Titel: | Cylindergebläse für hohe und für niedere Windpressungen; von Leyser und Stiehler, Civilingenieure in Wien. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. C., S. 366 |
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C.
Cylindergebläse für hohe und für niedere
Windpressungen; von Leyser
und Stiehler,
Civilingenieure in Wien.
Patentirt in Oesterreich, den deutschen
Bundesstaaten und in Frankreich.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Leyser's und Stiehler's Cylindergebläse für hohe und für niedere
Windpressungen.
Bei einem vergleichenden Blick auf die früher und bis in die neuere Zeit beim
Eisenhüttenwesen in Anwendung gekommenen Gebläsemaschinen bemerken wir, daß man bei
den erweiterten Dimensionen der Hüttenanlagen auch in immer größere Dimensionen der
Gebläsemaschinen hineingerieth, welche, wie allgemein bekannt, nicht allein die
Construction und praktische Ausführung der ersten Anlage, sondern insbesondere auch
die Wartung und Instanderhaltung dieser Maschinen wesentlich erschwerten und
vertheuerten.
Diese verhältnißmäßig colossalen Dimensionen der Gebläse erklären sich zwar von
selbst durch die engen Grenzen, in denen sich die Geschwindigkeit dieser Maschinen
zu bewegen pflegte, um bei der üblichen Construction derselben jenen hohen Grad von
Sicherheit gegen eine Betriebsstörung zu gewähren, welchen man unbedingt bei
Hütten- und insbesondere bei Hohofenanlagen beanspruchen muß.
Bei näherer Untersuchung dieses Umstandes findet man aber leicht, daß derselbe
lediglich in den bisher angewandten Constructionen zweier Hauptorgane der
Gebläsemaschine seinen Grund hatte, nämlich in den Constructionen der Kolben und
Ventile.
Um constatiren zu können, daß ausschließlich diese beiden Maschinentheile es waren,
welche es unmöglich machten, den Gebläsen größere Kolbengeschwindigkeiten, somit für
dieselbe Effectleistung kleinere Dimensionen zu geben, müssen wir diese Theile etwas
näher ins Auge fassen, um so mehr als dieselben auch bei unserer neuesten
Construction wesentliche Modificationen erfahren haben.
Was zunächst die Kolben betrifft, so ließe sich eine große Anzahl von Variationen für
Kolbendichtungen bei den älteren Gebläsemaschinen zusammenstellen, deren bessere
Anordnungen zumeist aus Leder in der Form von Stulpen hergestellt wurden. Bei
vollkommeneren Constructionen dieser Art wurden später die Dichtungen auch
verstellbar gemacht durch Segmente oder Ringe, die gewöhnlich aus Holz construirt
unmittelbar hinter den
Dichtungen anliegend mittelst radialer Stellschrauben der Cylinderwand näher
gebracht werden konnten.
Alle diese Kolbendichtungen leisteten im neuen Zustande und so lange die
ursprüngliche Weichheit und Geschmeidigkeit des Leders erhalten blieb, ziemlich gute
Dienste; sobald aber das Leder ausgetrocknet und dadurch hart und steif geworden
war, hatten sie alle mehr oder weniger folgende Nachtheile mit einander gemein.
1) Entweder liegen diese Lederstulpen nicht vollkommen gleichförmig an der ganzen
Cylinderwand an, und geben somit bedeutende Windverluste, oder dieselben liegen
stellenweise auch zu stark an der Cylinderwand an, namentlich dann, wenn das Leder
hart und steif geworden, und verursachen dadurch sehr bedeutende
Reibungswiderstände, im ersten Falle also geringen Nutzeffect, im andern Falle aber
einen ungünstigen Kraftaufwand für deren Antrieb.
2) Unterlagen diese Lederdichtungen selbst bei geringen Kolbengeschwindigkeiten einer
ziemlich raschen Abnützung, deren Ersatz dann mit vielen Umständlichkeiten verbunden
war.
3) Sind alle diese Lederdichtungen überhaupt nur für sehr geringe
Kolbengeschwindigkeiten anwendbar, in der Regel nicht über 2' per Secunde betragend, da bei größeren Kolbengeschwindigkeiten ein
Warmlaufen der Cylinderwand unvermeidlich ist.
