Titel: | Die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der internationalen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Conrector G. Delabar. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XIX., S. 81 |
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XIX.
Die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der
internationalen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Conrector
G. Delabar.
(Fortsetzung von S. 14 des vorhergehenden
Heftes.)
Delabar, über die Dampfmaschine und ihre Concurrenten auf der
Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862.
Nachdem ich im Vorhergehenden die verschiedenen, als Concurrenten der Dampfmaschinen
aufgetretenen neueren Motoren kurz zu beleuchten gesucht habe, komme ich nun dazu,
die Dampfmaschinen selbst näher ins Auge zu fassen, deren
Ueberlegenheit auf der letzten Industrie-Ausstellung in London so
augenscheinlich an den Tag gelegt worden ist. Zwar muß man zugeben, daß sie, so groß
auch ihre Zahl auf der Ausstellung war und so vollkommen sie auch im Allgemeinen
ausgeführt waren, nicht gerade viel wesentlich Neues oder
doch wenigstens keine epochemachenden Verbesserungen
aufgewiesen haben. Um so größer zeigte sich dagegen der Fortschritt hinsichtlich
ihrer Anordnung, Construction und Ausführung, in welcher Beziehung die meisten der ausgestellten
Dampfmaschinen in der That große Vollkommenheit
beurkundeten und mitunter auch sehr gute neue Gedanken
und Verbesserungen zeigten. Doch sehen wir nun, was die
Ausstellung dieser Maschinenabtheilung in dieser Beziehung besonders Interessantes
und Bemerkenswertes enthielt, und zwar 1) unter den stationären Dampfmaschinen, 2) unter den Schiffsdampfmaschinen, 3) unter den Dampfwagen
(Locomotiven) und unter den übrigen transportablen Dampfmaschinen (Locomobilen).
1. Die stationären
Dampfmaschinen.
Unter den stationären Dampfmaschinen, welche wir nun
zuerst einer kurzen Betrachtung unterziehen wollen, verdient vor Allem hervorgehoben
zu werden eine amerikanische Dampfmaschine, welche C. P.
Porter aus New-York ausgestellt hatte. Es war
dieß eine Hochdruck-Expansionsmaschine mit horizontaler Anordnung von 28
Pferdestärken bei nur 8 Zoll Cylinderdurchmesser und 24 Zoll Hub, die sich nicht nur dadurch
auszeichnete, daß sie sich mit großer Geschwindigkeit (150 Umdrehungen per Minute) bewegt und in Folge dessen verhältnißmäßig
geringe Dimensionen besitzt und zur Aufstellung entsprechend auch nur einen kleinen
Raum einnimmt, sondern auch dadurch, daß sie drei neue
werthvolle Erfindungen in sich vereinigte.
Die erste betrifft den neuen von Porter selbst erfundenen
Regulator, bei welchem die Centrifugalkraft durch die
Schwerkraft eine bessere Ausgleichung findet und die Regulirung der
Dampfeinströmungsklappe, resp. der Geschwindigkeit der Dampfmaschine auch besser von
Statten geht als bei dem gewöhnlichen Kugelregulator von Watt u.a. Zu diesem Behufe sind die Schwungkugeln kleiner und leichter,
und die Mittelachse ist zudem mit einem starken, birnförmigen Gegengewicht
versehen.Die nähere Beschreibung dieses Regulators sehe man in diesem Journal Bd. CLXVII S. 323. Dieser sehr zweckmäßige und empfehlenswerthe Regulator wurde von Porter auch für die Marinemaschinen angewandt, indem er
hierbei das Mittelgewicht durch eine auf der Achse sitzende und durch Arme mit den
Schwungkugeln in Verbindung stehende kräftige elastische Feder ersetzte.
Die andere Erfindung bezieht sich auf den von einem anderen Amerikaner, B. Richards von Hartford in Connecticut, erfundenen Indicator oder Dampfdruckanzeiger, bei dem ein Stift aus Neusilber den Dampfdruck im
Arbeitscylinder während des Hubes vor- und rückwärts selbst bei der oben
angegebenen großen Geschwindigkeit von 150 Umdrehungen per Minute auf ein präparirtes Papierblatt aufzeichnet, welches zu diesem
Behufe auf eine mit einer elastischen Feder versehene Rolle geschoben und mit dieser
durch eine Röhre in Verbindung mit dem Dampf des Cylinders gebracht wird.S. dieses Journal Bd. CLXVIII S.
82. Dieser Indicator zeigt gegen die früheren Constructionen von Watt, Field, Mac Naught, Combes, Norin, Clair u.a. bedeutende Verbesserungen und ist dabei kaum
zusammengesetzter als diese. Die Verbesserung besteht vorzugsweise in der Anwendung
sehr leicht beweglicher Theile, in Verbindung mit einer verhältnißmäßig kurzen und
deßhalb steifen elastischen Feder. Außerdem ist aber auch die Vergrößerung der
Stiftbewegung durch einen Hebel dritter Art, sowie die Geradführung des Stiftes
mittelst einer geeigneten Parallelvorrichtung als eine wesentliche Verbesserung zu
betrachten.Ich benütze hier zugleich die Gelegenheit, auf die kürzlich erschienene
vortreffliche Schrift: „der Indicator“ von J. Völkers aufmerksam zu machen, worin Jeder, der sich für
den Gegenstand interessirt, eine sehr gute „Anleitung zum Gebrauch
des Indicators bei der Prüfung der Dampfmaschinen und zur Ermittelung
des Kraftbedarfs von Arbeitsmaschinen“ findet.
Da es bei dem jetzigen Stande des Dampfmaschinenwesens ein wirkliches Bedürfniß ist,
die mechanische Arbeit genau zu kennen, welche eine gegebene Dampfmaschine zu
leisten im Stande ist, so wird man gewiß ein Instrument wie Richards' Indicator, das geeignet ist, die auf den Kolben einer
Dampfmaschine während der Bewegung ausgeübte mechanische Arbeit zu messen und zu
registriren, mit Freude begrüßen. Wir zweifeln deßhalb auch gar nicht, daß dieser
Indicator wohl bald, namentlich bei den schnell laufenden Dampfmaschinen, in
allgemeine Aufnahme kommen wird.
