Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Anwendung von Gußstahlblech zu Dampfkesseln; vom
Regierungsrath W. Engerth in Wien.
Als die ersten auswärtigen Versuche, Gußstahlblech zu Dampfkesseln zu verwenden,
bekannt wurdenMan s. den Bericht der französischen Ingenieure Combes,
Lorieux und Couche über die Anwendung
des Gußstahlblechs zur Construction der Dampfkessel, im polytechn. Journal
Bd. CLXIV S. 3., entschloß sich die priv. österr. Staatseisenbahngesellschaft sogleich, auch
im eigenen Bereiche ähnliche Versuche anzustellen, und richtete an das k. k.
Handelsministerium die Bitte um Bewilligung, ganze Dampfkessel für Locomotiven sammt
Feuerkisten aus Gußstahlblech, und zwar von geringerer Stärke als für Eisenblech
gesetzlich vorgeschrieben ist, anfertigen zu lassen. Mit Ministerialerlaß vom 11.
Mai 1859 wurde die probeweise Herstellung von Kesseln aus Gußstahlblech von 5/8 der
für Eisenblech gesetzlichen Stärke bewilligt und von Seite der österr.
Staatseisenbahngesellschaft sofort die Bestellung von sechs
Lastzugs-Tenderlocomotiven mit Kesseln aus Gußstahlblech von F. Mayer in Leoben veranlaßt, welche in den Monaten Januar,
Februar und April 1860 in Betrieb kamen.
Die amtlichen Kesselproben mit 188 Pfd. Wasserdruck fielen ganz befriedigend aus, mit
Ausnahme einer Maschine, bei welcher eine Platte des cylindrischen Kessels in den
Nietlöchern der Länge nach riß. Das Gefüge dieser Platte wurde mehr körnig als bei
den übrigen befunden. Uebrigens hatte sich schon bei der Bearbeitung gezeigt, daß
manche Platten zu spröde und zu hart waren, indem das Durchstoßen der Löcher unter
starkem Knallen
erfolgte; es wird daher dafür gesorgt, daß sämmtliche Platten vor der weiteren
Verwendung nochmals ausgeglüht werden.
Beim Betriebe, welcher mit allen möglichen Vorsichten eingeleitet wurde, bewährten
sich diese sechs Kessel insofern nicht entsprechend, als zwar die cylindrischen
Kessel unversehrt blieben, die Gußstahlplatten der Feuerkisten aber Risse erhielten,
welche in der Regel von einem Stehbolzen zum anderen gingen.
Auch in Frankreich begegnete man im Allgemeinen bei den Feuerkisten der Locomotiven
denselben Uebelständen, nur in weit geringerem Maaße; es scheint den französischen
Ingenieuren bedeutend geschmeidigeres Gußstahlblech zu Gebote zu stehen, als in
Oesterreich gegenwärtig erzeugt wird. Nach den bisherigen Ergebnissen ist überhaupt
wenig Aussicht, Gußstahlblech für die Feuerkisten verwenden zu können, so
vortheilhaft auch die Anwendung dieses Materials für cylindrische Kessel, seiner
höheren Festigkeit wegen, erscheint.
Bei stationären Kesseln empfehlen sich die Stahlbleche an den Feuerstellen besonders
gut.
Die österreichische Staatseisenbahngesellschaft wird übrigens die begonnenen Versuche
fortsetzen, in welcher Absicht vorläufig die Bleche jener Feuerkisten, welche durch
kupferne ausgewechselt wurden, einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen werden, um
im Vergleiche mit auswärtigen Erfahrungen die Bedingungen festzustellen, unter
welchen sich Gußstahlbleche überhaupt für Dampfkessel eignen.
Hr. Ingenieur C. Kohn hat nach feiner Mittheilung im Jahr
1859 in einen Kessel von 42 Fuß Länge und 5 Linien Blechstärke eine Gußstahlplatte
von halber Stärke zunächst der Feuerstelle einsetzen lassen und nach 2 1/2jährigem
starkem Betriebe sey diese Platte völlig unversehrt befunden worden, während das
Eisenblech ringsum bedeutend gelitten hatte. Auch habe sich auf der Stahlplatte kein
Kesselstein abgesetzt – eine Folge der lebhafteren Bewegung des Wassers über
derselben.
