Titel: | Zur quantitativen Bestimmung der Schwefelsäure in ihren Verbindungen mit den Alkalien, namentlich bei Anwesenheit von viel Alkalisalzen; von Franz Stolba in Prag. |
Autor: | František Štolba |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. XIV., S. 44 |
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XIV.
Zur quantitativen Bestimmung der Schwefelsäure in
ihren Verbindungen mit den Alkalien, namentlich bei Anwesenheit von viel Alkalisalzen;
von Franz Stolba in
Prag.
Stolba, über die quantitative Bestimmung der Schwefelsäure in ihren
Verbindungen mit den Alkalien.
Es ist eine bekannte Thatsache, daß eine genaue Bestimmung der Schwefelsäure in ihren
Alkalisalzen namentlich dann mit vielen Schwierigkeiten verbunden ist, wenn sie bei
Anwesenheit größerer Quantitäten fremder Salze, auch wenn es nm Alkalisalze sind,
ausgeführt werden soll.
Gerade der letztere Fall, nämlich die Bestimmung der Schwefelsäure bei Anwesenheit
größerer Quantitäten von Alkalisalzen, kommt sehr häufig vor, da man insbesondere in
den Schwefelmetallen und manchen organischen schwefelhaltigen Verbindungen die
Bestimmung des Schwefels durch die Ueberführung in Schwefelsäure vermittelt, was auf
trockenem oder nassem Wege ausgeführt, namhafte Mengen oxydirender Alkalisalze
erfordert.
Die über diesen Gegenstand vorliegenden Versuche haben gelehrt, daß man alsdann
beinahe stets einen merklichen Ueberschuß an Schwefelsäure erhält, und daß selbst
eine wiederholte Behandlung des erhaltenen schwefelsauren Baryts, vor oder nach dem
Glühen, mit Salzsäure selten genügt.
Bei der hohen Wichtigkeit des Gegenstandes für so viele directe und indirecte
Bestimmungen und Scheidungen schien es nicht überflüssig zu seyn. Versuche
anzustellen, ob sich diese Fehlerquellen nicht auf eine einfache Art beseitigen
ließen.
Gestützt auf die Erfahrung, daß es wesentlich Nitrate und Chloride des Baryts und der
Alkalien sind, welche dem gefällten schwefelsauren Baryt so hartnäckig anhängen, kam
ich auf die Vermuthung, daß sich die Entfernung derselben werde leichter erzielen
lassen, wenn der Niederschlag, der Siedhitze nahe, mit einem Metallsalze behandelt
wird, welches große Neigung hat, sich mit den betreffenden Chloriden und Nitraten
umzusetzen, und auf den schwefelsauren Baryt nicht lösend einwirkt. Zu dieser
Anwendung schien mir essigsaures Kupferoxyd am geeignetsten zu seyn, da es bekannt
ist, mit welcher Begierde sich das Kupfer mit Chlor und sein Oxyd mit Salpetersäure
verbindet, und da auch die durch Umsetzung entstehenden essigsauren Salze des Baryts
und der Alkalien sich durch leichte Löslichkeit auszeichnen.
Diese Vermuthung hat sich, durch eine Reihe vergleichender Versuche geprüft,
vollkommen bestätigt, wie die später folgenden Belege nachweisen.
Ueber die Versuche selbst muß ich im Allgemeinen Folgendes bemerken: Zu den
Bestimmungen diente mir reines schwefelsaures KaliReines schwefelsaures Kali läßt sich aus reinem salpetersaurem Kali am
bequemsten darstellen, indem man dasselbe in einem blanken schmiedeeisernen
Tiegel über den Schmelzpunkt erhitzt, und in dasselbe reinen Schwefel so
lange einträgt, bis die jedesmal eintretende glänzende Verbrennung gänzlich
aufhört. Man löst in heißem Wasser auf und krystallisirt. Dieß Verfahren ist
besser, als eine wiederholte Krystallisation des im Handel vorkommenden, bis
12 Proc. und darüber schwefelsaures Natron haltenden sogenannten reinen
schwefelsauren Kalis. und Natron. Des Vergleiches wegen wurde zunächst in diesen Salzen der Gehalt
an Schwefelsäure auf
gewöhnliche Art mittelst Chlorbaryum bestimmt und der Niederschlag durch
sorgfältigstes Auswaschen bei Siedhitze mittelst Decantation bis zum völligen
Aufhören jeder Baryt- und Chlorreaction gereinigt.