Die dritte dieser Erfindungen ist das Werk eines einfachen Mechanikers, John Allen aus New-York, nach welchem auch die Maschine
benannt ist, und besteht darin, daß der Vertheilungs- und Expansionsschieber
auf eine neue und, wie mir scheint, sehr zweckmäßige Weise angeordnet sind und daß
alle Steuerungsbewegungen von einem einzigen Excentric ausgehen und zwar in der Art,
daß der Einlaßschieber vor- und rückwärts vom Regulator regulirt, der
Auslaßschieber aber stets mit derselben Geschwindigkeit bewegt wird.S. dieses Journal Bd. CLXVII S.
321.
Alle diese drei Erfindungen haben sich ausgezeichnet bewährt, und sind darum auch von
der Jury einzeln mit Preismedaillen beehrt worden.
Diese Maschine lieferte demnach das seltene Beispiel, daß sie drei Medaillen auf sich vereinigte.Mir ist überhaupt sonst keine andere Maschine der Ausstellung bekannt
geworden, die eine solch dreifache Auszeichnung
erlangt hätte. Dagegen gereicht es mir zum Vergnügen, hier ein noch
sprechenderes Beispiel von Auszeichnung notiren zu können, die einem
deutschen Aussteller, Hrn. Fr. Krupp in Essen, zu
Theil wurde, indem diesem um die Gußstahlfabrication so sehr verdienten
Manne in fünf verschiedenen Classen die
Preismedaille zuerkannt worden ist. Sie hat diese aber auch wirklich verdient; denn sie war unstreitig eine der
wichtigsten und interessantesten Maschinen der ganzen Ausstellung. Die Arbeit zeigte
zwar nicht den englischen „finish,“
dafür aber durchaus den Charakter der Zweckmäßigkeit und der praktischen
Brauchbarkeit. Sie soll, bevor sie in der Ausstellung aufgestellt und in Bewegung
gesetzt worden ist, aus Mangel an Zeit nie vorher montirt und probirt worden seyn.
Und doch zeigte sie in ihrer Bewegung eine solche Regelmäßigkeit und Sicherheit, wie
kaum eine andere Maschine der Ausstellung. Das Fundament oder die Bodenplatte der
Maschine, etwas eigenthümlich gestaltet, aber dem Bedürfniß gut angepaßt, wiegt bloß 13 Ctr. Im gleichen
Verhältniß sind auch, wie bereits bemerkt, die übrigen Theile derselben schwächer
und leichter gehalten, als dieß gewöhnlich bei anderen Maschinen von gleicher
Leistung der Fall ist. Kurz, diese amerikanische Dampfmaschine war eine von
denjenigen Maschinen, an welchen die europäischen Mechaniker und Constructeure noch
Vieles lernen konnten.
Im Weitern verdienen namentlich auch die beiden deutschen
Maschinen, welche von der vereinigten
Hamburg-Magdeburger Dampfschifffahrts-Gesellschaft zu Buckau
einerseits und von der Wilhelmshütte zu Sprottau bei
Liegnitz in Schlesien andererseits ausgestellt worden waren, der besonderen
Erwähnung. Beide waren ebenfalls Hochdruck-Expansionsmaschinen ohne
Condensation und mit horizontaler Anordnung nach dem System des Amerikaners Corliß,S. dessen Beschreibung in diesem Journal Bd. CLXI S. 321. wobei die Expansionssteuerung aus vier Drehschiebern (Kreisschiebern)
besteht, deren Bewegung zum Einlassen und Ausströmen des Dampfes mittelst vier
Zugstangen von einer Scheibe aus erfolgt, welche ihrerseits durch die Schubstange
eines gewöhnlichen Excentrics ihre hin- und hergehende Drehbewegung um ihre
horizontale Mittelpunktsachse erhält, und wobei zugleich jene Schieber mit dem
Centrifugalpendel in Verbindung stehen und von ihm aus rasch und sicher regulirt
werden. Dazu ist die letztere dieser beiden Maschinen mit einem Porter'schen Regulator und die andere mit einer
Modification desselben – mit größeren Schwungkugeln und ohne besonderes
Mittelgewicht – versehen. Jene war eine Maschine von 20 und diese eine von 30
Pferdestärken, und beide gehörten, was die Construction und Ausführung betrifft,
jedenfalls zu den schönsten und werthvollsten Dampfmaschinen der Ausstellung. Beide
wurden darum auch mit der Preismedaille ausgezeichnet.
Ihnen schloß sich würdig an eine verticale Balanciermaschine nach dem Woolf'schen System von 30 Pferdestärken, welche Egells in Berlin ausgestellt hatte. Ihr Aussehen war zwar
etwas schwerfällig, aber nichtsdestoweniger zeichnete sie sich sowohl durch eine
wohl durchdachte Anordnung als durch gute und solide Arbeit aus. Sie wurde deßhalb
ebenfalls mit der Preismedaille beehrt.
Weniger glücklich waren einige andere deutsche Aussteller und darunter selbst die k.
k. Maschinenfabrik von H. D. Schmid zu Simmering bei
Wien, welche unter anderen Ausstellungsgegenständen eine horizontale Dampfmaschine
ausgestellt hatte, die mit sammt jenen allerdings nicht ausreichte, um von diesem
großartigen Etablissement einen richtigen Begriff zu geben.
Dagegen concurrirte wieder mit gutem Erfolg auch in dieser Maschinenabtheilung wie in
einigen anderen das rühmlichst bekannte Etablissement von R. Hartmann in Chemnitz mit seiner ausgestellten, für Expansion und
Condensation eingerichteten horizontalen Hochdruckmaschine von 20 Pferdestärken.