Gegenwärtig beabsichtigt der Verfasser einen Kessel von 4 Pferdestärken aus Aichmetall
Man s. über Aichmetall (ein schmiedbares Messing) den Bericht im polytechn.
Journal Bd. CLX S. 35. von sehr geringer Dicke herstellen zu lassen; ein Versuch, von welchem er
sich wichtige Resultate verspricht, da das Aichmetall bekanntlich hohe Festigkeit
mit großer Dehnbarkeit verbindet. (Zeitschrift des österreichischen
Ingenieurvereins.)
Ueber die Anwendung von Gußstahlblech zu Dampfkesseln; vom
Regierungsrath v. Burg in Wien.
In einer der abgehaltenen Wochen-Versammlungen des
nieder-österreichischen Gewerbevereins sprach Hr. Regierungsrath Ritter v.
Burg über die verschiedene Qualität und Blechdicke der Gußstahlbleche. Der
Gewerbeverein hat in Folge eines von v. Burg gehaltenen
Vortrages an das k. k. Handelsministerium das Ansuchen gestellt: es möge bei einer
Revision und neuen Redigirung des jetzt in Oesterreich bestehenden Gesetzes über die
Sicherheitsmaßregeln gegen die Gefahr von Dampfkessel-Explosionen ein
Paragraph eingeschaltet werden, nach welchem es in Zukunft gestattet seyn soll, zu
Dampfkesseln auch Gußstahlbleche zu verwenden, deren Dicke jedoch nur halb so groß
zu seyn brauche, als diese jetzt nach der Vorschrift bei den Eisenblechen seyn muß.
Diese Toleranz in der Dicke der Stahlbleche wurde dadurch motivirt, daß, wie sowohl
die von Hrn. v. Burg gemachten zahlreichen, sowie mehrere
andere Versuche nachgewiesen haben, Gußstahlbleche nahezu die doppelte absolute
Festigkeit guter Eisenbleche besitzen. Auf Vorschlag der Section der Mechanik wurde
noch beigefügt oder hervorgehoben, daß zu diesem Zwecke nur solche Stahlbleche
verwendet werden sollen, welche sich im kalten Zustande, ohne rissig oder unganz zu
werden, um einen rechten Winkel biegen lassen, weil dadurch der Beweis der
erforderlichen Dehnbarkeit und Geschmeidigkeit geliefert wird.
Der Vortragende sprach über die durch eigene Experimente erzielten Erfahrungen,
theilte Mehreres über Anwendung des Gußstahlbleches zur Construction der Dampfkessel
mit und machte auf
die höchst interessanten Versuche aufmerksam, welche Hr. Vickers in Sheffield über die Festigkeit des Stahles bei verschiedenem
Kohlenstoffgehalt in neuester Zeit durchgeführt hat. Die Vicker'schen Versuche (polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 434) zeigen, daß die Festigkeit
gegen das Zerreißen, d. i. die absolute Festigkeit des Stahles bis zu 1 1/4 Proc.
Kohlenstoffgehalt um so größer wird, je größer der Gehalt an Kohlenstoff ist. Bei
größerem Kohlenstoffgehalt nimmt die Festigkeit wieder ab und kann sogar bis auf 6
1/2 und 6 Tonnen sinken. Was ferner die Bruch- oder relative Festigkeit
betrifft, so zeigen diese Versuche, daß der Stahl in dieser Beziehung um so stärker
ist, je weniger Kohlenstoff er enthält. Der Widerstand gegen plötzliche und starke
Stöße wird nämlich, wenn der Stahl rein und nicht unganz ist, was man nur vom
Gußstahl erwarten kann, am größten, wenn dieser nur so viel Kohlenstoff enthält als
nöthig ist, um ihn schmelzbar zu machen. Für die meisten Zwecke des Maschinenbaues
ist jenes Material das beste, welches sowohl dem Zerreißen als Zerbrechen den
nöthigen Widerstand leistet, und als solches muß man, wie aus den in Rede stehenden
Versuchen hervorgeht, Gußstahl empfehlen, dessen Kohlenstoffgehalt 5/8 bis 6/8 Proc.
beträgt, indem er einerseits dabei noch nicht so spröde ist, um die Bruchfestigkeit
zu sehr zu beeinträchtigen, andererseits immer noch eine absolute Festigkeit (gegen
das Zerreißen) von 40 bis 45 Tonnen, d. i. von 63,200 bis 71,000 Pfd. per Quadratzoll Querschnitt besitzt. (Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.)
