Titel: | Ueber die Durchdringlichkeit des Schmiedeeisens bei hoher Temperatur; von H. Sainte-Claire Deville und L. Troost. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LII., S. 202 |
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LII.
Ueber die Durchdringlichkeit des Schmiedeeisens
bei hoher Temperatur; von H.
Sainte-Claire Deville und L. Troost.
Aus den Comptes rendus, t. LVII p. 965.
Deville, über die Durchdringlichkeit des Schmiedeeisens bei hoher
Temperatur.
Wir haben die Veröffentlichung unserer Versuche über diesen Gegenstand bisher
unterlassen, weil das vollkommenste im Handel vorkommende Schmiedeeisen bloß als ein
durch den Hammer zusammengedrückter Schwamm zu betrachten ist, wie das gewöhnliche
Platin. Nun konnten wir uns aber durch Hrn. Caron ein
Rohr aus einem Gußstahl verschaffen, welcher so wenig Kohlenstoff enthält, daß er
sich nicht mehr härtet (also wirklich geschmolzenes
Schmiedeeisen ist), und der auch so weich ist, daß er sich in der Kälte (ohne
Schweißen) mit dem Hammer auf eine Dicke von 3 bis 4 Millimetern ausstrecken
ließ.
An dieses Rohr wurden mit Silberloth zwei kupferne Röhren von kleinem Durchmesser
gelöthet, das Ganze in ein offenes Porzellanrohr gesteckt und in einem Ofen
angebracht. Dieses System wurde durch verkittete Fugen einerseits mit einem Apparat
verbunden, welcher luftfreies WasserstoffgasSolches Wasserstoffgas kann von Kupferoxyd vollständig absorbirt werden. lieferte; andererseits mit einer rechtwinklich gebogenen, 80 Centimeter
langen Glasröhre, die in das Quecksilber einer kleinen Wanne tauchte.
Man leitete zuerst in den auf einer hohen Temperatur erhaltenen. Apparat 8–10
Stunden lang das Wasserstoffgas, um dasselbe seine Wirkung auf die Wände des Eisens
vollständig ausüben zu lassen und auch die atmosphärische Luft sowie die
Feuchtigkeit aus dem Rohr zu vertreiben. Alsdann unterbrach man den
Wasserstoffstrom, indem man die dasselbe zuführende Röhre an der Lampe zuschmolz, und
sah nun das Quecksilber in der in die Wanne tauchenden Glasröhre steigen, bis es
eine Höhe von 740 Millimetern, fast genau die Barometerhöhe erreicht hatte.Dieser Versuch wurde acht- bis zehnmal mit ganz constanten Resultaten
wiederholt. Das Quecksilber steigt mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 4 Centimetern per Minute in der ersten Hälfte des Versuches, und diese
Bewegung wird beschleunigt, wenn man die Temperatur des Ofens erhöht.
So entstand fast das vollkommene Vacuum im Innern des Apparates, und der Wasserstoff
drang durch die Wände des Stahls, ungeachtet des atmosphärischen Druckes, so stark
ist die Endosmose der Metallmolecüle. Die Wände des Rohrs drücken also nach Art
einer Pumpe den Wasserstoff bis auf die äußere Oberfläche des Rohrs, welche mit der
Luft oder vielmehr mit dem im Porzellanrohr enthaltenen Stickstoff in Berührung ist.
Ein schmiedeeisernes Rohr, welches man in einen Feuerraum bringt, worin die Gase
reducirende sind, ist folglich ein sehr kräftiger Apparat, um allen darin
befindlichen Wasserstoff zu absorbiren.
Es fragt sich noch, ob das Eisen den Stickstoff durchläßt; darüber wird die Analyse
der in unseren Apparaten zurückbleibenden kleinen Gasmenge Aufschluß geben.
Man darf somit das Schmiedeeisen nicht zur Construction geschlossener Apparate
anwenden, welche einer hohen Temperatur ausgesetzt zu werden bestimmt sind.
Aufnahme von Gasen durch geschmolzene glasige Substanzen.
– Hr. Debray hatte in meinem Laboratorium ein sehr
dünnflüssiges Glas dargestellt, indem er mehrere Kilogramme von Kalk und Smaragd in
einem Graphittiegel zusammenschmolz; als ich solches Glas in eine rothglühende
Schale goß, bemerkte ich, daß sich aus der Masse, in dem Augenblick wo sie teigig
wurde, allenthalben sehr große Oasblasen entwickelten, welche an der Oberfläche
platzten; beim Entzünden bildeten sie eine farblose oder schwach gelb gefärbte
Flamme. Es war dieses Wasserstoff, der lediglich den Gasen des Feuerraums entnommen
war, welche durch die porösen Wände des gut geschlossenen Tiegels drangen. Die
glasigen Substanzen vermögen daher die Gase aufzulösen, wie dieß beim Silber, der
Bleiglätte und wahrscheinlich noch vielen anderen Substanzen der Fall ist. Einige
glasige Substanzen geben bei einer gewissen Klebrigkeit diese Gase wieder aus, wie das bei meinem Versuche
angewandte Glas; andere halten sie ohne Zweifel zurück, wie der Obsidian, und lassen
sie bei der geringsten Wärme entweichen, um sich in Bimsstein zu verwandeln.