Ganz besonders zeichneten sich auch Schäffer und Budenberg in Buckau und Magdeburg mit ihrer prachtvollen
Ausstellung der verschiedensten Dampfmaschinen-
und Dampfkessel-Ausrüstungsgegenstände aus. Seit
einiger Zeit hat dieses rühmlichst bekannte und immer mehr aufblühende
Etablissement, welches seine Fabricate nach allen Theilen der Welt versendet, auch
eine Filiale in Manchester, was wohl am besten beweist,
daß es in diesem speciellen Zweige der Dampfmaschinen-Technik selbst die
englische Concurrenz nicht zu fürchten hat. Dessen Manometer, Hubzähler etc. sind
darum auch überall, wo es Dampfmaschinen gibt, sehr wohl bekannt.S. dieses Journal Bd. CXLIII S.
403.
Ebenso waren die schwedischen und norwegischen Maschinenfabriken in diesem Zweige der Maschinenausstellung
sehr würdig vertreten. Vier davon wurden darum auch mit der Preismedaille
ausgezeichnet. Es waren dieß eine Hochdruckmaschine mit Expansion von 6
Pferdestärken aus der Maschinenwerkstätte von Aker in
Christiania, eine andere aus der Werkstätte der königl.
Flotte zu Horten, sodann ein Modell einer Gebläsemaschine von J. Holmgren in Sala und vor Allem eine Marinemaschine von 60
Pferdestärken aus den Werkstätten von A. W. FrestadiusFrestedius in Bergsund bei Stockholm, auf die ich später nochmals zurückkommen werde.
Eine neue Anordnung zeigte ferner eine kleine oscillirende Hochdruckdampfmaschine
von 3 Pferdestärken in Segmentform, welche von Lindahl
und Runer aus Gefle ausgestellt worden war. Dieselbe
arbeitete gut und dürfte namentlich mit Rücksicht auf das kleine Raumerforderniß für
Kleingewerbe zu empfehlen seyn.
Das größte Interesse unter den verschiedenen Maschinen der schwedischen Abtheilung
bot aber die direct rotirende Dampfmaschine von C. Scheutz in Stockholm, welcher sich mit seinem Vater schon
bei der internationalen Industrie-Ausstellung in Paris 1855 durch eine
vortreffliche Rechenmaschine berühmt gemacht hatte.
Bekanntlich hatte schon Watt es versucht, dem Dampf durch
eine direct rotirende
Maschine seine Kraft abzugewinnen. Und seitdem sind zur Realisirung dieses Zweckes
unzählige Versuche wiederholt worden. Bis auf die neueste Zeit hat indessen dieses
allerdings mit bedeutenden Schwierigkeiten verbundene Problem keine genügende Lösung
gefunden. Von den verschiedenen, auf der letzten allgemeinen
Industrie-Ausstellung in London erschienenen Maschinen dieser Art, wie unter
allen bis jetzt bekannt gewordenen rotirenden Maschinen überhaupt, darf nun aber die
erwähnte Maschine von Scheutz unbedingt als die
vollkommenste bezeichnet werden. Und in der That verdient ihre Anordnung alle
Beachtung. Sie zeigte im Vergleich mit den bisherigen Versuchen eine ganz neue,
originelle Construction. Die bemerkenswertheste Eigenthümlichkeit besteht in der
Anwendung eines etwas conisch geformten Cylinders und Stempels statt der sonst
üblichen cylindrischen Form dieser Theile; sowie darin, daß der Dampf continuirlich
auf zwei entgegengesetzte oder auch mehrere radial gestellte, durch elastische
Federn von Innen nach Außen an den Cylindermantel dicht angedrückte Rippen oder
Schaufeln des Kolbens wirkt, und dadurch diesem und der damit verbundenen Welle eine
unmittelbar rotirende oder drehende Bewegung ertheilt. Durch diese, gegen früher
wesentlich modificirte Einrichtung ist es Hrn. Scheutz
gelungen, die Schwierigkeiten, an welchen alle bisherigen Versuche scheiterten, zu
beseitigen, und damit die Maschine vor der schnellen Abnützung und dem davon
herrührenden unsicheren Gang zu bewahren.Eine nähere Beschreibung dieser interessanten Maschine findet man in diesem
Journal Bd. CLXI S. 401.
Den Nutzeffect, welchen diese direct rotirende Maschine gibt, kenne ich freilich
nicht, vermuthe aber, daß er sich noch nicht besonders günstig stellen wird, wegen
dem Reibungswiderstand, der bei solchen Maschinen begreiflich immer mehr oder
weniger groß ausfällt. Ob dieser oder irgend ein anderer ungünstiger Grund Schuld
war, daß diese nach meinem Dafürhalten jedenfalls einen bedeutenden Fortschritt
kundgebende Maschine von der Jury nur die Ehrenerwähnung und nicht die Preismedaille
erhielt, konnte ich nicht erfahren. Dagegen habe ich von Hrn. Scheutz selbst gehört, daß dieselbe bereits in mehreren Exemplaren von
verschiedener Größe bis zu 7 Pferdestärken, namentlich für kleinere Dampfboote,
gebaut worden sey. Ich wünsche von Herzen, daß die Schwierigkeiten, welche der
allgemeinen Einführung dieser Maschine noch entgegenstehen, recht bald beseitigt
werden möchten.
Im Ferneren zog eine Gebläsemaschine im belgischen
Departement die
Aufmerksamkeit der Besucher nicht wenig auf sich. Es war eine horizontal und
doppelt, d.h. mit zwei Cylindern angeordnete Maschine von 200 Pferdestärken, welche
ein mächtiges, rotirendes Luftgebläse in Bewegung setzte. Der Erfinder und
Patentinhaber, C. Fosse, wie der Constructeur und
Erbauer, L. Perard in Lüttich sind verdientermaßen mit
Preismedaillen bedacht worden.
Daneben waren auch die Zeichnungen, sammt Beschreibung einer neuen Anwendung des Woolf'schen Princips auf horizontale Dampfmaschinen zu
sehen, welche De Landsheer in Brüssel ausgestellt hatte,
und für welche er von der Jury mit einer Medaille beehrt worden ist.
Von zwei anderen belgischen Ausstellern, J. F. Cail, A.
Hallot u. Comp. in Brüssel
und J. D. Houget und C. Teston
in Verviers, waren außerdem gute transportable Dampfmaschinen und Locomobilen
vorhanden.