Durch die von uns schon seit längerer Zeit zur Anwendung gebrachten metallenen
Liederungen bei den Gebläsekolben, ähnlich denjenigen bei den Dampfkolben, war nun
freilich ein wesentlicher Schritt vorwärts geschehen, und ist bei diesen
Metallliederungen mit Recht das Hauptgewicht auf Erreichung der größtmöglichen
Elasticität und Beweglichkeit der Kolben-, resp.
Dichtungsringe gelegt worden, zu welchem Zwecke die Federn, durch welche die
Dichtungsringe an die Cylinderwand angepaßt werden, thunlichst schwach zu halten
sind.
Bei der geringen Pressung, welcher bei Gebläsen die Kolben- und Dichtungsringe
zu widerstehen haben, werden letztere nur dann vortheilhaft arbeiten, wenn der
Federdruck auf die Dichtungsringe unter keinen Umständen größer ist, als die größte
Pressung im Cylinder, denn dann wird der Kolben nicht allein vollkommen dicht
schließen, sondern es wird selbst bei der größten Geschwindigkeit, die praktisch
wünschenswerth erscheint, kein Warmlaufen des Kolbens erfolgen.
Die höchste Vollkommenheit wird jedoch nur jener Kolben beanspruchen können, d.h. es
wird bei vollkommen dichtem Verschluß nur jener Kolben die
geringsten Reibungswiderstände verursachen, bei welchem der Druck der
Dichtungsringe auf die Cylinderwände sich mit der jeweiligen Windpressung im Cylinder ändert, oder
bei welchem diese veränderliche Windpressung selbst mittelbar dendeu Druck auf die Dichtungsringe regulirt.
Und dieß ist eben der Fall bei unserem neuen Kolben, bei welchem die bei den früher
versuchsweise angewandten sogenannten Autoclaven beobachteten Uebelstände
vollständig beseitigt erscheinen.
Wenn somit auch die in neuerer Zeit angewandten Kolben mit Metallliederungen immer
noch eine wesentliche Verbesserung zuließen, so kann doch bei den günstigen
Resultaten, die mit denselben erzielt wurden, in den Kolben selbst kein genügender
Grund gefunden werden, größere Geschwindigkeiten bei Gebläsen, wie dieß factisch
geschieht, immer noch zu umgehen; es wird vielmehr der letzte Grund dieser
Erscheinung in dem anderen schon erwähnten beweglichen Organ der Gebläse, in den
Ventilen zu suchen seyn: denn gerade die in neuerer Zeit angestrebten größeren
Kolbengeschwindigkeiten nöthigten den Constructeur von den früher üblichen
Ventilanordnungen gänzlich abzugehen.
Schon bei Kolbengeschwindigkeiten von 8' per Secunde
erweisen sich die ehemals angewandten sehr großen Klappen- oder
Stengelventile, deren Eigengewichte meistens noch durch Federn oder Gegengewichte
auf ihren Sitzen erhalten werden mußten, als vollkommen unbrauchbar.
Das Gewicht von so großen Ventilen, wenn auch noch so sehr reducirt, war doch immer
hinreichend, um bei der erwähnten Geschwindigkeit mit einem solchen Momente gegen
die Ventilsitze zu schlagen, daß dadurch eine um so größere Abnützung und um so
raschere Zerstörung der Ventile herbeigeführt wurde, je schwerer und stärker
dieselben gebaut waren.
Ein weiterer dabei wahrgenommener Uebelstand war aber auch der, daß die Ventilklappen
durch die Rückwirkung des Stoßes auf ihre Sitze in eine schwingende Bewegung von
mehr oder weniger langer Dauer versetzt wurden, während welcher aber bereits
comprimirter Wind wieder entweichen konnte und wodurch dann die Effectleistung der
Maschine sehr beeinträchtigt wurde.
Aus allen diesen Erfahrungen ergab sich demnach, daß bei Gebläsen mit größeren
Kolbengeschwindigkeiten nur solche Ventile zweckmäßig wirksam seyn dürften, deren
Gewicht auf das äußerste Minimum gebracht werden kann.
Diesen Bedingungen wurde nun in mehrfacher Weise und zwar zunächst dadurch
entsprochen, daß die für ein bestimmtes Gebläse erforderliche Ventilfläche auf eine
größere Anzahl weit kleinerer und somit weit leichterer Ventile vertheilt wurde,
deren Lage zur Cylinderstellung überdieß noch so gewählt wurde, daß sowohl Gegengewichte als auch
Federn an demselben erspart werden konnten.
