Titel: | Schärrer's patentirter Kochherd; von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. XXXII., S. 119 |
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XXXII.
Schärrer's patentirter Kochherd; von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1862, Nr.
50.
Mit einer Abbildung.
Schmidt, über Schärrer's patentirter Kochherd.
Der vor einiger Zeit im Maschinensaal der kgl. Centralstelle für Gewerbe und Handel
zur Ansicht aufgestellte und in Thätigkeit gesetzte Kochherd des Hrn. Finanzrath J.
Schärrer aus Neunkirch im Canton Schaffhausen
unterscheidet sich von den bisher angewandten Kochherden vorzugsweise durch
Placirung des Kochgefäßes in einem möglichst beschränkten Raume senkrecht über dem
Roste, mitten innerhalb des aus dem Brennstoff sich entwickelnden Flammenkegels, so
daß sowohl der Boden als auch der größte Theil der Seitenwandungen des Kochgefäßes
der Einwirkung eines möglichst concentrirten Feuers ausgesetzt wird.
Textabbildung Bd. 168, S. 118
Wie aus beistehender Skizze ersichtlich, das in Form eines abgestutzten Kegels
ausgeführte Kochgefäß A fast bis zu seinem oberen
Rande unter die Herdplatte B versenkt. Der mit dem
Roste D versehene Feuerraum E hat ebenfalls die Form eines abgestutzten Kegels, welcher das
Kochgefäß in 1/4 bis 1/2 Zoll Entfernung concentrisch umschließt, nicht aber bis
zur Herdplatte B reicht, sondern unterhalb derselben
einen ringförmigen Schlitz von ebenfalls nur einigen Linien Höhe offen läßt,
durch welchen die Verbrennungsproducte nach den angemessen erweiterten
Abzugscanälen entweichen. Der Feuerungsraum hat eine starke Hinterfüllung F von Sand, Asche oder anderen schlechten
Wärmeleitern, welche nur einen kleinen Theil der Wärme aufnehmen, während der
bei weitem größere Theil dem Kochgefäß zugeführt wird. Außerdem sind
Regulirungs- und Absperrvorrichtungen in einem allen Anforderungen
entsprechenden Grade von Vollkommenheit vorhanden.
Die Wirkung des Feuers ist bei diesen Herdconstructionen offenbar eine weit
vortheilhaftere als bei den gewöhnlichen Herden, wo die Kochgefäße nicht über dem Roste, sondern zu
beiden Seiten desselben angebracht sind, mithin jedes derselben nur etwa mit der
Hälfte seiner versenkten Oberfläche oder mit circa dem
vierten Theil seiner Gesammtoberfläche den Seitenpartien des Flammenkegels
ausgesetzt ist, während der wirksamste Theil der Flamme, nämlich die Spitze
derselben, sich unbenützt zwischen den Gefäßen durchzieht. In vielen Fällen ist auch
der Feuerraum nach anderen Richtungen über Bedarf erweitert, so daß die Wärme sich
zerstreut und nur ein verhältnißmäßig geringer Theil an das Kochgefäß übergeht. Die
mit dem neuen Herde angestellten Versuche haben in Bezug auf Brennstoffaufwand, auf
Schnelligkeit der Erwärmung und auf Erhaltung der Wärme im Herd zu so günstigen
Resultaten geführt, daß eine baldige Verbreitung desselben mit Sicherheit in
Aussicht gestellt werden darf. Allerdings muß man bei diesem Herde zu jedem Topf
eine besondere Feuerung unterhalten, ein Umstand, welcher die Bedienung etwas
schwierig macht; indeß dürften die mit seiner Anwendung verbundenen Vortheile wohl
geeignet seyn, diesen geringen Uebelstand, an den man sich hoffentlich auch bald
gewöhnen wird, übersehen zu lassen.
Das Hüttenwerk Wasseralfingen hat die Ausführung der Schärrer'schen Herde in verschiedenen Größen unternommen.