Geschweißte Dampfkessel.
Nach dem Engineer soll das Schweißen der Kesselbleche
große Vortheile im Vergleiche zum Nieten bieten. Um die Operation auszuführen,
werden zwei transportable Glühöfen angewendet, deren Flammen durch passend geformte
Mundstücke auf die zu schweißenden Blechränder gerichtet werden. Sind die Bleche in
dieser Weise genügend erhitzt, so erfolgt der Schweißproceß durch Maschinenhämmer,
die dicht neben den Mundstücken angebracht sind. Auf diese Weise sollen ganze
Dampfkessel ohne eine Niete fertig hergestellt werden. Bereits vor 5 Jahren sind,
wie die Eisenbahnzeitung berichtet, zu Woolwich darauf bezügliche Versuche
angestellt worden, welche nachwiesen, daß die Festigkeit einer so hergestellten
Schweißnath 5/6 von der eigenen Festigkeit des Bleches bei 1/2 Zoll Dicke betrug;
waren die Bleche dünner, von 7/10–3/8 Zoll Stärke, so zeigten die
Schweißnäthe noch etwas größere Festigkeit als das Blech selbst. Ein 12 Fuß langer
Träger von 3/8 Zoll Eisenstärke wurde in 1 1/3 Stunden aus zwei Theilen in seiner
Längenrichtung zusammengeschweißt. Auf der letzten Londoner Ausstellung befanden
sich solche Träger von I und Tförmigem Querschnitte. Man soll durch dieses Verfahren selbst eiserne
Platten in Stärken von 1/10 bis 6 Zoll schweißen können. In den Fabriken von Hackworth und von Sharp,
Steward und Comp. werden bereits die Längennäthe
der Kesselbleche und in der Fabrik von Bury ganze
Feuerbüchsen für Locomotivkessel in dieser Weise zusammengeschweißt. (Deutsche
illustrirte Gewerbezeitung.)
Das Lochen der Dampfkesselbleche
hat man in neuerer Zeit meist durch Stempel, die durch
Maschinenkraft bewegt wurden, vollziehen lassen; die große Zeitersparnis welche
dadurch erzielt wurde, schien Grund genug, diesen Weg in den Kesselschmieden
einzuschlagen. In England haben sich jedoch gewichtige Stimmen gegen das angedeutete
Verfahren erhoben, da, wie wohl auch leicht begreiflich, die Blechplatten durch das
Lochen auf Lochmaschinen oder Durchstößen sehr angestrengt und geschwächt würden,
also an Dauer bezüglich ihrer Haltbarkeit verlieren müßten. In der Presse hat man
sogar die Behauptung aufgestellt, daß man die auf der letzten Ausstellung reichlich
vertretenen Lochmaschinen für Dampfkesselbleche auf der nächsten Ausstellung
vielleicht nicht mehr finden werde, indem man bis dahin den großen Vorzug der
gebohrten Bleche erkannt haben würde. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung.)
Ueber die Patent-Universal-Ziegel- und
Torfpresse von C. Schlickeysen in Berlin; Bericht des
Hrn. v. Krafft in Laufen a. d. Salzach.
Ich besitze eine C. Schlickeysen'sche Torfpresse Nr. 6 mit
unterirdischer Transmission, welche ich mit einer locomobilen Dampfmaschine von 8
Pferdekräften in Bewegung setze. Ich erzielte bisher mit derselben durchschnittlich
nur 8 Umdrehungen der Messerwelle in der Minute, wobei dieselbe aus den zwei sich
gegenüberstehenden Mundstücken, jede zu fünf Oeffnungen, somit aus 10 Formöffnungen,
durchschnittlich in 10 Arbeitsstunden täglich 20,000 Torfziegel von 3 1/2 Zoll
Querschnitt und 12 Zoll Länge (rheinländisch und natürlich naß gemessen) förderte,
deren jeder frisch circa 4 Pfd. Zollgewicht schwer war.
