusammengetrieben. Nach dem Erkalten läßt sich die
so gebildete röhrenförmige Spirale von dem mit einem Krahn ausgehobenen und
freihängenden Dorn abstreifen. In dieser Form werden die Rohrenden einer nochmaligen
Schweißhitze ausgesetzt, unter dem Dampfhammer zusammengestaucht und
übergeschmiedet, so daß hierdurch ein völlig geschweißtes Rohrende entsteht, von
denen je nach Erforderniß mehrere zusammengeschweißt werden, um die erforderliche
Rohrlänge zu erhalten. Das Rohr, in welchem später die Seele des Geschützes
ausgebohrt wird und welches den kleinsten Durchmesser hat, erhält die ganze Länge
des Geschützes. Dasselbe wird behufs der Verbindung mit dem nächst längsten
Verstärkungsrohre äußerlich glatt abgedreht, und entspricht so im Durchmesser knapp
der Weite des letzteren im ausgebohrten Zustande; das zweite Rohr läßt sich daher in
erwärmtem Zustande auf das Seelenrohr auftreiben und schließt nach dem Erkalten so
fest an dasselbe an, daß man nach dem Abdrehen und Poliren kaum eine Naht zu
entdecken vermag. Auf diese Weise werden die längsten und schwersten Geschütze noch
durch 2 oder 3 Rohre verstärkt, von denen das letzte dadurch ausgezeichnet ist, daß
daran die Schildzapfen sogleich bei der ersten Bearbeitung angeschweißt werden.
Die Ausstellung im sogenannten Woolwich-Court
führt die auf die vorbeschriebene Weise hergestellten einzelnen Bestandtheile der
geschmiedeten Geschütze bis zur Vollendung derselben vor, nicht weniger auch die zur
Ausbohrung angewendeten Hülfsapparate, namentlich die mit vollendeter Sorgfalt
bearbeiteten Bohrspindeln für gezogene Geschütze, die durch einen eben so
sinnreichen, aber in der Ausstellung fehlenden, Mechanismus in Bewegung gesetzt
werden. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 44.)
Verfahren beim Emailliren von Messing und Argentan; von S. Tearne.
Wenn man Email auf Messing oder Argentan schmelzt, so haftet es nur sehr
unvollkommen, weßhalb diese Metalle nicht in gewöhnlicher Art emaillirt werden
können. Ein Mittel, zu bewirken, daß das Email auf ihnen festsitzt, besteht darin,
daß man sie vorher verkupfert. Nachdem die zu emaillirende Zeichnung durch Graviren,
Pressen u.s.w. auf dem Messing oder Argentan angebracht ist, überzieht man dasselbe
entweder ganz oder bloß an den zu emaillirenden Stellen mit einer dünnen
Kupferschicht, indem man im letzteren Falle die nicht zu emaillirenden Stellen durch
einen geeigneten Ueberzug vor der Verkupferung schützt. Nachdem dieß geschehen ist,
erfolgt das Emailliren in gewöhnlicher Art, worauf man den Gegenstand versilbert,
bronzirt oder sonst weiter zurichtet. (Aus dem Technologiste, durch das polytechn. Centralblatt, 1862 S. 1302.)
Condensation des Bleirauches.
Wichtigkeit der Rauchcondensation. – Beim
Verschmelzen eines Bleiglanzes, welcher nach der trockenen Probe 70 Proc. Blei
enthält, bringt man auf der besseren Hütten nur 63 Proc. aus, oder hat per Tonne (1000 Kilogr.) 70 Kil. Verlust, wovon bei der
Flammofenarbeit 68 Kilogr., im Schachtofen bei Röstreductionsarbeit an 60 Kilogr.
verflüchtigt werden, während das Uebrige als unausbringbar in die Schlacken geht.
Bei einem Preise von 48 Frcs. für 100 Kilogr. Blei hat man durch die
Bleiverflüchtigung einen Ausfall von resp. 32,64 und 28,80 Frcs. per Tonne behandelten Bleiglanzes, oder wenn ein
Flammofen täglich 2400 und ein Schachtolen 600 Kilogr., zusammen 8 Tonnen Bleiglanz
mit 70 Proc. Blei verarbeitet, so verkert man jährlich 87,457 Frcs. durch
Bleiverflüchtigung. Die Verluste durch Verflüchtigung sind bei Verarbeitung roher Erze
im Schachtofen größer als bei vorher gerösteten, und betrugen bei vergleichenden
Versuchen resp. 12,52 und 7,69 Proc. von dem im Erze enthaltenen Blei. In den 7,69
Proc. ist ein Verlust von 2,78 Proc. Blei beim Rösten inbegriffen. Danach würde ein
Schachtofen, welcher täglich 5 Tonnen rohen Bleiglanz mit 50 Proc. Gehalt
verschmilzt, jährlich 114 Tonnen Blei zu 55,000 Frcs. an die Luft entlassen.
