Titel: | Die Glas- und Schmirgelpapier-Fabrik von Dumas-Frémy in Ivry; nach einem Bericht von Chevallier und Duchesne. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXXI., S. 283 |
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LXXI.
Die Glas- und
Schmirgelpapier-Fabrik von Dumas-Frémy in Ivry; nach einem
Bericht von Chevallier und
Duchesne.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, November 1863, S. 645.
Ueber Dumas' Glas- und
Schmirgelpapier-Fabrik.
Hr. Dumas hat in seiner FabrikDie Niederlage derselben ist in Paris, rue
Beautreillis, 21. verschiedene Verbesserungen eingeführt, welche die bisherigen Uebelstände
der Schmirgel- und Glaspapier-Fabrication zu vermeiden und die
Herstellungskosten zu verringern gestatten.
Die Dimension der verarbeiteten Papierbogen wechselt von 32 auf 23 bis zu 43 auf 27
Centimeter, je nach der Qualität.
Die Fabrik hat eine große Ausdehnung; in allen Sälen wird die Luft durch Ventilatoren
nach dem Fauchet'schen, von Piat verbesserten System gereinigt. Der Mechanismus sämmtlicher
Ventilatoren wird durch ein Göpelwerk in Bewegung gesetzt. Das Schmieren der
Getriebe für die Ventilatorflügel geschieht mit Eisenbahnwagenschmiere statt mit
Oel, wodurch das Verspritzen und das dadurch bewirkte Verderben des Papiers
vermieden wird.
Der Leim, womit man das Papier vor dem Bestäuben bestreicht, wird aus zu feinen
Fasern zerschnittenen Hautabfällen (sogen. vermicelles)
bereitet. Von diesen kommen 230 Kil. mit 100 Kil. Kaninchenhäuten, 15 Kil. Alaun,
930 Liter Wasser und 1–2 Proc. Glycerin in einen
Kessel, worin das Ganze etwa 7 Stunden lang gekocht wird. Hierauf wirft man das
Product auf ein Sieb und preßt den Rückstand mittelst einer Revillon'schen, von Dumas verbesserten
Percussionspresse aus. In der Mitte dieser Presse ist ein durchlöchertes Rohr
angebracht, so daß die leimige Flüssigkeit ganz ablaufen kann; dieselbe wird durch
die Luft nach außen gepreßt. Nachdem in dieser Weise alles Brauchbare abgepreßt
worden ist, erhält man einen als Dünger verkäuflichen Rückstand und einen Leim,
welchem man beim Erkalten 21 Kil. schweflige Säure zusetzt, worauf er nach
12–15 Stunden die zum Gebrauche passende Consistenz annimmt. Es werden
täglich 800–1200 Kil. Leim verbraucht; derselbe muß stets frisch seyn.
Die angewandten Papiersorten sind bulle oder ordinaire, registre
und couronne bleue, die zum Theil eigens für diese Industrie
aus altem Tau- und Netzwerk u. dgl. fabricirt werden.
Jeder der 30 Arbeitsplätze enthält einen hölzernen Tisch mit Rand, nebst einem Kasten
für das Glas oder den Schmirgel. Ueber dem Tisch befindet sich ein eisernes Gitter,
worauf die Arbeiterin das Papier legt, um es mit den verschiedenen Sorten
Glas- oder Schmirgelpulver zu bestreuen. Jede Arbeiterin hat einen irdenen
Ofen, auf welchem der Leim im Wasserbade durch ein Gemenge von Holzkohle und
Torfkohle warm erhalten wird.
Der Leim wird mit einer Bürste auf dem Papier ausgebreitet, dieses alsdann auf das
Gitter gelegt, bestreut und dann auf Bretern zum Trockenraum befördert. Nach dem
Trocknen kommen die Blätter wieder in den Arbeitssaal zurück und werden zum
zweiten- und drittenmal geleimt und dann abermals getrocknet. Schließlich
wird jeder Bogen nachgesehen, die defecten werden entfernt oder beschnitten.
Die fertigen Bogen werden, je nach der Nummer ihres Korns, in besondere Kästen
gebracht, um in den Handel geliefert zu werden; man gebraucht durchschnittlich auf
1000 Bogen:
Schmirgel
34 Kil.
Eisenschlacken
30 „
Sandstein
8 „
Glas
10 „
Feuerstein
10 „
Für Streupulver erster Qualität wird Schmirgel von Naxos angewandt; die
Eisenschlacken liefern ein billiges, aber wenig aushaltendes Product. Natürlicher
Schmirgel reibt die Metalle ab und polirt sie, ohne sie zu ritzen, während
Eisenschlacken (künstlicher Schmirgel) dieselben ritzen, ohne sie zu poliren; der
Schmirgel hat eine graulichbraune, die Schlacken haben eine schwarzbraune Farbe.
In der Fabrik passiren die Materialien Beutelsiebe, wo sie in folgende Sorten
getrennt werden:
Nr. 00
sehr fein;
Nr. 0
fein;
Nr. 6
halbfein;
Nr. 5
mittel;
Nr. 4
mittel;
Nr. 3
halbgrob;
Nr. 2
grob;
Nr. 1
sehr grob.
Der Schmirgel wird zuerst, zur vollständigen Entfernung des Standes, gebeutelt und
dann erst mit der Hand ausgesiebt, um das Korn zu erhalten.
Im Durchschnitt fabricirt Hr. Dumas-Frémy
jährlich zwischen 4,500,000 und 5,000,000 Bogen, oder täglich im Winter
18–22, im Sommer 23–25 Tausend. Die Arbeiterinnen erhalten 1
1/2–3 1/2 Fr. täglich und geschickte sogar mehr. Sie wechseln täglich mit der
Arbeit, so daß sie nur etwa alle 18 Tage die feinen Pulver anwenden; da nur diese
stäuben, so wird durch diese Abwechselung jede schädliche Wirkung auf ihre
Gesundheit vermieden.
Das Glas- und Schmirgeltuch wird in folgender Weise dargestellt:
Man wählt Calico von verschiedener Stärke, je nach der zu erzeugenden Qualität,
taucht ihn in Leim und spannt ihn auf Rahmen zum Trocknen; dann wird eine zweite
Schicht Leim mit der Bürste aufgetragen, bestreut, getrocknet und zum drittenmale
geleimt. Nach dem Abnehmen von den Rahmen wird das Tuch aufgerollt. Dieses Fabricat
wird in den Spinnereien und von den Tischlern vielfach angewandt. Es ist zwar
theurer als das Papier, dafür aber dauerhafter und handlicher beim Gebrauch.
Die Lüftung der Fabrikräume trägt viel zum leichten Trocknen bei, da die Luft
fortwährend erneuert wird. Außerdem wird die Gesundheit der Arbeiterinnen durch
folgende Anordnungen erheblich geschützt: 1) der Aufenthalt in den Trockenräumen
dauert nur kurze Zeit und das Einathmen der beim Trocknen sich entwickelnden Gase
wird also vermieden; 2) die Arbeit wird regelmäßig gewechselt; 3) der Arbeitsraum
mit Asphaltboden ist leicht und schnell zu reinigen; 4) endlich werden nur geschlossene Beutelvorrichtungen benutzt.