Titel: Die Dampf-Feuerspritze von Merryweather und Field.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXII., S. 261
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LXII. Die Dampf-Feuerspritze von Merryweather und Field. Aus dem Mechanics' Magazine, Juli und August 1863, S. 526 u. 592. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Merryweather und Field's Dampf-Feuerspritze. Diese verbesserte Dampfspritze (welche den Erfindern im J. 1863 in England patentirt wurde) ruht auf einem Wagengestell, und zwar tragen die Hinterräder den Kessel, vor welchem die Dampfcylinder und die Pumpe angebracht sind. Der Kessel besteht aus einer verticalen Feuerbüchse mit darüber befindlicher Wasser- und Dampfkammer, von deren unterer Platte eine Anzahl Röhren herabreichen, die um den Eingang des Rauchcanals aufgestellt sind und von denen eine Anzahl nach innen gebogen ist, um sie in unmittelbare Berührung mit dem Hauptfeuer zu bringen. In diesen Röhren stecken engere, oben und unten offene, welche oben trompetenartig erweitert sind, um das Eintreten und ungestörte Hinabfließen von dichten Wasserströmen zu erleichtern, die außen vom aufsteigenden Dampf umgeben sind. Das Dampfrohr, welches den Dampf aus dem Dampfcylinder nach dem Rauchfang ableitet, geht zuerst nach unten in eine Kammer, deren untere Fläche eine Prellplatte bildet, von wo dann der Dampf nach oben zurückgeworfen wird, um den Zug zu vermehren. Zur Bewirtung einer Dampffederung läßt man den Kolben des Dampfcylinders über die Hauptdampfwege hinaus gehen, wornach der Dampf und Rückdampf durch einen engeren, genau abzugleichenden Canal geleitet werden. Der Dampf tritt in den Arbeitscylinder der Maschine durch ein Schieberventil, welches durch ein kleines Dampfventil bewegt wird, das seine Bewegung durch Treibstangen von der Kolbenstange der Maschine aus empfängt. Große Maschine. – Die große eincylindrige Dampfspritze zeigt Fig. 1 im Aufriß; Fig. 2 ist ein senkrechter Längendurchschnitt ihres Dampfcylinders und ihrer Ventile. Das Gestell a, a der Maschine besteht hauptsächlich aus auf Federn ruhenden Winkeleisen und ist mit den Rädern b, b versehen. Der Kessel c ist etwas unterhalb dem Niveau der Dampf- und Wasserräume am Gestell aufgehängt, so daß die zu seiner Befestigung dienenden Bolzen nicht durch jene Räume hindurchgehen und also keine Undichtheit veranlassen können. Das Dampfrohr d geht nach der Ventilkammer e und ebenso das engere Rohr d' nach der Kammer e', die zur Regulirung der Bewegung des Kolbenventils dient, welches den Ein- und Austritt des Dampfes bewirkt. Diese Construction ist in Fig. 2 dargestellt. Die beiden Kolben f, f' eines Kolbenventils bewegen sich in einer passenden Ventilkammer e, in welche der Dampf durch das Rohr d eintritt. Die Stange f² des Kolbenventils ist nach vorne verlängert und mit einem kleinen Kolben i versehen, welcher sich in einem Cylinder bewegt, zu welchem abwechselnd an die eine und die andere Seite des Kolbens Dampf durch ein kleines Schieberventil i² von gewöhnlicher Construction zugelassen wird. Die Ventilkammer e steht mit dem Hauptcylinder j durch vier Wege k, k', l, l' in Verbindung, welche nach den Canälen m, m' sich öffnen, die zu der vorderen und hinteren Fläche des Cylinders führen. Enge Oeffnungen n, n' gehen nach den Hauptcanälen m, m' und enthalten Hähne, um den Austritt des Dampfes nach dem bewirkten Federn des Kolbens zu reguliren. Die Wirkung des Ventilkolbens wird durch Hebel o, o' regulirt, welche durch die Glieder i, p' mit der dem Dampfcylinder j und der Pumpe q gemeinschaftlichen Kolbenstange verbunden sind. Die Hebel o, o' ertheilen der oscillirenden Welle r Bewegung, auf der die Scheibe s befestigt ist, welche mit verstellbaren Aufhaltern versehen ist, welche abwechselnd auf jede Seite eines Hebelarms t wirken, der in die Stange des Schiebers i² eingreift. In der in Fig. 2 gezeichneten