Rechnet man zu den Bleiverlusten beim Erzschmelzen noch die beim Abtreiben,
Pattinsoniren und Glättfrischen hinzu, so kommen dieselben wohl auf 14 bis 15 Proc.,
und davon allein 3/4 = 10 Proc. auf Bleiverflüchtigung. Bei Erzen mit unter 50 Proc.
Bleigehalt steigen diese Verluste noch. – Der Silberverlust war bei
gerösteten Erzen fast gleich Null, bei rohen 0,0068 Proc.
Hieraus erhellt die Wichtigkeit der Rauchcondensatoren für Bleihütten, welche
außerdem die für die benachbarte Vegetation schädlichen gasförmigen Bestandtheile
des Rauches größtentheils beseitigen. Man hat Condensatoren von der nachstehenden
Construction:
Trockencondensatoren in Gestalt einfacher Canäle, welche
gewöhnlich im Zickzack sich an einem Berggehänge in die Höhe ziehen und in eine am
höchsten Punkte befindliche Esse münden. Diese Apparate geben nur einen geringen
Theil des verflüchtigten Bleies wieder und ihr Effect hängt von verschiedenen
Umständen ab, namentlich von den Dimensionen der Canäle, wie nachfolgende
vergleichende Zusammenstellung zeigt:
Länge derCanäleMeter.
Rauminhalt.Ab. M.
Reibungsoberfläche.Qudrt. M.
Höhe desZugesMeter.
Verh. zwischencondensirtem undcondensirbarem
Blei.Procent.
1859 :
819
1815
4756
100
15,35
1860 :
995
2826
7609
100
25,95.
Diese Verhältnisse sind sehr günstig und werden nur von wenigen Hütten erreicht.
Ein Rauch aus solchen Canälen enthielt: 3,75 schwefelsaures Eisenoxydul; 15,85
schwefelsaures Zinkoxyd; 43,99 schwefelsaures Bleioxyd; 5,25 freie Schwefelsäure;
Kohle etc. 31,25.
Condensatoren mit Regenkammern. – Der Rauch zieht
durch mit Scheidewänden versehene Kammern, welche theilweise mit porösen Stoffen
ausgefüllt sind, die man durch herabtröpfelndes Wasser feucht erhält (Griffith's und Comp.
Apparate), oder man saugt die Dämpfe mittelst eines Gebläses durch Wasser unter den
Scheidewänden hindurch (Flintshire). Diese Apparate sind zwar sehr wirksam für die
Rauchcondensation, aber complicirter und theurer wegen erforderlicher maschineller
Vorrichtungen zur Hervorbringung von Zug.
Neuer Condensationsapparat von Fallize. – Man läßt
den Rauch mit Wasserdampf gemengt zunächst in eine schmale langgestreckte Kammer und
von da in eine breitere treten, welche in ihrer Mitte einen mit Sandsteinstücken
ausgefüllten Raum enthält, in welchen Wasser von oben herabträufelt. Hierin
condensiren sich hauptsächlich die Bleidämpfe, das Verdichtete wird zu Boden,
gerissen und sammelt sich in communicirenden Sümpfen an. Die nicht condensirten Gase
treten am Ende der Kammer aus, wo sich ihnen in der Ausströmungsrichtung zur
Beförderung des Zuges ein Wasser dampfstrahl zugesellt.
Dieser Apparat verbindet die Vortheile der beiden vorhergehenden. Während bei den
trockenen Canälen durch Anhäufung des Rauches der Zug leidet, beim Ausräumen der
Absätze die Wände erkaltet seyn müssen, also die Arbeit unterbrochen werden muß und
der Rauch viel schädliche Unreinigkeiten enthält, so kostet der Fallize'sche Apparat für eine Hütte von mittlerer Größe
etwa 5000 Frcs., der Wasserdampf kostet wenig, der Rauch läßt sich ohne
Unterbrechung des Betriebes ausräumen und ist reiner, indem sich Säuren und fremde
Salze im Wasser auflösen und Kohlenstaub sich nicht mit niederschlägt. Die einzigen
größeren Kosten veranlaßt die Bewegung der Pumpe, um einen konstanten Wasserstand
auf der Sohle der Kammer zu haben, durch 2 bis 3 Pferdekräfte. Man erreicht eine
geringere Geschwindigkeit des Gasstromes, stärkere Abkühlung und größere Reibung.
Auch läßt sich der Apparat für andere Industriezweige anwenden, z.B. zur Verdichtung
von sauren Dämpfen, wie schwefliger Säure, welche sich durch Einführen von
Stickoxydgas in die Kammern in Schwefelsäure verwandeln läßt.
Dadurch, daß man den heißen Gasstrom direct aus dem Ofen über Flüssigkeiten leitet, bevor er in den
Condensator tritt, lassen sich diese mit Vortheil durch Wasserverdampfung
concentriren. In der chemischen Fabrik zu Vedrin bei Namur wird auf diese Weise
Sodalösung eingedampft. (Revue universelle, durch die
berg- und hüttenmännische Zeitung.)