Diese, aus einzelnen und selbstständigen, jedoch sehr kleinen Ventilen bestehende
Anordnung, deren Klappen aber dennoch stets mit Blech armirt werden mußten,
gestatteten schon Kolbengeschwindigkeiten bis 3' per
Secunde anzunehmen.
Als in ihrer Anordnung wenigstens noch zweckmäßiger erwiesen sich aber die
sogenannten Fächerventile, deren Sitze eine beliebige Anzahl rund oder viereckig an
einander gereihter Durchbrechungen einschließen, worüber ein ganz einfaches Stück
Leder oder Kautschuk, sämmtliche Durchbrechungen überdeckend, als gemeinschaftliche
Ventilklappe entsprechend befestigt ist.
Die Größe der Querschnittsfläche der einzelnen Durchbrechungen war natürlich dadurch
bedingt, daß die darüber liegende nicht armirte Kautschuk- oder Lederdecke
auch die darauf drückende Windpressung zu tragen vermochte.
Aber auch diese Construction der Ventile hat man wieder allgemein zu umgehen gesucht,
weil bei den erwähnten größeren Kolbengeschwindigkeiten das Aufschlagen der Ventile
auf ihre Sitze einen sehr starken weithin tönenden Schall und einen in der Nähe
geradezu unerträglichen Lärm verursachte, der wohl auch auf die Sicherheit der
Wartung der Maschine nicht ohne Einfluß bleiben konnte. Trotzdem muß man aber
zugeben, daß dieser mit einem starken Lärm verbundene Schlag weder die Maschine noch
das Ventil selbst nachtheilig erschüttert, beschädigt oder abnützt.
Alle im Vorstehenden angedeuteten Uebelstände bei Gebläsemaschinen müssen sich
natürlich in noch höherem Maaße geltend machen, sobald man mit weit größeren
Pressungen als gewöhnlich zu arbeiten genöthigt ist, und überdieß zugleich ein
beträchtliches Windquantum in der Zeiteinheit zu liefern hat. Dieß ist ganz
besonders der Fall beim Bessemer'schen Stahlfrischproceß,
wo bei einer Pressung von 18 Pd. per 1 Quadratzoll
zugleich ein Windquantum von circa 4000 Kubikfuß per Minute beschafft werden muß.
Will man daher nicht bei sehr großen Querschnittsdimensionen der Maschinen und bei
allen damit verbundenen Nachtheilen derselben stehen bleiben, so ist dieser
Bedingung nur dadurch zu entsprechen, daß die Construction der Kolben und Ventile
eine bedeutende Vermehrung der Kolbengeschwindigkeit der Maschine gestattet, ohne
der Sicherheit des Betriebes einen Eintrag zu thun.
Um nun darzuthun, wie dieser Zweck bei unserer neuen Construction von Gebläsemaschinen vollkommen
erreicht ist, gehen wir unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen (Fig.
13–17) zu deren näheren Beschreibung über und bemerken noch, daß wir diesen
Gebläsen wegen ihrer Anwendbarkeit für die beim Bessemer'schen Verfahren erforderlichen hohen Pressungen den Beinamen
„Bessemer-Gebläse“
gegeben haben, wobei wir jedoch ausdrücklich hervorheben, daß alle Vortheile, welche
diese Maschine für sehr hohe Pressungen bietet, nicht allen vollständig, sondern
theilweise noch in höherem Maaße auch für niedere Pressungen gelten, daher wir
unsere Bessemer-Gebläse ganz allgemein statt aller
bisherigen Gebläse-Construction, sowie auch an Stelle der Ventilatoren mit
den von Fall zu Fall nöthigen Modificationen zur Anwendung bringen werden.
Fig. 13 und
14
stellen einen Längen- und einen Querdurchschnitt des ganzen Cylinders dar;
Fig. 15
stellt einen Theil des Cylinderlängendurchschnitts an der Einströmungsseite und Fig. 16 einen
gleichen Durchschnittstheil an der Ausströmungsseite der Cylinder dar. Fig. 17
endlich zeigt einen Theil des Kolbendurchschnittes senkrecht auf die Achse des
Cylinders.
Die eigenthümliche Anordnung der Ventile bei einem solchen Gebläsecylinder bedingt
unter allen Umständen, es mag ein feststehender oder liegender oder auch ein in
diesen beiden Richtungen oscillirender Cylinder angewendet werden, die
Windeinströmung und Ausströmung bei demselben durch zwei an beiden Seiten des
Cylinders und in der Längenrichtung desselben angegossene Canäle zu führen.