Die Torfpresse sowohl, als die Dampfpresse, sind zur Zeit stationär, da mir die
große Mächtigkeit meines Torflagers (16–20 Fuß) trotzdem die Beischaffung des
nöthigen Rohmaterials leicht macht, und ich somit die Stellung beider erst in
längeren Zeitperioden zu verändern haben werde. Das Princip meiner Torfgewinnung ist
die Verarbeitung des rohen Torfes zu einem Brei, die Zerstörung der natürlichen
Textur und Schichtung desselben, um hierdurch die bekannte Eigenschaft des Torfes
zur Wirkung zu bringen, daß derselbe bei solcher Verarbeitung eine außerordentlich
selbstthätige Contraction ausübt, die ihm eine Dichtheit, Härte und
Widerstandsfähigkeit ertheilt, welche die aller bisher nach anderen Methoden
bearbeiteten, namentlich der sogenannten Preßtorfe, weit übertrifft.
Diesen Zweck der Verarbeitung des Torfes erfüllt die Schlickeysen'sche Patent-Universal-Ziegel- und
Torfpresse vollkommen. Da es eine Bedingung meiner Methode ist, dem Torfe ein
ausgiebiges, seine nachherige Verdichtung beim Trocknen wesentlich förderndes
Quantum Wasser zu lassen, so halte ich es für einen Vorzug daß diese Maschine dem
Torfe kein Wasser entpreßt.
Das Schwinden des Torfes beim Trocknen ist sehr bedeutend. Wenn nicht die frisch
gewonnenen Torfziegel starkem Platzregen sofort nach der Gewinnung ausgesetzt
werden, überziehen sie sich allseitig schon binnen 12 Stunden, in der Sonne schon
nach 6 Stunden, mit einer schwachen, harten Kruste, die schon nach 24 Stunden keinen
Eindruck des Fingers mehr zuläßt und sofort nach ihrem Entstehen den Ziegel selbst
vor sehr schwerem Platzregen schützt. Bei gutem Wetter in 3–4 Tagen, bei
schlechtem in 8–10 Tagen erlangen die Ziegel schon eine Festigkeit, die das
Aufeinanderhäufen in ziemlich hohe Haufen ohne Gefahr des Abbrechens gestattet, und
in durchschnittlich 14 Tagen ist die Verdichtung vollendet. Der Volumen-Verlust der Ziegel in dieser Zeit beträgt
nicht weniger als 83 Proc, als Mittel zahlreicher Messungen. Die vollständige Austrocknung der Ziegel kann bei dieser
Methode naturgemäß, wenn nicht künstliche Trocknung angewendet wird, erst nach
langer Zeit erreicht werden. Die Bildung und das Anwachsen einer harten, dichten,
äußeren Kruste hindert die allmähliche Verdampfung der Feuchtigkeit im Inneren der
Ziegel, welche daher – lufttrocken – noch nach mehreren Monaten einen
etwas feuchten Kern haben. Künstliche Trocknung empfiehlt sich daher überall da, wo
rasch bedeutende Quantitäten fertig gewonnen und verwerthbar gemacht werden sollen.
Hingegen sind die Torfziegel, einmal trocken, höchst unzugänglich gegen äußere
Feuchtigkeit, bleiben selbst unter Wasser hart, haben von der Witterung und
insbesondere vom Frost gar nicht zu leiden, ja können den Winter durch im Freien
liegen, ohne irgend zu zerfallen oder abzubröckeln, oder überhaupt an Güte
einzubüßen.