Ueber Blei von kupferrother Farbe; von Fr. Wöhler.
Wenn man den elektrischen Strom durch eine Auflösung von salpetersaurem Bleioxyd
gehen läßt, so nehmen die am negativen Pol abgeschiedenen Krystallblätter von Blei
nach einigen Stunden unter fortdauernder Wirkung des Stroms zuweilen vollkommen die
Farbe des blanken metallischen Kupfers an, welche Veränderung sich dann auch mehr
oder weniger weit auf den übrigen Bleibaum ausdehnt. Nie aber gelingt es, die
Verwandlung vollständig zu erhalten und bei Einwirkung von Strömen von der
verschiedensten Stärke und Dauer, bei Anwendung der verschiedensten Bleisalze, in
kalter und in heißer, in neutraler und in saurer Lösung, tritt die Erscheinung bald
ein, bald bleibt sie ganz aus, so daß sie ganz vom Zufall, das heißt von einem
Umstande abhängt, der bis jetzt der Beobachtung entgangen ist.
Die kupferfarbigen Blätter, möglichst von den gewöhnlichen Bleiblättern getrennt,
zuerst mit Wasser und dann zur Verhütung der Oxydation mit Alkohol gewaschen und
getrocknet, haben vollkommen das Ansehen von metallischem Kupfer und behalten auch
an der Luft Farbe und Glanz. In verdünnter Salzsäure und Salpetersäure verändern sie
sich nicht. In letzterer lösen sie sich beim Erwärmen auf, indem selbst die letzten
Blättchen noch kupferroth bleiben. In Alkalien sind sie unveränderlich. Mit Wasser
benetzt der Luft ausgesetzt, bilden sie rasch weißes schimmerndes Bleioxydhydrat,
ohne daß sie aber selbst nach Monaten ganz verschwinden. In ganz luftfreiem
Wasserstoffgas bleiben sie noch bei ungefähr 200° C. unverändert, darüber
aber schmelzen sie zu kleinen Kugeln von gewöhnlichem Blei. Mit Eisenchlorid
übergossen, verschwindet die rothe Farbe augenblicklich und die Blättchen werden
bleigrau. Daß die Farbe nicht von zufällig anwesendem Kupfer herrührt, braucht nicht
bemerkt zu werden.
So lange es nicht gelingt, dieses rothe Blei willkürlich darzustellen, um es näher
untersuchen zu können, muß man sich bezüglich der Ursache seiner Farbe auf
Vermuthungen beschränken. Das merkwürdigste würde seyn, wenn es Blei in einem
allotropischen Zustand wäre. Andererseits könnte es ein Wasserstoffblei seyn. Allem
Anscheine nach bildet indessen die kupferfarbige Substanz, nur einen dünnen
Ueberzug, der aber der Einwirkung der Salpetersäure und des Wassers bei Luftzutritt
länger widersteht, als das Blei, welches er bedeckt. Diese Substanz in dünnen
Häutchen von dem Blei bei der Auflösung in der Säure abgelöst, erscheint aber selbst
unter dem Mikroskop vollkommen undurchsichtig, so daß die Annahme, die Farbe könne
von einer sehr dünnen Lage eines farbigen durchsichtigen Körpers herrühren, durch
den die glänzenden Bleiflächen durchscheinen und dadurch das kupferrothe Ansehen
bekommen, unstatthaft ist. Bleisuperoxyd könnte der Ueberzug schon darum nicht seyn,
weil er sich am negativen Pole bildet. (Annalen der Chemie und Pharmacie, II
Supplementheft, S. 135.)
Einfaches Verfahren zur Prüfung der Goldkiese auf ihren
Werth.
L. Thompson wurde von einem Freunde, welcher nach den
Goldminen von Australien auswanderte, um ein Verfahren angegangen, wodurch sich das
in den Goldkiesen enthaltene Gold auf einfache und leichte Weise mit Sicherheit
entdecken und somit der Werth dieser Kiese abschätzen läßt. Das von ihm zu diesem
Zweck ermittelte Verfahren ist folgendes:
Nachdem man sich eine gewöhnliche Theetasse verschafft hat, schneide man ein
Kartenblatt in Form eines Kreises von solcher Größe, daß es in der Mitte der
Theetasse aufliegt; dann nehme man ein kleines Stück des frisch gebrochenen Kieses
und mache ein Loch im Centrum der Karte, welches gerade groß genug ist, um das
Kiesstück aufnehmen und zurückhalten zu können; nun gebe man in die Theetasse eine
kleine Quantität Quecksilber und lege die Karte in die Tasse, so daß sich der Kies
in kurzer Entfernung über dem Quecksilber befindet; hierauf stelle man das Ganze auf
die Herdwand oder einen sonstigen warmen (nicht heißen) Platz und lasse es dort eine
halbe Stunde lang; nach Verlauf dieser Zeit untersuche man die Oberfläche des Kieses mit einer Linse (wie
sie die Uhrmacher gebrauchen); die Goldtheilchen haben nun eine weiße Farbe, und
wenn man das Ganze mit einem Kameelhaarpinsel oder einer Federfahne überreibt, so
wird das Gold ein glänzendes Ansehen annehmen, wie die spiegelnde Oberfläche eines
frisch polirten Silberstücks, während der ganze übrige Kies unverändert bleibt. Es
ist dann leicht, den relativen Werth des Erzes zu beurtheilen. (London Journal of arts, November 1862, S. 238.)
