Titel: | Ueber die Reduction der Silbersalze durch Kupferoxydulsalze; von E. Millon und A. Commaille. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXI., S. 115 |
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LXI.
Ueber die Reduction der Silbersalze durch
Kupferoxydulsalze; von E.
Millon und A.
Commaille.
Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 309.
Millon, über Reduction der Silbersalze durch
Kupferoxydulsalze.
Gießt man eine Lösung von Kupferchlorür-Ammoniak in eine Lösung von
salpetersaurem Silber, welche ebenfalls mit Ammoniak versetzt ist, so entsteht
sofort ein Niederschlag von metallischem Silber in absolut reinem Zustande.
Das gefällte Silber ist amorph und in so zertheiltem Zustande, daß der Durchmesser
von jedem der Körner 0,0025 Millimeter nicht überschreiter. Bekanntlich ist das
durch die elektrischen Ströme oder durch Reduction mittelst Metallen erhaltene
Silber meistens glänzend und immer krystallinisch. Das amorphe Silber, welches wir
erhalten, ist mattgrau, aber manchmal fast weiß; in allen Fällen nimmt es unter dem
Polirstahl den
lebhaftesten Metallglanz an, und in Folge seiner großen Zertheilung ist es leicht
auf die verschiedenartigsten Materialien wie Holz, Stein, Leder und Gewebe aller Art
aufzutragen.
Damit man sogleich einsieht, wie vortheilhaft sich diese Reaction benutzen läßt,
sowohl um das Silber auszuziehen, zu reinigen und zu bestimmen, als auch um zu einer
genaueren Analyse der Kupferverbindungen zu gelangen, bemerken wir sofort, daß die
Reaction zwischen den einwirkenden Körpern im Verhältniß des chemischen Aequivalents
stattfindet.
Man kann daher nach dem Gewicht des gefällten Silbers genau die Menge des
Kupferoxyduls berechnen, welches zur Reduction gedient hat, wobei es gleichgültig
ist, ob das angewandte Kupferoxydulsalz rein oder mit Oxydsalz gemengt war. Hiermit
besitzen wir eine ganz genaue und neue Methode um ein Gemenge von
Kupferoxydul- und Oxydsalz zu analysiren.
Wenn man die Kupferverbindung im Verhältniß zum Silbersalz in hinreichender Menge
anwendet, so wird alles im Silbersalz enthaltene Metall gefällt, wovon wir uns durch
directe Versuche überzeugt haben.
Wir lösten z.B. 1,115 Grm. Feinsilber in Salpetersäure auf, machten die Flüssigkeit
stark ammoniakalisch und gossen dann ammoniakalisches Kupferchlorür hinein. Das
gefällte Silber, gut gewaschen und getrocknet, wog 1,114 Grm., also 99,91
Procent.
0,588 Grm. Silber, in derselben Weise behandelt, lieferten 0,5855 Grm., also 99,57
Procent.
0,9827 Grm. Silber, in gleicher Weise aufgelöst und dann mit ammoniakalischem
Kupferchlorür gefällt, wogen 0,983; es wurden also 100,03 anstatt 100 erhalten.
Bei diesem genauen Verfahren erhält man das Silber in einem Zustande wo es so leicht
zu sammeln und zu wägen ist, daß die Analyse der Silberverbindungen dadurch nicht
nur vereinfacht, sondern insbesondere auch sehr beschleunigt werden wird.
Was nun die Reinigung und Extraction des Silbers betrifft, so haben wir es für sehr
wichtig gehalten, die Löslichkeit des Chlorsilbers in verschiedenen Flüssigkeiten zu
bestimmen. Bei diesen Versuchen wandten wir als Lösungsmittel des bloß getrockneten
oder des geschmolzenen Chlorsilbers bald reines Ammoniak von verschiedener
Concentration an, bald Ammoniak welches mit einer Lösung von Chlorkalium, Salmiak
etc. versetzt war; überdieß haben wir die Löslichkeit des Chlorsilbers in den
Chloriden, aber ohne Beihülfe des Ammoniaks, ermittelt.
Zur Fällung des Silbers benutzten wir bei diesen Versuchen sehr ammoniakalisches
Kupferchlorür; die erhaltenen Zahlen, welche in der folgenden Tabelle
zusammengestellt sind, beziehen sich auf das metallische Silber und auf 1 Liter
jeder Flüssigkeit.
Auflösungsmittel des
Chlorsilbers.
Mengedes aufgelöstenSilbers.
Ammoniak von 18° Cartier
51,6
Ammoniak von 18° Cartier, versetzt mit seinem Volum
Wasser
23,8
Ammoniak von 22° Cartier
58,0
Ammoniak von 26° Cartier
49,6
Ammoniak von 18°, verdünnt mit seinem Volum einer
gesättigten Kochsalzlösung
20,8
Ammoniak von 18°, verdünnt mit feinem Volum einer
gesättigten Chlorkaliumlösung
20,4
Ammoniak von 18°, verdünnt mit seinem Volum einer
gesättigten Salmiaklösung
22,4
Das Chlorsilber ist im Chlorcalcium und im Chlorzink unauflöslich.
Die vorstehenden Zahlen wurden mit dem getrockneten Chlorsilber erhalten; die
Löslichkeit des geschmolzenen Chlorsilbers scheint aber keine beträchtlichen
Verschiedenheiten darzubieten, denn während die Löslichkeit des getrockneten
Chlorsilbers durch 49,6 Metall repräsentirt wird, findet sie sich zu 48,4 für das
geschmolzene Chlorsilber. Jedenfalls ist es bei letzterem nöthig die Berührung zu
verlängern, indem man das geschmolzene und in kleine Stucke zertheilte Chlorsilber
von Zeit zu Zeit umrührt.
Die vorhergehende Tabelle beweist, daß es leicht ist, bis 58 Grm. metallischen
Silbers, in Form von Chlorsilber, in 1 Liter Ammoniak von 22° Cartier (0,9481
spec. Gew.) aufzulösen. Diese Löslichkeit scheint uns hinreichend zu seyn, um zur
Extraction des Silbers aus den Erzen benutzt werden zu können, nachdem dasselbe in
Chlorsilber übergeführt worden ist.
1 Liter mit Chlorsilber gesättigten Ammoniaks würde durch 230 Kubikcentimeter einer
gesättigten ammoniakalischen Lösung von Kupferchlorür gefällt; man würde das
Fällungsmittel stets im Ueberschuß erhalten, und das angewandte Kupfer ließe sich
immer wieder benutzen, indem man das gebildete Kupferchlorid durch Zink reducirt;
diese Reduction erfolgt in der ammoniakalischen Flüssigkeit sehr rasch und würde
immer wieder das zur Bildung des Chlorürs erforderliche metallische Kupfer liefern.
Andererseits ist es einleuchtend, daß sich das Ammoniak immer wieder anwenden ließe, indem man
es durch Kalk entbindet und auf die erforderliche Concentration bringt.
Die Reinigung des Silbers würde natürlich durch die beschriebene Methode sehr
vereinfacht werden.Aus den Rückständen in den Laboratorien läßt sich das Silber nach diesem
Verfahren so schnell reduciren, daß dasselbe alle anderen Methoden bald
verdrängen dürfte.