Titel: | Verfahren zum Reproduciren der Kupferstiche auf Metall und auf Glas, und galvanischer Zeugdruck; von A. Merget. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXXXIV., S. 285 |
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LXXXIV.
Verfahren zum Reproduciren der Kupferstiche auf
Metall und auf Glas, und galvanischer Zeugdruck; von A. Merget.
Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 693.
Merget's Verfahren zum Reproduciren der Kupferstiche auf Metall und
auf Glas.
Nachdem Vial neue Verfahrungsarten zum Reproduciren der
Kupferstiche veröffentlicht hatS. 206 in diesem Bande des polytechn.
Journals., will ich im Folgenden das Resultat meiner mehrjährigen Arbeit in diesem
Betreff mittheilen.
Um metallische Abdrücke von einem Kupferstich zu erhalten, lege ich ihn auf eine
Metallplatte, welche in reines Wasser getaucht ist und bedecke ihn mit mehreren
Lagen von ungeleimtem Papier oder Zeug, wovon die letzte mit einer Salzlösung
getränkt wurde, deren Metall durch dasjenige der Platte fällbar ist. Wenn man nun
das Ganze preßt, so filtrirt die Lösung vorerst langsam durch die Papier-
oder Zeuglagen, hernach durch die Lichter des Kupferstichs, unter denen sie zersetzt
wird und einen anhaftenden oder pulverförmigen Niederschlag bildet, je nach der
Natur der angewandten Salze; im zweiten Falle erscheinen die Striche schwach
erhaben.
Ich glaube zuerst beobachtet zu haben, daß dieses metallische Bild vertieft oder
erhaben geätzt werden kann. Wenn es z.B. auf Zink durch einen pulverförmigen
Metallniederschlag gebildet wurde, so wird schwache Salpetersäure die durch die
Schatten geschützten Theile angreifen und vertiefen; Salzsäure, Schwefelsäure etc.
werden die entgegengesetzte Wirkung hervorbringen.
Diese Eigenschaft kann zur Herstellung von Clichés für die Buchdruckerpresse
benutzt werden.
Wenn auf Zink ein Kupferstich in gewöhnlicher Weise übergedruckt oder eine Zeichnung
mit fetter Kreide ausgeführt wurde, so fand man es bisher sehr schwierig, eine erste
etwas tiefe Aetzung zu bewirken, wobei die zartesten Striche erhalten bleiben. Diese
Schwierigkeit verschwindet, wenn man die Platte vorher in die Lösung eines
Metallsalzes taucht, dessen Metall durch Zink in pulverförmigem Zustande fällbar
ist. Mittelst schwacher Salzsäure erhält man dann sicher eine Aetzung, welche das
zur weiteren Vertiefung erforderliche wiederholte Schwärzen gestattet.
Die auf Zink mit den Metallsalztinten ausgeführten Zeichnungen werden durch Salpetersäure
erhaben geätzt, hingegen vertieft durch Salzsäure, Schwefelsäure etc.
Beim Reproduciren der Kupferstiche vermittelst des Filtrirens durch die Lichter kann
man die Salze der vorhergehenden Versuche durch irgend eine Substanz ersetzen,
welche auf das Metall der Platte chemisch zu wirken vermag und die auf dem Metall
befindliche Papier – oder Zeuglage ist dann in den meisten Fällen mit einem
negativen oder positiven Bild versehen, welches man zum Färben benutzen kann.
Auch die Gase können als Reproductionsmittel dienen; eine Glasplatte, die mit einem
Kupferstich bedeckt ist, welcher mit schwach gummirtem Wasser befeuchtet wurde,
gravirt sich, wenn man sie den Dämpfen der Flußsäure aussetzt, welche bloß die den
Lichtern entsprechenden Flächen angreift und dadurch matt macht.
Ich habe auch die galvanische Elektricität angewandt, um ein mit einer nicht
leitenden Tinte gedrucktes Bild in vertiefter oder erhabener Manier auf Metall zu
graviren. Hierzu braucht man nur dieses Bild auf einer Metallplatte in ein
elektrolytisches Bad (eine Metallsalzlösung) zu bringen, es mit mehreren Lagen von
ungeleimtem Papier oder Zeug zu bedecken und dann mit einer zweiten Platte von
derselben Größe wie die erstere. Leitet man nun einen Strom durch dieses System, so
sind die Resultate leicht vorauszusehen. Wenn die mit dem Bild in Berührung
befindliche Platte positiv ist, so wird sie den Lichtern gegenüber durch die Säure
des Salzes geätzt, und die Schatten zeichnen sich dann erhaben; ist jene Platte
negativ, so setzt sich das Metall des Salzes galvanisch unter den Lichtern ab und
bildet Reserven für eine nachfolgende Aetzung.
Wenn die positive Elektrode mit einer dünnen Schicht eines verschiedenen Metalls
überzogen ist, so wird durch dessen Beseitigung unter den Lichtern der Effect einer
Damascirung hervorgebracht.
Bei diesen Versuchen hat sich eine eigenthümliche Fortpflanzungsweise der Ströme
durch die in ihren Bewegungen behinderten Elektrolyte herausgestellt. Diese Ströme,
anstatt sich in allen Richtungen in der Masse des Elektrolyts zu verbreiten,
pflanzen sich fast normal gegen die Austrittsflächen fort und das Bild des auf der
einen Elektrode angebrachten Kupferstichs kann so auf der anderen in einer ziemlich
großen Entfernung sich reproduciren.
Ferner nehmen die zwischen den beiden Platten eingeschalteten Papier- oder
Zeuglagen auf dem Wege der Ströme Niederschläge von unauflöslichen Substanzen auf,
welche sich immer den Lichtern gegenüber fixiren und gewöhnlich negative Abdrücke
geben, welche, wenn sie aus Oxyden bestehen, als Mordant zum Färben dienen
können.
Ich bin gegenwärtig mit dem Studium der auf diese Thatsachen bezüglichen
theoretischen und praktischen Fragen beschäftigt.