Ueber die rasche Reduction des salpetersauren Silbers durch
das Morphin; von John Horsley.
Wenn man einen Tropfen einer Auflösung von essigsaurem oder schwefelsaurem Morphin,
welche 1 Procent dieses Salzes enthält, mit 10-15 Tropfen einer Auflösung
salpetersauren Silbers von 1,77 Procent Gehalt mischt und 1-2 Minuten lang
umschüttelt, so entsteht rasch ein schöner Niederschlag von krystallinischem weißem
Silber, während die Flüssigkeit eine schwache gelbe Farbe annimmt, welche von der
Reaction der freigewordenen Salpetersäure auf das Morphin herrührt; filtrirt oder
decantirt man hernach und setzt concentrirte Salpetersäure zu, so entsteht die
Orangefarbe des Morphins. Wenn man das anzuwendende salpetersaure Silber in einer
Porzellanschale erwärmt, ehe man den Tropfen von Morphinsalz hineingießt, so erfolgt
die Reduction des Metalls fast augenblicklich und die Schale überzieht sich mit
einem Silberhäutchen. Mit anderen Alkaloiden hat Horsley
keine ähnliche Reaction beobachtet. (The artizan: Bulletin de
la Société d'Encouragement, October 1862, S. 621.)
Ueber das bei Zersetzung des Gußeisens durch Säuren
entstehende Oel.
Bekanntlich ist das bei Zersetzung des Gußeisens sich bildende Oel bisher als eine
Verbindung des Kohlenstoffs mit Wasserstoff betrachtet worden. Da aber die
Bedingungen unter denen jenes Oel entsteht, nicht sehr genau nach allen Seiten hin
erforscht sind, und neuerdings Chevreul Andeutungen
machte, daß möglicherweise nicht der Kohlenstoff der hauptsächlichste Bestandtheil
jenes Oeles sey, so hat J. Reynolds (Chemical News, 1862, Nr. 83) einige Versuche in dieser
Beziehung angestellt.
Er behandelte:
1) reines Eisen, aus Eisenoxyd durch Wasserstoff reducirt,
2) gekohltes Eisen, aus dem vorigen durch Glühen in reinem Kohlenwasserstoff
bereitet,
3) Stickstoffeisen, aus reinem Eisen durch Erhitzen im Ammoniakgas dargestellt, mit
verdünnter Säure und erhielt nur aus dem Präparat von 2) reichliche Mengen des
öligen Körpers, aus 1) und 3) keine Spur. Der Schluß ergibt sich von selbst.
(Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXVII S. 316.)
Ueber die Abnutzung der Silbermünzen.
Hr. W. Miller, erster Unter-Cassen-Verwalter
der englischen Bank, hat zahlreiche Untersuchungen über die Silbermünzen angestellt,
um den Einfluß zu bestimmen, welchen die Circulation auf dieselben hinsichtlich der
Abnutzung und folglich des Metallverlustes ausübt.
Folgende Tabelle enthält die Resultate, welche er mit einer Anzahl von nicht weniger
als 169,000 Stücken erhielt. Der in dieser Tabelle für ein Jahrhundert angegebene
Verlust ist nach dem bisher ermittelten berechnet; dabei kommt aber in Betracht, daß
diese Resultate unter der Wirklichkeit sind, denn da die Abnutzung immer in
steigendem Verhältniß zunimmt, so ist es einleuchtend, daß der in hundert Jahren
erlittene wirkliche Verlust beträchtlicher seyn muß als der in der Tabelle
aufgeführte.
Textabbildung Bd. 167, S. 156
Bezeichnung der Silbermünzsorten;
Gemünzte Werthe seit 1816; Summen aus der Circulation gezogen; in der
Circulation verbleibend; Durchschnittliche Abnutzung per Jahrhundert, berechnet nach der bisher unter den verschiedenen
Regierungen stattgefundenen; Verlust durch Abnutzung; an den aus der Circulation
gezogen Summen; an den in Circulation verbleibenden Summen; Anzahl der besonders
untersuchten Stücke; Kronen (5 Shillings); Victoria; Wilhelm IV; Georg IV; Georg
III; Pfd. Sterl.; Verhältniß in Proc.; Halbe Kronen (2 1/2 Shillings); Gulden (2
Shill.); Shillings; Halbe Shillings (6 Pence); Gesammtverl. d. Abnutzung
(Bulletin de la Société
d'Encouragement, October 1862, S. 619.)