Der Werth des so bereiteten Torfes besteht hauptsächlich in der größeren
Concentration des Brennstoffes, in dem gleichmäßigen Verbrennen der Stücke auf dem
Roste, ohne daß sie zerfallen und in lebhafter Entwickelung einer Flamme, in der
gänzlichen Freiheit von Abfall und Schmutz, welche die Verwendung des Stichtorfs in
Haushaltungen so lästig machen, in der hohen Transportfähigkeit, da nach meinen
bisherigen Ermittelungen 1 Kubikfuß rheinl. meines Maschinentorfes in dichter Masse
(zusammenhängend berechnet) luftrocken 68 Zollpfund, in Stücken aufgeschichtet circa 40 Zollpfund wog, so daß ich Wagenladungen von 200
Zollcentnern per Bahn versenden kann; endlich in der
Möglichkeit aus so zubereitetem Torfe von geringem (höchstens 5
Gewichts-Procent) Aschengehalte durch Verkohkung Kohks von großer Derbheit,
Härte, Schwere und Transportabilität zu gewinnen, welche für die
Eisen-Industrie durch Freiheit von Ammoniak und Schwefel höchst werthvoll,
und nicht nur ein vollständiger Ersatz für die Holzkohle, sondern sogar ein durch
größere Intensität der Hitze noch werthvolleres Material als letztere ist –
Umstände von hohem Werth für holz- (und steinkohlen-) arme Gegenden
mit Eisen-Industrie.
Ein Hauptvorzug dieser Maschine ist, daß der Torf, wie er vorkommt, lediglich nach
Beseitigung der obersten, jüngsten Moosdecke verbraucht werden kann. Er wird zu
diesem Behuf in größeren Stücken abgestochen, und die Torfgrube in der vollen Tiefe
der Torfschicht fortgeführt. Entwässerungsarbeiten sind nur soviel nöthig, daß die
Arbeit des Aushebens in der Grube ungehindert geschehen kann. Das abzutorfende Areal
wird hierdurch auf einen kleinen Raum eingeschränkt und an Zubringungskosten
wesentlich erspart. Ein weiterer Hauptvorzug, der mit der durch Obiges ermöglichten
periodischen Stabilität der Maschine zusammenhängt, ist die Möglichkeit, mechanische
Hülfsmittel zur Beischaffung des Torfes und Hinwegschaffung der Ziegel in
ausgedehntester Weise anbringen zu können. Diese Möglichkeit führt wieder zur
Concentration der Trockenräume, und es wird somit eine Concentration des ganzen
Betriebes auf einem verhältnißmäßig sehr geringen Raum geschaffen, welche die Kosten
des Betriebes ungemein vermindert.
Die gesammten Anlagekosten sind dabei verhältnißmäßig sehr gering. Während andere
Torfwerke, namentlich für Preßtorf, ein Anlage-Capital von 150 bis 400,000
Gulden, ohne den Werth der Torfgründe, erfordern, kann die Anlage mit der Schlickeysen'schen Maschine, nebst allen erforderlichen
Hülfsmitteln und Einrichtungen, bei gleicher Jahres-Production, wie bei
jenen, für 30 bis 40,000 Gulden geschaffen werden. Ich rechne dazu als inbegriffen
alle Rollbahnen, Hebevorrichtungen, Trockenanlagen, Darrvorrichtungen und
Verkohkungsöfen, sowie alles Inventar an Werkzeugen und Gebäuden.
Mittelst einiger Aenderungen und Ergänzungen meiner Anlage hoffe ich künftig täglich
40,000 Torfziegel zu fertigen, dieselben binnen 14 Tagen auf 10 bis 15 Procent
Wassergehalt einzutrocknen (erforderlichen Falls noch mehr), und meine jährliche
Productions-Periode auf 6 1/2 bis 7 Monate (April bis November) ausdehnen zu
können, so daß ich mit einer Maschine eine Jahres-Production von 100,000
Zollcentnern trockenen Preßtorfs erreiche, wozu ich täglich circa 30 Arbeiter, 1 Maschinisten und 1 Aufseher bedarf.
Es wird somit bei einigen, durch die Natur des Torfes bedingten Aenderungen die
Leistungsfähigkeit dieser Maschine und die Billigkeit der Production außerordentlich
groß und unter sonst günstigen Verhältnissen die Rentabilität einer darauf basirten
Unternehmung sicher seyn.Man vergleiche den Bericht über eine anderweitige, schon länger arbeitende
Anlage mit zwei dergleichen Nr. 6 Torfpressen, vom Bergmeister Leo, im Jahrgang 1862 des polytechn. Journals,
Bd. CLXII S. 92.Die Redaction unserer Quelle bemerkt, daß inzwischen der Director Welkner zu Alexishütte bei Lingen in Hannover mit
der Schlickeysen'schen Presse seine ihm
patentirte Lufterwärmungs- und Torfverkohkungsmethode (beschrieben im
polytechn. Journal Bd. CLXV S 184)
in Verbindung gebracht hat und einen guten Erfolg erzielt. A. d. Red. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr.