Stellung hat der Kolben j' (in Folge des durch die Oeffnung k auf seine vordere Seite wirkenden Dampfdruckes) eben seinen Schub nach hinten vollbracht und durch Verschluß des hinteren Hauptcanals veranlaßt, daß der Dampf hinter dem Kolben ein Kissen bildet, wodurch das Moment des Kolbens hinlänglich verändert worden ist, um eine Beschädigung des hinteren Cylinderdeckels zu verhüten, während der das Kissen bildende (federnde) Dampf zugleich nach und nach durch die Oeffnung n in das Abzugsrohr l' entweicht. Die Kolbenstange hat während ihrer Rückbewegung in derselben Richtung die Hebel o, o', die Welle r und die Scheibe s bewegt; letztere beschreibt einen großen Theil ihres Bogens ohne den Hebel t zu treffen. Wenn aber der entsprechende verstellbare Aufhalter in Berührung mit der Vorderseite des Hebels gekommen ist, so wird der Schieber i² unmittelbar in die gezeichnete Stellung versetzt, dadurch Dampf auf die vordere Seite des kleinen Kolbens i zugelassen, dieser also zurückgetrieben, dadurch die Kolben f, f' in die punktirt angegebene Stellung gebracht, mithin der Kolben j' zum entgegengesetzten oder Vorwärts-Schube veranlaßt, und zwar anfangs mittelst des Dampfzutritts durch die kleine Oeffnung n, dann, nach Vorübergang und Bloßlegung des hinteren Dampfweges, durch den hierdurch eintretenden vollen Dampf. Diese Bewegung dauert so lange, bis der Kolben j' nahe am Ende des Schubes anlangt, der Kolben i wieder verschoben und das Gegentheil veranlaßt wird. Natürlich können das Gestell, der Kessel und die allgemeine hier beschriebene Anordnung auch auf eine Maschine mit mehreren Cylindern und Pumpen angewendet werden. Fig. 3 ist ein senkrechter Durchschnitt des Kessels und Fig. 4 zeigt einige Röhren in vergrößertem Maaßstabe. Der beliebig construirte Rost liegt in dem Raum v, welcher sich unterhalb des Wasser- und Dampfraumes u, u' befindet. Von der Röhrenplatte x hängt eine Reihe von Röhren x' nach der Feuerung herab, welche gekrümmt, oder sonst in einer die Ausnutzung der Hitze ermöglichenden Weise geformt sind. Diese Röhren x' enthalten andere x², welche unten offen und oben erweitert sind, damit der im ringförmigen Zwischenraum aufsteigende Dampfstrom den in der inneren Röhre absteigenden Wasserstrom nicht störe. Zu diesem Zweck können auch andere Vorkehrungen als die trompetenartige Erweiterung des inneren Rohres getroffen werden. Der aus der Maschine kommende Dampf geht durch das Abzugsrohr y in die Kammer y', welche dem Rauchrohr gegenüber eine Oeffnung hat, durch die der Dampf nach oben strömt und daher den Zug der Luft durch den Feuerrost vermehrt. Dabei wirkt die untere Fläche dieser Kammer als eine Prellplatte, durch welche die Flamme und Feuergase aufgehalten und abgelenkt werden, damit sie nicht zu rasch und direct in das Rohr ziehen. Der Rand der Röhrenplatte x ist nach abwärts gebogen, so daß ein ringförmiger Sack x³ zum Ansammeln von Schlamm und Schmutz entsteht, wenn solcher aus den Röhren emporgeworfen wird; besondere Oeffnungen dienen zum zeitweisen Ablassen dieses Niederschlags. Kleine Maschine. – Fig. 5 ist eine perspectivische Ansicht der kleinen Dampf-Feuerspritze von Merryweather und Field. Diese Maschine ist mit demselben Kessel versehen wie die große und dieser im äußeren Ansehen sehr ähnlich; der Hauptunterschied besteht in der Anordnung der Cylinder, Pumpen und der Steuerung. Die Construction des Kessels ist das Bemerkenswertheste bei den Dampfspritzen dieser Firma und derselben ist wohl großentheils der Erfolg zuzuschreiben, welcher mit ihren Maschinen bei den letzten öffentlichen Proben erzielt wurde.Wir verweisen auf den ausführlichen Bericht über das am 1. Juli 1863 in London im Sydenham-Palast abgehaltene Wettspritzen englischer und amerikanischer Maschinen, S. 100 in diesem Bande des polytechn. Journals.A. d. Red.

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