Das sonst so unangenehme Durchlaufen trübender Theile verhinderte die Vorsicht, das
Filter nur etwa zur Hälfte zu füllen, da das Abfließen einer trüben Flüssigkeit bei
dem durch Kochen cohärent gewordenen schwefelsauren Baryt meist nur davon herrührt,
daß die Theilchen desselben, die so leicht am Filter emporsteigen, den Rand
erreichen und vom Waschwasser weggespült werden; füllt man das Filter nur theilweise
an, so wird dieß verhindert.
Eine andere nothwendige Vorsicht ist die, den schwefelsauren Baryt beim Glühen
anfänglich nur sehr vorsichtig zu erhitzen; denn erhitzt man rascher, so wirbeln,
wie bei der Kieselerde, Theilchen des zwar schweren, aber sehr fein zertheilten
Pulvers in die Höhe und bedingen einen Verlust. Unter Umständen kann auch eine
theilweise Reduction des schwefelsauren Baryts erfolgen, nämlich dann, wenn man bei
Anwendung fehlerhaft construirter Gaslampen durch vielen Gebrauch matt gewordene
Platintiegel verwendet und nicht hoch genug über der Lampe erhitzt. Eine solche
stattgefundene Reduction erkennt man am röthlichen Ansehen der geglühten Masse und
der Entwickelung von Schwefelwasserstoff mittelst Säuren.
Die mit aller Sorgfalt angestellten Bestimmungen ergaben mir bezüglich der reinen
Alkalisulfate Folgendes:
Im schwefelsauren Kali läßt sich auf obige Art die Schwefelsäure mit Genauigkeit
bestimmen; so lieferte 1 Grm. KaO, SO³ darnach 1,338 BaO, SO³, woraus
(Ba = 68,48) folgt SO³ = 45,906 Proc., während die Theorie 45,92 verlangt;
0,745 KaO, SO³ lieferten 0,996 BaO, SO³, woraus 45,87 Proc.
SO³; der schwefelsaure Baryt enthielt nur sehr geringe Spuren anderer
Stoffe.
Ganz dasselbe Resultat wurde erhalten, wenn die Fällung noch nachträglich, wie im
Folgenden angegeben wird, mit essigsaurem Kupferoxyd behandelt wurde.
Dagegen gelang es mir nicht, im schwefelsauren Natron auf gewöhnliche Art die
theoretisch verlangte Menge von Schwefelsäure zu erhalten; ich erhielt trotz aller
Sorgfalt, zu hohe Resultate. So lieferte:
1
Grm.
NaO, SO³
an
BaO, SO³
= 1,650,
entsprechend
56,611
Proc.
SO³
1
Grm.
„
„
= 1,655
„
56,783
„
„
0,5
Grm.
„
„
= 0,825
„
56,611
„
„
während die Theorie 56,34 Proc. verlangt.
Wurde die Fällung jedoch früher mit 40–50 Kub. Cent. Kupferlösung etwa 15
Minuten bei Siedhitze digerirt, nachdem sie vorher bis zum Aufhören der
Barytreaction ausgewaschen worden war, so wurden mit der Theorie besser
übereinstimmende Resultate erhalten und der schwefelsaure Baryt war nun rein. So
lieferten nun:
1 Grm.
NO, SO³
an
BaO, SO³
= 1,641,
entsprechend
SO³
= 56,302 Proc.
0,5 Grm.
„
„
= 0,822
„
„
= 56,402 „
Bezüglich des verwendeten essigsauren Kupferoxydes muß Folgendes angegeben werden.
Ich wandte das käufliche neutrale, große schief rhombische Säulen bildende Salz an.