Unter den französischen Ausstellern dieser Abtheilung
waren es namentlich J. F. Cail und Comp., und H. Lecouteux in Paris, Farcot und Söhne in Port St.
Quen, J. A. Quillacq in Anzin, Bréval, und Laurens und Thomas in Paris, welche sich durch ihre eingeschickten
Dampfmaschinen der verschiedenen Systeme auszeichneten.
Cail stellte unter Anderm eine sehr hübsche
Verticalmaschine mit Hochdruck und kurzer Führung, und eine nicht minder schöne
transportable Dampfmaschine mit horizontaler Anordnung als Locomobile aus, die sich,
wie alle übrigen Ausstellungsgegenstände dieses Hauses, so namentlich eine
Münzpresse und eine ganze Reihe zusammengehöriger Apparate für die
Zuckerfabrication, nicht sowohl durch ihre Neuheit und Originalität, als vielmehr
durch ihre große Vollkommenheit in der Ausführung und ihre praktische Anordnung in
der Construction charakterisirten. Den angeführten Maschinen dieses Hauses dürfte
darum wohl unter den französischen Ausstellern der erste Preis zuerkannt werden.
Denselben schloß sich würdig an die Condensationsmaschine von Farcot mit liegenden Cylindern und einem diesem Hause patentirten
modificirten Franke'schen Regulator. Letzterer hat
ebenfalls, wie der parabolische von Franke, den Zweck,
die Geschwindigkeit der Maschine möglichst gleichförmig zu erhalten. Zur
Verringerung der nachtheiligen Reibung, welche die gleitende Bewegung der Rollen, an
welchen die Schwungkugeln hängen, über den festen Parabelbogen mit sich bringt,
greifen die Constructeure dieses Hauses wieder zu einem ideellen Kreisbogen, der dem
Parabelbogen möglichst nahe kommt und geben den Kugelarmen, um diese Bedingung zu
erfüllen, eine eigenthümliche gekreuzte Stellung, so daß jede Kugel, oder vielmehr ihr
Mittelpunkt, bei der Bewegung die eine Hälfte jenes Kreisbogens beschreibt.Die nähere Beschreibung dieses Regulators s. in diesem Journal Bd. CLX S. 243.
Lecouteux hatte ebenfalls eine horizontale
Condensationsmaschine mit langem Hub ausgestellt, welche in der Ausstellung jedoch
ohne Condensation arbeitete und, ohne sich gerade in dem einen oder anderen Punkte
besonders auszuzeichnen, auf jeden Sachkenner einen sehr günstigen Eindruck machte.
Sie war zugleich mit dem neuen Selbstöler von Leon Amenc in Clermont-Ferrand versehen, womit eine
nicht unbeträchtliche Kraftersparniß erzielt werden soll. Wenn man erwägt, daß der
Effectverlust durch Reibung bei mangelhafter, schlechter Schmierung 20 bis 30 und
noch mehr Procente des Gesammteffectes der Maschine betragen kann, während er bei
guter, sorgfältiger Oelung nur etwa 5–6 Procent des Gesammteffectes beträgt,
so begreift man, von welcher Wichtigkeit für jede Maschine ein guter Schmierapparat
ist und namentlich ein solcher, der das Schmieren selbstthätig verrichtet. Der
Selbstöler von Amenc, welcher indessen, beiläufig
bemerkt, nicht mehr ganz neu ist, da er schon bei der internationalen
Industrie-Ausstellung in Paris 1855 zu sehen war und damals auch eine
Ehrenerwähnung erhielt, die ihm nun auch wieder bei der Ausstellung in London zu
Theil geworden ist, soll, den damit vorgenommenen Versuchen zufolge, unter Anwendung
eines guten Oeles 15 bis 25 Procent der mechanischen Gesammtarbeit, welche sonst
durch Reibung verloren giengen, ersparen. Seine Einrichtung besteht darin, daß das
Oel mittelst einer kleinen Pumpe in die Höhe gehoben wird, welche in der auf dem
Wellenlager aufgesetzten Schmierbüchse angebracht ist und mittelst einem Gestänge
durch einen Daumen von der Treibwelle aus in Bewegung gesetzt wird; ein gewisser,
der guten Schmierung angepaßter Theil des gehobenen Oeles gelangt durch eine
eigenthümliche, sehr sinnreiche Vorrichtung von dem etwas geneigten Ausflußröhrchen
tropfenweise in ein stehendes, bis zur Welle herabreichendes Röhrchen, während das
überflüssige Oel wieder in die Büchse herabfällt. Da ohne Zeichnung das völlige
Verständniß kaum möglich ist, so behalte ich mir vor, von diesem sehr zu
empfehlenden automatischen Schmierapparat später eine specielle Beschreibung nebst
Zeichnung folgen zu lassen.
Lecouteux stellte überdieß die Zeichnungen einer
stehenden Verticalmaschine mit zwei Cylindern nach Woolf'schem Princip aus. Dieselbe kann als ein Beispiel der von ihm, sowie von Lacroix und Sohn, Scott und
Powell in Rouen und CasalissCarolis in St. Quentin so vielfältig ausgeführten und von den Spinnern der
nördlichen französischen Departements so sehr gesuchten und beliebten Woolf'schen Verticalmaschinen gelten, die sich nicht nur
durch ihren bewunderungswürdigen ruhigen, leichten und gleichförmigen Gang, sondern
ebensosehr auch durch ihren günstigen Nutzeffect bezüglich des
Brennmaterialverbrauchs auszeichnen. Diese nach den vorliegenden Zeichnungen
ausgeführten Maschinen sollen nach den damit vorgenommenen Versuchen nicht mehr als
1 1/2 Kilogr. Steinkohlen per Stunde und Pferdestärke
consumiren – ein Resultat, welches das gewöhnliche der meisten Dampfmaschinen
weit übertrifft. Die erwähnte Farcot'sche Maschine,
welche unter den horizontalen Dampfmaschinen als ein gutes Beispiel der Maschinen
mit verhältnißmäßig geringem Brennmaterialverbrauch angeführt werden kann, consumirt
noch immer 1,5 bis 2 Kilogr. Steinkohlen per Stunde und
Pferdestärke.
