Titel: | Apparate zur Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs im Leuchtgase. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XXX., S. 127 |
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XXX.
Apparate zur Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs
im Leuchtgase.
Aus dem Journal für Gasbeleuchtung, 1863 S.
353.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Dumont, über die Wasserleitungen in den Städten.
Eine besondere Aufmerksamkeit scheint man in England dem Gehalt des Steinkohlengases
an Schwefelkohlenstoff zu schenken, seitdem die Parlamentsacte von 1860
vorgeschrieben hat, daß 100 engl. Kubikfuß Gas nicht mehr als 20 Grains Schwefel
enthalten dürfen, und es wird unseren Lesern nicht unerwünscht seyn, wenn wir die
beiden Apparate, welche dort zur Bestimmung desselben hauptsächlich im Gebrauch
sind, hier mittheilen.
Apparat von F. J. Evans.
– Derselbe ist in Figur 13 dargestellt. A ist eine trockene Gasuhr, welche durch ein Uhrwerk
oder ein Wasserrad getrieben wird, so daß sie als Pumpe wirkt und das Gas oder
atmosphärische Luft durch das Eingangsrohr einsaugt, und es durch das Auslaßrohr
hinausdrückt. B ist ein Condensator, in dessen Mitte
sich ein Cylinder von Weißblech befindet, ähnlich wie ein 7zölliger Glascylinder für
einen gewöhnlichen Argandbrenner. Der Cylinder ist am oberen Ende trichterförmig
zusammengezogen und läuft in ein 5/8 zölliges Zinnrohr aus, welches spiralförmig
gewunden im Condensator liegt und unten in das Rohr c
mündet, von wo das schwanenhalsförmig gebogene Rohr d
zum Eingang der Gasuhr führt. Am unteren Ende des Cylinders ist ein tassenförmiger
Rand mit einem Abflußrohr angebracht, um alle Feuchtigkeit zu sammeln, die sich im
Apparat niederschlägt. Ein Bunsen'scher Kochbrenner wird
mit einer Schale von Weißblech so umgeben, daß der Brenner durch die Mitte der
Schale dicht hindurchgeht und die Verbrennung unmittelbar oberhalb der Schale
stattfindet. Er wird dann durch Röhren mit dem Ausgang des
Experimental-Gasmessers C in Verbindung gebracht.
Das Gas, welches man untersuchen will, muß diesen Gasmesser passiren, und es ist gut
zwischen letzterem und dem Condensator einen kleinen Scrubber b einzuschalten, den man mit Quarzstücken, welche zuvor mit schwacher
Schwefelsäure angefeuchtet wurden, füllt. Bei a ist eine
weitere Woulf'sche Flasche eingeschaltet, welche eine
Aetzkalilösung enthält. Der Condensator wird mit kaltem Wasser gefüllt, die Tasse am
Brenner mit Salmiakgeist. Wenn der Gaszähler A in mäßige
Bewegung gesetzt ist, so zieht er zunächst die Luft durch den Apparat, alsdann bringt man den
Brenner unter den Condensator, so daß die Flamme in den Cylinder hinaufgeht und die
Verbrennungsproducte durch die spiralförmigen Röhren abgesogen werden. Die
Condensationsproducte, welche am untersten Theile der Röhren abfließen, werden in
einer Vorlage aufgefangen. Um den Stand des Salmiakgeistes in der Brennertasse stets
constant zu erhalten, läßt man diesen durch eine kleine heberartig gebogene Röhre in
Tropfen zufließen. So läßt man den Apparat 7 bis 8 Tage in Thätigkeit und regulirt
den Consum auf etwa 1/2 Kubikfuß per Stunde, bis man im
Ganzen einen Verbrauch von etwa 100 Kubikfuß erreicht hat. Der Wasserstoff des Gases
verbindet sich mit dem Sauerstoff der Luft zu Wasser, der Kohlenstoff zu
Kohlensäure, und der etwa vorhandene Schwefel und das Ammoniak bilden schwefelsaures
Ammoniak.
Die flüssigen Producte der Verbrennung betragen 350 bis 400 Grains für jeden Kubikfuß
verbranntes Gas. Dieselben werden mit reiner Salpetersäure gesättigt, um zunächst
die Kohlensäure auszutreiben, bei welcher Manipulation man etwas Wärme anwendet.
Dann wird die Flüssigkeit mit einem Ueberschuß von salpetersaurem Baryt oder
Chlorbaryum versetzt, und der entstandene Niederschlag von schwefelsaurem Baryt
filtrirt, mit Wasser gewaschen, getrocknet und gewogen. 117 Gewichtstheile desselben
zeigen 16 Gewichtstheile Schwefel an. Das angewandte Ammoniak in der Brennertasse
hat den Zweck, die schweflige Säure zu binden, welche bei der Verbrennung entsteht.
Die Ammoniakdämpfe verbinden sich mit der schwefligen Säure und werden dadurch
condensirt.
Apparat von Dr. Letheby. – Derselbe ist in Figur 14
abgebildet. Das Gas geht wieder zuerst durch einen Gaszähler, und alsdann durch eine
Flasche mit Quarzstückchen, welche mit Schwefelsäure angefeuchtet sind (20
Gewichtstheile concentrirter Schwefelsäure und 30 Theile Wasser; diese Flüssigkeit
hat ein spec. Gewicht von etwa 1397, und 100 Theile derselben werden durch 54 Theile
kohlensaures Natron neutralisirt). Das Einlaßrohr reicht nur 1 Zoll durch den Kork,
das Auslaßrohr reicht nahezu bis auf den Boden. Nachdem das Gas auf diese Weise von
Ammoniak befreit ist, wird es im Verhältniß von 1/2 Kubikfuß per Stunde in einem Leslie-Brenner
verbrannt, welcher unter einem langen trichterförmigen Rohr angebracht ist. Das Rohr
ist mit einem großen Glascondensator in Verbindung; am entgegengesetzten Ende des
Condensators ist ein 4 Fuß langes Glasrohr angebracht, und zwar aufwärts gebogen, so
daß alle etwa in demselben sich niederschlagende Flüssigkeit in den Condensator
zurückläuft.
Das Ammoniak wird der Flamme in folgender Weise zugeführt: Eine weithalsige Flasche
mit dem stärksten Salmiakgeist wird unmittelbar unter den Brenner gestellt, und ein
Trichter, den Becher nach unten, mit seinem kurzen Rohrende durch die Mitte des
Brenners geführt, so daß das Ende etwa 2 Zoll über dem Brenner vorsteht. Der
natürliche Zug des Apparates reicht hin, das Ammoniak zu verdunsten und es den
Verbrennungsproducten zuzuführen.