Der mit der Atmosphäre in Verbindung stehende Einströmungscanal A geht in der ganzen Länge des eigentlichen Cylinders
durch, und mündet an beiden Enden desselben in die Hohlräume der daselbst
aufgeschraubten Deckel D. Diese hohlen Deckel, deren
Herstellung je aus einem einzigen Gußstücke mehr Schwierigkeiten darbietet, sind als
leichter ausführbar und bequemer zu bearbeiten, je aus zwei Theilen bestehend hier
dargestellt und bei S zusammengeschraubt.
Der im Durchmesser gegen die Cylinderbohrung um beiläufig 2'' kleinere und in den
Cylinder auf beiläufig 2'' ganz frei hineinragende cylindrische Ansatz des hohlen
Deckels, dessen Wandung C zwei Reihen 9''' weite und 2''
im Mittel von einander abstehende runde Durchbohrungen O
hat, bildet den eigentlichen Saugventilsitz, über welchen als Ventilklappe ein ganz
geschlossener elastischer Kautschukring R aufgespannt
ist.
Wird nun durch die Kolbenbewegung im Cylinder ein luftleerer oder lustverdünnter Raum
erzeugt, so wird der Luftdruck den über den Einströmungsöffnungen aufgespannten
elastischen Kautschukring ausdehnen und erweitern, und in einem beiläufig
concentrischen Abstand soweit über den eigentlichen Ventilsitz erheben, als dieß die
Windeinströmung in den Cylinder erfordert; in dem Moment aber, wo im Cylinder die
Atmosphärenpressung wieder hergestellt ist und noch bevor der Rücklauf des Kolbens
beginnt, nimmt auch der durch seine eigene Spannkraft sich zusammenziehende
elastische Kautschukring seine frühere Lage auf dem Ventilsitze wieder ein, und
schließt auf diese Weise ganz selbstthätig die Einströmungsöffnungen ab, und auch
weit früher als bei allen anderen Ventilanordnungen, wo dieß erst nach begonnenem
Rücklauf des Kolbens durch die Windpressung im Cylinder stattfindet.
Durch diese Erklärung der Saugventile ist zugleich auch die der ganz analog
angeordneten Blaseventile gegeben, und bleibt hier speciell nur noch zu bemerken daß
die Blaseventilöffnungen O bei C durch die eigentliche Cylinderwand selbst durchgebohrt sind, und in
einen an jedem Ende des Cylinders daselbst angegossenen Circularcanal A' einmünden.
Diese Circularcanäle umfassen jedoch nicht den ganzen Gebläsecylinder, sondern sind
durch den Einströmungscanal A, welcher, wie schon
erwähnt, in der ganzen Länge des Cylinders durchgeht, unterbrochen, wie dieß in der
Querschnittszeichnung des Cylinders Fig. 14 ersichtlich ist.
Aus diesem Grunde bildet auch die Ventilklappe der Blaseöffnungen nicht wie jene der
Saugöffnungen einen geschlossenen Ring, sondern ein an den zwei Punkten P daselbst befestigtes elastisches Kautschukband, und
der ganze Unterschied in der Bewegung der Blaseventilklappen gegen jene der
Saugventile besteht deßhalb darin, daß erstere im ausgedehnten Zustande und während
des Durchganges des Windes daselbst eine excentrische Lage, letztere aber eine
concentrische Stellung in Beziehung auf ihre Ventilsitze einnehmen.
Die vor den Saugventilen bei E und über den Blaseventilen
bei E' angebrachten Bügel, deren 6 bis 7 Stück an jedem
Ventilsitz, in gleichen Abständen von einander, vertheilt sind, haben den Zweck die
Ventilklappen in stets die Ventilöffnungen überdeckender Stellung zu erhalten.
Hiernach ist einleuchtend, daß die eben geschilderte Lage und Anordnung dieser
Ventile eine in jeder Beziehung weit vortheilhaftere und zweckmäßigere ist, als alle
bisher angewandten, denn einerseits kommt beim Verschluß derselben zunächst auch die
eigene Elasticitätswirksamkeit des überdeckenden Kautschukmaterials zur Anwendung,
und andererseits sind es bei dieser Construction convexe oder äußere
Cylinderflächen, welche die Ventilsitze bilden, während dieß früher immer ebene oder
gar concave Flächen waren (wie bei den Fächerventilen), gegen welche die
Leder- oder Kautschukventile nur durch die Windpressung angedrückt wurden. Da
endlich diese ringförmigen elastischen Ventilklappen beim Durchgang des Windes ihren Umfang in gleichen
radialen Abständen von ihrem Sitze erweitern, so erheben sie sich weit weniger über
demselben, als dieß bei Ventilen mit ebenen oder gar concaven Sitzen der Fall ist,
wodurch sich erklärt, daß selbst bei so großen Kolbengeschwindigkeiten wie 7'' per Secunde ein kaum bemerkbares Schlagen dieser Ventile
stattfinden kann.