Als eine sonderbare Curiosität mag hier auch noch die kleine oscillirende
Dampfmaschine vom Prinzen Polignac erwähnt werden, deren
Cylinder, sammt Kolben, nach einem Kreisbogen geformt ist, in welchem zugleich der
Hub vor sich geht und voll welchem die Dampfkraft mittelst geeigneter Treibstangen
auf die im Mittelpunkt des Kreisbogens befindliche Treibachse übertragen wird.S. dieses Journal Bd. CLXVI S.
446.
Bevor ich die französische Abtheilung dieser Classe verlasse, möchte ich wenigstens
noch ganz kurz auf die ausgezeichneten Leistungen voll C. Bourdon, L. J. F. Debordes, H. Flaud, A. Hadiard und P. F.
Joly und J. Zambeaux
hinweisen, von denen die beiden ersteren unter anderen Gegenständen ihre bekannten
vortrefflichen Manometer, der andere die in neuester Zeit
so berühmt gewordenen Giffard'schen Injectors oder Dampfstrahlpumpen, die folgenden
ihren mit Erfolg angewendeten Kessel mit überhitztem Dampf und der letztere seinen neuen
hinsichtlich der Verdampfungsfähigkeit ebenfalls relativ gut bewährten verticalen Röhrenkessel ausgestellt hatten und dafür auch
mit einem Preise bedacht wurden. Was den zuletzt angeführten stehenden Kessel von Zambeaux
S. dieses Journal Bd. CXXXVII S.
241. betrifft, so darf die erlangte Auszeichnung jedoch nicht mißverstanden und
so aufgefaßt werden, als habe die Jury damit neben der Construction an und für sich
auch das Constructionssystem anerkennen und zur Nachahmung ermuthigen wollen, was doch
wohl schwerlich der Fall gewesen seyn würde, indem solche Kessel bekanntlich den
Uebelstand haben, daß sie stets feuchten Dampf liefern
und daher immer nur in besonderen Fällen, wo es an Raum für einen liegenden Kessel
gebricht, wie z.B. bei Dampffeuerspritzen, Dampfkrahnen etc., zu empfehlen seyn
dürften.Es mag hier noch besonders bemerkt werden, daß bei dem von der Mülhauser
Industriegesellschaft für das Jahr 1859 ausgeschriebenen Concurs der in Rede
stehende Kessel von Zambeaux, mit noch zwei
anderen Röhrenkesseln für stehende Maschinen (der eine von Molinos und Pronnier
in Paris und der andere von ProuvoustPronvoust in Lille), die Bedingung des Programms, wornach sie mindestens mit
5 Atmosphären Spannung arbeiten und wenigstens 7 1/2 Kilogr. Wasser von
0° pro Kilogramm Steinkohle von mittlerer
Qualität verdampfen sollten, zwar erfüllte, aber, weil zu jenen Kesseln
gehörig, die feuchten Dampf liefern, den Preis
doch nicht erhalten konnte.
Endlich bleibt mir nur noch übrig, die Dampfmaschinen,
welche Großbritannien selbst zur Ausstellung von 1862
gebracht hatte, einer kurzen Betrachtung zu unterziehen.
Bei der außerordentlich zahlreichen Betheiligung dieses Landes – unter den 358
Ausstellern dieser Classe hatten über 50 allein stationäre Dampfmaschinen
ausgestellt – ist eine vollständige und specielle Aufzählung und Besprechung
der einzelnen ausgestellten Maschinen aber noch weniger möglich als bei den übrigen
in diesem Zweige des Maschinenbaues verhältnißmäßig nur schwach vertreten gewesenen
Nationen, und ich sehe mich daher um so mehr genöthigt, mich nur auf einige kurze
Bemerkungen über die das meiste Interesse darbietenden Neuerungen und Verbesserungen
der ausgestellten Maschinen einzulassen.
Unter den Verticalmaschinen mit Balancier, die in der neueren Zeit nur noch bei den schwereren
Niederdruck- und Condensationsmaschinen angewendet werden, ist zunächst eine
doppelt angeordnete Gebläsemaschine von 90 Pferdestärken hervorzuheben, welche die
Lilleshall Company in Shiffnal (Shropshire)
ausgestellt hatte. Dieselbe bildete eines der größten und imponirendsten Stücke
unter den stationären Dampfmaschinen der Ausstellung und zeigte zugleich eine
Vollendung der Arbeit, wie sie eben nur bei englischen Maschinen angetroffen wird.
Die beiden Dampfcylinder hatten einen Durchmesser von 20 Zoll und einen Hub von 4
1/2 Fuß, die beiden Windcylinder dagegen einen Durchmesser von 44 Zoll und den
gleichen Hub. Die Kolbenstangen mit ihren Parallel-Geradführungen sind darum
auch auf jeder Seite und für jede Maschine in gleicher Entfernung von der
Haupttraverse oder Querachse am Balancier angehängt. Zur leichteren und freieren
Aufnahme der Treibstangen und überhaupt zur größeren Raumersparniß sind die Enden der Waagbalken
auf Seite der Dampfcylinder verlängert und in Form von einem Rhinoceroshorn aufwärts
gebogen. Es ist dieß eine Eigenthümlichkeit, welche ihrem Zwecke entsprechen mag;
aber zur Zierde gereicht sie der Maschine keineswegs. Nachahmungswürdiger ist
dagegen die weitere Eigenthümlichkeit, wornach die ganze Maschine auf einem soliden
und geschmackvollen eisernen Rahmengestell angebracht und
fundamentirt war. Denn diese Art der Fundamentirung dürfte nicht nur solider und
stabiler, sondern überdieß auch nicht so kostspielig seyn als ein aus Stein
gefertigter Unterbau. Auch die Neuerung, welche an den Treibstangen angebracht war
und darin besteht, daß sie zur besseren Versteifung aus hartem Holz mit starken
schmiedeeisernen Beschlägen gefertigt sind, dürfte bei so großen Dimensionen zu
empfehlen seyn.
