Titel: | Automaten-Butterfaß. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. XCVII., S. 362 |
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XCVII.
Automaten-Butterfaß.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Ueber ein Automaten-Butterfaß.
Die Gesammtsumme der Arbeit einer Butterbereitung von etwa 30 Quart Sahne beträgt
eine Arbeitsmenge, welche an der Kurbel ein erwachsener Mann ohne Unbequemlichkeit
in wenigen Secunden zu leisten im Stande ist. Nun weiß aber jede Wirthschafterin, daß man
in einigen Secunden nicht buttern kann, und daß der größte momentane Kraftaufwand
nichts hilft, daß vielmehr eine viel geringere, aber gleichförmige und stätige
Arbeit, während eines Zeitraums von 10–15 Minuten fortgesetzt, dazu gehört,
um rein und gut auszubuttern. Dieser Leistungsmodus ist aber namentlich für einen
Mann viel ermüdender, als eine angestrengte Arbeit während einer kürzeren Zeit,
ebenso wie das 24stündige Hin- und Herbewegen eines Wanduhrpendels weit
anstrengender seyn würde, als die jeden Tag einige Secunden geleistete äquivalente
Arbeit des Aufziehens der Uhr.
Man darf daher Wohl die in Figur 10 nach dem Scientific American veranschaulichte Idee: eine
Buttermaschine durch eine Art von Uhrwerk zu treiben, als eine eben so sinnreiche
wie rationelle bezeichnen.
In einem Gestelle A bewegt sich ein beliebig zu
beschwerender Kasten an einem über mehrere Rollen geleiteten Seile c aufund ab.
Das Seil c geht von der am meisten nach links stehenden
Rolle auf eine Seiltrommel C und überträgt den vom
Gewichtkasten B ausgeübten Zug oder Druck vermittelst
verschiedener Räderübersetzungen auf eine Kurbel h,
welche durch eine Bleuelstange und einen gleicharmigen Balancier D mit dem Stößer des Butterfasses in Verbindung steht.
(Buttermaschinen, welche eine rotirende Bewegung erfordern, können direct von der
letzten Welle bei h aus mit dem Triebwerke in Verbindung
gesetzt werden.) Bei A'' befindet sich ein Ansatz und
eine Sperrvorrichtung, um die Maschine mittelst einer Kurbel (eines Uhrschlüssels)
aufzuziehen, wenn der Gewichtkasten B bis auf die Erde
gesunken ist.
Man könnte solche Butteruhren ebenso verschiedenartig wie andere Uhren construiren;
wenn man z.B. auf der einen Seite des Lavoisy'schen
Butterfasses eine Kapsel mit einer Federuhr anbrächte, die die horizontale Welle
triebe, so würde man gewiß eine hübsche Automatenmaschine erhalten, welche auf jeden
Tisch gestellt werden könnte. Man brauchte sie nur aufzuziehen, gienge inzwischen
anderen Geschäften nach und wenn man nach einiger Zeit zurückkehrte, fände man die
Butter fertig. J. Pintus. (Wochenblatt zu den preußischen
Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 18.)