Titel: | Apparat zur Erzeugung optischer Täuschungen auf Bühnen, von H. Dircks und J. H. Pepper. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXXXIX., S. 348 |
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LXXXIX.
Apparat zur Erzeugung optischer Täuschungen auf
Bühnen, von H. Dircks und
J. H.
Pepper.
Aus dem London Journal of arts, December 1863, S. 329;
durch das polytechnische Centralblatt, 1864 S. 170.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Dirck's Apparat zur Erzeugung optischer Täuschungen auf
Bühnen.
Das Theater muß außer der gewöhnlichen Bühne noch eine zweite Bühne haben, welche
etwas tiefer als die gewöhnliche liegt und dem Publicum nicht unmittelbar sichtbar
ist. Diese verborgene Bühne wird durch künstliches Licht stark erleuchtet, kann aber
auch sofort verfinstert werden, während die gewöhnliche Bühne und der Zuschauerraum
durch das gewöhnliche Licht erleuchtet bleiben. Auf der gewöhnlichen Bühne wird eine
große Glaswand aufgestellt, und die verborgene Bühne kommt zwischen diese Glaswand
und den Zuschauerraum zu liegen. Man ist auf diese Weise im Stande, auf der Bühne eine Gestalt
sichtbar werden zu lassen, welche mit den lebenden Schauspielern zugleich
erscheint.
Fig. 9 zeigt
diese Anordnung im Durchschnitt. In der gewöhnlichen Bühne befindet sich eine
Oeffnung a. und unter derselben eine verborgene Bühne
b. Die Oeffnung a kann,
wie die Abbildung zeigt, durch Fallthüren geschlossen werden; in diesem Falle können
die Schauspieler ungehindert über der verborgenen Bühne sich hin und her bewegen.
Die scheinbaren menschlichen Gestalten oder Objecte, welche den Zuschauern
vorgeführt werden sollen, befinden sich auf der unteren Bühne d und werden durch Kalk-, elektrisches oder anderes Licht stark
erleuchtet, und dieses Licht muß die Gestalt bei allen Bewegungen, die dieselbe zu
machen hat, begleiten. Die verborgene Bühne b, von
welcher Fig.
10 den Grundriß zeigt, kann zu diesem Zwecke mit ihren Lichtquellen c auf einen Wagen gestellt werden, der auf Schienen
beweglich ist, so daß stets die Lichtquellen den Bewegungen der Gestalt folgen. Man
kann aber auch die Lichtquellen unbeweglich machen; nur muß dann der ganze Raum
innerhalb dessen die Gestalt sich bewegt, beleuchtet seyn. Die Lichtquellen müssen
so eingerichtet seyn, daß man sie plötzlich auslöschen oder verdecken, aber auch
plötzlich wieder leuchten lassen kann, damit man im Stande ist, nach Belieben die
Gestalt verschwinden oder entstehen zu lassen, während gleichzeitig die gewöhnliche
Bühne und der Zuschauerraum nach dem zu erzielenden Effecte mehr oder weniger
beleuchtet sind. Hierzu dient eine Planke b', welche im
gehobenen Zustande, wie die punktirten Linien andeuten, die Lichtquelle von der
verborgenen Bühne abschneidet, oder statt derselben ein gewöhnlicher Schirm. Benutzt
man Kalklicht, so kann man die gewünschten Effecte dadurch erzeugen, daß man den
Gasstrom allmählich oder plötzlich absperrt, um nach Belieben die Gestalt allmählich
oder plötzlich verschwinden zu lassen. Wenn die Fallthüren über der verborgenen
Bühne offen sind, so wird die Oeffnung und die Beleuchtung unter derselben theils
durch die entsprechende Lage der Thüre d, theils durch
den Schirm e dem Publicum unsichtbar gemacht. Der Schirm
e hindert zugleich, daß eine Gestalt auf der
verborgenen Bühne zufälligerweise auf der gewöhnlichen Kühne sichtbar wird.
Der auf der Bühne b stehende Schauspieler, welcher die
Gestalt darstellt, lehnt sich gegen die Wand k, welche
mit der Glaswand genau parallel und ebenso wie die Bühne b mit schwarzem Sammt überzogen ist, damit die Bilder der Wand k und der Bühne b nicht
reflectirt werden. Die Glaswand f ist eine auf der
gewöhnlichen Bühne befindliche Glasplatte von hinreichender Größe, um das Bild des
auf der verborgenen Bühne befindlichen Schauspielers oder Objectes in seiner ganzen Länge so zu
reflectiren, daß es den Zuschauern auf allen Plätzen des Theaters sichtbar wird. '
Die Glasplatte befindet sich in einem beweglichen Rahmen, den man leicht durch
Schrauben oder Seile unter dem richtigen Winkel einstellen kann, nämlich so, daß das
Bild auf die gewöhnliche Bühne zurückgeworfen wird.
Der Rahmen der Glasplatte wird durch die Scenerie verdeckt und kann mit der Platte in
eine Kammer g versenkt werden. Um die Glasplatte in der
gewünschten Lage zu erhalten, dient ein Seil h in
Verbindung mit den Stiften i. Das Glas wird entweder eingestellt, wenn die Bühne vom
Publicum abgeschlossen ist, und bleibt dann während der Scene in seiner Stellung,
oder es wird während der Scene selbst unter einem Halbdunkel, welches dem Publicum
die Bewegung verbirgt, gehoben und eingestellt: im letzteren Falle muß man zuvor den
richtigen Neigungswinkel genau ermittelt haben, auch muß die obere Stange des
Rahmens sehr schwach seyn oder lieber ganz weggelassen werden. Diese letztere
Anordnung macht es möglich, daß ein Schauspieler auf der sichtbaren Bühne den Platz
betritt, welchen unmittelbar nachher das Glas einnimmt; plötzlich wird das Glas
aufgezogen, die Fallthüren werden geöffnet, der Schauspieler oder das Object auf der
verborgenen Bühne wird beleuchtet und es erscheint die entsprechende Gestalt auf der
sichtbaren Bühne. Zur Erhöhung des Effectes können die Gläser, mit welchen die
Lichtquellen umgeben sind, inwendig gefärbt seyn. Da die Schauspieler auf der Bühne
selbst das Bild nicht sehen, so muß ihnen die Stelle, an welcher es dem Publicum
erscheint, genau bezeichnet werden. Damit die Gestalt in aufrechter Stellung
sichtbar wird, muß der Schauspieler auf der verborgenen Bühne eine Lage annehmen,
welche der Glasplatte möglichst genau parallel ist; durch die Wand k, gegen welche er sich anlehnt, wird ihm dieß
erleichtert. Ist eine Glasplatte nicht breit genug, um die verschiedenen Stellen der
Bühne, an welchen die Gestalt erscheinen soll, zu überdecken, so muß man zwei oder
mehrere nebeneinander anwenden und die Berührungsstellen derselben durch die
Scenerie verdecken. (Patentirt in England am 5. Februar 1863.)