Titel: | Wenham's combinirte Locomobile. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXXXIII., S. 323 |
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LXXXIII.
Wenham's combinirte Locomobile.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Wenham's combinirte Locomobile.
Auf der kurz vor Weihnachten stattgehabten Ausstellung des Smithfield-Clubs in
der neuen Glashalle in Islington (nördliche Vorstadt von London) befand sich unter
anderen Neuigkeiten auch die in den beigegebenen Skizzen dargestellte combinirte
Locomobile, welche uns ganz besondere Aufmerksamkeit zu verdienen scheint und sich
vortrefflich zur Einführung in Deutschland eignen möchte. Die wesentliche
Eigenthümlichkeit besteht darin, daß hier unseres Wissens zum erstenmale das
bekannte Princip der Regeneration und abermaligen Benutzung des Abdampfes in einem
zweiten größeren Cylinder auf landwirthschaftliche transportable Maschinen
angewendet wird. Die Vortheile des Systems sind in die Äugen springend,
namentlich für Maschinen von größerer Stärke; relative Kleinheit und geringes
Gewicht des Kessels, geringerer Verbrauch an Brennmaterial und Wasser, vereint mit
der Annehmlichkeit jeder doppelcylindrigen Maschine in Betreff der Ruhe der Arbeit,
des Angehens von jedem Punkte aus u.s.w. Den Nachtheil größerer Complication und
etwas höheren Preises theilt die vorliegende Maschine allerdings mit jeder
doppelcylindrigen; derselbe wird jedoch gegen die geschilderten Vortheile gänzlich
zurücktreten. Die combinirte Maschine, welche auf der Smithfield-Ausstellung
erschien, verbrauchte bei einem Ueberdruck von 100 Pfd. auf den Quadratzoll nur 2
Pfd. Steinkohle per Indicator-Pferdestärke, oder
3 Pfd. per effective. Der Preis für eine 8pferdige
Maschine ist bei dem Verfertiger, F. H. Wenham in London,
250 Pfd. Sterl. = 1700 Thaler.
Fig. 24 und
25
stellen eine solche 8pferdige Maschine dar. A ist der
Röhrenkessel; er hat 2' Durchmesser bei 4' Röhrenlänge, ist mit einem Dom D versehen und enthält 31 Stück zweizöllige Röhren; B ist die wie gewöhnlich construirte Feuerkiste; C ist die Ranchbüchse, in der sich der Regenerator c befindet. Derselbe besteht aus einer cylindrischen, mit einer senkrecht
auf die Basis abgeschnittenen flachen Oberseite versehenen Hülle, zwei Röhrenplatten
und 31 in Stärke, Weite und Lage genau den Feuerröhren des Kessels entsprechenden,
einen Fuß langen Röhrenstücken. In diesen Regenerator tritt durch das Rohr b der aus dem kleinen Cylinder a ausströmende Abdampf, wird durch die warmen aus den Röhren des Kessels
abziehenden Gase auf's Neue erwärmt und gespannt, und durch das Rohr e dem großen Cylinder d
zugeführt, wirkt hier zum zweitenmale und entströmt dann durch das Ausblaserohr f in den Schornstein. Der kleine Cylinder hat 5, der
große 8 Zoll Durchmesser; der Hub ist 16 Zoll. Steht der Krummzapfen des kleinen
Kolbens auf dem todten Punkte und die Maschine soll angehen, so läßt man mittelst
eines besonderen kleinen Rohres mit Hahn und Zugstange aus dem Kessel directen Dampf
in den Regenerator, und schließt sofort nach dem Angehen diese Verbindung
wieder.
Die Führung der Krenzköpfe dieser Maschine geschieht mittelst eines verticalen
Schlittens, eine lobenswerthe Abweichung von den meisten englischen Maschinen,
welche immer noch die Vierlinealführung anwenden. J. Pintus. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1864,
Nr. 5.)