Anstriche mit gepulvertem galvanoplastischem Kupfer.
Von dem Besitzer einer galvanoplastischen Anstalt zu Auteuil, Hrn. Oudry, ist eine sehr interessante Verwendung des
galvanoplastisch erhaltenen Kupfers aufgefunden worden. Es ist von ihm schon seit
längerer Zeit festgestellt worden, daß das galvanoplastische Kupfer in ein kaum
fühlbares Pulver verwandelt werden kann. Er hatte schon früher alle die guß-
und schmiedeeisernen Gegenstände, welche galvanoplastisch mit Kupfer überzogen
werden sollten, vor dem Einlegen in das Kupferbad mit einem dünnen, mit leichtem
Steinkohlentheeröl bereiteten Firniß überzogen, der dann erst mit Graphit leitend
gemacht wurde. Dadurch wurde die unmittelbare Reducirung des Kupfers durch das Eisen
verhindert, und das spätere Ablösen des Kupferüberzugs, das Durchbrechen des
Eisenrostes vermieden. Oudry kam nunmehr auf den
Gedanken, diesen Firniß, eine Auflösung wahrscheinlich von verschiedenen Harzen und
Terpenthin in leichtem Steinkohlentheeröl, mit solchem feinen Kupferpulver zu
mischen, und erhielt so einen Anstrich, der sich auf Holz, Gyps, selbst Cement, auf
Guß- und Schmiedeeisen anbringen läßt. Hiermit erscheint gleichzeitig eine
sehr wichtige Aufgabe für den Schiffsbau gelöst. Man
beschlägt bekanntlich den Kiel der hölzernen Seeschiffe, soweit er in Wasser
eintaucht, mit ziemlich starken Kupfer- oder Messingblechen, um einmal das
Holz vor den Angriffen von Bohrwürmern zu sichern, andererseits die Reibung gegen
das Wasser zu vermindern. Das Kupfer oxydirt sich in Seewasser langsam und wird
abgenützt. Um die Oxydation zu vermindern, schlug bekanntlich Davy vor, durch Berührung mit Zink das Kupfer galvanisch zu schützen.
Wählt man aber die Schutzplatten aus Zink zu groß, daß das Kupfer sich gar nicht
oxydirt, so setzen sich auf demselben gar bald zahllose Muscheln und Seepflanzen ab.
Das Schiff zieht nach kurzer Fahrt einen wahren Wald solcher Pflanzen durch das
Wasser nach sich und wird dadurch in seinem Laufe wesentlich behindert. Dieser
Uebelstand, das von den Engländern Fouling genannte Bewachsen des Schiffsbodens,
trat nunmehr bei den aus Eisenblechen erbauten Schiffen auf das nachtheiligste
hervor. Nur dadurch, daß die sich ansetzenden Pflanzen durch die sich spurweise
bildenden Kupfersalze vergiftet werden, ist es möglich, den Schiffsboden rein zu
erhalten. Die bisher versuchten Anstriche halfen nichts, indem etwa beigemischte
lösliche Gifte sehr bald ausgewaschen wurden.
Der Kupferanstrich schützt natürlich vollkommen gegen das Fouling indem er eben solche giftige Salze wie das Kupferblech bildet. Er
deckt vollkommen, trocknet rasch und verbreitet schon nach 24 Stunden nicht mehr den
geringsten Geruch. Er nimmt beim Trocknen einen sehr hübschen Glanz an und kann
durch Behandlung mit chemischen Mitteln (Schwefelleber?) alle verschiedenen Töne der
Bronze annehmen. Ornamente und Statuetten von Gußeisen oder Gyps nehmen, mit
Beibehaltung der feinsten Details, täuschend das Ansehen von Bronzegüssen an. Die
Statuen aus Gyps und Stein sind gleichzeitig durch den Anstrich vor den Unbilden der
Witterung geschützt.
Dieser Firniß mit Steinkohlentheeröl kann auch, mit einer leichten Zugabe von
Kupferpulver und mit Zinkweiß etc. vermischt, zu Häuferanstrichen etc. gebraucht
werden, und ersetzt dabei vollständig das jetzt so theure Terpenthinöl. Durch den
Zusatz von Kupferpulver trocknet die Malerei besser, verliert mit dem zweiten Tage
allen Geruch, hat ein sehr feines Korn (das man sonst nur durch Schleifen mit
Bimsstein herstellen konnte) und hat einen lebhaften, aber milden Glanz.
