Titel: | Verfahren zur Darstellung von Anilinblau; als Mittheilung patentirt für W. A. Gilbee in London. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. XLII., S. 142 |
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XLII.
Verfahren zur Darstellung von Anilinblau; als
Mittheilung patentirt für W. A.
Gilbee in London.
Aus dem London Journal of arts, März 1863, S.
158.
Gilbee's Verfahren zur Darstellung von Anilinblau.
Die Erfindung (patentirt in England am 3. Juli
1862) besteht in einem verbesserten Verfahren zur Darstellung von
Anilinblau, sogenanntem Rosanilin-Blau.
Das Rosanilin erhält man (nach Hofmann) als einen weißen,
röthlichen oder graulichen Niederschlag, indem man die Salze seiner Base (welche im
Handel unter der Benennung Anilinroth vorkommen) als heißwässerige Lösung mit
caustischem Alkali (Natron, Kali oder Ammoniak) sättigt, im Verhältniß von 2 Theilen
Alkali auf 1 Theil angewandten Rosanilinsalzes. Man läßt die Mischung so lange
sieden, bis das in der Flüssigkeit suspendirte Rosanilin von seiner Farbe nichts
mehr verliert. Dann bereitet man sich essigsaures Anilin, indem man 100 Th. Anilin
mit 20 Th. käuflicher Essigsäure (deren Gehalt 40 Proc. krystallisirbarer Säure
beträgt) mischt. 1 Theil Rosanilin wird mit 5 Theilen dieses essigsauren Anilins
gemischt, dann das Gemisch erhitzt und in schwachem Sieden erhalten, bis die ganze
Masse eine blaue Farbe angenommen hat. Um eine blaue Farbe mit röthlicher Nüance zu
erhalten, muß man das die Mischung enthaltende Gefäß vom Feuer nehmen, sobald die
gewünschte Nüance eingetreten ist.
Das so erhaltene rohe Blau gießt man in sehr verdünnte Schwefelsäure; dieselbe muß so
viel Säure enthalten, als erforderlich ist um das Anilin zu sättigen, welches bei
der Darstellung des essigsauren Salzes angewendet wurde. Die Flüssigkeit wird dann
filtrirt, um das gebildete Blau abzusondern, und dieses mehrmals mit Wasser gekocht,
bis letzteres farblos bleibt. Beim Erkalten bildet das Blau eine harzige Masse,
welche nach dem Zerreiben in ihrem sechs- bis achtfachen Gewicht
concentrirter Schwefelsäure aufgelöst wird; man schüttet diese Lösung dann in eine große
Quantität Wasser, um den Farbstoff zu fällen. Durch Trocknen dieses Niederschlags
erhält man das Blau in Form eines kupferfarbigen Pulvers.
Wenn man die Lösung des Blau in concentrirter Schwefelsäure, anstatt sie mit Wasser
zu fällen, vorher 25 bis 30 Minuten lang auf 130 bis 140° C. erhitzt, und
dann mit Wasser fällt, so ist das Blau, nachdem es mittelst eines Amianthfilters von
der sauren Flüssigkeit abgesondert wurde, in kochendem oder schwach angesäuertem
Wasser vollständig löslich.
Wird das Blau, welches aus der Schwefelsäure mittelst Wasser in der Kälte gefällt
wurde, in 10 Theilen Alkalilösung, welche 2 Theile caustisches Natron oder Kali
enthält, zum Sieden erhitzt, so verwandelt es sich in eine graue oder schwarze
basische Substanz, welche sich, nachdem sie mehrmals mit reinem Wasser gewaschen
wurde, in erhitztem Anilin auflöst. Diese graue Substanz, Bluin genannt, ist eine
neue organische Base. Um Blau mittelst des Bluins darzustellen, löst man 1 Theil
desselben bei 115° C. in 5 Th. Anilin auf; das Anilin wird dann mit seinem
gleichen Gewicht concentrirter Salzsäure gesättigt, hernach die Mischung zum Sieden
erhitzt und eben so viel Wasser zugesetzt als das Gewicht des Anilins betrug; man
filtrirt dann, wäscht das erhaltene Blau mehrmals mit reinem Wasser, trocknet es und
bringt es als Pulver in den Handel, welches in Alkohol löslich ist.