Von besonderem Interesse war auch das von Harvey und Comp. in Hayle ausgestellte, höchst instructive Modell
ihrer vortrefflichen einfachwirkenden Wasserschöpf- und Pumpmaschinen
gleichen Systems, wie sie in den Londoner Wasserwerken vielfältig und mit sehr gutem
Erfolge im Gebrauche sind.
Eine vorzügliche Balancier-Dampfmaschine, in Verbindung mit einem
vollständigen Assortiment der zur Zuckerfabrication verwendeten Maschinen, hatten
ferner Faucett, Preston und Comp. in Liverpool ausgestellt. Dieselbe arbeitete mit Hochdruck und ohne
Condensation, und ist von jener bewährten Construction, wie sie von diesem berühmten
Hause zum Betriebe der Zuckerrohrmühlen auf Cuba und anderen westindischen Inseln in
mehreren Hunderten von verschiedener Größe vorkommt.
Die beiden Etablissements von Mirlees und Pait und M'Onie in Glasgow
hatten ebenfalls verschiedene Zuckerrohrmühlen und stehende Dampfmaschinen zum
Betriebe derselben ausgestellt, welche zwar sehr schön ausgeführt waren, aber sich
nicht gerade durch neue Constructionen auszeichneten.
Als eine besondere Art der Balanciermaschinen mag hier auch noch die Dampfmaschine
von Wilkins in Norwich erwähnt werden, welche sich
dadurch auszeichnete, daß der Balancier – wie bei dem Evans'schen Balancier – keinen festen Stützpunkt besitzt, indem das
eine, dem Kolben entgegengesetzte Ende an einem oscillirenden Gestell aufgehängt
ist.
Verschiedene gute Verticalmaschinen ohne Balancier waren von Carrett, Marshall und Comp. in Leeds vorhanden.
Darunter zeichnete sich besonders eine Maschine in Form eines symmetrischen Dampfhammers mit Expansionsschieber und Kreuzkopfführung
aus, wenn auch nicht gerade durch ein leichtes, gefälliges Aussehen, so doch durch
ihren stabilen Stand und große Dauerhaftigkeit, wie durch ihre einfache und praktische Anordnung. Diese
Firma ist namentlich auch für directwirkende Dampfpumpen
berühmt, von welchen mehrere ausgestellt waren. So eine sogenannte donkey engine zur Speisung von stationären Kesseln, 700
Gallons per Stunde liefernd; eine andere zur Speisung
von Locomotiv- und Marinekesseln, von wenigstens derselben
Leistungsfähigkeit; und eine dritte beträchtlich größere, geeignet als stationäre
Feuerspritze angewendet werden zu können, 10,000 Gallons per Stunde liefernd, und stark genug dieses Wasserquantum 125 Fuß hoch zu
heben.
Eine kleine Verticalmaschine von nur 2 1/2 Pferdestärken, mit Hochdruck arbeitend,
hatten Bellis und Jenkins aus
Birmingham geschickt. Dieselbe zeigte ebenfalls in der Anordnung und in den
Arbeitstheilen Eigenthümlichkeiten und war, wenn auch nicht besonders gefällig ins
Auge fallend, gleichwohl nicht ohne Verdienst und dürfte ihrer Solidität und
Dauerhaftigkeit wegen namentlich für harte und rauhe Arbeit und anhaltend strengen
Gebrauch zu empfehlen seyn.
Erwähnt zu werden verdienen hier auch noch die sehr gut ausgeführten Dampfkrahnen von Thomas Worsdell in Birmingham, welche auf Rollwagen angebracht und vorzüglich für
den Eisenbahndienst bestimmt waren. Deßgleichen eine Dampframme und eine Dampfwinde von Sissons und White in Hüll;
sowie eine Dampfwinde und verschiedene Dampfpumpen von Taylor und Comp. in Birkenhead, wie wie sie gegenwärtig zum Verladen
und Entladen der Schiffswaaren in so ausgedehntem Gebrauche sind. Solche
Schiffswinden in vorzüglicher Qualität, versehen mit Robertson's Patent-Bremsvorrichtung, hatte namentlich auch die Patent frictional gearing Company in Glasgow
ausgestellt. Die Cylinder dieser Maschinen haben ungefähr 5 bis 6 Zoll Durchmesser
und 10 bis 12 Zoll Hub.
Bei weitem am zahlreichsten waren auch in der englischen Abtheilung die Horizontalmaschinen vertreten. Darunter zeichnete sich
zunächst eine Dampfmaschine von Barren, Exall und Andrews in Reading aus. Es war dieß eine doppelcylindrige
Hochdruckmaschine mit Expansion und Condensation von 30 Pferdestärken, guter
Anordnung, einfacher Construction und sehr guter Arbeit, die sich namentlich auch
durch billigen Preis und einen verhältnißmäßig kleinen
Brennmaterial-Verbrauch (der nicht über 2 1/2 Pfd. gute Steinkohlen per Stunde und IndicatorpferdestärkeMan merke aber wohl, daß die Indicatorpferdestärke
immer viel kleiner als eine wirkliche
Pferdestärke ist. betrage) empfehlen dürfte.
Eine ähnliche, aber hinsichtlich der Placirung etwas weniger compact zusammengefaßte
Horizontalmaschine mit zwei Woolf'schen Cylindern, einem
Schieberventil und einem Condensator, sonst ein schönes und preiswürdiges
Arbeitsstück, hatten auch die oben erwähnten Constructeure Carrett, Marshall und Comp. ausgestellt.
Von sehr guter Anordnung und Ausführung war ferner die 4pferdige horizontale
Hochdruckmaschine von Bellhouse und Comp. in Manchester. Besondere Erwähnung verdient auch die hübsche
6pferdige horizontale Hochdruckmaschine von Powis und Comp. in London, eine Maschine, welche in allen Details
auf das sorgfältigste ausgeführt und zum Betriebe der vom gleichen Hause
ausgestellten Werkzeugmaschinen benutzt war. Ebenso eine 15pferdige
Horizontalmaschine von Ransomes und Sims in Ipswich, welche außerdem eine 5pferdige Dampfwinde und drei
ausgezeichnete Locomobilen, eine gewöhnliche eincylindrige 8pferdige, eine besonders
schöne zweicylindrige 20pferdige und eine dritte mit Biddell's und Balk's Patentkessel versehene
Locomobile unter ihren vielen übrigen landwirtschaftlichen Maschinen ausgestellt
hatten. Sämmtliche Gegenstände zeigten jene Vollkommenheit, wie sie dieses berühmte
Haus auch schon bei früheren ähnlichen Anlässen kundgegeben hatte.