6.)
Verfahren, um beim Umschmelzen des Roheisens in Cupolöfen eine
Brennmaterialersparniß zu erzielen.
In der Sitzung des Berliner Bezirksvereins deutscher Ingenieure vom 6. Mai 1862
besprach Hr. Knop folgende Methode zu diesem Zweck.
Beim Ingangsetzen eines Cupolofens wird gewöhnlich unter gleichzeitigem Anwärmen der
ganze Ofen voll Kohks geschüttet, wenn dieß geschehen, Wind zugelassen und erst wenn
die Flamme oben zum Ofen hinausschlägt, die Eisengicht nachgeschüttet. Der erste
Abstich wird bei diesem Verfahren schaumig und bleibt deßhalb nur zu grobem Guß, wie
Roststäben etc., verwendbar.
In Moskau, wo der Centner Kohks 1 1/2 Thlr. kostet, so daß Ersparnißrücksichten nahe
liegen, wird ein abgeändertes Verfahren angewendet in folgender Weise. Der Ofen wird nur zur
Hälfte, etwa bis 1 Fuß, über die Windform mit Kohks angefüllt, angewärmt und schon 1
bis 1 1/4 Stunde vor dem Einlassen des Windes die Eisengicht aufgeschüttet; hierauf
wird sofort mit dem Aufschütten der Eisengichten fortgefahren, wie gewöhnlich.
Die Vortheile dieses Verfahrens sind folgende: Zunächst
wird bei jeder Inbetriebsetzung, also da, wo täglich gegossen wird, auch täglich das
halbe Ofenvolumen an Kohks erspart. Der erste Abstich wird ferner nicht schaumig und
ist deßhalb auch zu feineren Güssen brauchbar, und endlich ist auch der Abbrand der
ersten Eisengicht geringer, weil hier das Eisen nicht so tief durch die Kohksgluth
zu fallen hat, wie bei dem gewöhnlichen Verfahren.
Hr. Knop hat sich seit Monaten von der Zweckmäßigkeit
dieses durch einen Formermeister in Berlin eingeführten Verfahrens an einem Ofen
überzeugt, bei welchem bei jeder Inbetriebsetzung circa
5 Scheffel Kohks gespart werden. Der Ofen faßt 10 Ctr. Kohks und liefert jeder
Abstich 12 Ctr. Eisen. Der Grund, weßhalb dieses Verfahren nicht allgemein üblich
ist, scheint wohl der zu seyn, daß man fürchtet, mit einer so geringen Kohksmenge
das Eisen nicht zum Fluß zu bringen. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
Bd. VII S. 77.)
Ueber die Verbrennungsproducte der Schießwolle und des
Pulvers.
In der Sitzung der mathemat.-naturwissenschaftl. Classe der Wiener Akademie am
15. Januar d. J. hat L. Károlyi einen Vortrag
gehalten über die Verbrennungsproducte der Schießwolle und des Pulvers unter
Umständen, welche analog jenen der Praxis sind. Zur Erzeugung der
Verbrennungsproducte wurde von ihm eine 60pfündige österreichische Bombe verwendet,
in welcher, nachdem sie luftleer gemacht worden, gußeiserne Cylinder, mit
Schießwolle oder mit Schießpulver gefüllt und luftdicht verschlossen, mit Hülfe
einer Volta'schen Batterie gesprengt wurden. Das Resultat
der Analyse der Schießwollgase ergab hauptsächlich, daß unter diesen Umständen kein Stickoxydgas entsteht, was bei der frei abbrennenden
Schießwolle der Fall ist. Beim Pulver hingegen ergibt sich, daß die allgemeine
theoretische Annahme, das Pulver zerfalle beim Verbrennen in Stickgas, Kohlensäure
und Schwefelkalium, falsch sey, indem in vielen Fällen Schwefelkalium gar nicht
entsteht.
Kupferoxydul-Ammoniak als Reductionsmittel.