Die bessere Qualität des Firnisses und die zu den eigentlichen Kupferanstrichen
bestimmte ist etwa um 1/3 theurer, die zweite Qualität, für Anstriche im Freien
bestimmt, etwa ebenso theuer, als die bisher üblichen Anstriche. Da jetzt die
leichtesten Steinkohlentheeröle zur Anilinfabrication ausschließlich benutzt werden,
hat Oudry auch andere Theeröle, z.B. das
nordamerikanische Petroleum mit Erfolg probirt. Die leichtesten Sorten desselben,
die zum Brennen wegen ihrer großen Flüchtigkeit nicht geeignet sind, erweisen sich
als die besten für solche Anstriche. Mit fettem Oele gibt das Kupferpulver einen
schönen, grünen, arsenfreien Anstrich. H. Schwarz. (Nach
Moigno's
Cosmos im Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 26.)
Gasretorten aus feuerfesten englischen Quarzziegeln, den
sogenannten Dinasteinen.
In der Londoner Gasstation der Chartered-Compagnie zu Westminster dient als
Material Boghead-, eine Cannel- und eine
Newcastle-Gas-Kohle, welche in Retorten destillirt werden, die von
denen der anderwärts üblichen sehr wesentlich abweichen. Sie sind weder von Eisen,
noch von Thon, auch nicht aus einem Stück, sondern aus einzelnen nach dem Modell der
Retorten geformten Steinen oder Plattenstücken von 1/2 bis 1 Kubikfuß Größe aus
einem feuerfesten Material, den Dinasteinen aufgemauert.
Diese Steine bestehen aus einem schon seit mehr als 40 Jahren in den Kupferhütten
von Wales zu Cement und zur Reparatur der Kupferröhren verwendeten feuerfesten Sand,
der sich bei dem Dinafelsen in Vale of Neath (Glamorganshire) auf Kalkstein in
Gestalt einer mürben, mehr oder weniger verwitterten Felsart vorfindet. Seit 1822
werden daraus die durch Young eingeführten sogenannten DinasteineMan s. die Notizen über dieselben im polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 114. gemacht. Dieses Material ist ein fast reiner Quarzsand. Man zerkleinert das
Mineral zwischen eisernen Quetschwalzen, wirft es durch ein Sieb und versetzt es,
nachdem es angefeuchtet worden, mit etwa 1 Proc. Kalk. Bei dem Mangel an aller
Plasticität der Masse ist man genöthigt den Steinen und Platten durch Pressen ihre
Gestalt zu geben und sie in den Formen zur Trockne zu bringen. Erst im Brand fritten
die Quarztheile durch die ihnen beigemengten Erden und Alkalien, sowie durch den
Kalk zusammen und gewinnen die Steine die Bindung und Festigkeit der gewöhnlichen
feuerfesten Geräthe. Die gebrannten Dinasteine haben, wie dieß bei jedem Quarz
vorkommt, das Eigenthümliche, beim Brennen etwas zu schwellen statt zu schwinden,
und ist daher bei ihrer Anwendung das daraus errichtete Mauerwerk nie mehr der
Bildung von Schwindfugen ausgesetzt. Als Mörtel beim Aufbauen der Retorten aus
Dinasteinen benutzt man einen eisenhaltigen, im Gasofenfeuer etwas erweichenden oder
sinternden Thon.
Die beschriebenen zusammengesetzten Retorten sind in beiden Stationen der Chartered
Gas-Compagnie ausschließlich im Gebrauch, da sie bedeutend wohlfeiler sind,
als die Retorten aus einem Stück, und nach der Erfahrung der Ingenieure bis zu fünf
Jahren stehen sollen. Dr. Fr. Knapp. (Journal für Gasbeleuchtung, December 1862, S. 436.)
Bereitung von Heizgasen, nach v. Curter.
Nach Erwähnung und Beurtheilung der bisherigen Gasbereitungsmethoden wird zur
möglichsten Ueberführung des Brennstoffs in Wasserstoff, Kohlenoxydgas und Stickgas
empfohlen: in einen aus zwei abgestumpften Kegeln zusammengesetzten Generator oben
und unten Verbrennungsluft einzuführen und die Heizgase in der Mitte abzuleiten,
wobei die entstandenen Destillationsproducte, Wasserdämpfe etc. Gelegenheit haben,
in Berührung mit Kohle bei der hinreichenden Temperatur sich in brennbare Gase
umzuwandeln. Bei Behandlung von Brennmaterialklein, welches sich zu dicht im
Generator übereinander legt, gibt man letzterem zweckmäßig eine mehr oder weniger
große Anzahl kleiner Rasten übereinander. (Oesterreichischer Ingenieurverein.)
Die Raffinerie (Sublimation) des Camphers.