Dieses war ziemlich rein, indem es nur Spuren von Schwefelsäure und Eisenoxyd
enthielt. Zur Beseitigung der ersteren wurde das Salz im kochenden Wasser gelöst,
mit etwas Essigsäure und mit soviel Tropfen Chlorbaryumlösung versetzt, daß das
Filtrat eine schwache Barytreaction zeigte. Nach einigem Kochen, um den Niederschlag
cohärent zu machen, wurde die Lösung abfiltrirt. Sie setzte beim Erkalten Krystalle
ab; die überstehende kaltgesättigte Lösung wurde verwendet. Der kleine Zusatz von
Chlorbaryum hat jedoch nicht allein den Zweck, ein von Schwefelsäure freies Salz zu
erhalten, welches man sich durch wiederholte Krystallisation leicht verschaffen
könnte, sondern es dient auch dazu, sich von einer etwaigen geringen Löslichkeit des
schwefelsauren Baryts in derselben unabhängig zu machen. Versuche haben nämlich
ergeben, daß die so erhaltene Flüssigkeit für sich oder nach Zusatz von Wasser und
Essigsäure, mit reinem schwefelsauren Baryt gekocht und heiß filtrirt, ein Filtrat
lieferte, welches vollkommen klar war und blieb, woraus zu ersehen ist, daß falls
auch der schwefelsaure Baryt in derselben etwas löslich wäre, die Löslichkeit beim
Kochen nicht gesteigert wird. Da nun die Flüssigkeit bei Beseitigung ihres ganzen
Schwefelsäuregehaltes mit dem schwefelsauren Baryt in Berührung kam, so hatte sie,
falls der Niederschlag darin etwas löslich wäre, Gelegenheit sich zu sättigen und es
war deßhalb, und wegen ihres Verhaltens in der Kochhitze, kein Verlust an
schwefelsaurem Baryt bei der Digestion zu befürchten.
Die Art der Anwendung dieser Lösung war folgende: Eine genau gewogene Menge des
reinen Alkalisulfates wurde gelöst und diese Lösung mit der eines bedeutenden
bestimmten Ueberschusses verschiedener Alkalisalze, meist Chloride, Nitrate oder
Chlorate, da man es bei Bestimmungen mit diesen zu thun hat, gemischt. Konnten die
letzteren Salze nicht chemisch rein, also vollkommen frei von Schwefelsäure
verwendet werden, so wurde ihre Lösung durch Fällung mit der genügenden Menge
Chlorbaryumlösung bei Siedhitze von der Schwefelsäure befreit, und das Filtrat verwendet. In
dieser Flüssigkeit wurde nun nach dem Ansäuern mit Salzsäure der Gehalt an
Schwefelsäure zunächst auf gewöhnliche Art bestimmt. Das Aussüßen des Niederschlages
wurde durch mit Filtration verbundene Decantation bei Siedhitze ausgeführt und so
lange fortgesetzt, bis das Filtrat keine Spur einer Baryt- oder Chlorreaction
zeigte. Wurde nun des Vergleiches wegen der schwefelsaure Baryt geglüht und gewogen,
so ergab sich stets bei der Berechnung auf Schwefelsäure ein Ueberschuß von etwa 0,6
bis 1 Proc., welcher bei den Natronsalzen stets größer war als bei den Kalisalzen.
So groß jedoch, wie ihn Andere angaben, fand ich ihn nicht, wahrscheinlich in Folge
des äußerst sorgfältigen Aussüßens. War der Niederschlag jedoch so weit, oder nur
bis zum Aufhören der Barytreaction (die Chlorreaction dauert länger) ausgesüßt, so
wurde er nun mit einer genügenden Menge Kupferlösung, meist 40–50 Kub. Centm.
versetzt, etwas Wasser zugesetzt und mit so viel reiner Essigsäure angesäuert, daß
sich bei einer 10–15 Minuten dauernden Digestion nahe der Siedhitze durch
Verflüchtigung der Essigsäure kein basisches Salz niederschlagen konnte. Sollte sich
jedoch wegen Mangel an Essigsäure basisches Kupferfalz gefällt haben, was man am
Boden des Gefäßes am leichtesten erkennt, so muß man frische Essigsäure zusetzen und
von Neuem digeriren, da Versuche ergeben hatten, daß man sonst (nach Beseitigung des
basischen Salzes mittelst Salzsäure) dasselbe Resultat erhält, wie ohne Anwendung
des Kupfersalzes, weil das basische Salz den schwefelsauren Baryt einhüllt und
sonach vor der Einwirkung schützt. Während der Digestion wurde der Niederschlag
durch fleißiges Umrühren oder Umschwenken mit der Kupferlösung in innige Berührung
gebracht. Nach dem Abfiltriren und Aussüßen mit heißem Wasser zeigte es sich, daß
das Papier auch bei Anwesenheit von Essigsäure blau gefärbt blieb, welche Färbung
sich jedoch durch Betupfen des Filters mit einigen Tropfen Salzsäure leicht
beseitigen ließ. Das Aussüßen wurde nun bis zum gänzlichen Aufhören der so
empfindlichen Kupferreaction mittelst Blutlaugensalz fortgesetzt, der Niederschlag
getrocknet, vorsichtig geglüht und gewogen. Auf diese Art erhielt ich Resultate,
welche mit der Theorie und unter sich sehr nahe oder vollkommen übereinstimmten; der
erhaltene schwefelsaure Baryt zeigte sich bei der Prüfung als beinahe vollkommen
rein.