Die Vorzüglichkeit der von uns schon früher für Gebläse angewandten Kolben mit
Metallliederungen, deren Dichtungsringe gegen die Cylinderwand bisher durch
Druckfedern festgehalten sind, wird noch bedeutend dadurch erhöht, daß wir jetzt den
Anschluß der metallenen Dichtungsringe gegen die Cylinderwand durch die im
Gebläsecylinder herrschende Windpressung selbst und stets auch im Verhältniß
derselben herstellen.
Hierzu bedienen wir uns in ganz ähnlicher Weise wie dieß in der beschriebenen
Ventilanordnung der Fall ist, elastischer Kautschukringe als Mittel zur Uebertragung
der Windpressung auf die metallenen Kolbenringe.
In den Kolbenkörper K (siehe Längendurchschnitt Fig. 13 und
Fig. 16)
sind zwei durch eine Scheidewand W von einander
getrennte Nuthen so tief eingedreht, daß in jeder derselben sowohl ein daselbst
aufgespannter elastischer Kautschukring R, als auch ein
aus zwei Halbkreisen bestehender, an beiden Stößen überplatteter gußeiserner
Kolbenring R' aufgenommen werden kann.
Letztere übergreifen aber die Scheidewand W in der Weise,
daß daselbst beide Kolbenringe unmittelbar aufeinander liegen. Die tiefste Stelle
der beiden eingedrehten Nuthen tangirend, sind von beiden Seiten des Kolbens und
beiläufig 3'' von einander abstehend, 6''' weite Durchbohrungen V siehe Kolbenquerschnitt Fig. 14, 16 und 17) bis auf die
Scheidewand W angebracht, die in der Breite der Nuthen
und nach beiden Seiten des Umfangs derselben etwas erweitert sind.
Durch diese Bohrungen nun wirkt in der jeweiligen Richtung der Kolbenbewegung die
Windpressung, gleich einem Federsystem von der Elasticitätsbeschaffenheit der
Windpressung selbst, je auf einen der elastischen Kautschukringe, und durch diesen
auf den davor liegenden gußeisernen Kolbenring gegen die Cylinderwand, und schließt
dadurch den ausblasenden Cylinderraum von dem ansaugenden Cylinderraum in einer der
geringsten Kolbenreibung vollkommen entsprechenden Weise ab.
In der von der Windpressung abgekehrten Kolbenseite dagegen bleibt der elastische
Kautschukring auf seinem Sitz liegen, und der dazu gehörige gußeiserne Kolbenring
wird, ohne einen Druck auf die Cylinderwand auszuüben, nur leer mitgeschleift.
Es ist somit die Bestimmung des über der festen Kolbenwand W aufgespannten Kautschukringes eine doppelte: erstens überträgt derselbe
durch seine
Ausdehnung die Windpressung auf die Kolbenringe, und zweitens entlastet er auch die
Kolbenringe, sobald die Windpressung soweit abgenommen hat, um ihn vermöge seiner
eigenen Elasticität wieder zum Schluß gelangen zu lassen.
Im ersten Falle findet zur Ueberwindung der Spannkraft des Kautschukrings ein
Pressungsverlust statt, welcher für den vortheilhaftesten Effect der Kolbendichtung
von Werth ist, weil erfahrungsgemäß eine namhaft geringere Pressung als die im
Cylinder vorhandene hinreicht, den Kolben vollkommen dicht zu schließen; man hat
somit durch die richtige Bestimmung der Stärke und Spannung der Kautschukringe das
Mittel in der Hand, die Reibung der Kolbenringe bei ganz verläßlichem Verschluß auf
ein Minimum zurückzuführen.
Auf die letzterwähnten Umstände legen wir um so mehr Gewicht, als bei diesen
Maschinen ungeachtet ihres schnellen Ganges weder Cylinder noch Kolben geschmiert
werden sollen, außer beim Einlaufen und Einschleifen des letzteren, und zwar
mittelst Graphit oder Federweiß.