Der Campher, welcher größtentheils aus China in den Handel kommt, ist ein
Handelsartikel, dessen Production und Zufuhr sehr schwankend ist, und der daher sehr
bedeutenden Preisfluctuationen unterworfen ist. Zur Zeit ist derselbe so im Preise
gestiegen, daß die Fabrication des sublimirten Camphers kaum lohnend ist und daher
jetzt ruht. Der Campher kommt im unreinen gefärbten Zustande in dicht gearbeiteten
Kisten, die noch mit
ziemlich starkem Bleiblech und Papier ausgelegt sind, aus China in den Handel. Der
hohe Preis desselben bedingt, daß man auch die kleinsten Theilchen, die an der
Verpackung haften, durch Sublimation zu gewinnen sucht. Da die Hitze dabei ziemlich
hoch ist, der Campher aber stark reducirend wirkt, zeigt das so behandelte Blei
einen sehr lebhaften metallischen Glanz, indem jedes Oxydtheilchen, welches das Blei
grau färbt, reducirt erscheint. Das Holz der Kisten, das sehr ausgetrocknet und
wahrscheinlich mit Campherdämpfen durchdrungen ist, bietet ein ausgezeichnetes
Material zum Feueranmachen. Die Sublimation erfolgt (in der chemischen Fabrik von
Albrecht und Thill in
Hamburg) in kleinen Glaskolben von eigenthümlicher Form. Sie sind niedrig und breit,
mit flachem, etwas eingedrücktem Boden und ziemlich weitem Halse. Man füllt sie auf
etwa die Hälfte mit dem rohen Campher, reinigt den Hals von angesetzten Theilchen,
verschließt ihn lose und setzt dann die Kolben dicht an einander auf ein Bett von
sein gesiebter (Torf-) Asche, die hier die Stelle des Sandes bei den
gewöhnlichen Sandbädern vertritt. Die Heizung erfolgt durch die Flamme mehrerer
Feuerungen, die unter der eisernen Platte hinstreicht, auf der die Asche mehrere
Zoll hoch aufgeschichtet liegt. Wenn ich nicht irre, erfolgt die Feuerung von außen,
wegen der Leichtentzündlichkeit der Campherdämpfe. Aus diesem Grunde ist auch das
Gebäude, in dem die Sublimation vor sich geht, durchaus feuerfest construirt, und
die Decke zwischen Eisenschienen gewölbt. Die Sublimation muß sehr langsam erfolgen
und sorgfältig überwacht werden, um jeden Verlust an dem kostbaren Material zu
vemeiden. Jedenfalls sind im Locale nasse Säcke vorhanden, um eine etwa vorkommende
Entzündung rasch unterdrücken zu können. Einen nachtheiligen Einfluß auf die
Gesundheit der hier beschäftigten Arbeiter will man nicht beobachtet haben. Ist die
Sublimation beendet, so werden die Glaskolben zerschlagen, der Campherkuchen im
Halse und dem oberen gewölbten Theile abgelöst, abgeschabt, und in blauem Papier
verpackt in den Handel gebracht. H. Schwarz. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1862, Nr. 19.)
Die Anfertigung der Kinderspielwaaren aus Kautschuk und der
kleinen Kautschuk-Luftballons.
In der Kautschukfabrik von Cohen, Vaillant u. Comp. in Harburg sind die Kinderspielwaaren aus Kautschuk, von den kleinsten und einfachsten Bällen
an, bis zu den complicirtesten Figuren ein sehr viel angefertigter Artikel. Man
fertigt dieselben auf ziemlich einfachem Wege dadurch an, daß man nach vorhandenen
Schablonen aus weicher Kautschukmasse (die indessen meist Heller gefärbt ist, als
für die Schuhe) mit Scheren passende Stücke ausschneidet. Die Schere wird dabei so
geführt, daß die Ränder der einzelnen Theile eine Abschrägung bekommen, welche das
Zusammenkleben derselben zu einem allseitig geschlossenen Körper erleichtert. Bevor
dieß indessen vollständig geschieht, wird eine Prise fein gepulverten kohlensauren
Ammoniaks hineingebracht, und die Figur, die meistens sehr unförmlich aussieht, in
zwei- oder mehrtheilige, fein gravirte Messingformen gebracht, die man wohl,
um das Ankleben zu vermeiden, mit etwas sein gepulvertem Talk einpudert. Sobald die
Formen fest geschlossen sind, werden sie in einen liegenden cylindrischen Dampfraum
gebracht, der nach der Füllung dicht verschlossen und mit hochgespanntem Dampf aus
der Fabrikleitung gefüllt wird. Man hat hierdurch eine gleichmäßigere Temperatur als
durch die Vulcanisirungskammer, kann dieselbe wenigstens länger gleichmäßig
erhalten. Sobald das Vulcanisiren erfolgt ist, läßt man den Dampf ab, öffnet den
Dampfraum und dann die Formen. Das verdampfende kohlensaure Ammoniak hat den weichen
Kautschukteig in die feinsten Gravirungen der Form eingepreßt, worauf dann erst die
Vulcanisirung erfolgte, die der Masse Elasticität verleiht. Die meisten der
Spielfiguren haben eine Oeffnung, in welche eine kleine Zungenpfeife eingesetzt
wird, durch welche nun Luft eindringt, so daß sie die durch das kohlensaure Ammoniak
erhaltene Form behalten. Bei den Bällen dagegen, welche, um genügende Springkraft zu
besitzen, allseitig geschlossen seyn müssen, würden die Wandungen durch den Druck
der äußeren Luft zusammenfallen, sobald die Condensation der Ammoniakdämpfe erfolgt.