Dasselbe Verfahren wurde auch bei Anwesenheit größerer Mengen von Chlorbaryum und
salpetersaurem Baryt neben viel Alkalisalz geprüft und dasselbe Resultat erhalten,
und es ist wahrscheinlich, daß es sich auch bei Anwesenheit anderer, namentlich der
Kalk- und Magnesiasalze bewähren dürfte.
Versuche, denselben Zweck durch Anwendung anderer Metallsalze zu erreichen, habe ich
nicht angestellt.
Dieses vorausgesetzt, lasse ich nun die speciellen Angaben und Belege folgen:
1) 0,5 Grm. KaO, SO³ neben
2,4 Grm. KaO, ClO⁵7,0 Grm. KaO, NO⁵
lieferten auf gewöhnliche
Art, bestimmt durch Fällung mittelst Chlorbaryum, 0,677 BaO,
SO³, oder auf SO³ berechnet = 46,455 Proc., statt 45,92 Proc.
2) Alles wie in 1), nur hernach mit 20 K. C. Kupferlösung und 20 K. C. Wasser 15
Minuten lang digerirt; erhalten BaO, SO³ = 0,669 und darin SO³ =
45,906 Proc. statt 45,92 Proc.
3) 0,5 Grm. KaO, SO³ neben
30 Grm. NaO, NO⁵30 Grm. NaCl30 Grm. KaO,
NO⁵
lieferte auf gewöhnliche Art
durch Fällung mittelst salpetersaurem Baryt an BaO, SO³
= 0,677, oder auf SO³ berechnet = 46,455 Proc.
4) Alles wie in 3), nur hernach mit 40 K. C. Kupferlösung und 10 K. C. Wasser 20
Minuten lang digerirt; erhalten BaO, SO³ = 0,688 oder SO³ = 45,838
Proc., statt 45,92 Proc.
5) Alles wie in 3), nur noch 15 K. C. einer gesättigten Lösung von salpetersaurem
Baryt zugegeben und hernach mit 50 K. C. Kupferlösung und 20 K. C. Wasser 10 Minuten
lang digerirt; erhalten BaO, SO³ = 0,670 oder SO³ = 45,975.
6) 0,5 Grm. NaO, SO³ neben
15 Grm. NaCl15 Grm. NaO, NO⁵
durch Fällung mittelst
salpetersaurem Baryt auf gewöhnliche Art bestimmt; erhalten
BaO, SO³ = 0,831 oder SO³ = 57,023 Proc., statt 56,34 Proc.
7) Alles wie in 6), nur hernach mit 50 K. C. Kupferlösung und 10 K. C. Wasser 10
Minuten lang digerirt; erhalten BaO, SO³ = 0,823 oder SO³ = 56,474
statt 56,34 Proc.
8) Alles wie in 6), nur mittelst Chlorbaryum gefällt und hernach mit 50 K. C.
Kupferlösung und 10 K. C. Wasser 15 Minuten lang digerirt; erhalten BaO, SO³
= 0,822 oder SO³ = 56,385 Proc.
Ganz gleiche Resultate lieferten mir einige andere Versuche, weßhalb ich sie nicht
mehr anführe. Wurde der schwefelsaure Baryt statt vor dem Glühen, nach dem Glühen
mit der Kupferlösung behandelt, so waren die Resultate dieselben, nur daß die Mühe
größer war und leichter ein Verlust stattfinden konnte.
Da es bei indirecten Bestimmungen des Kalis und Natrons aus ihren schwefelsauren
Salzen sehr auf eine genaue Bestimmung der Schwefelsäure ankommt, so habe ich mich
desselben Verfahrens im Gegensatz zur gewöhnlichen Methode, namentlich dann mit sehr
gutem Erfolge bedient, wenn die Menge des Natrons überwiegend war.
Prag, den 13. Februar 1863.