Prof. Rudolph Wagner in Würzburg ließ sich für England ein
Patent ertheilen auf die Anwendung einer Lösung von Kupferoxydul-Ammoniak
(aus Kupfervitriol, unter-schwefligsaurem Natron und Salmiakgeist
dargestellt) zur Erzeugung von Silberspiegeln und zur
Herstellung von Anilin- und Rosanilinpräparaten.
Die Glasindustrie in England.
Dieser Industriezweig hat erst in den letzten zwanzig Jahren seinen jetzigen
Aufschwung erlangt. Vor 30 Jahren wurde noch keine einzige Glastafel im Lande
gemacht. Damals ließ Hr. Hartley die ersten Arbeiter aus
dem Auslande kommen, ohne jedoch die Glasfabrication früher als 1845 in Blüthe
bringen zu können, in welchem Jahre die Accise aufgehoben wurde.
Gegenwärtig exportirt England fast nach allen Welttheilen Glas. Es erzeugt
Großbritannien jährlich an Fensterglas 50 Millionen Quadratfuß, zu einem Gewicht von
eben so vielen Pfunden.
Man rechnet auf jeden Glashafen der Hütten jährlich 150000–160000 Quadratfuß
Glas. Die Fabrik der HHrn. Hartley, welche das Glas zum
Industriepalaste (600000 Quadratfuß ohne die Kuppeln) geliefert hat, kann allein jährlich 12 1/2 Millionen
Quadratfuß Glas erzeugen. (Bulletin de la
Société d'Encouragement, aus dem Journal of the Franklin Institute.)
Reinigung von Glasgefäßen.
Zur Reinigung von Glasgefäßen, welche durch Fette oder ätherische Oele, sowie Balsame
verunreinigt sind, empfiehlt Nathanson Buchweizen, oder
auch bloß dessen Schalen, welche man als Abfall bei der Bereitung der
Buchweizengrütze gewinnt. Bei Gefäßen, in denen dicke fettige Flüssigkeiten,
aufgelöste Harze und Firnisse enthalten waren, ist es rathsam, das an den Wänden vom
Inhalte kleben Gebliebene zuerst durch warmes Wasser zu erweichen. (Pharmaceutische
Zeitschrift für Rußland, 1862, S. 192.)
Oleo lavato.
Unter diesem Namen wurde mir vor Kurzem eine Flüssigkeit zur Untersuchung übergeben
mit dem Bemerken, daß dieselbe von einem Wormser Hause zu dem Preise von 21 bis 25
st. an inländische Tuchfabrikanten als vorzügliches Oel zum Einfetten der Wolle
empfohlen werde.
Die Flüssigkeit zeigt im Aeußeren Aehnlichkeit mit Oel, aber die Untersuchung ergab,
daß sie nichts anderes ist als sehr unreines Glycerin, das viel Kalk enthält, stark
alkalisch reagirt und deßhalb nur nachtheilig auf die Wolle einwirken kann, und dem
wahrscheinlich, um ihm einen ölartigen Geruch mitzutheilen, etwas Harzöl beigemengt
ist. Die Flüssigkeit läßt sich in jedem Verhältniß mit Wasser mengen, wodurch
Jedermann sehr einfach nachweisen kann, daß sie kein Oel ist. Th. Haas. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1863, Nr. 14.)
Reinigung thierischer Oele, bestimmt zu Maschinenschmiere
etc.; von W. Spencer.
Der Verfasser läßt 4 Pfd. Galläpfel in 120 Pfd. siedendes Wasser werfen, drei Stunden
unter zeitweisem Umrühren stehen, dann die Flüssigkeit coliren, mit 120 Pfd. des
Oeles mischen und das Ganze während eines Zeitraumes von 4 bis 6 Stunden durch Dampf
im Kochen erhalten. Dann gibt er 10 Unzen Schwefelsäure hinzu, worauf sämmtliche
albuminösen und schleimigen Theile sich niederschlagen. (Pharmaceutische Zeitung,
1863, Nr. 4.)
Färben der Schmuckfedern.