Aus demselben Grund erscheint es auch von Werth, den hohlen geschlossenen Deckelraum
bei den Cylindern anzuwenden, um anstatt die einzusaugende Luft direct durch den
Cylinderboden eintreten zu lassen, dieselbe beliebig aus einem anliegenden Raume
zuführen zu können, falls die Atmosphäre des Maschinenraumes selbst, wie dieß so
häufig vorkommt, regelmäßigen Verunreinigungen ausgesetzt ist.
Bei der von uns zu Grunde gelegten Kolbengeschwindigkeit von 6' per Secunde erzeugt ein Cylinder von 21'' Bohrung und
24'' Hub ein Brutto-Windquantum von 850 Kubikfuß per Minute; es reicht somit einer derselben für den Betrieb des größten
Cupolofens einer Gießerei oder zum Betrieb von wenigstens 24 großen Schmiedefeuern
hin; zwei combinirte Cylinder aber genügen für den Betrieb eines Hohofens von
gewöhnlicher Dimension.
Um schließlich einige der gewöhnlichsten Vortheile dieser Maschine zusammenzufassen,
heben wir Folgendes hervor:
1) wird die Maschine an und für sich bedeutend vereinfacht, und
die Anzahl ihrer Theile namhaft vermindert;
2) ist keiner der Maschinentheile mehr einer gefährlichen
Abnützung unterworfen, d.h. einer solchen Abnützung, die eine plötzliche
Betriebsstörung herbeiführen könnte;
3) ist bei der äußerst vortheilhaften Anwendung der Saug-
und Druckquerschnitte, ferner bei dem auf ein wahres Minimum zurückgeführten
schädlichen Raum und bei der Einfachheit sowie dem sicheren Verschluß der
Ventile und der Kolbenliederung, eine bedeutende Erhöhung des Nutzeffects der
Maschine erreicht, für den wir 70 Proc. garantiren;
4) ist zum Betrieb dieser Gebläse weniger Kraft erforderlich, und
bei dem raschen Gang derselben sind weniger Uebersetzungen nöthig;
5) sind diese Gebläse sowohl für hohe als niedere Pressungen
gleich vortheilhaft;
6) erfordern dieselben bei ihrer großen Kolbengeschwindigkeit,
zumal bei Anwendung zweier Cylinder mit Kurbelwechsel, gar keine oder nur sehr
kleine Regulatoren zur Ausgleichung der Windpressung;
7) sind diese Gebläse sehr billig herzustellen, zumal auch aller
kostspielige Einbau bei denselben wegfällt.
Aus diesen Gründen, namentlich aber mit Rücksicht auf die billige Herstellung dieser
Maschinen, hoffen wir, den Ventilatoren und insbesondere deren Anwendung für
Gießereien, Schmieden, mit Erfolg Concurrenz zu machen. Denn wenn der
Maschinenfabrikant und Hüttenbesitzer die häufigen Reparaturen und Betriebsstörungen
bei seinen Ventilatoren in Anschlag bringt, wenn er rechnet, wieviel kostspielige
Kraft und Kraftübertragungsmittel, als: Riemen, Transmissionen etc. ihn diese
Ventilatoren kosten, wenn er sich vergegenwärtigt, welche beträchtlichen Quantitäten
von Brennmaterial in Folge des geringen Nutzeffects und insbesondere in Folge der
ungenügenden Pressung ihm zugleich bei Cupolöfen und Schmiedefeuern unnütz verzehrt
werden, wenn er ferner bedenkt, um wieviel vortheilhafter überhaupt der
Schmelzproceß im Cupolofen, sowie auch die Arbeit beim Schmiedefeuer zu
bewerkstelligen sind, falls man die Windpressung gehörig in seiner Gewalt hat, und
wieviel Ausschuß und Kaltguß endlich in der Gießerei vermieden werden könnte, sofern
dieselben häufig nur in ungenügender Pressung des Windes beim Ofen ihren Grund haben
– wie gesagt, wenn diese Nachtheile auf der einen Seite mit jenen Vortheilen
auf der andern verglichen werden, so muß Jedermann finden, daß solche Gebläse nicht
nur relativ viel billiger sind als Ventilatoren, sondern auch, daß sie absolut
billiger sind als alle bis jetzt construirten Apparate, um gepreßten Wind in
größeren Quantitäten zu erzeugen.
Wien, im Januar 1863.