Dasselbe Lob verdiente auch die Ausstellung von Tennant
und Comp. in Edinburgh, worunter namentlich einige sehr
sauber ausgearbeitete kleine Horizontalmaschinen, sowie einige ihrer besonders
hübsch gebauten transportablen verticalen Hochdruckmaschinen mit verbundenem Kessel
sich auszeichneten. Zwei gute horizontale Hochdruckmaschinen und außerdem zwei
Locomobilen in verschiedener Größe hatten auch Clayton,
Shuttleworth und Comp. in Lincoln, eine alt
berühmte FirmaDieselbe liefert nurnun an Locomobilen täglich wenigstens 2 Stück!, namentlich für landwirtschaftliche Maschinen, ausgestellt. Diese wurden
zugleich benutzt zum Betriebe der Pumpen, welche das Wasser für die Ausstellung, die
Fontainen und den westlichen Annex lieferten.
Von besonderem Interesse war sodann die Condensationsmaschine von W. May u. Comp. aus Birmingham.
Dieselbe war nach dem Woolf'schen Princip mit zwei
Cylindern und horizontaler Anordnung gebaut, und mit einem sogenannten Oberflächen-Condensator
S. dieses Journal Bd. CLX S. 421. versehen. Letzterer besteht aus einer Reihe horizontaler Röhren, in welchen
der Dampf, nachdem er gearbeitet hat, durch die Abkühlung derselben mit dem sie
umgebenden kalten Wasser an deren Oberfläche condensirt oder niedergeschlagen wird.
Diese Art der Condensatoren sind bis jetzt weniger für stehende, dagegen mehr für
Schiffsmaschinen angewendet worden, für welche sie auch von besonderer Wichtigkeit
sind, indem dabei das Condensationswasser des Dampfes mit dem Kühlungswasser des
salzigen Meeres gar nicht in Berührung kommt und daher auch immer wieder, ohne von
diesem verunreinigt zu seyn, zur Speisung des Dampfkessels ohne Nachtheil verwendet
werden kann, während, wenn das salzige Meerwasser als
Injectionswasser gebraucht wird, das auf diese Weise erhaltene und zur weiteren
Speisung des Kessels benutzte Condensationswasser die Kesselwand bald mit einer
Salzablagerung überzieht, welche der Verdampfung des Wassers sehr hinderlich wird.
Aus diesem Grunde wird daher diese zuerst von Samuel Hall
und F. und E. Humphrys eingeführte
Oberflächencondensation in neuerer Zeit immer mehr bei den Marinemaschinen in
Anwendung gebracht. Um auf diesem Wege eine rasche und kräftige Condensation zu
bewirken, erfordert es jedoch eine sehr große Abkühlungsfläche. Deßhalb wurde die
Oberflächencondensation bis jetzt bei den Landmaschinen nur sehr selten angewendet.
Welche besondere Gründe die Constructeure im vorliegenden Falle für die Wahl eines
Oberflächencondensators bei der erwähnten stationären Maschine gehabt haben mögen,
konnte ich nicht erfahren.
Diese Maschine zeichnete sich überdieß dadurch aus, daß sie mit überhitztem Dampf und ziemlich weit getriebener
Expansion arbeitet, und auf diese Weise den Dampf zu sparen und besser auszunutzen
sucht, abgesehen davon, daß sie auch hinsichtlich der gut angeordneten und
wohlgewählten Formen der einzelnen Theile als ein Meisterwerk bezeichnet werden
darf. Daß indessen die Luft- und Speisepumpe, entgegen der im Uebrigen
durchgeführten horizontalen Anordnung vertical angeordnet sind, ist auffallend und
jedenfalls nicht gerade durch das Moment der Nothwendigkeit motivirt; denn dieselben
ließen sich ohne Schwierigkeit auch horizontal anordnen.
Eine äußerst hübsch angeordnete und wohldurchdachte Horizontalmaschine hatte ferner
F. O. Ward in London ausgestellt. Dieselbe ist zum
Betriebe von 4 Pumpen für hydraulische Pressen bestimmt und wurde unter des
Erfinders Patent von Wren und Hopkinson in Manchester ausgeführt.
Von eigenthümlicher Einrichtung war eine Maschine von Whitmore und Sohn in Wickham Market. Dieselbe
war zum directen Betrieb einer Kornmühle angeordnet, wobei der Cylinder mit der
Kolben- und Kurbelstange, sowie das Schwungrad, welches in der Bodenplatte
angebracht ist, über dieser horizontal placirt sind, während die Kurbelwelle, von welcher die
Triebkraft mittelst Rollen- und Riementrieb auf die Läufersteine übergetragen
wird, in verticaler Lage sich befindet. Im Uebrigen war die Arbeit gut und die
Construction einfach und bequem.
Von ebenfalls neuer Construction war eine Maschine von Bunnett und Comp. Die Dampfcylinder derselben
sind ersetzt durch gekrümmte Kammern von rechteckigem Querschnitt und die Kolben
durch oscillirende Scheiben von entsprechender Gestalt; die Dampfvertheilung ist
durch Gleitschieber ähnlich wie bei den gewöhnlichen Horizontalmaschinen
bewerkstelligt; und die Uebertragung der Bewegung auf die Treibstange und Treibwelle
ist durch gekrümmte Arme vermittelt, welche auf jeder Seite durch die Stopfbüchsen
der Dampfsteuerungskammern gehen.