Die Schmuckfedernfärbekunst, ein besonderer Zweig der Färbekunst, bildet in manchen
Ländern einen nicht unbedeutenden Industriezweig, welcher durch die Einführung der
Anilinfarbe eine wesentliche Vervollkommnung erfahren
hat. Dem Färben der Federn geht stets ein vollständiges Reinigen und Bleichen
voraus, um die fettigen und farbigen Stoffe zu entfernen. Zu diesem Zwecke behandelt
man die Federn nach gehöriger Sortirung mit lauwarmem Seifenwasser, welches aus 2
Loth Seife auf 1 Pfund Wasser bereitet wird. Man läßt in diesem Bade die Federn so
lange liegen, bis die Seife völlig aufgenommen worden ist, und wiederholt noch
einmal diese Operation mit einem neuen Seifenbade. Dann werden die so gereinigten
Federn mehrmals mit Wasser gewaschen und mittelst schwefliger Säure, welche durch
das Verbrennen des Schwefels erzeugt wird, gebleicht. Nach dem Bleichen werden sie
gewaschen und getrocknet. Schwarz färbt man die Federn mit
Kupfer-Eisenvitriol, Alaun und Blauholzabkochung; Lila mittelst Orseille,
Indigocarmin und Alaun; Gelb in verschiedenen Nüancen mit Bleizucker und chromsaurem
Kali, oder auch mittelst Orlean in Potaschelauge gelöst; Grün mit Indigolösung und
Pikrinsäure; Blau mit Indigolösung und Alaun, oder mit salpetersaurem Eisenoxyd und
gelbem Blutlaugensalze, und Roth mit Cochenille oder mit Brasilienholz.
Am schönsten aber färbt man Roth, Violett und Blau mittelst der bekannten
Anilinfarben, die auf den Federn mit ebenso schönem Glanz haften, als auf Wolle und
Seide. Man hat dabei nichts weiter zu beobachten, als die gut gereinigten Federn in
das Anilinbad zu bringen, und dieselben so lange in dem etwas erwärmten Bade zu
lassen, bis sie vollständig gefärbt sind. Da jetzt die Anilinfarben, wie Roth,
Violett und Blau, in trocknem und reinem Zustande gefertigt werden, so muß man nun
das Farbebad mit Wasser zubereiten, den Farbstoff erst in etwas Alkohol lösen, und
dann mit Wasser verdünnen.
Außer den Anilinfarben werden auch in der Schmuckfederfärberei Safflorextract mit Pourpre français zu den mannichfaltigsten Nüancen
verwendet. Bei dem Färben dürfen die Bäder nicht zu heiß in Anwendung kommen, weil
sonst die Federn angegriffen werden.
Nach dem Färben müssen sie gewaschen, getrocknet und gekräuselt werden; letzteres
geschieht mittelst eines recht glatten Hornmessers. (Deutsche Industriezeitung,
1863, Nr. 13.)
Baumwollen-Production in Amerika.
Im Jahresbericht des königl. bayr. Consuls in Philadelphia pro 1862 – erstattet dem königl. bayr. Staatsministerium des
Handels und der öffentlichen Arbeiten – heißt es über Baumwolle, daß die
Ernte von 1862, welche unter gewöhnlichen Umständen aus mindestens 4,500,000 Ballen
à 300 Pfd. bestanden habe, Folge der Störung
des Krieges keinenfalls mehr wie 1,500,000 Ballen überreichen werde.
Die Ernte von 1860 wurde meistens vor Ausbruch der Revolution ausgeführt, so daß
schwerlich mehr wie 750,000 Ballen davon vorräthig sind. Im Jahr 1861 lieferte die
Ernte 2,275,000, wovon über 1,000,000 verbrannt, um zu verhüten, daß sie in die
Hände der Union fielen, was übrig, ist im Innern der Staaten gelagert worden und
meistens von Spekulanten geeignet. In Allem sind 50,000 Ballen nach Nassau
ausgeführt (in Blokade brechen). Dieses betrifft nicht Baumwolle von Georgia, North
und South-Carolina, welche Staaten von den Föderal-Truppen
eingeschlossen und besetzt sind. Es bleiben demnach im Lande und zur Verschiffung
bereit, sobald Friede hergestellt ist:
Uebriggeblieben von der Ernte 1860
750,000 Ballen
Nichtverbrannte Ernte von 1861
1,750,000 Ballen
Muthmaßliche Ernte von 1862
1,550,000 Ballen
––––––––––––––
Also in Allem an Baumwolle
4,050,000 Ballen.
(Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1863 S. 185.)