Dieselben werden daher nach dem Vulcanisiren noch besonders mit comprimirter Luft
gefüllt und dann wieder verschlossen. Zu diesem Ende ist ein liegender
Kupferblechcylinder vorhanden, der durch eine kleine Compressionspumpe mit Luft von
2–3 Atmosphären Pressung gefüllt gehalten wird. Auf diesem Cylinder sitzen
dann mehrere, etwas gebogene, fein durchlöcherte Spitzen, die scharf genug sind,
um bei einem einigermaßen kräftigen Druck dagegen die Gummiwandung zu durchbohren.
Man öffnet dann den Hahn, die comprimirte Luft strömt aus und treibt den Gummiball
auf. Es gehört nun eine gewisse Kunstfertigkeit dazu, den Ball rasch abzuziehen, und
die kleine Oeffnung durch ein wenig welche Kautschukmasse zu verschließen, ehe die
eingeblasene Luft gänzlich entwichen ist. Die Ballons und Figuren werden dann noch
häufig, meist mit sehr schreienden Oelfarben, bemalt, und nach dem Trocknen in den
Handel gebracht.
Die kleinen Kautschuk-Luftballons, denen man jetzt so vielfältig begegnet werden nicht aus
Gummimasse, sondern aus dünnen geschnittenen Paragummiblättern zusammengeklebt. Sie
werden, wie die dickeren Bälle, aus 4 Sectoren gebildet, die unten einen kleinen
Ansatz haben, um so das Röhrchen zur Füllung derselben herzustellen. Man vulcanisirt
sie durch Eintauchen in ein Gemisch von Chlorschwefel und Schwefelkohlenstoff, und
füllt sie mittelst einer Druckpumpe mit Wasserstoffgas. Der Druck, den sie dabei
erleiden müssen, um zur gehörigen Dünne und Leichtigkeit aufgeblasen zu werden, ist
ziemlich beträchtlich. Schließlich werden sie gefärbt und mit einer Lösung von
Gelatine oder Dextrin bestrichen, um das zu rasche Entweichen des Wasserstoffgases
aus ihren Poren zu vermeiden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 23.)
Ausringemaschine für nasse Wäsche.
Eine solche Maschine, welche sich auf der Londoner Ausstellung befand, besteht aus
zwei, in einem Holzgestelle übereinander gelagerten, dünnen eisernen Walzen, die mit
dickwandigen Kautschukröhren überzogen sind. Die untere Walze liegt fest und wird
durch eine Kurbel gedreht, die obere dagegen kann in einem Schlitze des
Gestellständers auf und ab gleiten. Sie ist an beiden Enden durch Hebel belastet,
die statt der Gewichte durch gespannte Kautschukringe niedergehalten werden. Dadurch
ist es möglich, sowohl dünneres, als dickeres Zeug durch die Walzen gehen zu lassen,
wobei das Wasser sehr vollständig ausgepreßt wird. Die Wäsche wird durch die
Maschine viel weniger angegriffen, als durch das gewöhnliche Ausringen, dem z.B.
Gardinenzeug sehr schlecht widersteht, während ein Stück davon durch die Maschine
wohl hundert Mal durchgegangen war, ohne Schaden zu leiden. Selbst nasses
Löschpapier mit eingelegten Haken, Oefen, Knöpfen war nicht dadurch zerrissen
worden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 22.)
Die Fortschritte in der Construction der Dampfmaschine während
der neuesten Zeit, von Dr. Robert Schmidt.
Unter diesem Titel ist unlängst der zweite Band eines Werkes erschienen, welches sich
die Aufgabe gestellt hat, dem ausführenden Techniker und Maschinenbauer sowie
Bauofficianten nach geeigneten Zeitabschnitten die Fortschritte in der Construction
der Dampfmaschine in systematischer und einheitlicher Weise vor Augen zu führen.
Wenn auch wir unsern Leserkreis auf diese Erscheinung hiermit aufmerksam machen, so
geschieht dieß, weil einerseits die Dampfmaschine noch immer den mächtigsten Hebel
der gesammten Industrie bildet, es also die Pflicht jedes Technikers ist, die
Fortschritte derselben mit Gewissenhaftigkeit zu verfolgen, andererseits auch der
Umstand für die Gediegenheit und praktische Nützlichkeit dieses Werkes spricht: daß,
nach einem Decret vom 25 November v. J., das königl. preußische Ministerium für
Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten Anordnung getroffen hat, daß dieß Werk in
seinen amtlichen Organen besonders empfohlen werde. – Der Preis dieses Werkes
beträgt 1 Rthlr. 26 Sgr., und ist dasselbe durch alle Buchhandlungen zu
beziehen.
Die Redaction.