Titel: | Ueber Rettungsapparate bei schlagenden Wettern; von Dr. A. W. Richardson. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. L., S. 198 |
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L.
Ueber Rettungsapparate bei schlagenden Wettern;
von Dr. A. W.
Richardson.
Vortrag, gehalten in der Versammlung der
British Association for the Advancement of Science. – Aus
dem Mining Journal
durch die berg- und hüttenmännische Zeitung, 1863, Nr. 44.
Richardson, über Rettungsapparate bei schlagenden
Wettern.
Bei Gelegenheit von Versuchen, welche ich über den narkotischen Einfluß verschiedener
giftiger Dämpfe anstellte, gieng mir die Idee bei, daß es möglich seyn müsse, eine
Maske zu construiren, welche der in einer mit Kohlenwasserstoffgas geschwängerten
Atmosphäre arbeitende Bergmann zum Schutz gegen den schädlichen Einfluß dieser Gase
tragen könnte, eben so wie er jetzt sich der Sicherheitslampe bedient.
Meine Versuche wurden nach drei verschiedenen Beziehungen angestellt, nämlich zur
Auffindung einer Maske, welche erstens dem Träger im Falle der Roth Sauerstoff
zuführt, oder zweitens einer solchen, welche den gewöhnlichen Sauerstoffgehalt der
Luft geeigneter macht, Vergiftungen vorzubeugen, oder drittens einer Maske, welche
das giftige Gas von der Luft scheidet.
Bezüglich des ersten Punktes habe ich zu bemerken, daß bis jetzt keine Substanz
bekannt ist, welche so reich an Sauerstoff ist, daß sie bei der Temperatur des
Athems genug davon ausgibt, um daraus eine tragbare und ihren Zweck erfüllende Maske
anfertigen zu können.
Die zweite Methode verspricht bessere Resultate und würde auf eine Maskenconstruction
mit einem Doppelventile nach Art der Chloroform-Einathmungsapparate führen,
bei welcher die Luft vor ihrem Eintritte in die Lungen über ozonisirende Substanzen
zu streichen genöthigt wäre, um den Sauerstoff activer zu machen und die
gefährlichen Gase einigermaßen zu zersetzen.
Bis jetzt habe ich als die zweckmäßigste Substanz zur Erzielung dieses Zweckes das Jod erkannt und dieses kann sehr gut zur Anfertigung
einer solchen Maske mit Doppelventil angewendet werden. Wenn man nämlich unter dem
Lufteinlaßventil ein kleines Büchschen mit durchbohrten Platten befestigt und darin
Jod ausbreitet, so erhält man eine beliebig zu öffnende Luftkammer, deren Inhalt auf
Monate und sogar Jahre hinaus eingerichtet werden kann. Ich habe eine solche Maske
angefertigt und damit mehrere Versuche angestellt, welche mir bewiesen, daß das
Leben kleiner Thiere um 3 Minuten über die Zeit hinaus verlängert werden konnte, in welcher sie ohne
diesen Jodbehälter in dem Gase gestorben seyn würden. Uebrigens halte ich dieses
Ergebniß nicht für wichtig genug, um einen besonderen Werth darauf zu legen, wenn es
auch keinem Zweifel unterliegen kann, daß mancher Mensch sich zu retten im Stande
seyn würde, selbst wenn er nur eine so kurze Zeit gewinnen könnte. Ich hoffe aber
noch dahin zu gelangen, eine Maske zu construiren, welche für eine halbe, oder eine
ganze Stunde Sicherheit verschafft, und welche so rasch wie eine gewöhnliche Maske
umgebunden werden kann, also für das Leben eben so conservirend wirksam wird, als
die Sicherheitslampe für die Lampenflamme.
Ueber die dritte Art von Masken, welche die Luft gewissermaßen filtriren würde, um
die schädlichen Gase von der sauerstoffhaltigen Luft zu trennen, kann ich nur wenig
sagen. Es eröffnet sich hier ein weites Feld der Forschung; man könnte die Luft
durch verschiedene Arten von Metallgaze, über Körper wie Platinschwamm, oder durch
poröse Thonwaaren einzuathmen versuchen, und wenn es gelänge, nach diesem Princip
eine Maske darzustellen, so würde sie natürlich vor allen übrigen den Vorzug
verdienen, weil sie von constanter Wirkung und stets fertig und bereit seyn würde.
Vielleicht können die neueren Arbeiten von Graham in
dieser Beziehung nützliche Fingerzeige geben, aber die Sache ist noch zu neu, um
ausführlich discutirt werden zu können.
Es erschien mir jedoch wichtig, diesen Gegenstand immer zur Kenntniß der brittischen
Gesellschaft zur Verbreitung der Wissenschaften zu bringen, theils um das von mir
erhaltene Resultat bekannt zu geben, theils um Anderen den Weg zu weisen, wie der
Zweck möglicherweise erreicht werden könne. Wenn ich auch nicht weiß, ob ich selbst
so glücklich seyn werde, eine Sicherheitsmaske für Bergleute aufzufinden, so hoffe
ich doch, daß die von mir angedeutete Aufgabe vor der nächsten Zusammenkunft der
Gesellschaft in Newcastle ihre Lösung gefunden haben werde.