Unter den Novitäten im Dampfmaschinenfach bemerkte man endlich auch eine
Dampfmaschine mit drei festen Cylindern, welche so
angeordnet sind, daß der eine in verticaler und die beiden anderen in geneigter Lage
sich befinden, ihre Achsen gleiche Winkel von 120° mit einander bilden, und
ihre Treib- und Kolbenstangen durch eine einzige Kurbel mit der Treibwelle in
Verbindung stehen. Um Platz zu gewinnen, sind die Cylinderkolben nach Art der sogen.
Rumpfmaschinen (trunk engines) mit weiten hohlen
Kolbenstangen und kurzen Treibstangen, die durch ein Kugelgelenk mit einander
verbunden sind, versehen, d.h. die Kolben- und Treibstange sind in einander
übergehend und bilden somit nur ein Stück. Diese eigenthümliche Maschine wurde von
Knowelden und Edwards in
London ausgestellt, und ist, wenn auch in ihrem jetzigen Zustande noch nicht zur
Reife der praktischen Vollkommenheit gelangt, doch jedenfalls der weiteren
Entwickelung fähig. Es muß übrigens bemerkt werden, daß die Erfinder diese Maschine
nicht für Land-, sondern für Schiffsmaschinen, und insbesondere zum Betriebe
einer Schiffsschraube (screw propeller) vorgeschlagen
haben, zu welchem Zwecke die Anordnung auch wirklich schon in Anwendung gekommen
ist. Aber auch für diese Anwendung dürfte sie noch manche Uebelständen mit sich
führen, z.B. daß die Schraubenachse, wenigstens für Kriegsschiffe, ziemlich hoch zu
liegen kommt.
Ueberschauen wir nun nochmals die besprochene Dampfmaschinenabtheilung und fassen wir
die durch dieselbe bei der letzten Ausstellung in London kundgegebenen
Fortschrittsresultate ins Auge, so sind es vorzüglich folgende:
1) Die Thatsache, daß die ausgestellten Dampfmaschinen im Allgemeinen nicht nur viel
vollkommener ausgeführt und rationeller construirt waren, als dieß bei der
Ausstellung im Jahre 1851 der Fall war, sondern daß auch die Maschinenconstruction
in dieser Richtung seitdem überhaupt viel allgemeiner und bedeutender geworden ist. Während vor
11 Jahren die Betheiligung des Auslandes gegen England nur sehr unbedeutend war,
finden wir dießmal die auswärtigen Staaten und besonders Amerika, Deutschland,
Frankreich, Belgien, Schweden etc., wenn auch nicht dem Umfang, so doch dem Inhalt
nach ganz vorzüglich repräsentirt und von daher sogar, wie wir gesehen, das Neueste
und Beste ausgestellt.
2) Die weitere Thatsache, daß, der Ausstellung nach zu schließen, die Dampfmaschinen
mit horizontaler Anordnung zur Zeit vorherrschend geworden sind. Ist dieß in der
Wirklichkeit auch nicht im gleichen Verhältniß der Fall, weil die größeren und
schwereren Maschinen, welche, wie wir gesehen haben, noch immer vorzugsweise als
Verticalmaschinen gebaut werden, aus einleuchtenden Gründen überhaupt weniger
ausgestellt werden, so ist doch anzunehmen, daß die Horizontalm Maschinen ihrer
Einfachheit und Solidität wegen auch in der Praxis immer mehr in Aufnahme kommen und
die verticalen Maschinen der geringeren und mittleren Sorte nach und nach verdrängen
werden.
3) Die allgemeinere Verbreitung und viel weiter getriebene Anwendung der
Hochdruck- und Expansionsmaschinen, und zwar nicht nur auf dem Continent,
sondern namentlich auch in Großbritannien selbst, wo man sich auffallender Weise am
längsten im Vorurtheil gegen dieselben gefangen gab, so daß auf der Ausstellung von
1851, in Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit, unter den größeren englischen und
schottischen Fabrikdampfmaschinen vorzugsweise nur solche mit Niederdruck und ohne
oder doch nur mangelhafter Expansion zu sehen waren,S. dieses Journal Bd. CXXII S.
401. während man bei der letzten Ausstellung umgekehrt vorherrschend nur solche
mit Hochdruck und Expansion bemerkte.
4) Die versuchsweise Einführung der Oberflächencondensation auch bei den stationären
Maschinen, eine Neuerung, welche indessen nach dem, was schon oben darüber bemerkt
worden ist, kaum eine große Zukunft für sich haben wird.
5) Die theilweise Benützung von überhitztem Dampf und verschiedene andere auf
Brennmaterialersparniß abzielende Bestrebungen.
6) Die häufigere Anwendung der direct wirkenden Dampfmaschinen für den Fall, daß man
den Dampf nicht condensiren, Raum ersparen und überhaupt eine gedrängte und
wohlfeile Construction haben will.
7) Die seltenere Anwendung der Dampfmaschinen mit Balancier, welche Anordnung man überhaupt
nur noch bei den schwereren Verticalmaschinen mit Condensation und Expansion,
besonders nach dem Woolf'schen Princip, vorfindet, indem
dieselbe in diesem Falle durch das Bedürfniß der vielen Stangen und den stabilen,
ruhigen Gang ungeachtet ihrer größeren Complicirtheit motivirt ist.
8) Der bei stationären Maschinen ebenfalls nur seltene Gebrauch der oscillirenden
oder schwingenden Dampfmaschinen, welche, da bei ihnen die Kurbelstange entbehrlich
wird, überall da, wo es, wie bei Schiffsmaschinen, wesentlich auf Raumersparniß
ankommt, von Vortheil sind, sonst aber mancherlei Nachtheile mit sich führen, in
Folge deren sie sich bei stehenden Maschinen weniger empfehlen.
9) Die fortgesetzten Versuche und Verbesserungen, welche von verschiedenen
Constructeurs, besonders von Scheutz an der direct
rotirenden oder drehenden Dampfmaschine angebracht worden sind.
10) Die verschiedenen Verbesserungen, welche einzelne Theile, wie namentlich die
Steuerungs- und Expansionsvorrichtungen, sowie der Centrifugalregulator und
der Dampfindicator durch Corliß, Allen, Porter, Richards
etc. erfahren haben.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)