Titel: | Baudelot's Bierkühlapparat. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. XCIX., S. 363 |
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XCIX.
Baudelot's Bierkühlapparat.
Aus dem Bierbrauer, 1863, Nr. 4.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Baudelot's Bierkühlapparat.
Zum Nachkühlen der mit etwa 30° C. vom Kühlschiff abfließenden Würze wird in
neuerer Zeit ein von Baudelot in Haraucourt (bei Sedan) construirter und
in Frankreich etc. patentirter Kühlapparat mit großem Erfolg angewendet. Baudelot benutzt in diesem Apparat einen in einem
Röhrensystem emporsteigenden Strom von kaltem Wasser (Eiswasser). Die Außenseite der
Röhren wird von tropfenweise auffallender Würze benetzt und umspült, so daß neben
der Vertheilung der Würze in eine ungemein dünne und schon deßhalb leicht
abzukühlende Schicht auch noch die Verdunstung der Wassertheile als abkühlender
Factor in Rechnung kommt. Die Abbildung dieses Apparates wird auch die Möglichkeit
einer raschen und gründlichen Reinigung der mit der Bierwürze in Berührung gewesenen
Flächen erkennen lassen.
Fig. 11 ist
die Seitenansicht, Fig. 12 die Vorderansicht.
Bei a fließt das Kühlwasser von dem hölzernen Behälter
f ein, gelangt bei b in
die unterste der Röhren, deren 17 (von je 23 Decimeter Länge) übereinander liegen
und in der aus der Zeichnung ersichtlichen Art verbunden sind. Bei c fließt das durch die Abkühlung erwärmte Wasser ab.
Die warme Würze fließt bei d in eine durchlöcherte
Tropfrinne, von wo sie auf die oberste Röhre fällt, über dieselbe und an den Zacken
der sägenartigen Ansätze jeder Röhre fortrinnt, um die darunter liegenden Röhren
ebenfalls zu betropfen, bis sie in dem untergesetzten Kasten anlangt und bei e zum Abfluß kommt.
Der Apparat nimmt bei 17facher Kühlung eine Höhe von 11 Decimetern in Anspruch. Je
nach Umständen wird man auch mit einer etwas geringeren Anzahl von Röhren
ausreichen.
Nur lasse man sich nicht etwa einfallen, zu glauben, daß es hierbei auf die Größe der
Kühlfläche allein ankomme. Die Vertheilung derselben auf eine größere Anzahl über
einander liegender Röhren ist ganz wesentlich, weil zur Ausgleichung der
Temperaturen des Kühlwassers und der Würze eine gewisse Zeit unbedingt nöthig
ist.
Die Lieferung solcher Apparate übernimmt Hr. G. E. Habich
in Wiesbaden und garantirt den Erfolg. Ein Apparat mit 12 Röhren kühlt in einer
Stunde 15 Hektoliter Würze von 25° auf 7° C. ab.
Hrn. Habich waren über diesen Apparat folgende Fragen
vorgelegt, die er im Nachstehenden beantwortet:
1) Wie viel Würze kann man in der Stunde auf diese Weise kühlen?
2) Welches sind die Temperatur-Differenzen der auf den Apparat geleiteten und
der abgekühlten Würze?
Zur ersten Frage ergibt sich die Antwort durch folgende Betrachtung. Vorausgesetzt,
daß die Tropfrinne unter d Löcher von einem
unveränderlichen Caliber habe, so hängt die Menge der durchrinnenden Würze ab von der Anzahl der
Löcher oder – da die Löcher in gleicher Entfernung von einander stehen
– von der Länge der Tropfrinne.
In den uns vorliegenden Berichten schwanken die Angaben über das Maximum der während
einer Stunde durchfließenden Würzemenge zwischen 8–11 Hektoliter für jeden
Meter Tropfrinnen-Länge. Offenbar haben die Abflußlöcher nicht gleiche Größe
und gleiche Entfernung bei den verschiedenen Apparaten, daher die verschiedenen
Mengen der Würze. Wir kennen Apparate, auf denen bei einer Röhrenlänge von 376
Centimetern stündlich 41 Hektoliter Würze gekühlt werden.
Zur zweiten Frage müssen wir uns klar machen, daß die Abkühlung unter den
vorliegenden Verhältnissen erfolgt theils durch Berührung mit den Kupferflächen, mit
dem Eingeweide von Kühlwasser, theils durch Verdunstung. Die Abkühlung wird also um
so umfangreicher sehn, je größer die von der Würze umspülte Kupferfläche ist, d.h.
je größer die Anzahl der Kühlröhren (gleiche Durchmesser vorausgesetzt) ist. Und die
Abkühlung durch Verdunstung wird ebenso sehr durch Vermehrung der Röhrenzahl als
durch Herbeiführung eines gegen die breite Seite des Apparates geleiteten
Luftstromes gesteigert.
Wir kennen Apparate, die bei einer Anzahl von 12 Röhren die Würze von 20° R.
bis auf 6° R. kühlen.
In anderen Brauereien, wo die heiße Würze gleich auf diesen Apparat gebracht wird,
wurde bei einer Anzahl von 29 Röhren die Temperatur von 65° R. auf 10°
R. herunter gebracht, das Kühlwasser trat mit 4° R. in die Röhren und floß
mit 50° wieder ab.
Um aber den Apparat bei dieser Wirksamkeit zu erhalten, muß dafür gesorgt werden, daß
die innere Wandung der Röhren auch frei bleibt von jenem schleimigen Ueberzug, der
sich aus jedem Wasser so leicht absetzt.
Dieser Ueberzug erschwert nämlich den Durchgang des Wärmestoffs, und das Kühlwasser
kann dann seine Wirksamkeit nicht gehörig entfalten. Man schaue deßhalb von Zeit zu
Zeit einmal in ein geöffnetes Röhrenpaar, – ist die Metallfläche nicht mehr
sauber, so müssen entweder alle Röhren mit dem Wischer gereinigt werden, oder man
setzt bei der nächsten Anwendung des Apparates dem ersten Kühlwasser etwas
Seifensiederlauge (aus Potasche oder Soda mit Kalk bereitet) zu – diese löst
den Schleim und das nachdringende reine Wasser spült die Wandungen wieder
sauber.